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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-701-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Hasard junior ballte die Hände zu Fäusten.

      „Wenn du deine Futterluke nicht sofort abschottest, kriegst du was aufs Haupt!“ kündigte er mit hochrotem Gesicht an.

      „Und das Gepiepse soll ich ernst nehmen?“ fragte Philip junior keck. „Dich heb’ ich allemal noch mit einer Hand in die Höhe und lasse dich da oben verhungern!“

      Hasard reagierte noch fuchtiger.

      „Ha! Schau dir mal diese Faust hier an. Hinter ihr steckt die Wucht einer Kanonenkugel! Allein bei ihrem Anblick müssen dir ja schon die Klüsen aus dem Kopf fallen.“

      Philip bemühte sich, ein betont überlegenes Gesicht zu ziehen.

      „Das soll mich wohl beeindrucken, was? Schnuppere lieber mal an meinen Fäusten, die riechen nämlich nach Friedhof!“

      „Alter Angeber!“

      „Selber einer!“

      „Bin ich nicht!“

      „Bist du doch!“

      Die zwölfjährigen Zwillingssöhne des Seewolfs standen sich wie zwei Kampfhähne gegenüber. Jeder schien nur darauf zu warten, daß der andere das Gefecht eröffnete. Schließlich war das Anfangen eine wichtige Sache, weil es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit das spätere Donnerwetter des Seewolfs dämpfte, wenn man mit treuherzigem Blick darauf verweisen konnte, daß es der andere gewesen war, der den Streit begonnen hatte.

      Wenn es darauf ankam, hielten die Bengels wie Pech und Schwefel zusammen. Trotzdem ließ sich ab und zu eine handfeste Keilerei nicht vermeiden, dafür sorgte schon der Alltag auf der Dreimastgaleone. Wenn es manchmal tage- oder gar wochenlang nichts anderes zu sehen gab als Wasser, Himmel und die geheimnisvolle Linie der Kimm, dann wirkte das mitunter auf die Gemüter wie eine brennende Fackel auf die Pulverkammer. Am schlimmsten war es, wenn man sich – wie auch jetzt – nicht darauf einigen konnte, wessen Meinung wohl die absolut richtige war.

      Al Conroy, der schwarzhaarige und stämmige Stückmeister, schüttelte den Kopf. Er hatte den letzten Teil der hitzigen Debatte mitgekriegt, weil er auf der Kuhl erschienen war, um die Musketen und Pistolen zu begutachten, die von den Zwillingen gereinigt, worden waren.

      „He, ihr beiden“, sagte er grinsend, „ihr wollt wohl einen Krieg anfangen, was? Verzupft euch lieber mal zur Kombüse und schaut nach, was Mac und der Kutscher in ihren Pfannen bruzzeln haben. Mein Magen rumort wie ein mittlerer Vulkan.“

      Aber so schnell waren die „Rübenschweinchen“, wie der Profos der „Isabella IX.“ die Zwillinge zu nennen pflegte, nicht zu besänftigen.

      „Ist doch wahr!“ maulte Hasard. „Der Kerl macht vielleicht einen Wind wegen der verdammten Schnappschloßpistolen! Er behauptete doch glatt, die seien besser als die altbewährten Radschloßwaffen.“

      „Das sind sie auch!“ fauchte Philip.

      „Das sind sie nicht!“ tönte es sofort zurück.

      „Schluß jetzt!“ Al Conroys Stimme klang so, als dulde sie keinerlei Widerspruch. Dennoch gelang es ihm nur mühsam, ein Lächeln zu unterdrücken. „Solange ihr euch noch nicht um blondgelockte Mädchen streitet, läßt sich die Sache wohl noch geradebiegen. Und was die Radschloß- und die Schnappschloßpistolen betrifft, so hat jede der beiden Arten ihre Vor- und Nachteile. Aber nur, was die Handhabung und die Funktionsweise betrifft, denn die Wirkung der Schüsse dürfte absolut gleich sein. Derjenige, der die Ladung unter die Haut kriegt, wird sich kaum für die Art der Waffe interessieren.“

      „Das sag ich doch die ganze Zeit“, erklärte Hasard mit verkniffenem Gesicht.

      „Jetzt dreh bloß nicht den Spieß um!“ schimpfte Philip. „Du hast behauptet, die Radschloßpistolen seien besser!“

      Al Conroy, der eine ganze Menge von Waffen verstand, beendete die Diskussion.

      „Keine von beiden ist besser“, sagte er. „Die Pistolen werden, wie ich bereits erwähnte, nur unterschiedlich gehandhabt. Das Radschloß gibt es allerdings schon länger. Wie ihr wißt, wird bei ihm der Funken gerissen, während er bei den verschiedenen Flintschloß- oder Schnappschloßpistolen geschlagen wird. Der Hahn steht dabei unter Federspannung, und in seinen Klemmbacken ist der Stein festgeschraubt. Wenn der Hahn nun nach vorn schnellt, trifft er mit diesem Stein im Gleitwinkel auf eine kleine Stahlfläche, von der dann die Funken in die darunterliegende Zündpfanne fallen. So wird der Schuß ausgelöst.“

      „Das Radschloß ist aber nicht so primitiv“, sagte Hasard junior und versuchte, seine Meinung zu retten. „Die Mechanik ist wesentlich komplizierter.“

      „Was einfach ist, muß deshalb nicht primitiv sein“, erwiderte der Waffen- und Stückmeister der neuen „Isabella“. „Der Auslösemechanismus des Radschlosses bewirkt, daß das Rad zur Drehung frei wird. Der Hahn, der ebenfalls unter Federspannung steht, drückt dann ein Stück Schwefelkies gegen das zurückschnellende Rad, wobei die Funken entstehen und den Zündvorgang einleiten. Von da ab unterscheiden sich die beiden Pistolenarten in nichts, wenn man einmal von reinen Äußerlichkeiten absieht. So, und jetzt bringt ihr das ganze Zeug am besten wieder in die Waffenkammer, denn es wird bald dunkel.“

      Old O’Flynn, der hinzugetreten war und einen Teil der Unterhaltung mitgekriegt hatte, blickte Al Conroy tadelnd an.

      „Du mußt den Burschen aber auch jeden Spaß verderben! Irgendwie müssen sie sich doch auch austoben. Statt der Natur ihren Lauf zu lassen, bremst du ab und redest so geschwollen wie der Kutscher, nur um meine Enkel von einer herzhaften Keilerei abzuhalten. Soll ich dir mal erzählen, wie wir früher auf der guten alten ‚Empreß of Sea‘ solche Meinungsverschiedenheiten bereinigt haben, he?“

      „Nicht nötig, Donegal“, erwiderte der Stückmeister. „Ich kann es mir lebhaft vorstellen. Ihr habt euch gegenseitig die Köpfe mit Beulen verziert, und hinterher wart ihr so schlau wie vorher.“

      Der rauhbeinige Alte mit dem Holzbein und dem verwitterten Gesicht schluckte.

      „Soll das vielleicht heißen, daß du kalfaterter Wassermann die Qualitäten anzweifelst, die hinter unserer Kimm …“

      Al Conroy unterbrach ihn.

      „Das soll heißen, daß es jetzt höchste Zeit ist, das ganze Zeug in die Waffenkammer zurückzuschaffen. Der Tau feuchtet die Waffen an und bringt sie womöglich noch zum Rosten.

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