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      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-718-1

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      „Verdammte Milchsuppe!“ stieß Edwin Carberry mit einem leisen Knurren in der Stimme hervor. „Bei diesem Nebel findet man ja seinen eigenen Hinterkopf nicht mehr, wenn man sich mal kratzen muß!“

      Damit übertrieb der bullige Profos der „Isabella IX.“ zwar gewaltig, dennoch herrschte an jenem frühen Morgen des 31. März 1593 ziemlich schlechte Sicht, weil dichte Nebelschwaden die Ostsee überlagerten und sich träge auf die Küstengebiete zwischen Kurland und Ostpreußen zuschoben.

      Die große, ranke Galeone aus dem fernen England wurde von Philip Hasard Killigrew, dem Seewolf, befehligt. Die „Wappen von Kolberg“, ein ehemaliges polnisches Flaggschiff, fuhr unter dem Kommando seines Vetters, Arne von Manteuffel.

      Beide Schiffe segelten Kurs Südsüdwest, der auf Brüsterort, die nördliche Landspitze der Bernsteinküste im ostpreußischen Samland, zuführte.

      Jetzt, in der ersten Morgendämmerung, lagen die Galeonen auf der Höhe von Windau. Der Wind wehte mäßig aus Westen, die „Isabella“ segelte vor der „Wappen von Kolberg“, die ihr wegen des Nebels dichtauf folgte.

      Die beiden Kapitäne, unter deren Führung am Vorabend ein polnischer Viererverband versenkt worden war, hatten beschlossen, in Küstennähe zu bleiben, weil sie davon ausgingen, daß sich etwaige Verfolger weiter draußen auf See befanden.

      Edwin Carberry sollte jedoch bald noch mehr Grund zum Fluchen haben, denn das, was jetzt plötzlich und völlig überraschend geschah, purrte selbst jene Seewölfe hoch, die sich während ihrer Freiwache in die Kojen gehauen hatten. Ja, das Ganze wirkte wie ein böser Spuk im Morgengrauen.

      Blacky, der wegen der schlechten Sicht auf der Back der „Isabella“ nach voraus Ausguck ging, brüllte plötzlich laut los und deutete auf die graue Nebelwand.

      „Wahrschau! Da ist etwas Längliches Backbord voraus!“

      „Was heißt da, was Längliches, was, wie?“ fragte der Profos mit Donnerstimme. „Schielst du vielleicht und siehst deine eigene Nasenspitze, he?“

      Blacky ging nicht darauf ein. Er begann vielmehr, heftig mit den Armen zu fuchteln.

      „Das ist eine Galeere!“ brüllte er erregt. „Jetzt sehe ich ganz deutlich die beiden Pfahlmasten! Und sie hält direkt auf uns zu. Mein Gott, wenn das nur gutgeht!“

      Jetzt sahen auch die anderen Männer, einschließlich des Seewolfs, der sich auf dem Achterdeck der „Isabella“ befand, die Galeere aus den Dunstschwaden auftauchen. Ihre Segel waren nicht gesetzt, sie wurde durch kräftige Riemenschläge vorangetrieben. Ihr weit hervorragender Rammsporn zeigte genau in die Richtung, in der sich die Backbordseite der „Isabella“ in wenigen Augenblicken befinden mußte.

      Ein durch den Nebel bedingtes Aufeinanderprallen der beiden Schiffe schien unvermeidbar zu sein.

      „Rasch, Pete! Ruder hart Steuerbord!“ brüllte Philip Hasard Killigrew zu dem kleinen, stämmigen Rudergänger hinüber.

      Pete Ballie ließ das fortschrittliche Steuerrad, das Hesekiel Ramsgate auch auf der neuen „Isabella“ anstelle des herkömmlichen Kolderstocks eingebaut hatte, in rascher Reaktion durch die Fäuste wirbeln.

      Der Rumpf der großen Galeone fiel etwas nach Steuerbord ab, aber für ein erfolgreiches Ausweichmanöver war es bereits zu spät.

      Auch auf der Galeere mußte man inzwischen das aus dem Nebel auftauchende englische Schiff gesichtet haben. Zunächst waren laute Rufe zu hören, dann drangen schrille Entsetzensschreie zu den Seewölfen herüber.

      Doch das fürchterliche Krachen und Splittern, das Sekunden später über die Wasserfläche dröhnte, erstickte für kurze Zeit alle menschlichen Laute.

      Als die „Isabella“ mit ihrem Steven den gefährlichen Rammsporn erwischte und ihn vom Bug der Galeere wegfetzte, ging ein heftiger Ruck durch den Schiffsrumpf, dem ein häßliches Knirschen und Knacken folgte.

      Der Aufprall riß die Galeere, die fast rechtwinklig auf das Schiff der Seewölfe zugelaufen war, ein Stück herum, dann donnerte sie mit Wucht gegen die Backbordseite der „Isabella“ und schurrte an ihr entlang nach achtern.

      Das Splittern und Bersten hielt an, weil die Steuerbordriemen der Galeere durch die Kollision der beiden Schiffsrümpfe zerbrochen wurden. Überall barst Holz, Teile der Riemen klatschten ins Wasser, begleitet von erschreckten Schreien und dem Gebrüll verletzter Rudergasten, die durch die eigenen Riemen von den Bänken gefegt wurden.

      „Himmel, Arsch und Sonnenschein!“ fluchte Edwin Carberry lauthals und hielt sich gleichzeitig an der Nagelbank des Großmastes fest, um nicht durch die Schlingerbewegungen des Schiffes über die Kuhl gefegt zu werden. „Können die Affenärsche ihre Klüsen denn nicht besser aufreißen, was, wie? Man meint, die hätten nicht genug Platz auf diesem Ententeich! Es ist, verdammt noch mal, eine Unverschämtheit, anständige Christenmenschen, die sich auf einer Pilgerreise befinden, einfach über den Haufen rennen zu wollen!“

      Der Profos hatte sein klotziges Rammkinn vorgeschoben. Zusammen mit dem zernarbten Gesicht und der prächtigen Glatze, die er seit seiner Wette mit Luke Morgan zur Schau trug, verlieh es ihm das Aussehen eines Monsters aus grauer Vorzeit. Nur diejenigen, die Edwin Carberry kannten, wußten, daß er trotz seines furchterregenden Aussehens und seines kernigen Wortschatzes das Herz auf dem rechten Fleck hatte.

      Doch jetzt blieb ihm nicht die Zeit, einige freundliche Worte auf die Galeere hinüberzubrüllen. Das Zusammenprallen der beiden Schiffe hatte sich in einer sehr kurzen Zeitspanne abgespielt, und das fremde Schiff verschwand, nachdem es sämtliche Steuerbordriemen verloren hatte, wie ein Geisterschiff achteraus.

      Aber damit begann das Unglück erst richtig.

      Die „Wappen von Kolberg“, die im Kielwasser der „Isabella“ segelte, schloß ebenfalls Bekanntschaft mit der Galeere. Auch Arne von Manteuffel schaffte es nicht mehr rechtzeitig, dem angeschlagenen Schiff auszuweichen. Er hatte zwar trotz des dichten Nebels mitgekriegt, wie die Galeere mit der „Isabella“ kollidierte, aber in der kurzen Zeit hatte er nicht mehr abwägen können, wie sich die Sache weiterentwickeln würde.

      Und nun war es bereits zu spät dafür, einen Aufprall auf die fremde Galeere zu vermeiden.

      Arne brüllte zwar noch einen entsprechenden Befehl zu seinem Rudergänger hinüber, aber bevor dieser darauf reagieren konnte, geschah es.

      Die

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