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      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-299-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1.

       Kapitel 2.

       Kapitel 3.

       Kapitel 4.

       Kapitel 5.

       Kapitel 6.

       Kapitel 7.

       Kapitel 8.

      1.

      Trotzig stemmte sich die „Isabella V.“ gegen die See. Sie überquerte Wogenkämme, stieß durch Wellentäler, pflügte die Fluten des Atlantiks vor der Küste von Portugal. Es lag etwas Majestätisches in dem Gesamtbild ihrer Erscheinung, nichts konnte ihrem mächtigen, vorwärtsdrängenden Rumpf Einhalt gebieten. Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, hatte ja immer gewußt, was für ein zuverlässiges Schiff sie war und welche Qualitäten in ihr steckten. Nicht umsonst hatte er alles darangesetzt, sie dem fetten Generalkapitän Don Francisco Rodriguez unter den O-Beinen wegzuziehen.

      Gischt sprühte vom Bug hoch, prallte gegen Galion und Bugspriet, stieg darüber hinaus und trieb über das Vorkastelle und den vorderen Bereich der Kuhl. Gischt schäumte auch von der Backbordseite über das Schanzkleid, wenn der Westwind seine Brecher gegen den Rumpf drückte. Wo keine Gischt war, da durchnäßten Regenböen die Kleidung der Männer auf Deck. Die Sicht war miserabel. Die Kälte ließ die Crew die Zähne zusammenbeißen. Milchiggrün und häßlich tanzten die Fluten, und es war, als wollte die See sagen: Haut ab, verschwindet, ich will euch nicht!

      Man schrieb den 26. Januar 1580. Die „Isabella V.“ stand an diesem Vormittag einige Meilen querab von Cap da Rocca. Der Wind blies beständig aus westlicher Richtung, und die Galeone segelte mit Kurs Nordnordost über Steuerbordbug. Der Seewolf hatte die Segel so dicht wie möglich holen lassen. Aber dennoch mußte er regelrecht jonglieren. Seine „Isabella“ war eine behäbige Galeone, als Rahsegler mehr für raume Winde gebaut, also kein so guter Am-Wind-Segler wie beispielsweise die Zweimast-Karavelle, die sie seinerzeit als „Isabella IV.“ durch die Karibik gesteuert und dann in der Mona-Passage beim Kampf gegen Caligu in Brand geschossen hatten.

      Das bedeutete also: Mal mußte Rudergänger Pete Ballie abfallen, um den Wind mehr ausnutzen zu können und fast mit ihm mitzulaufen, mal wurde wieder angeluvt, weil der auflandige Wind sie zu sehr nach Legerwall zu drücken drohte.

      Ed Carberrys Stimme dröhnte über Deck. Doch weder seine barschen Befehle, die die Männer immer wieder an Brassen und Schoten purrten, noch das scheußliche Wetter konnten die allgemeine Stimmung an Bord dämpfen. Alle außer dem Friedensrichter Baldwin Keymis waren vergnügt. Die gute Laune grenzte schon fast an Euphorie.

      Gewiß, die Karibik mit ihrem tropisch warmen, einladenden Klima lag weit im Westen und damit in unerreichbare Ferne gerückt. Mancher Mann aus der Crew sehnte sich nach dorthin zurück und träumte von den Abenteuern, der Schönheit der Inseln und dem exotischen Zauber, der sie trotz aller Strapazen und Entbehrungen gefangengenommen hatte.

      Aber da war andererseits die Aussicht, nun endlich England zu erreichen! Die Engländer an Bord verspürten Heimweh. Je näher die Muttererde rückte, desto mehr wuchs auch das Verlangen, wieder den Fuß daraufzusetzen. Die anderen aus der Mannschaft, die beiden Holländer und die beiden Dänen beispielsweise, der Franzose Jean Ribault, Karl von Hutten oder Batuti, der riesige Gambia-Neger – auch ihre Empfindungen lagen gewissermaßen auf der gleichen Linie. Erstens waren sie Weltenbürger geworden, ihre Herzen schlugen nicht mehr im Takt der großen Vaterlandsgefühle. Warum nicht auch endlich England, das Zuhause ihres verehrten Seewolfes, schätzen lernen? Zweitens: Sie brannten darauf, zu erleben, wie Hasard drei Viertel des immensen Schatzes aus dem Schiffsbauch der „Isabella“ an Elisabeth I. ablieferte. Die königliche Lissy würde hocherfreut sein, zumal England nicht reich war und es bitter nötig hatte. Spanien hatte ein Weltreich errichtet, Spanien triumphierte, die Bedrohung durch die eitlen, überheblichen Dons wuchs ständig!

      Drei Viertel für die Lissy, so hatte Hasard es bestimmt. Und das verbleibende Viertel der großen Beute? Nun, das würde er gerecht unter seinen Männern aufteilen.

      Valdez, dieser tapfere alte Haudegen, hatte bereits seinen Anteil erhalten. Hasard hatte ihn selbst an Land gerudert. Valdez, der sich für ihre Sache geschlagen hatte, war in seine spanische Heimat zurückgekehrt. Hasard hatte ihn für seine Taten mit einem großen Lederbeutel voll Perlen belohnt. Und dann, beim Abschied, waren dem alten Kämpfer tatsächlich die Tränen gekommen.

      Während der Atlantiküberquerung hatte Hasard seine Liebe zu Gwendolyn Bernice O’Flynn durch eine zünftige Trauung besiegelt. Robert Rowe, der Stadtschreiber von Falmouth, hatte das Zeremoniell vollzogen. Und jetzt, nach Cadiz und dem Abschied von Valdez, hatte Gwen ihrem Seewolf etwas offenbart.

      Ein Kind war unterwegs. Es würde im September 1580 geboren werden. Ein kleiner Seewolf! Wenn das kein Grund zur Freude war! Es hatte auf Hasards Anordnung hin ein feierliches Besäufnis gegeben. Der Jubel der Männer hatte die ehrwürdige „Isabella V.“ bis in die Spanten erbeben lassen.

      „He“, sagte Matt Davies, als er gemeinsam mit Karl von Hutten ein Fall klarierte. „Was ist nun, wenn’s kein kleiner Seewolf, sondern eine Wölfin wird?“

      „Gar nichts. Sag bloß, du denkst, Hasard würde sich über ein Mädchen nicht genauso freuen.“

      „Ich denke nichts, ich meine nur ...“

      „Er denkt nie“, sagte der pfiffige Sam Roskill. Er hatte zufällig mitgehört, was die beiden sprachen. „Das überläßt er Maultieren, wie wir sie bei unserem Landgang in Südamerika benutzt haben. Die haben nämlich die größere Rübe.“

      Karl lachte, Matt fuchtelte mit seiner Eisenhakenprothese und rief: „Komm mir bloß nicht zu nahe, du Himmelhund. Du willst wohl, daß ich dir dein Spundloch verdüble, was? Sticht dich der Hafer?“

      Carberry blieb neben Karl von Hutten stehen und kratzte sich verwundert am Kinn. Ein Brecher schlug gegen die Bordwand. Carberry hielt sich mit einer Hand an der Nagelbank fest. „Hölle und Teufel, was ist bloß in Matt gefahren, daß er sich plötzlich so geziert ausdrückt? Spundloch, Hafer – ist ihm nicht gut?“

      Karl wies nach achtern. Gwendolyn Bernice O’Flynn war auf dem Quarterdeck erschienen. Trotz einer Warnung Ferris Tuckers stieg sie den Niedergang zum Achterdeck hoch. Hasard, der bisher an der Schmuckbalustrade gestanden hatte, erblickte sie, eilte auf sie zu – und verhinderte im letzten Augenblick, daß sie aus der Balance geriet und hinschlug.

      Karl sagte: „Matt hat Angst, daß Gwen ihn fluchen hört. Er würde sich schämen, wenn sie ’rauskriegt, was für eine schlechte Kinderstube er hat.“

      „Fängst du auch noch an zu stänkern?“ Matt wandte sich um und blickte ihn drohend an. Eine Regenbö fegte über die Kuhl. Sie duckten sich und prusteten, dann rief Matt Davies: „Legt euch bloß nicht mit mir an! Und was Hasards und Gwens Kind betrifft, habe ich die Lösung gefunden. Wenn es eine Seewölfin wird, machen sie eben noch eins und noch eins und noch eins – bis auch ein Junge dabei ’rausspringt.“

      „Recht hat er“, erwiderte Carberry zu Karl von Hutten. „Die Sippe muß unbedingt einen Stammhalter

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