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wartete auf der kleinen Insel, auf der sie ihre Leute hatten zurücklassen müssen, ein harter Kampf auf sie.

      Hasard war am Morgen als erster wieder auf den Beinen. Er weckte Carberry und Ben Brighton und erklärte ihnen, daß er noch an diesem Abend wieder in See gehen wolle. Wenn sie Glück hatten und der Wind seine Richtung beibehielt, konnten sie in der Nacht bis kurz vor die Insel segeln.

      Sie ließen Ferris Tucker noch schlafen. Jeder wußte, was er zu tun hatte. Zu viert waren Jeff Bowie, Bob Grey, Bill und Big Old Shane auf dem Floß und begannen damit, die innere Beplankung von außen zu kalfatern. Auf dem Floß stand ein großer Topf, in der eine Mischung aus Pech und Werg kochte, das die Männer in die Nähte und auf die Planken brachten und dann in Brand setzten, damit es sich mit den Planken verband.

      Sie grinsten, als sie am Strand plötzlich die fluchende Stimme von Ferris Tucker vernahmen. Die helle Stimme von Dan O’Flynn hallte zu ihnen herüber.

      „Na, gut geschlafen, Ferris?“

      Holz polterte an Deck. Arwenack, der Schimpanse, begann wild zu kekkern, und Dan lachte.

      „Du solltest dich noch ein bißchen aufs Ohr hauen, Ferris!“ rief er. „So früh am Morgen kannst du noch nicht richtig zielen.“

      Die Stimme des Seewolfs unterbrach ihn.

      Die Männer auf dem Floß hämmerten weiter das Werg in die Fugen zwischen den Planken und schmierten die Mischung aus Pech und Werg darauf. Mit Kalfatereisen und Pechhammer klopften sie es glatt.

      Ferris Tucker tauchte mit hochrotem Kopf am Backbordschanzkleid über ihnen auf und ließ sich an einem Tampen zu ihnen herunter. Er besah sich die Arbeit der Männer und nickte grimmig.

      Big Old Shane klopfte ihm auf die Schulter.

      „Reg dich doch über den Bengel nicht auf, Ferris“, sagte er. „Er meint es nicht so. Jeder weiß, daß du bis in die Nacht geschuftet hast. Wir haben dir den Schlaf gegönnt.“

      Ferris Tucker knurrte etwas vor sich hin, das sich wie „mit den Ohren an den Bugspriet nageln, bis ihm der Wind die Flausen aus dem Kopf geblasen hat“ anhörte.

      Smoky und Carberry pullten das Boot um den Rumpf der Galeone und brachten die Planken heran, die Ferris Tucker in der Nacht mit Hasard zurechtgeschnitten hatte. Als die Männer mit dem Kalfatern der inneren Planken fertig waren, begann Ferris damit, die äußeren Planken aufzunageln. Schon gestern hatte er das Leck sauber ausgeschnitten und das Hängeknie des Unterdecks an der beschädigten Spante ausgewechselt.

      Im Vorschiff hinter dem Leck rumorte es. Sie hörten das Fluchen Dan O’Flynns, und jetzt grinste Ferris Tucker.

      „Was sucht der denn da unten?“ fragte Bill.

      „Er hat Befehl vom Seewolf, den Laderaum aufzuklaren“, sagte Ferris Tukker. „Dabei kann er gleich unsere Ratten zählen und sich im Bilgenwasser die dreckigen Füße waschen.“

      „Das kann ihm nicht schaden“, meinte Big Old Shane und hämmerte wieder auf das Werg ein, als ob es darum ginge, den Rumpf der „Isabella“ für alle Zeiten abzudichten.

      Eineinhalb Tage hatte der Seewolf Ferris Tucker gegeben, um das Leck auszubessern, und er schaffte es tatsächlich. Kurz nach dem Mittag des zweiten Tages waren die Männer mit dem Kalfatern der äußeren Planken fertig. Sie zogen das Floß an den Kiesstrand und bauten es auseinander.

      Alle anderen Männer wurden von Carberry an die Taue befohlen, mit denen die „Isabella“ wieder in ihre alte Lage zurückgebracht wurde. Die Taljen der Marsfallen knarrten und quietschten.

      Die Männer standen schon mit den Beinen im Wasser, aber die auflaufende Flut war günstig für sie. Nachdem sie die Taljen aus ihren Verankerungen gelöst hatten, klarten sie den Strand auf, daß kaum eine Spur zurückblieb.

      Der Seewolf stand schon auf dem Achterdeck, als Bill als letzter Mann über das Schanzkleid kletterte.

      Ben Brightons Gesicht sah sorgenvoll aus. Er hatte wie Hasard bemerkt, daß der Wind allmählich drehte. Es sah so aus, als würden sie wesentlich mehr Zeit brauchen, zur kleinen Insel zu segeln, auf der sie die anderen zurückgelassen hatten, als auf der Herfahrt.

      „Es nutzt nichts“, sagte der Seewolf gepreßt. „Wir können nur hoffen. Vielleicht haben die Piraten es nicht eilig gehabt. Dann liegen sie noch in der Flußmündung, wenn wir dort aufkreuzen.“

      „Mal nicht den Teufel an die Wand“, erwiderte Ben Brighton.

      2.

      An Bord der „L’Exécuteur“ herrschte Stille. Alles wartete darauf, daß sich die Sonne über den flachen Hügel schob, dessen Hänge sanft ins Meer glitten.

      In der Kuhl standen acht Männer nebeneinander, die Hände auf dem Rücken gefesselt, die Gesichter verzerrt vor Angst oder Trotz.

      Matt Davies, Stenmark, Blacky und Batuti hielten sich abseits von den Männern Le Requins, die grinsend auf die acht Gefesselten starrten und nur auf das Wort ihres Anführers warteten, um mit ihrem schaurigen Werk zu beginnen.

      Matt Davies starrte zum Quarterdeck hinauf, aber vom Kutscher war ebenso wenig zu sehen wie vom Kapitän des Piratenschiffes, der seit gestern Le Requin hieß. Der ehemalige Bootsmann hatte mit einer bis ins Letzte durchdachten Aktion die weit in der Überzahl gewesenen Anhänger des Comte de Fauvenoir überrumpelt und ausgeschaltet. Dann hatte er eigenhändig den verrückten Comte getötet.

      Es war ein Akt der Notwehr gewesen, denn der Comte hatte in den letzten Jahren immer wieder andere Piraten an die Spanier verraten und sich damit seine eigene Sicherheit erkauft. Irgendwie war etwas durchgesickert, und mehr als ein Dutzend Kapitäne anderer Piratenschiffe hatten sich zusammengetan, um den Comte zur Hölle zu jagen.

      Le Requin, der als Bootsmann auf der „L’Exécuteur“ nichts vom Verrat des Comte gewußt hatte, erhielt von den anderen Piraten eine Gnadenfrist. Er sollte durch eine Meuterei das Schiff in seine Gewalt bringen und den Comte und dessen Gefolgsleute töten. Wenn ihm das nicht gelang, würde er mit allen anderen zusammen sterben.

      Le Requin hatte ein blutiges Gemetzel veranstaltet, um nicht selbst auf der Strecke zu bleiben. Von der Mannschaft, deren Stärke über hundert Mann betragen hatte, war nicht einmal die Hälfte übriggeblieben.

      Die letzten acht Anhänger des Comte, die in der Nacht versucht hatten, das Blatt noch einmal zu wenden, standen jetzt auf der Kuhl und warteten darauf, daß das über sie verhängte Urteil vollstreckt wurde.

      Le Requin hatte die Mannschaft das Urteil sprechen lassen, und um niemanden in seiner Entscheidung zu beeinflussen, war die Entscheidung jedes einzelnen geheim geblieben. Le Requin hatte sie einzeln in eine Kammer gehen lassen. Dort mußten sie an einem Rundholz eine Kerbe mit einem Messer anbringen, wenn sie für den Tod der Anführer stimmten.

      Von den zweiundfünfzig Männern, die sich an Bord der „L’Exécuteur“ befanden, hatten sechsundvierzig mit einer Kerbe für den Tod der Gefangenen gestimmt. Matt Davies wußte, daß die Männer von der „Isabella“ keine Kerbe in das Holz geschnitzt hatten. Auch der Schotte, der von Le Requin zum neuen Profos bestimmt worden war, wußte es. Er akzeptierte die Entscheidung der Neuen, die einen großen Anteil daran hatten, daß die Pläne Le Requins so reibungslos abgelaufen waren.

      Ein Pirat, der nicht älter als sechzehn Jahre war, trat mit einer armlangen Fanfare vor und blies hinein. Klar hallten die Töne durch die kühle Morgenluft. Der letzte Ton war noch nicht verklungen, als die ersten Sonnenstrahlen über den Hügeln im Osten zuckten und die acht Männer auf der Kuhl blendeten.

      Die Piraten begannen begeistert zu brüllen, als Le Requin an die Balustrade des Quarterdecks trat und das Zeichen gab, daß die Hinrichtung beginnen könne.

      Batuti, der neben Stenmark am Steuerbordschanzkleid lehnte, sah, wie sich die Brettertür zum Verschlag unter dem Quarterdeck langsam öffnete. Ein schwarzer Haarschopf tauchte in mittlerer Höhe der Tür auf.

      Mit

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