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schüttelte den Kopf und brummte: „Kein Landgang. Hat Hasard so angeordnet. Wir warten auf den Lotsen, den uns der Sohn von diesem Kameltreiber Yussuf angekündigt hat. Außerdem trauern die wegen ihres Heiligen, den sie hier auf dem Nil wie’n Schinken geräuchert haben. Da kriegen wir in Abydos bestimmt keine Schleiertänze zu sehen.“ Er knirschte mit den Zähnen, der Profos, und war sehr geknickt. Außerdem hatte er eingesehen, daß es tatsächlich unsinnig war, der „Isabella“ mit Nilwasser zu Leibe zu rükken, um den roten Staub wegzuspülen.

      Dafür tauchte jetzt Philip junior auf der Back auf und meldete: „Mister Tucker will die Schreine, die wir von den Dons erbeutet haben, aufknacken, Mister Carberry, Sir. Der Kapitän läßt fragen, ob die Gentlemen daran interessiert seien, zuzusehen. Dann sei jeder herzlich eingeladen.“

      „Klar bin ich interessiert“, sagte Carberry. „Endlich mal ’ne Abwechslung von dieser Rotkotze.“

      „Was in den Dingern wohl drin sein mag“, orakelte Pete Ballie. „Was meinst du, Ed?“

      „Hm, drin ist bestimmt was.“

      „Logisch“, sagte Gary Andrews.

      „Hör bloß mit diesem dämlichen ‚Logisch‘ auf“, brummte Carberry. „Wenn in den Dingern rote Farbe ist, geh ich ins Kloster.“

      „Ich auch, wenn’s ein Nonnenkloster ist“, sagte Smoky.

      Pete Ballie tippte sich an die Stirn. „Da lassen sie euch erst gar nicht rein.“

      „Wir verkleiden uns“, sagte Smoky. „Wetten, daß sie uns dann reinlassen?“

      Philip junior, der diesem sinnigen Dialog gelauscht hatte, kicherte.

      „Ich weiß nicht, was es da zu kichern gibt“, sagte Carberry brummig.

      „Ich versuchte, Sie mir als Nonne vorzustellen, Mister Carberry, Sir“, erklärte das Bürschchen feixend, „mit einer Kopfhaube und einem langen Gewand.“

      „Und Puder auf der Visage“, sagte Gary Andrews. Er begann zu grinsen.

      „Da rennt jede Nonne weg“, sagte Pete Ballie. „Da würde ich sogar die Flucht ergreifen.“

      „Wir treten eben verschleiert auf“, erklärte Smoky. „Da merkt keine Nonne was. Wetten?“

      „Mit dir wette ich nicht“, sagte Pete Ballie etwas wütend. „Und Nonnenkloster hab ich hier auch nicht gesehen, also wäre eine Wette sowieso Quatsch.“ Er spähte zur Kuhl, wo Big Old Shane dabei war, die Luke zum mittleren Laderaum zu öffnen. Darunter hatten sie die Schreine verstaut.

      „Ich schau mir das jetzt an“, sagte er. „Ihr redet heute doch bloß Stuß.“ Und damit enterte er zur Kuhl ab.

      „So was Stures“, knurrte Smoky, der stets und gern wettete – und waren die Wetten auch noch so unmöglich.

      Daß ihre Gespräche weit davon entfernt waren, geistreich zu sein, wurde ihnen kaum bewußt. Sie schrammten bereits ein bißchen am Nilkoller entlang – oder am Wüstenkoller. Der heiße, trockene Wind ging ihnen mächtig unter die Haut – und darüber sammelte sich der rötliche Staub an.

      Es waren zwei Schreine, und sie sahen recht hübsch aus, wenn auch merkwürdig geformt. Sie waren aus Holz und mit Blattgold belegt. Nicht zu entziffernde Schriftzeichen – der Kutscher nannte sie Hieroglyphen – bedeckten diese Behältnisse.

      Im Laderaum befanden sich Hasard, Ferris Tucker, der Kutscher, Dan O’Flynn und Old O’Flynn. Bis auf die Ankerwache und den Ausguck im Mars war der gesamte Rest der Crew um das Luk versammelt, das Ferris Tucker hatte öffnen lassen, um mehr Licht im Laderaum zu haben. Gespannt oder auch mit gemischten Gefühlen sahen sie zu, wie der Schiffszimmermann an dem einen Schrein herumhantierte.

      Es mangelte nicht an Vorschlägen oder Bemerkungen.

      Carberry sagte: „Nimm doch die Axt, Ferris!“

      Der hünenhafte Schiffszimmermann hob kurz den Kopf und schaute schief zu Carberry hoch.

      „Barbar“, murmelte er, „typisch Profos.“

      „Ha“, sagte Carberry, „da fummelst du noch übermorgen dran rum. Wenn du mich fragst, war das früher mal ’ne Waschbalje für die Königsfamilie.“

      „Mit Deckel, wie?“ fragte Ferris Tucker höhnisch.

      „Klar“, sagte Carberry, „damit’s nicht reinstaubt in die Balje.“

      Ferris Tucker schüttelte nur den Kopf über soviel Unverstand und widmete sich wieder dem Schrein.

      „Klopf doch mal gegen“, schlug Old O’Flynn vor.

      Oben an der Luke sagte daraufhin Al Conroy, der Stückmeister der „Isabella“: „Bloß nicht! Da werden nur die Holzwürmer verschreckt.“

      Jetzt war es Hasard, der den Kopf schüttelte und sagte: „Gentlemen, ich bitte mir doch etwas mehr Respekt für diesen Gegenstand aus, der nach des Kutschers Ansicht ein Kunstwerk allerersten Ranges darstellt, aber bestimmt keine Waschbalje, wie Mister Carberry meinte, bemerken zu müssen. Wenn man, wie wir, überhaupt nichts weiß, sollte man besser schweigen, statt dumme Sprüche zu klopfen.“

      „Aye, Sir“, brummte Carberry.

      Sir John flatterte über die Luke weg und ließ was fallen. Es klatschte auf den Schrein, den Ferris Tucker vorsichtig abtastete. Jetzt aber fuhr er wütend hoch und raunzte den Profos an, ob er nicht, verdammt noch mal, besser auf seine „Mistkrähe“ aufpassen könne!

      Wie bekannt, hatte der Papagei eine besondere Zuneigung zu dem Profos entwickelt und von dem auch eine Menge gelernt, was den Sprachschatz betraf. In dieser Beziehung war Sir John unerhört begabt. Manchmal gelang es ihm sogar, Stimm- und Tonlage Carberrys genau zu treffen. Der wiederum behandelte Sir John mal ruppig, mal liebevoll, haßte es allerdings, wenn die „Mistkrähe“ das Deck der „Isabella“ verunreinigte.

      Daß ihm Ferris Tucker jetzt aber noch die Schuld an Sir Johns Zielwurf zuschob, wurmte den Profos mächtig.

      So röhrte er in den Laderaum hinunter: „Soll ich vielleicht den ganzen Tag neben dem Piephahn herfliegen und ihm dabei ein Töpfchen unter den Hintern halten, was, wie? Ich bin doch nicht sein Kindermädchen, verflucht und zugeteert!“

      „Liebling!“ verkündete Sir John. Er war auf der Großrah gelandet und äugte mit schiefem Kopf auf den Profos hinunter.

      Die Männer begannen zu grinsen.

      Und aus dem Laderaum dröhnte Ferris Tuckers Stimme: „Jetzt reicht’s mir aber, Mister Carberry! Vorhin hast du dich über das bißchen roten Staub aufgeregt, aber wenn dein Liebling einen Haufen aufs Deck setzte – und jetzt sogar auf den Schrein hier –, da findest du das ganz in Ordnung, was, wie?“

      „Da kann ich doch nichts für!“ brüllte Carberry in den Laderaum.

      „Gentlemen“, mahnte Hasard, obwohl er selbst Mühe hatte, ernst zu bleiben.

      „Ist doch wahr“, maulte Ferris Tucker. „Scheißt mir dieses Mistvieh genau vor die Hände und mitten auf das herrliche Gold. Und wer wischt es weg? Ich vielleicht? Ich bin Schiffszimmermann, aber nicht Vogeldreckreiniger!“

      Der Kutscher zog ein Tuch, beugte sich über den Schrein und wischte unter dezentem Hüsteln das Häufchen weg.

      „Danke, Kutscher“, brummte Ferris Tucker, „lieber wäre mir gewesen, dieser Mister Carberry hätte den Kram weggewischt. Schließlich ist er für dieses Untier verantwortlich.“

      „Sehr wahr gesprochen“, sagte der Kutscher und warf zu Carberry einen vernichtenden Blick hoch. „Neulich bin ich sogar in meiner Kombüse in Vogeldreck getreten. Es ist wirklich eine Schande. Dabei brauchte man Sir John nur zur Reinlichkeit zu erziehen und dahin zu bringen, daß er seine Verdauung wie jeder von uns auf der Galion erledigt. Aber es mangelt dem betreffenden Vogelhüter eben an pädagogischen Fähigkeiten. Daran liegt es.“

      „Genau“,

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