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geholt und in meine Hände gelegt. Sie haben mich daran erinnert, dass der christliche Glaube eben nicht nur geglaubt werden will; er will auch gelebt, geteilt, gegessen, ausgesprochen und ausgeübt werden, und zwar in der Gegenwart anderer Menschen. Die Sakramente haben mich daran erinnert, dass ich nicht für mich alleine Christ sein kann, und wenn ich es noch so sehr versuche. Ich brauche eine Gemeinschaft. Ich brauche die Kirche.

      Um es mit Barbara Brown Taylor zu sagen: „In Zeiten des Informationsüberflusses … ist das Letzte, das wir brauchen, mehr Information über Gott. Wir brauchen die Praxis der Auferstehung, durch die Gott die Leben derer rettet, die durch ihre intellektuelle Zustimmung staubtrocken geworden sind, deren Vorrat an Brot des Lebens erschreckend klein ist. Sie wollen um jeden Preis mehr Gott erfahren. Nicht mehr über Gott. Mehr Gott.“5

      Deshalb erzähle ich euch meine Geschichte in sieben Abschnitten, durch die Bildsprache der Taufe, der Beichte, des Sakraments der Weihe, des Abendmahls, der Konfirmation, der Krankensalbung und der Ehe. Das sind die sieben Sakramente, die die römisch-katholische Kirche und die orthodoxe Kirche kennen, aber man braucht sie nicht als die einzigen Sakramente der Kirche zu betrachten. Ich könnte auch leicht über das Sakrament des Pilgerns, das Sakrament der Fußwaschung, das Sakrament des Wortes, das Sakrament des Hähnchenauflaufs oder über eine beliebig lange Liste weiterer äußerlicher Zeichen für innere Gnade schreiben. Wenn ich diese sieben Sakramente nutze, geht es mir nicht um ein theologisches oder ekklesiologisches Ziel, sondern um ein sehr literarisches. Sie sind die Heringe, die mein kleines Zelt, mein kleines Heiligtum von einer Geschichte am Boden halten. Ich habe sie ausgesucht, weil sie eine gewisse Allgemeingültigkeit beinhalten, denn selbst in Gemeinden, die nicht ausdrücklich sakramental sind, wird doch die Auffassung, was den Wahrheitsgehalt der Sakramente im Allgemeinen angeht, geteilt.

      Die Kirche sagt uns, dass wir geliebt sind (Taufe).

      Die Kirche sagt uns, dass wir fehlerhaft sind (Beichte).

      Die Kirche sagt uns, dass wir berufen sind (Weihe).

      Die Kirche gibt uns zu essen (Abendmahl).

      Die Kirche heißt uns willkommen (Konfirmation).

      Die Kirche salbt uns (Krankensalbung).

      Die Kirche vereinigt uns (Ehe).

      Natürlich kann die Kirche auch lügen, verletzen, beschädigen und ausschließen. Dieses Buch betrachtet die dunklen Ecken der Kirche ebenso wie ihre Pracht im Licht der Buntglasfenster. Aber dieser Generation, die sich schwer damit tut, herauszufinden, wofür Kirche eigentlich gut ist, wünsche ich, dass diese sieben Mysterien uns daran erinnern, zu „schmecken und (zu) sehen, dass der Herr gut ist“ (Psalm 34,8) – und vielleicht nicht aufzugeben. Ich hoffe, sie erinnern uns daran, wie sehr wir einander brauchen.

      Ich habe auf diesen Seiten Geschichten von Kirchengemeinden aus unterschiedlichen Traditionen versammelt – Baptisten, Mennoniten, Anglikaner, Katholiken, Pfingstler, Konfessionslose –, und ich habe mich großzügig an Texten von Christen bedient, von Alexander Schmemann (orthodox) über Nadia Bolz-Weber (evangelisch-lutherisch) und Will Willimon (methodistisch) bis zu Sara Miles (episkopal). Ich habe Geschichten von Laien und Pastoren, Freunden und Bloglesern, Kirchgängern und Kirchenfernen gesammelt. Das hier ist meine Geschichte, aber sie ist auch die vieler anderer.

      Das Buch heißt auf Englisch „Searching for Sunday“, auf der Suche nach dem Sonntag. Aber es geht weniger darum, nach einer Sonntagskirche zu suchen, als darum, nach der Auferstehung am Sonntagmorgen zu suchen. Es geht um all die seltsamen Wege, durch die Gott Totes zurück ins Leben holt. Es geht darum, aufzugeben und neu anzufangen. Es geht darum, warum ich – selbst an Tagen, an denen ich befürchte, dass all das Reden über Jesus und Auferstehung und ewiges Leben ein Haufen Stuss ist, der uns nur irgendwie durch eine im Grunde bedeutungslose Existenz helfen soll –, warum ich also selbst an solchen Tagen gerne mit den Füßen zur aufgehenden Sonne hin begraben werden möchte.

      Für alle Fälle.

      TEIL I

Taufe

      EINS

      Wasser

       … es [gab] einst einen Himmel […] und eine Erde,

       die durch das Wort Gottes aus Wasser entstand und

       durch das Wasser Bestand hatte.

      – 2. Petrus 3,5

      Am Anfang schwebte der Geist Gottes über dem Wasser.

      Das Wasser war finster und tief und überall, so sagen uns die Vorväter, ein endloses Urmeer.

      Dann teilte Gott die Wasser, schob einen Teil davon hinunter, um Ozeane, Flüsse, Tautropfen und Quellen zu schaffen, und schleuderte die restlichen reißenden Ströme nach oben, wo sie hinter einem gläsernen Firmament eingeschlossen wurden, komplett ausgestattet mit Türen, die sich für den Mond öffnen, und Fenstern, durch die der Regen auf die Erde fallen kann. In der Kosmologie des antiken Nahen Ostens hing alles Leben zwischen diesen Wassern, verletzlich wie ein ungeborenes Kind im Mutterleib. Mit einem Seufzen des Geistes konnten die Wasser in und über die Erde hereinbrechen und ihre Bewohner in kürzester Zeit ertränken. Die Geschichte von der Sintflut beginnt, als „alle Quellen der gewaltigen Urflut auf[brachen] und die Schleusen des Himmels [sich] öffneten“ (1. Mose 7,11). Der Gott, der am Anfang die Wasser geteilt hatte, wollte neu anfangen, also spülte Gott die Welt weg.

      Für Menschen, deren Überleben von den unergründlichen Launen des Tigris, Euphrats und Nils abhing, stellte Wasser sowohl Leben als auch Tod dar. In Ozeanen wimmelte es nur so von Monstern, renitenten Geistern und riesigen Fischen, die einen Mann am Stück verschlucken konnten. Die Flüsse waren randvoll mit wankelmütigen Möglichkeiten – sie konnten reiche Ernte bringen, den Handel vorantreiben oder austrocknen. In diese Welt hinein sprach Gott die Sprache des Wassers, verwandelte die Flüsse der Feinde in Blut, rief Quellen aus Felsen in der Wüste hervor, spielte Kuppler an Brunnen und verhieß eine Zukunft, in der das Recht strömen soll wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. Und die Menschen erwiderten sein Reden, indem sie nach Geburt, Geschlechtsverkehr, Menstruation, Opfern, Konflikten und Fehltritten die Reinheit von Körper und Geist in rituellen Bädern suchten. „Entsündige mich mit Ysop, dann werde ich rein“, schreibt der König-Dichter David, „wasche mich, dann werde ich weißer als Schnee“ (Psalm 51,9).

      Es ist naiv, anzunehmen, all diese uralten Visionen müssten wörtlich verstanden werden, um wahr zu sein. Wir wissen, wie unsere Vorfahren auch, um die Gefahr und die Notwendigkeit des Wassers. Wasser lässt uns im Mutterleib gedeihen, wo unser geistähnliches Gewebe das Fruchtwasser in sich aufnimmt und wieder ausscheidet, das unsere Lungen und Knochen und Gehirne wachsen lässt. Wasser strömt durch unseren Körper und macht unseren Planeten blau. Wasser wirbelt bei einem Tsunami Autos herum wie Blätter, Wasser, das in einem Augenblick ein Schiff verschlucken und über Äonen hinweg einen Canyon aushöhlen kann, Wasser, nach dem wir mit milliardenschwerem Gerät auf dem Mars suchen wie Affen nach Läusen, Wasser, das wir im Namen Gottes auf kahle Babyköpfe träufeln, Wasser, mit dem wir foltern und weinen, Wasser, das die unsichtbaren Krankheiten verbreitet, an denen auch heute wieder viertausend Kinder sterben werden, Wasser, das, wenn es nur ein paar Grad wärmer wird, die Erde überfluten und uns alle wegwaschen wird.

      Aber so wie Wasser Moses auf dem Nil seinem Schicksal entgegentrug, so trug das Wasser auch ein anderes Baby aus dem Körper seiner Mutter heraus in eine erwartungsvolle Welt. Jetzt in Fleisch gekleidet, wurde der Gott, der einst über den Wassern schwebte, von den Händen eines unbändigen Predigers aus der Wildnis in ebenjene Wasser untergetaucht. Als Gott wieder auftauchte, sprach er von lebendigem Wasser, das den Durst für immer stillt, und davon, wiedergeboren zu werden. Er ging fischen und wusch die Füße seiner Freunde. Er berührte die, die kultisch unrein waren. Er spuckte in den Staub, schickte Dämonen in den Ozean und spazierte über ein aufgewühltes Meer. Er hatte Durst, und er weinte.

      Nachdem

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