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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-048-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Jan J. Moreno

       Der Galgen wartet auf Sam Roskill

       In Havanna ist der Teufel los – die Spanier greifen hart durch

      Die Frau war entweder von üblem Lumpenpack überfallen worden oder beim Reiten gestürzt. Sie lag mitten auf dem Weg, das schulterlange dunkle Haar umspielte ihr Gesicht.

      Der Kutscher hatte Mühe, die Pferde zu zügeln.

      „Warum hältst du an, Pedro?“ erklang eine weibliche, aber durchaus befehlsgewohnte Stimme aus der Kutsche.

       „Jemand liegt auf dem Weg, Doña.“

       „Sieh nach, ob diese Person noch lebt!“

      Pedro Carvena sprang vom Kutschbock und lief zu der reglos daliegenden Frau.

      Aus der Nähe erkannte er, daß sie verdammt hübsch war. Leider hatte sie eine doppelläufige Pistole, deren Mündung unmißverständlich auf seinen Bauch zielte.

       In einem Anfall von Heldentum glaubte Pedro, es mit zehn Gramm Blei aufnehmen zu können. Er sah noch die grelle Stichflamme, aber dann versank die Welt in blutroten Farben. Er war schon tot, als er unter die Hufe der scheuenden Pferde geriet …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Irene Hardenberg – gehört angeblich einer alten Lübecker Handelsfamilie an und hat es mehr als faustdick hinter den Ohren.

      Maria de Pasajes – als Mätresse des verschwundenen Gouverneurs von Kuba hat sie noch gewisse Beziehungen, die sie ausnutzt.

      Rodrigo Martinez – läßt sich als Teniente auf ein Degenduell ein und verliert dabei einen Teil seiner Nase.

      Sam Roskill – verhält sich zwar wie ein edler Ritter, landet aber dennoch unter einem Galgen, um zum Tode befördert zu werden.

      Philip Hasard Killigrew – muß wieder einmal Himmel und Hölle in Bewegung versetzen, um Sieger zu bleiben.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      In den Tagen der letzten Septemberdekade des Jahres 1598 glich die Inselhauptstadt Havanna einem Pulverfaß mit glimmender Lunte. Jede Sekunde konnte der Funke überspringen und in einer verheerenden Explosion alles zerstören, was in Jahrzehnten mühevoll aufgebaut worden war. Gesetzlosigkeit und das Recht des Stärkeren würden jede Ordnung hinwegfegen.

      Die Gerüchteküche brodelte. Spekulationen über den Tod seiner Allerkatholischsten Majestät Philipp II., König von Spanien und Portugal, waren in aller Munde.

      Daß die Dons nicht nur nervös reagierten, sondern gerade jetzt eine selten gekannte Wachsamkeit an den Tag legten, hatten die Seewölfe am eigenen Leib erfahren. Die Schebecke, in einer einsamen Bucht vor Anker liegend, war von einer Patrouille aufgespürt und angegriffen worden. Ben Brighton, der in Abwesenheit von Philip Hasard Killigrew das Kommando führte, hatte sich zur Flucht nach Great Abaco entschlossen, zum Stützpunkt des Bundes der Korsaren. Natürlich nicht, ohne dem Seewolf und seinen Begleitern durch Gary Andrews eine entsprechende Nachricht überbringen zu lassen.

      Daß die vier Arwenacks – Hasard, Dan O’Flynn, Sam Roskill und Gary Andrews – vorerst in Havanna festsaßen, war noch kein Beinbruch. Zum einen ahnte kein Spanier etwas davon, zum anderen hatten sie im Handelshaus Arne von Manteuffels sicheren Unterschlupf gefunden. Der deutsche Kaufherr galt als loyal, hatte er sein Kontor auf Kuba doch seinerzeit mit Billigung des Gouverneurs Don Antonio de Quintanilla eingerichtet.

      Daß Philip Hasard Killigrew, der Seewolf und Schrecken spanischer Kapitäne, und Arne von Manteuffel Vettern waren, wußten nur Eingeweihte. Beide glichen einander wie ein Ei dem anderen, waren hochgewachsen und breitschultrig, hatten die gleichen eisblauen Augen und ähnelten sich auch in ihren Charakterzügen frappierend. Lediglich Hasards schwarze Haarfarbe kontrastierte zu von Manteuffels blondem Haar.

      „Wir gehen rauhen Zeiten entgegen“, sagte der Deutsche wie beiläufig. „Das Ableben Seiner Majestät dürfte in der Folge für einige Unruhe sorgen.“

      „Du befürchtest umwälzende Veränderungen in den spanischen Kolonien?“

      Arne musterte seinen Vetter Hasard. Er zuckte mit den Schultern.

      „Welche Vermutung willst du zuerst hören? Die gute oder die schlechte?“

      „Die gute.“

      Arne von Manteuffel trat hinter sein Schreibpult, wirbelte den Federkiel hoch und zielte damit auf des Seewolfs Brust.

      „Man spricht von hundert Millionen Dukaten Staatsschulden, die Philipp hinterlassen haben soll. Wir haben das schon diskutiert, und das ist weiß Gott kein Pappenstiel. Der Konvoi aus elf Gold- und Silberschiffen, der demnächst unter Segel geht, wird nur der Anfang sein. Die Dons werden alles dransetzen, um Neu-Spanien, Yucatán und Venezuela bis hinunter nach Neu-Kastilien und Neu-Toledo noch intensiver auszuplündern als bisher.“

      „Wir können ihr Tun schwerlich unterbinden.“ Hasard seufzte. Mitleid mit den bedauernswerten Sklaven, die für die Spanier schuften mußten, war aus seiner Stimme herauszuhören. „Wir können lediglich unseren Teil dazu beitragen, daß die Reichtümer Spanien nicht erreichen.“

      „Damit wären wir bei dem weniger Angenehmen“, sagte Arne von Manteuffel unbewegt. „Der Hof wird die fähigsten Männer und vermutlich schwer armierte Kriegsgaleonen in die Neue Welt entsenden, um das Piratenunwesen zumindest einzudämmen.“

      „Natürlich“, erwiderte Hasard lächelnd. „Warum auch nicht?“

      Sein Vetter stutzte. „Du tust, als ginge das alles dich herzlich wenig an, dabei solltest du eine solche Entwicklung keineswegs auf die leichte Schulter nehmen.“

      „Ich habe nie einen Don gefürchtet“, sagte Hasard. „Außerdem siehst du zu viele Sturmwolken hinter der Kimm. Ein umfassender Schlag gegen die Karibik-Wölfe wird den Spaniern nicht gelingen, denn die meisten ihrer hohen Beamten kochen ihr eigenes Süppchen. Warum ist unser ehrenwerter Gouverneur Jorge Martinez Hals über Kopf aus Havanna verschwunden?“

      „Weil ihm nach dem Tod Philipps eine Menge Ärger droht.“

      „Ihm, Arne, nicht uns. Das ist ein bedeutsamer Unterschied. Die Spanier haben mit sich selbst hinreichend

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