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Madam“, meldete er. „Von uns aus kann das Tänzchen fortgesetzt werden. Ich finde sogar, daß die Gelegenheit sehr günstig ist. Daß die eine Galeone jetzt längsseits der anderen liegt und sie damit zur Seeseite hin abdeckt, dürfte die Dons während unseres Angriffs nicht gerade begeistern.“

      Siri-Tong lächelte zufrieden.

      „Wenn überhaupt, kann nur die an der Seeseite liegende Galeone feuern. Viel zu befürchten ist jedoch auch von ihr nicht – wie sich die beiden Schiffe ineinander verhakt haben. Sie krängt so stark nach Steuerbord, daß ihre Stücke auf dieser Seite höchstens noch ins Wasser schießen würden.“

      Barba winkte ab. „Die können es sich überhaupt nicht leisten, eine Kanone zu zünden, sonst fallen die beiden lecken Särge schon durch die Erschütterung auseinander.“

      Barba, der wie ein wüster Schlägertyp aussah, jedoch ein grundanständiger und aufrechter Mann war, rieb sich die riesigen Pranken. Vor dem ersten Angriff hatte er der Sache noch skeptischer gegenübergestanden, weil es ihm etwas schwergefallen war, sein Feindbild einer gewissen Rangordnung zu unterwerfen. Wenn sich schon die Engländer nicht unbedingt als Freunde erwiesen hatten, warum sollte man dann den Spaniern was aufs Haupt geben, nur weil sie sich ebenfalls um diese „Freunde“ kümmerten?

      Barba hatte seine Ansichten etwas korrigiert, nachdem man sich an Bord der „Caribian Queen“ darauf geeinigt hatte, daß einem die Engländer wohl doch etwas näherstanden als die Spanier. Eigentlich trug bei den Engländern nur die hochnäsige Adelsclique die Schuld an den Streitereien.

      Sonst gab es auch eine Menge prächtiger Kerle unter den Offizieren und Schiffsmannschaften, die es verdienten, gegen die angreifenden Spanier in Schutz genommen zu werden. Wenn man es recht überlegte, waren nur die „Adelsaffen“ sowie Sir John mitsamt seinem Anhang und Charles Stewart, der wüste Kapitän der „Dragon“, so richtige Lumpenkerle.

      So hatte sich die „Caribian Queen“ nur um der anständigen Männer willen mit den Spaniern angelegt, deren Landsleute mit der Schlangen-Insel auch nicht gerade menschenfreundliche Ziele verfolgt und ihnen einen gnadenlosen Kampf geliefert hatten.

      Von Zeit zu Zeit befand sich Barba jedoch immer noch in einem Zwiespalt der Gefühle, wenn es darum ging, den Engländern Schützenhilfe zu leisten. Nach dem ersten durchschlagenden Erfolg gegen die Dons waren diese Gefühle jedoch etwas in den Hintergrund getreten.

      Siri-Tong strich sich eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn.

      „Na schön“, sagte sie. „Unser zweiter Angriff wird den Dons wohl zeigen, daß sie sich hier ein wenig zuviel vorgenommen haben. Zwar können wir den Angriff nur auf die seeseits liegende Galeone unternehmen, aber das dürfte die Lage auch schon endgültig entscheiden.“

      „Das meine ich auch, Madam“, sagte Henry Scrutton, während die übrige Crew bereits hart zupackte, um die „Caribian Queen“ auf Gegenkurs zu bringen.

      Schon wenig später rauschte die „Caribian Queen“, den Südwestwind ausnutzend und über Backbordbug liegend, auf die Kriegsgaleonen zu. Alle Mann waren auf Stationen. Andy Fulham, der kleine, rundliche Koch aus Twickenham an der Themse, hatte abermals kleine, gußeiserne Becken mit glühenden Holzkohlen aus der Kombüse gebracht und an den Geschützen verteilen lassen. Die Mannen an den Steuerbord-Culverinen hielten bereits die Luntenstöcke in der Hand. Es sah nicht gerade gut aus für die Dons, und die Gesichter der rauhen Gesellen an Bord des Zweideckers verhießen alles andere als einen Freudentanz.

      Barba hatte sich mit finsterem Gesicht an einer Heckdrehbasse postiert. Ray Chiswell, der Schiffszimmermann aus Brighton an der englischen Südküste, hatte das Ruder übernommen und bewegte kraftvoll den riesigen Kolderstock.

      Siri-Tong hatte das Messingspektiv ans Auge gesetzt, um die Vorgänge an Deck der spanischen Kriegsschiffe zu beobachten. Die Wuhling, die sie sah, entlockte ihr ein Kopfschütteln.

      Die Dons hatten das erneute Heransegeln des fremden Zweideckers ohne Zweifel bemerkt und wußten sehr wohl, was die Stunde geschlagen hatte.

      Don Gregorio de la Cuesta, dem Capitán des Zweierverbandes, glänzte der Sehweiß auf der Stirn. Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich über das glatt zurückgekämmte Haar.

      „Teufel auch!“ flüsterte er. „Dieses verdammte Schiff kehrt tatsächlich zurück. Mögen alle Heiligen uns beistehen.“

      Der Erste Offizier, ein gedrungener Typ, der meist ein überlegenes Grinsen zur Schau trug, schluckte hart.

      „Die scheinen in der Tat noch nicht genug zu haben, Señor Capitán!“ stieß er erregt hervor. Das Grinsen war längst aus seinem Gesicht verschwunden. „Wir werden alle Hände voll zu tun haben, um dieses hartnäckige Gesindel abzuwehren. Ich werde mich sofort darum kümmern, daß die Geschütze einsatzbereit sind.“

      Don Gregorio schüttelte erbittert den Kopf.

      „Tun Sie das vorsichtshalber“, sagte er. „Aber ich schätze, daß es uns nicht viel nutzen wird. Wir wühlen mit unseren Kanonenkugeln höchstens das Wasser auf. Um dem Zweidecker gefährlich werden zu können, fehlt uns der richtige Schußwinkel. Richten Sie Ihr Hauptaugenmerk lieber auf die Drehbassen, Musketen und Tromblons. Wir müssen in der Tat auf alles gefaßt sein.“

      „Jawohl, Señor Capitán, ich werde sofort alle Männer zusammentrommeln.“

      Der Kommandant nickte zustimmend.

      „Nur die Männer an den Pumpen und die Zimmerleute müssen wohl oder übel auf ihren Posten bleiben“, bemerkte er.

      Der Erste Offizier gab die Befehle Don Gregorios weiter. Die Wuhling auf den Decks der beiden Kriegsschiffe verstärkte sich noch. Einige Männer bekreuzigten sich, als sie den heransegelnden Zweidecker erblickten. Sie wußten sehr wohl, daß sie in ihrer gegenwärtigen Situation nur eine geringe Chance gegen jenes düstere Schiff hatten. In Windeseile wurde alles herbeigeschleppt, was die Waffenkammer aufzubieten hatte. Viele Männer zeigten unverhohlene Angst.

      Auch dem Zweiten Offizier war deutlich anzusehen, daß er schon freudvollere Tage erlebt hatte. Der dickliche Mann mit dem feisten Gesicht war kreidebleich geworden.

      „Es wäre sicherlich besser gewesen, wir hätten uns nicht mit dem Lumpenpack da drüben auf der Insel angelegt, Señor Capitán“, sagte er keuchend, nachdem er vom Quarterdeck zum Achterdeck aufgeentert war. „Offensichtlich haben wir damit dieses Teufelsschiff auf den Plan gerufen.“

      Don Gregorio de la Cuesta legte die Stirn in Falten.

      „Was soll das heißen?“ fragte er scharf. Nur mühsam gelang es ihm, die eigene Nervosität zu verbergen. „Wollen Sie etwa die Richtigkeit meiner bisherigen Entscheidungen anzweifeln?“

      „Nein, nein, Señor Capitán!“ Der feiste Kerl geriet ins Stottern. „Na-natürlich nicht. Aber – aber unsere Lage ist nicht gerade die beste …“

      „Das habe ich inzwischen selber bemerkt“, sagte Don Gregorio frostig. „Kümmern Sie sich lieber um Ihre eigentlichen Aufgaben, statt hier unsinnige Behauptungen aufzustellen, die dazu angetan sind, die Moral unserer Mannschaften zu schwächen. Haben Sie das verstanden?“

      „Ver-verstanden, Señor Capitán“, tönte es mit brüchiger Stimme. Dann drehte sich der Zweite um und enterte eilig zum Quarterdeck ab.

      Don Gregorio de la Cuesta setzte sich mit dem Kapitän der zweiten Galeone in Verbindung, um wenigstens noch die nötigsten Absprachen zu treffen. Doch es war unmöglich, eine bestimmte Abwehrtechnik zu entwickeln, zumal die beiden Schiffe nicht nur hart angeschlagen, sondern auch manövrierunfähig waren. So wurden die Soldaten und Mannschaftsmitglieder, die nicht unbedingt zum Lenzen gebraucht wurden, mit Tromblons und Musketen bewaffnet und hinter die Schanzkleider gescheucht.

      Sobald sich der Zweidecker in der Reichweite der Musketenkugeln befand, gab Don Gregorio den Feuerbefehl. Er, der sonst stolz und aufrecht seinen Platz auf dem Achterdeck einzunehmen pflegte, kauerte sich ebenfalls auf die Planken, um sich vor dem hereinbrechenden Inferno zu schützen.

      Weder

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