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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-943-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Trommeln in der Nacht

       Die Männer der Expedition sind spurlos verschwunden – doch die Seewölfe finden sie …

      Das Boot sank. Kriara und Failasa, die Malaien-Mädchen, reichten sich die Hände und blickten sich ernst an.

       „Es wird nicht lange dauern“, sagte Kriara. „Der große Fisch-Gott ist gütig.“

      „Es wird nicht weh tun“, sagte Failasa.

      Sie schauten über die endlos wirkende Wasserfläche – und jetzt sahen sie die ersten Dreiecksflossen. Sie huschten auf das Boot zu. Graue Leiber zeichneten sich unter der Oberfläche ab. Stumme, große Mörder. Haie. Sie begannen, das Boot zu umkreisen.

      Kriara und Failasa hatten sich geschworen, tapfer zu sein. Aber jetzt, als sie dem drohenden Tod unmittelbar ins Gesicht blickten, befiel sie doch die Angst.

      Failasa begann als erste zu schreien.

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Grappelly – Der französische Schnapphahn hält sich für sehr gerissen und will die „Santa Barbara“ vereinnahmen.

      Elon Botar – Der König der Merina auf Madagaskar vermißt zwanzig seiner Krieger und vertraut dem „Sohn des Fisch-Gotts“.

      Sam Roskill – Er will verhindern, daß Plymmie entführt wird und gerät selbst in eine Falle.

      Harry – Ein schottischer Strandläufer, der dem Suff verfallen ist, aber den Arwenacks wertvolle Dienste leistet.

      Philip Hasard Killigrew – Der Seewolf läßt zwei Eingeborenen-Mädchen aus einem sinkenden Boot bergen und löst damit eine Kettenreaktion aus.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      An diesem frühen Morgen im Januar 1597 segelte die Dreimast-Galeone „Santa Barbara“ an der Westküste von Madagaskar entlang nordwärts. Die See wurde nur von einer schwachen Dünung bewegt. Der Wind wehte aus Südosten, stieß mit Kraft in die Segel und trieb das Schiff vorwärts.

      Philip Hasard Killigrew, der Kapitän, stand an der Querbalustrade des Achterdecks und hielt mit dem Spektiv Ausschau.

      An Steuerbord zeichnete sich die Küste der großen Insel als grauschwarzes Gebilde ab. Hasard hatte sich vorgenommen, Madagaskar ein wenig zu erkunden. Viel zuwenig war ihm über diese Insel, die schon fast wie ein Kontinent wirkte, bekannt.

      Plötzlich ertönte über den Köpfen der Männer, die zu diesem Zeitpunkt ihren Decksdienst versahen, ein Ruf. Bill, der Ausguck im Großmars, hatte ihn ausgestoßen.

      „Deck!“ schrie er. „Schiffbrüchige Backbord voraus! In einem winzigen Boot! Zwei Gestalten!“

      Fast im selben Moment waren hauchdünn die Hilferufe zu vernehmen, die über die See gellten. Rasch wurden sie vom Wind davongetragen.

      „Da befindet sich jemand in höchster Gefahr“, sagte Ben Brighton, Hasards Erster Offizier und Bootsmann.

      „Na, das nenne ich einen scharfen Verstand“, sagte Old Donegal Daniel O’Flynn. „Wie hast du das so schnell gemerkt?“

      Ben beachtete die ironische Bemerkung des Alten nicht weiter. Wie gallig der Humor von Old O’Flynn – besonders am frühen Vormittag – ausfiel, war den Männern der Seewölfe-Crew hinlänglich bekannt. Ben richtete sein Augenmerk vielmehr in die von Bill angegebene Richtung. Das taten jetzt alle. Sie reckten die Köpfe und reichten Kieker herum, durch die sie nach den in Not befindlichen Schiffbrüchigen Ausschau hielten.

      „Abfallen!“ befahl der Seewolf.

      „Drei Strich Backbord! Kurs Nordnordwest!“

      „Aye, Sir!“ rief Pete Ballie, der Rudergänger. „Kurs Nordnordwest!“

      „Schrickt weg die Schoten!“ brüllte Edwin Carberry, der Profos. „Willig, wird’s bald? Hölle und Spillspaken, ihr Kanalratten, was ist los? Schlaft ihr im Stehen?“

      Das taten die Arwenacks nicht, aber die „Musik“, die der Profos ihnen in die Ohren posaunte, gehörte mit zum Bordleben. Carberry war stets der Mann, der alles im Griff hatte. Und wenn die Mannen ihr Werk auch noch so gut verstanden und die Seemannschaft im Schlaf beherrschten – ohne den Profos wäre die Crew nie und nimmer das gewesen, was sie war.

      Dan O’Flynn, der Mann mit den schärfsten Augen von allen, enterte an den Fockwanten der Luvseite auf und schwang die Beine über die Umrandung des Vormarses. Er bezog Stellung auf der Plattform und richtete sein Spektiv auf das fremde Boot.

      „Das Boot sinkt!“ schrie Bill in diesem Augenblick hinter Dans Rücken.

      „Stimmt!“ bestätigte Dan. „Und die beiden Insassen sind Mädchen!“

      „Woran willst du das so genau sehen?“ tönte Carberrys mächtiges Organ von der Kuhl zu ihm hinauf.

      „Sie sind splitterfasernackt!“ erwiderte Dan. „Eingeborene!“

      „Hol’s der Henker“, sagte der Profos. Er wurde richtig verlegen und kratzte sich am Kinn. Wenn sie es schafften, die beiden Mädchen abzubergen, ehe der Kahn ganz unterging – was sollte dann geschehen? Mit zwei Nackten an Bord der „Santa Barbara“?

      Unter Vollzeug segelte die Galeone auf das Boot zu. Die Distanz schrumpfte mehr und mehr zusammen und mochte jetzt noch gut eine Meile betragen. Wieder tönten die Schreie der Mädchen. Dan erkannte mit Hilfe des Kiekers als erster, was der Grund für ihre Panik war.

      „Haie!“ meldete er laut. „Sie sind ganz nahe am Boot!“

      „Teufel auch!“ wetterte der alte O’Flynn. „So schnell erreichen wir sie nicht mehr! Die Haie fressen sie auf, verlaßt euch drauf!“

      Hasard beobachtete mit unbewegter Miene durch sein Spektiv, was im Boot und in dessen unmittelbarer Nähe vor sich ging. Ben, Ferris Tucker und Big Old Shane, die bei ihrem Kapitän standen, wechselten sich darin ab, durch ein anderes Spektiv zu blicken. Ihre Gesichter waren angespannt, betroffen. Don Juan de Alcazar murmelte etwas, das keiner verstand.

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