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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 433. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 433
Год выпуска 0
isbn 9783954398416
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Impressum
© 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,
Pabel ebook, Rastatt.
eISBN: 978-3-95439-841-6
Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]
Roy Palmer
Faustrecht
Der Erste Offizier meuterte – und damit grub er sich sein Grab
Als Wölfe im Schafspelz waren die Arwenacks und die Le Vengeurs im Konvoi mitgesegelt und hatten die erstbeste Gelegenheit wahrgenommen, im Morgennebel wieder zu verschwinden – allerdings nicht ohne Beute, wie sich das für echte Korsaren gehört. Ohne einen Schuß, ohne jegliche Gewaltanwendung hatten sie die Galeone „San Lorenzo“ besetzt, denn sie waren ja Soldaten und Offiziere Seiner Allerkatholischsten Majestät, und der dicke Capitán der „San Lorenzo“ wagte nicht, dagegen zu protestieren, zumal er ein schlechtes Gewissen hatte, was wiederum damit zusammenhing, daß er seinen König hatte betrügen wollen. Mit der Schatzladung im Bauch seiner Galeone hatte er heimlich verschwinden wollen, aber seine „Landsleute“ hatten aufgepaßt …
Die Hauptpersonen des Romans:
Don Manzano – der Kommandant der Kriegskaravelle „Cordoba“ verspürt wenig Neigung, das englische „Piratengesindel“ zu verfolgen.
Juan Oviedo – sein Erster Offizier ist gegenteiliger Ansicht und außerdem ehrgeizig.
Philip Hasard Killigrew – muß sich mit Verfolgern herumärgern, die er meinte, abgehängt zu haben.
Sir John – Carberrys „Geier“ fliegt einen erneuten Angriff auf die Bordhühner der „Estrella de Málaga“.
Inhalt
1.
Die Freiwache an Bord eines Kriegsschiffes Seiner Majestät Philipp II. von Spanien war im Prinzip zum Schlafen oder zumindest zum Ruhen bestimmt. Aber Juan Oviedo, der Erste Offizier der Karavelle „Cordoba“, hatte an diesem Nachmittag des 8. November 1594, an dem er sich für vier Stunden in seine Achterdeckskammer zurückziehen konnte, weitaus Wichtigeres zu tun – so glaubte er jedenfalls.
Juan Oviedo war ein ehrgeiziger Mann. Er war übereifrig, herrisch und von sich selbst eingenommen. Die Pflicht und die Disziplin standen für ihn an erster Stelle, und es gab nichts, das seiner Aufmerksamkeit entging.
Er registrierte jeden noch so geringen Schnitzer der Seeleute und hatte auch ein waches Auge auf die Seesoldaten. Damit übertrumpfte er den Profos und den Teniente der Seesoldaten, deren Anwesenheit an Bord er im Grunde ohnehin für völlig überflüssig hielt.
Er, Juan Oviedo, hätte die „Cordoba“ auch ganz allein zu führen verstanden. Jeder beugte sich bedingungslos seinen Befehlen. Unter seinem Kommando würde scharf gesegelt werden, unter härtesten Voraussetzungen, auch durch den dicksten Sturm. Für das Vaterland Spanien riskierte er alles – und wenn es sein mußte, ließ er sich beide Hände und den Kopf abhacken.
Aber leider war er nicht der Capitán, obwohl man ihn nach seiner Rechnung bereits vor drei Jahren hätte befördern müssen, Capitán war Don Manzano. Er bestimmte, was auf der „Cordoba“ zu geschehen hatte, aber Oviedo hatte an seiner Art der Schiffsführung einiges auszusetzen. So gut wie alles: Für ihn gab es keinen schlechteren Kommandanten als Don Manzano.
Zu dieser Erkenntnis war Oviedo nicht erst gelangt, seit sie den Hafen von Guayaquil mit der „Cordoba“ und zwei zweimastigen armierten Schaluppen schnell verlassen hatten, um den „englischen Bastard“ zu suchen, der mit seiner Crew von Höllenhunden die Kriegskaravelle „Estrella de Málaga“ gekapert und entführt hatte.
Nein, in Oviedo gärte es schon lange. Er konnte Don Manzano nicht leiden, er haßte ihn. Diese Animosität mochte beiderseitig sein, doch der Capitán ließ seinerseits nicht durchblicken, wie er über seinen Ersten dachte.
Oviedo hingegen nutzte jede freie Minute, um sich über diesen Don Manzano, der seiner Ansicht nach viel zu behäbig und träge war, auszulassen. Schriftlich tat er dies, er war ein fleißiger Protokollführer und unter anderem auch für das Logbuch der „Cordoba“ zuständig.
Was er in seinen privaten „Dossiers“ jedoch mit Federkiel zur Niederschrift brachte, war nicht für die Augen von Don Manzano bestimmt. Es war „streng geheim“. Oviedo bewahrte es unter Verschluß auf und achtete darauf, daß niemand außer ihm seine Kammer betrat oder sich gar dem Pult näherte. Denn wenn Don Manzano auch nur geahnt hätte, was in diesen Dossiers stand, hätte er nichts Billigeres zu tun gehabt, als seinen von Ehrgeiz zerfressenen Ersten so schnell wie möglich von Bord der „Cordoba“ zu versetzen.
Jede Äußerung, die Don Manzano von sich gab, hatte Oviedo in seinen Aufzeichnungen festgehalten. „Zur Hölle mit dem König“ stand da beispielsweise zu lesen. Oder: „Der Teufel soll die Marine holen.“ „Was sollen wir uns plagen, es hat ja sowieso alles keinen Zweck“, hatte Don Manzano vor ein paar Wochen gesagt. „Eines Tages nehmen uns die Engländer, die Franzosen oder die Holländer ohnehin dieses elende Dreckland wieder weg. Und das ist nur gut so.“ Oviedo hatte es mit der gewohnten Akribie aufgeschrieben und das entsprechende Datum hinzugefügt: 12. August 1594.
Heute gab es wieder ausreichend Stoff für Oviedos Notizen. Mit grimmiger Genugtuung kritzelte er sie auf die Pergamentrolle, die er wie üblich in einem Fach seines Pults verstauen würde. „Dieser Don Miguel de Xeres ist ein Narr“, hatte der Capitán auf dem Achterdeck geäußert. „Was sollen wir mit seinen verdammten Schaluppen? Und wo, zum Teufel, sollen wir die englischen Bastarde suchen? Die finden wir nie!“
Don Miguel de Xeres war der Generalkapitän und Geleitzugkommandant, dem sie auf ihrem südlichen Kurs begegnet waren. Die Bombe war geplatzt: Endlich wußte Don Miguel, daß er einem Schwindler auf den Leim gegangen war. Jener Don Esteban de Castellano, der die „Estrella de Málaga“ befehligte und bei ihm im Konvoi mitgesegelt war, war weder ein Capitán noch ein Spanier: Es handelte sich vielmehr um den schwarzhaarigen Bastard und dessen Crew von Galgenstricken, die die „Estrella“ vor Guayaquil aufgebracht hatten.
Von diesem Satan hatte sich Don Miguel hereinlegen lassen, aber inzwischen hatte er bittere Rache geschworen. Sofort hatte er zwei armierte Schaluppen aus seinem Geleitzug an Don Manzano abgegeben und befohlen, die „Estrella“ und die ebenfalls entführte Galeone „San Lorenzo“ zu verfolgen, einzuholen und zurückzubringen.
Don Manzano mußte gehorchen. Don Miguel war ihm rangmäßig übergeordnet, er hatte zu tun, was dieser ihm auftrug. Aber Don Manzano tat es nur unwillig und zähneknirschend. Denn eigentlich hatte er sich in den Kopf gesetzt, die „Estrella“ nicht wiederzufinden. Auf ein Gefecht mit den Engländern war er nicht scharf. Sie hatten seiner