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Er ließ den bewaldeten Hang roden und eine erste Grenzfeste mit Heerlager errichten. Er stärkte das Militär und führte erfolgreiche Feldzüge gegen die Slawen, die fortan zähneknirschend Tribut an den König zu entrichten hatten. So legte König Heinrich I. die Saat für eine prächtige Entwicklung zur Residenzstadt der Wettiner. Über 800 Jahre beherrschte diese Fürsten- und Königsfamilie in einer schier endlosen Ahnenreihe die Geschicke Sachsens. Aus Platzmangel verlor Meißen um 1485 seinen Status als wettinische Hauptstadt an Dresden.

      Seit 1863 schaut das Denkmal Heinrichs I. mit ernstem Gesichtsausdruck auf uns lebende Zeitgenossen herunter. Die meisterhafte Bronzeskulptur schuf Robert Henze, ein Kommilitone von Johannes Schilling an der Dresdner Kunstakademie. Zu Füßen des stolzen Königs plätschert der gleichnamige Brunnen mit Stufen. Gerne sitze auch ich im Sommer auf dem warmen Sandstein im Schatten zweier ausgewachsener Linden und genieße das beste Eis der Stadt vom benachbarten Venezia-Eiscafé. Das verleiht diesem geschichtsträchtigen Ort ein bisschen Leichtigkeit.

      Wenige Meter hinter dem Denkmal steht das ehemalige Franziskanerkloster, seit 1903 Stadtmuseum, und wartet unter anderem mit interessanten Sonderausstellungen auf.

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      Denkmal am Heinrichsplatz

      D-01662 Meißen

      Tourist-Information

      Markt 3

      D-01662 Meißen

      +49 (0)3521 41940

       www.touristinfo-meissen.de

      Meißen: Meißner Dom

      Harmlos präsentiert sich heute der Domplatz im freundlichen Mittagslicht. Folgende Szene verlangt ein gänzlich anderes Wetterszenario: Gespenstische Nebel wallen über den Burghof. Vorn am Burggrafenpalast gibt es einen Menschenauflauf. Todesschreie, scharfe Befehle, sausende Schwerthiebe und auf einmal herrscht Grabesstille. Nur noch der kalte Wind lässt Blätter über das Pflaster rascheln. Ein Steinkreuz am Burghofeingang erinnert bis heute an das blutige Gemetzel Anno 1407, als dem Zwickauer Bürgermeister und drei Ratsherren wegen Gehorsamsverweigerung die Köpfe abgeschlagen wurden.

      Aus dem Mittelalter sind auch harmlosere Episoden des Burgbergs überliefert wie jenes schlichte Rätsel im Gewand eines Reimes: »Wo ist der Berg, auf dem drei Schlösser stehn und nebenher drei Wasser gehn?« Es handelt sich um den Meißner Burgberg mit Bischofspalast, Markgrafenburg und Burggrafenpalast, flankiert von Elbe, Triebisch und Meisabach! Burggraf, Markgraf und Bischof fungierten im Mittelalter eher als rivalisierende Autoritäten denn als harmonische Troika in Sachen Machtausübung. Besonders von Bischof Benno (1066–1106) sind eine schwankende Haltung und Rebellion gegen den König überliefert. Als der widerständige Kirchenmann festgenommen wurde, warf er die Domschlüssel voller Wut in die Elbe. Als Bischof Benno nach längerer Haft wieder in sein Amt zurückkehrte, fing ein Fischer für das Abendmahl des Heimkehrers einen Elbekarpfen. Aus dessen Leib wurde der Legende nach jener Schlüsselbund geborgen!

      Die Arbeiten am Dom wurden vor über 750 Jahren begonnen und trotz sich wandelnder Baustile gilt er heute als gotischer Kirchenbau. So ist ein homogenes wie gewaltiges Gotteshaus entstanden, dessen Vollendung erst vor einhundert Jahren mit den beiden neogotischen Turmspitzen ihren Abschluss fand.

      Auf einem schönen Spaziergang außen um den Burgberg die Aussicht genießen und ein Gläschen Meißner Wein auf der Terrasse des Domkellers kosten.

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      Meißner Dom

      Domplatz 7

      D-01662 Meißen

      +49 (0)3521 452490

       www.dom-zu-meissen.de

      Nünchritz: Schlosskirche in Diesbar-Seußlitz

      Heinrich Graf von Bünau war unzufrieden mit dem verlotterten Zustand des Anwesens. Er hatte 1722 Schloss mit Kirche und Park gekauft und strebte eine Neugestaltung an. Kein Geringerer als der aus dem Erzgebirge stammende Ratszimmermeister George Bähr wurde mit dieser Aufgabe betraut, ziemlich zeitgleich mit einer anderen, die ihn unvergessen machen sollte: der Bau der neuen Frauenkirche in Dresden. Insofern konnte es sich bei den Baumaßnahmen in Diesbar-Seußlitz, 40 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt, nur um einen Nebenjob handeln. Bähr konzipierte für die Kirche neue Emporen, ein Oratorium für die Adligen, veränderte Fenster und modifizierte Sitzgelegenheiten. 1727 erstrahlte das Gotteshaus schließlich im barocken Gewand und beeindruckt den Besucher bis heute schon beim Betreten des Kirchenschiffes. Alle Dimensionen, die Verzierungen, Licht und Schatten, wirken harmonisch und ausgewogen. Ich setze mich in eine der Bankreihen und möchte gar nicht mehr aufstehen. Die Beschriftung an den Rückseiten der Lehnen lässt mich schmunzeln: Gärtnerin, Köchin, Verwalterin, Jägerin und Brauerin – Bierbrauen war damals nicht nur eine Männerdomäne. Die Emanzipation von Frauen begann in Sachsen offenbar bereits im 18. Jahrhundert. Auch die Kehrmagd hatte einen Stammplatz. Pfiffig ist die nicht namentliche Beschriftung der Plätze, die auf diese Weise berufsbezogen vererbt werden konnten.

      Einen Besuch wert ist zudem der angrenzende Schlosspark. Auf der Terrasse am Herrengebäude stehen einige Statuen. Keck blicken sie in den Park und haben erstaunlich sportliche Figuren, ganz im Gegensatz zu ihren barocken Schwestern im Dresdner Zwinger oder im Barockgarten Großsedlitz. Zwölf weitere Sandsteinskulpturen veredeln den Aufstieg zum Gartenhaus Heinrichsburg gegenüber, Sinnbild für die Monate eines Jahres.

      Romantische Wanderungen in den Seußlitzer Grund und über den Burgwall retour sind empfehlenswert. Einkehr unterhalb des Ausblicks Schöne Aussicht im Restaurant Zum Ross!

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      Schlosskirche Seußlitz

      Bergstraße 12

      D-01612 Nünchritz – Diesbar-Seußlitz

       www.kirchspiel-grossenhain.de

      Tourist-Information im Haus des Gastes

      An der Weinstraße 1a

      D-01612 Diesbar-Seußlitz

      +49 (0)35267 50909

       www.nuenchritz.de

      Diera-Zehren: Landgasthaus und Hotel Jägerheim Löbsal

      Biegt der Lieblingsplatzentdecker auf der rechten Flussseite hinter Meißen im Elbweindorf Nieschütz von der Elbtalstraße ab und spaziert den steilen Berg zwischen Weinbergen und Wald hinauf, steht er nach wenigen Minuten im kleinen Dörfchen Löbsal. Ein paar hübsche Häuser, rundum Wald und Felder, auffallende Ruhe und kurz hinter dem Dorfeingang der lauschige Biergarten des über 200 Jahre alten Jägerheims Löbsal. Unter altehrwürdigen Linden und Kastanien lässt es sich auf liebevoll gestrichenen historischen Klappstühlen an Tischen mit rot-weiß karierten Decken entspannen. Aus gutbürgerlicher Küche lockt ein leckeres Bauernfrühstück

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