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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/III. John Roscoe Craig
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/III
Год выпуска 0
isbn 9783954391974
Автор произведения John Roscoe Craig
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Hasards sehnsüchtiger Blick glitt hinüber zu den englischen Galeonen. Was er sah, ließ sein Herz plötzlich schneller schlagen. An der Steuerbordseite der „Marygold“ wurde ein Boot zu Wasser gelassen! Nacheinander stiegen fünfundzwanzig Soldaten hinein. Hasard konnte nicht erkennen, wer der letzte war. Wahrscheinlich „Black“ John Norris selbst. Er war bekannt dafür, daß er gefährliche Operationen gern selbst anführte.
Als Hasard zurück zu den spanischen Karavellen blickte, sank seine Hoffnung wieder. Das Boot von Drakes Schiff hatte fast die doppelte Entfernung wie die spanischen zurückzulegen. Wenn auch die Iren und die Schiffbrüchigen von Land angriffen, würde Norris mit seinen Soldaten erst hier eintreffen, wenn keiner der Männer von der „Isabella“ mehr am Leben war.
Hasards Augen verdunkelten sich, als er auf den gefesselten Burton und seinen vierschrötigen Profos sah. Diesen Kerlen hatten sie es zu verdanken, daß sie hier wie die Mäuse in der Falle hockten. Am liebsten hätte Hasard Batuti befohlen, Burton und seinen Profos in die Bai zu werfen.
3.
Die schwarzen Augen des hageren Mannes auf dem Achterdeck der „Viento del Sur“ waren voller Haß, seit er die englische Galeone erkannt hatte, die unter dem nördlichen Ufer der Dungarvanbai ankerte. Er konnte die Augen nicht von der „Isabella von Kastilien“ wenden. Noch vor wenigen Wochen hatte er diese stolze Galeone geführt, und in ihrem Bauch waren dreißig Tonnen Silber verstaut gewesen, die er aus der Neuen Welt nach Spanien hatte bringen sollen.
Die vergangenen Wochen würde er nie in seinem Leben vergessen. Sie waren eine einzige Kette von Demütigungen gewesen. Er hatte plötzlich keine Freunde mehr, als er endlich mit seinen Männern von den kargen Stränden der Inselgruppe der Berlengas von einem Fischerboot zurück zum Festland gebracht worden war.
Sie, die um seine Freundschaft gebuhlt hatten, als es noch hieß, daß niemandes Karriere so schnell und steil nach oben führen würde wie die von Romero Valdez, sie kannten ihn nicht mehr, sie behandelten ihn wie einen Aussätzigen.
Seine Gönner bei der Casa de Contratacion hatten verbissen geschwiegen, als er um die Möglichkeit gebeten hatte, seinen Fehler wiedergutzumachen.
O nein, sie hatten ihm nicht vorgeworfen, daß er sein Schiff mit der kostbaren Silberladung verloren hatte. Das war schon mehr als einem spanischen Kapitän in den letzten Jahren passiert, ohne daß es seiner Karriere viel geschadet hätte. Nein, er hatte einen unverzeihlichen Fehler begangen. Er hatte es zugelassen, daß die Karten von der Neuen Welt, die für die Casa ein Heiligtum waren, in die Hände der Engländer fielen.
Sie hatten zwei Agenten auf den schwarzhaarigen Teufel, der Philip Hasard Killigrew hieß, angesetzt, aber man hatte bisher noch nicht wieder von ihnen gehört. Romero Valdez war nun sicher, daß die Engländer auch sie gefaßt und getötet hatten.
Romero Valdez hätte am liebsten ausgespuckt, als er das erstemal das Deck seines neuen Schiffes, das er befehligen sollte, betreten hatte. Eine lumpige Karavelle mit mangelhafter Bewaffnung und einer Besatzung, die nicht einmal dazu fähig war, den Lehmboden einer Bodega sauber zu fegen! Und er mußte mit ihr Waffen und Munition nach Irland karren.
Er haßte diese fürchterlichen nordischen Länder, in denen es Tage gab, an denen man vor lauter Nebel nicht atmen konnte. Er haßte die wilden, rauflustigen Bewohner Irlands, die sich mit ihrem schauderhaften Bier Räusche antranken und krakeelten wie verrückte maurische Sklaven.
Nur widerwillig löste Romero Valdez seinen Blick von der „Isabella“ und schaute hinüber zum südlichen Ufer, auf das die drei Boote zupullten, die er losgeschickt hatte, um den Überlebenden der beiden zusammengeschossenen Karavellen den Weg freizukämpfen.
Romero Valdez hatte mit Entsetzen beobachtet, wie die Männer des ersten Bootes von den Engländern niedergemacht worden waren, und er hatte plötzlich mit unerschütterlicher Sicherheit gewußt, daß der große schwarzhaarige Mann, den er für einen kurzen Augenblick gesehen hatte, dieser verfluchte Philip Hasard Killigrew war.
Als er den schwarzhaarigen Teufel sah, tastete seine rechte Hand über den linken Arm, der in einem Winkel von 120 Grad stand und steif war. Die Kugel Killigrews hatte ihm das Ellbogengelenk zerschmettert, als er mit den Seekarten in einem Beiboot hatte flüchten wollen.
Kreise drehten sich vor Valdez’ Augen. Der Haß schüttelte ihn so sehr, daß er das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen.
Erst nach Minuten hatte sich der Capitan einigermaßen beruhigt. Er wußte, daß er kühl bleiben mußte, wenn er seine Rache vollenden wollte. Er hoffte auf das Glück, das er benötigte. Dazu gehörte vor allem, daß Capitan Antonio Zapata, der die erste Karavelle befehligt hatte, im Geschützfeuer der Engländer ums Leben gekommen war. Wenn er das Gefecht nicht überlebt hatte, dann war er, Romero Valdez, der dienstälteste Capitan des kleinen Geschwaders, und er würde alles daransetzen, die Schmach, die sein Leben zerstört hatte, zu tilgen und sich an dem Engländer zu rächen, der allein Schuld war an seinem Unglück.
Er preßte die Zähne zusammen. Seine sonst bräunliche Gesichtsfarbe hatte einen olivgrünen Ton angenommen. Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete er, wie die drei Boote mit seinen Leuten etwa dreihundert Schritte westlich der Stelle, an der sich die Engländer verschanzt hatten, landeten.
Sein Kopf ruckte herum. Die Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen, als er sah, wie sich ein einzelnes Boot von der letzten englischen Galeone löste und verzweifelt gegen den Ebbstrom angepullt wurde.
Diesmal würden die. Engländer den kürzeren ziehen, und wenn der schwarzhaarige Teufel Philip Hasard Killigrew nicht mehr lebte, dann stand ihm, Romero Valdez, nichts mehr im Wege, die „Isabella“ zurückzuerobern und sich zu rehabilitieren.
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