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meines Gesangs.«

      Ihre Darbietung war erfreulich, wenn auch keineswegs überwältigend. Nach ein oder zwei Liedern und noch bevor sie auf die Bitten einiger Zuhörer eingehen konnte, doch weiterzusingen, erbot sich eifrig ihre Schwester Mary, die sich in der Erkenntnis, als Einzige in der Familie unattraktiv zu sein, sehr um Wissen und Bildung bemüht hatte und immer darauf aus war, sie vorzuführen. Mary hatte weder Talent noch Geschmack, und obwohl sie aus Eitelkeit fleißig war, klangen bei ihrem Spiel Pedanterie und Herablassung durch, die auch größerer Vollkommenheit auf dem Instrument Abbruch getan hätten. Dem Vortrag der unaffektierten und natürlichen Elizabeth hörte man mit weit mehr Vergnügen zu, obgleich sie nicht halb so gut spielte. Mary war am Ende ihres langen Konzerts froh, Komplimente und Dank für die schottischen und irischen Tänze einheimsen zu können, die sie auf Wunsch ihrer jüngeren Schwestern gespielt hatte, welche mit einigen der Lucas-Mädchen und zwei oder drei Offizieren begeistert am anderen Ende des Raumes tanzten.

      Mr. Darcy betrachtete diese Art, den Abend unter Ausschluss von Gesprächen zu verbringen, in ungehaltenem Schweigen aus der Nähe und war zu sehr in Gedanken versunken, um zu merken, dass Sir William neben ihm stand, bis dieser ihn schließlich ansprach:

      »Was für ein hübsches Vergnügen für junge Leute, nicht wahr, Mr. Darcy! Nichts geht übers Tanzen. Ich halte es für eine der ersten Errungenschaften jeder kultivierten Gesellschaft.«

      »Gewiss, Sir, und es hat den Vorteil, auch bei den weniger kultivierten Gesellschaften auf der Welt in Mode zu sein. Jeder Wilde kann tanzen.«

      Sir William lächelte nur. »Ihr Freund tanzt ausgezeichnet«, fuhr er nach einer Pause fort, als er sah, wie Mr. Bingley sich der Gruppe anschloss. »Ich zweifle nicht daran, dass auch Sie ein Kenner auf diesem Gebiet sind, Mr. Darcy.«

      »Ich nehme an, Sie haben mich in Meryton tanzen sehen, Sir?«

      »Ja, gewiss, und es hat mir nicht unbeträchtliches Vergnügen bereitet. Tanzen sie oft bei Hof?«

      »Niemals, Sir.«

      »Finden Sie nicht, dass es eine angemessene Ehre für diesen Ort wäre?«

      »Es ist eine Ehre, die ich keinem Ort antue, wenn ich es irgend vermeiden kann.«

      »Sie haben ein Haus in London, nehme ich an?«

      Mr. Darcy verbeugte sich.

      »Früher habe ich mit dem Gedanken gespielt, mich auch in London niederzulassen, denn ich fühle mich in gehobener Gesellschaft sehr wohl, aber ich war nicht sicher, ob die Londoner Atmosphäre Lady Lucas zusagen würde.«

      In Erwartung einer Antwort machte er eine Pause; aber sein Gesprächspartner war nicht zu einer Entgegnung aufgelegt, und da Elizabeth in diesem Augenblick auf sie zukam, hielt er es für einen besonders galanten Einfall, ihr zuzurufen:

      »Liebe Miss Elizabeth, warum tanzen Sie nicht? Mr. Darcy, erlauben Sie mir, Ihnen diese junge Dame als eine sehr begehrenswerte Partnerin vorzustellen. So viel Schönheit können Sie einfach keinen Korb geben.« Aber als er ihre Hand nahm und sie Mr. Darcy geben wollte, der überrascht war, aber nicht unwillig, sie zu ergreifen, zog sie sie sofort zurück und sagte leicht irritiert zu Sir William:

      »Ich habe nicht die mindeste Absicht zu tanzen, Sir. Ich möchte keineswegs den Eindruck erwecken, eines Partners wegen hierhergekommen zu sein.«

      Mit beherrschtem und gemessenem Anstand bat Mr. Darcy sie um die Ehre ihrer Hand, aber umsonst. Elizabeth war entschlossen, und auch Sir William konnte sie durch seine Überredungskünste nicht in ihrem Entschluss wankend machen.

      »Dabei tanzen Sie so ausgezeichnet, Miss Eliza, dass es grausam wäre, mir das Vergnügen zu rauben, Ihnen zuzusehen; und obwohl dieser Herr im Allgemeinen nicht gerne tanzt, wird es ihm doch nichts ausmachen, uns eine halbe Stunde lang den Gefallen zu tun.«

      »Mr. Darcy ist überhaupt ein sehr höflicher Mensch«, sagte Elizabeth lächelnd.

      »Das ist er, aber bei so viel Liebreiz, meine liebe Miss Elizabeth, braucht uns seine Gefälligkeit nicht zu verwundern – wer würde schon eine solche Partnerin ausschlagen?«

      Elizabeth blickte schelmisch und wandte sich ab.

      Ihre Widerspenstigkeit hatte ihr bei Mr. Darcy nicht geschadet, und er dachte gerade mit Wohlgefallen über sie nach, als er von Miss Bingley angesprochen wurde:

      »Ich kann mir schon denken, warum Sie so nachdenklich sind.«

      »Das kann ich mir kaum vorstellen.«

      »Sie denken darüber nach, wie unerträglich es wäre, viele Abende auf diese Weise zu verbringen – und noch dazu in dieser Gesellschaft; und ich bin eigentlich ganz Ihrer Meinung. Ich habe mich selten mehr gelangweilt. Diese Geschmacklosigkeit und dabei dieser Krach, diese Leere und diese Selbstgefälligkeit. Ich gäbe etwas darum, wenn ich Ihre Lästereien über die Leute hören könnte!«

      »Sie sind völlig im Irrtum! Meine Gedanken waren angenehmer beschäftigt. Ich habe über das Vergnügen nachgedacht, das zwei schöne Augen im Gesicht einer hübschen Frau in einem hervorrufen können.«

      Miss Bingley sah ihn augenblicklich scharf an und wollte von ihm wissen, welcher Dame das Verdienst zukomme, ihn zu derlei Gedanken inspiriert zu haben. Mr. Darcy sagte mit großer Unerschrockenheit:

      »Miss Elizabeth Bennet.«

      »Miss Elizabeth Bennet!«, wiederholte Miss Bingley. »Sie setzen mich in Erstaunen. Wie lange ist sie schon Ihre Auserkorene? Und wann, bitte, darf ich Ihnen gratulieren?«

      »Das ist genau die Frage, die ich von Ihnen erwartet hatte. Die Phantasie einer Frau arbeitet mit ungeheurer Geschwindigkeit. Sie springt in einem Augenblick von Sympathie zu Liebe, von Liebe zu Hochzeit. Ich wusste, Sie würden auf der Stelle gratulieren.«

      »Na, wenn Sie es ernst meinen, betrachte ich die Angelegenheit als endgültig. Und Sie werden eine ganz besonders reizende Schwiegermutter haben, die natürlich ständig bei Ihnen in Pemberley sein wird.«

      Er hörte ihr völlig unbeteiligt zu, während sie sich auf diese Weise unterhielt, und als seine Ungerührtheit sie überzeugt hatte, dass keine Gefahr bestand, ließ sie ihrem Witz freien Lauf.

      Kapitel 7

      Mr. Bennets Vermögen bestand fast ausschließlich aus einem Besitz, der zweitausend pro Jahr brachte, aber zum Unglück seiner Töchter als unveräußerliches Erbe in Ermangelung von Söhnen einem entfernten Verwandten zufallen würde.6 Das Vermögen ihrer Mutter, obwohl zu ihren Lebzeiten ausreichend, konnte den Verlust des väterlichen Erbes nur schwer ausgleichen. Ihr Vater war Rechtsanwalt in Meryton gewesen und hatte ihr viertausend Pfund hinterlassen.

      Ihre Schwester war mit einem Mr. Philips verheiratet, der als ehemaliger Angestellter ihres Vaters dessen Praxis übernommen hatte. Ihr Bruder hatte sich als angesehener Kaufmann in London niedergelassen.

      Longbourn war nur eine Meile weit von Meryton, eine bequeme Entfernung für die jungen Damen, die es meist drei- oder viermal in der Woche hinüberzog, um ihre Tante und die Putzmacherin gleich gegenüber zu besuchen. Die beiden Jüngsten der Familie, Catherine und Lydia, machten diesen Weg am häufigsten. Sie waren oberflächlicher als ihre Schwestern, und wenn es nichts Besseres zu tun gab, dann blieb ihnen am Vormittag nur ein Gang nach Meryton, um Gesprächsstoff für den Abend zu haben; und so spärlich die ländlichen Neuigkeiten auch fließen mochten, sie fanden immer Mittel und Wege, etwas Neues von ihrer Tante zu erfahren. Augenblicklich, welch ein Glück, waren sie mit aufregenden Neuigkeiten gut versorgt, denn ein Regiment der Miliz war in der Gegend stationiert worden, das den ganzen Winter über bleiben sollte, und Meryton war das Hauptquartier.

      Von ihren Besuchen bei Mrs. Philips brachten sie nun jedes Mal die aufregendsten Nachrichten mit. Jeden Tag erfuhren sie mehr über die Namen der Offiziere und ihre Verbindungen. Auch ihre Quartiere blieben nicht lange ein Geheimnis, und schließlich lernten sie die Offiziere selbst kennen. Mr. Philips suchte sie alle auf, und dies eröffnete seinen Nichten eine ungeahnte Quelle der Glückseligkeit; sie sprachen von nichts anderem

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