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hatte er sein Leben lang gewartet. Er war Kapitän eines Piratenschiffes! Daß er dabei gleichzeitig seine Rache befriedigen konnte, indem er den Araber tötete, der ihn bis aufs Blut gepeinigt hatte, war nur eine kleine Zugabe, die er allerdings genießen wollte.

      Mac Dundee war jetzt fast sicher, daß sie es noch schaffen konnten. Er sah, daß an Deck der spanischen Galeone, die sie ansteuerten, Zustand herrschte. Der Kapitän ließ den Anker lichten. Segel wurden gesetzt.

      Mac Dundee strich mit der linken Hand über die glutrote Narbe an seinem Kopf.

      „Zu spät!“ flüsterte er heiser. „Wir kriegen euch!“

      Einer der Männer auf dem Quarterdeck, die ihn sofort akzeptiert hatten, als sei er schon jahrelang ihr Kapitän, wies nach Steuerbord.

      Mac Dundee wandte den Kopf. Ein Schiff war hinter den Klippen aufgetaucht. Es fuhr mit halbem Wind über Seuerbordbug auf die beiden ankernden Galeonen zu.

      Mac Dundee pfiff durch die Zähne. Der Kapitän dieses Schiffes mußte ein Wahnsinniger sein, bei Legerwall mit vollem Zeug in diese Bucht zu segeln. Was hatte der Mann vor?

      Mac Dundee starrte zu dem kleinen Schnellsegler hinüber, der nur zwei Masten hatte und am Großmast unter einem Großmarsrahsegel ein Gaffelsegel fuhr. Unter dem Bugspriet blähte sich die Blinde und schien das schnelle Schiff vorwärts zu reißen.

      Unruhe erfaßte Mac Dundee. Er spürte, wie die Blicke seiner Männer an ihm hingen. Sie erwarteten, daß er etwas unternahm. Aber wie sollte er etwas unternehmen, wenn ihm völllig schleierhaft war, was der neue Feind, der da heranbrauste, im Schilde führte? Fast sah es so aus, als wolle er ihnen zu Hilfe eilen und nicht den Spaniern.

      Mac Dundee wußte, daß er jetzt keine Schwäche oder Unentschlossenheit zeigen durfte.

      „Wir halten den Kurs!“ rief er. „Alle Männer halten sich bereit zum Entern!“ Er biß die Zähne zusammen. Er wollte sich auf die spanische Galeone konzentrieren, die ab und zu noch Kanonenschüsse abfeuerte, aber nicht mehr traf. Doch immer wieder schweiften seine Blicke hinüber zu dem schnellen Segler, der sich eine Lücke zwischen der ankernden Galeone und dem Land zu suchen schien.

      Obwohl Mac Dundees Schiff vor dem Wind lief, war es langsamer als der andere Segler. Mac Dundee konnte es nicht begreifen, aber der Mann hatte tatsächlich die Lücke gefunden und stieß hinein, und als dann seine drei Backbordgeschütze zu feuern begannen und die Kugeln in der Takelage des Spaniers einschlugen, herrschte an Deck des Piratenschiffes sekundenlang völlige Ruhe, bevor ein Sturm der Begeisterung losbrach.

      Das schnelle Schiff war kein Feind!

      Mac Dundee konnte sich nicht vorstellen, wer es war, der zu seinen Gunsten in den Kampf eingriff. Das wichtigste war, daß es sich nicht um einen Spanier handelte. Wahrscheinlich war es ein anderes Piratenschiff. Mac Dundee war in diesem Augenblick bereit, mit den anderen Piraten die zu erwartende Beute zu teilen, doch je mehr sie sich der Galeone näherten, desto mehr setzte sich seine unermeßliche Habgier durch.

      Irgendwie würde es ihm schon gelingen, die anderen zu überfahren, auch wenn er ihnen zu verdanken hatte, daß er sein Leben nicht in dieser Bucht aushauchen mußte.

      2.

      Seit dem Ruf Dan O’Flynns, der im Großmars hockte, befand sich die Mannschaft der „Isabella III.“ in Gefechtsbereitschaft. Zuerst hatte Dan nur die vom Wind zum Land hinübergetriebenen, zerfaserten Rauchwölkchen gesehen, dann hatte er die Mastspitzen erkannt, die nur eben über die Klippen ragten, an die Philip Hasard Killigrew seiner Meinung nach viel zu dicht heransegelte.

      Noch bevor sie die Klippen umrundet hatten, wußten alle Männer an Bord der „Isabella III.“, was sie erwartete.

      Der Kanonendonner war unmißverständlich.

      Die Frage war nur, wer sich dort in die Haare geraten war. Nach Hasards Informationen hielten sich auf dieser Seite des Neuen Kontinents nur Spanier auf. Es gab nur eine Möglichkeit.

      Die Dons hatten Francis Drake und die „Golden Hind“ aufgespürt und lieferten ihr nun einen Kampf auf Leben und Tod.

      Philip Hasard Killigrew preßte die Lippen aufeinander. Er betete darum, daß er nicht zu spät auf dem Schauplatz des Gefechtes erschien.

      Seine eisblauen Augen richteten sich auf die Klippen. Sie liefen fast zu nah an sie heran. Hasard wußte das, aber nur dann, wenn er wie der Blitz aus heiterem Himmel zwischen die Feinde fuhr, hatte er die Möglichkeit, gegen einen vielleicht übermächtigen Feind zu bestehen.

      Hasard lächelte und entblößte seine weißen, ebenmäßigen Zähne, als er Ben Brightons mißbilligenden Blick auf sich ruhen sah. Er wußte, daß Ben dieses Mnöver für selbstmörderisch hielt, aber der Bootsmann hatte sich inzwischen schon so sehr an seinen Kapitän gewöhnt, daß er nicht einmal mehr Einwände gegen Irrsinnsmanöver erhob.

      Hasard schaute zur Takelage seines kleinen Schiffes hoch. Er fuhr die „Valdivia“, die er in „Isabella III.“ umgetauft hatte, noch nicht lange, und dennoch war er bereits eins mit dem Schiff. Es war hervorragend getrimmt, und mit seinem Gaffelsegel am Großmast wies es Segeleigenschaften auf, wie Hasard sie bisher nur von den kleinen Loggern kannte, die von französischen Küstenschiffern gefahren wurden.

      Auf der Suche nach der „Marygold“ und der „Elizabeth“ hatte er mit Ben Brighton und Ferris Tucker den letzten Schliff in den Trimm des Schiffes gebracht. Ben Brighton hatte ein neues, größeres Segel für den Großmars nähen lassen, daß der „Isabella III.“ noch mehr Geschwindigkeit verlieh. Hasard war sicher, daß kein Spanier, der an dieser Küste segelte, in der Geschwindigkeit mit der neuen „Isabella“ mithalten konnte.

      „Verdammt, Hasard, willst du uns alle zu den Fischen schicken?“

      Ben Brighton hatte es nicht mehr ausgehalten. Alarmiert wies er mit der rechten Hand auf die kleinen Schaumkronen vor den ins Wasser ragenden Klippen. „Vielleicht reichen die Klippen noch ein paar hundert Yards unter Wasser weiter“, fuhr Ben Brighton fort. „Wir ...??

      „Okay, Ben“, unterbrach Hasard seinen Bootsmann. „Geh etwas härter an den Wind. Aber wenn wir an den Klippen vorbei sind, läßt du die ‚Isabella‘ voll abfallen. Ich möchte den Dons die ersten Schüsse in die Takelage setzen, bevor sie überhaupt merken, daß ein neuer Gegner aufgetaucht ist.“

      „Aye, aye“, murmelte Ben Brighton. Ihm war nicht wohl bei diesem Unternehmen. Er wußte gern immer vorher, was ihn erwartete. Seiner Meinung nach hätte es nicht geschadet, wenn sie weiter von der Küste geblieben wären und sich erst einmal vergewissert hätten, ob es überhaupt Kapitän Drake mit seiner „Golden Hind“ war, der dort in der Klemme steckte. Ben gab dem Rudergänger Pete Ballie den Befehl, ein paar Strich nach Backbord zu gehen. Als er sich umdrehte, stand Hasard nicht mehr neben ihm. Er war hinunter in die Kuhl gegangen, um mit Ferris Tucker und Al Conroy, die für die drei Backbord- und die drei Steuerbordgeschütze verantwortlich waren, zu sprechen.

      Ben Brighton wußte, was das zu bedeuten hatte. Er war jetzt für den Kurs verantwortlich.

      Die Schaumkronen waren nur knapp einen Faden vom Schiff entfernt. Ben Brighton war darauf vorbereitet, jeden Augenblick das fürchterliche Krachen zu vernehmen, wenn der Rumpf der „Isabella“ von den unter Wasser liegenden Klippen aufgerissen wurde.

      Doch dann hatten sie die Klippen umschifft und hatten plötzlich den Blick in die weite Bucht frei.

      Dan O’Flynns Stimme überschlug sich fast, als er zum Deck hinunterschrie, was er erkannte.

      „Zwei ankernde spanische Galeonen, die von einem anderen Schiff angegriffen werden. Es ist nicht die ‚Golden Hind‘!“

      Gebannt starrten die Männer in die Bucht.

      Hasard kniff die Augen zusammen. Blitzschnell erfaßte er die Situation. Das Schiff, das die beiden Spanier angriff, war schon ziemlich gerupft. Der Großmast ragte wie ein kahler, vom Blitz gespaltener Baum in den Himmel. Die Vorderstenge fehlte. Das Schiff wurde mit dem Focksegel, der Blinde und dem Besansegel

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