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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-835-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Der Schatzkeller

       So sicher war das Versteck nicht – denn die Seewölfe fanden es

       Wenn sich zwei Schiffe auf der weiten, einsamen See treffen, dann ist das für beide Besatzungen immer ein Ereignis, vorausgesetzt, keiner führt etwas Böses im Schilde. In der Karibik konnte man da nicht so sicher sein. Aber der dicke Capitán Blanco war sich seiner Sache ganz sicher, ebenso der Vizegouverneur in Cartagena, der sich für die Sicherheit der „Andalucia“ verbürgt hatte. Denn Capitán Blanco sollte an die zweihundert Affen nach Spanien befördern. Beide ehrenwerten Señores meinten, jeder Schnapphahn würde vor der stinkenden Affen-Galeone schleunigst die Flucht ergreifen. Das war eben ihr Irrtum. Denn die Männer um Philip Hasard Killigrew hatten etwas dagegen, Affen über See zu transportieren – zumal es sich um ein Bubenstück handelte …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Chaqui – der Häuptling der Cuna-Indianer hält die Fremden für Feinde und besetzt mit seinen Kriegern den Zweidecker.

      Araua – die Tochter der Schlangen-Priesterin erregt Bewunderung und wird verehrt.

      Don Alfonso de Roja – der Hafenkapitän von Panama ist ein Schlitzohr, aber dennoch erpreßbar.

      Smoky – der Decksälteste der Seewölfe geht zusammen mit dem Profos auf Rattenjagd.

      Philip Hasard Killigrew – entdeckt verborgene Schätze und findet eine Möglichkeit, eine feine Karavelle zu „besorgen“.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Mit nachdenklicher Miene stand Chaqui, der Häuptling der Cuna-Indianer, am Strand und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war ein großer, breitschultriger Mann, dessen Haut die Färbung polierter Bronze hatte. Seine Züge waren scharf geschnitten, die Nase wies eine leichte Krümmung auf.

      Wie alle Männer und Frauen seines Stammes trug er als einzige Kleidung einen Lendenschurz, nichts unterschied ihn von seinen Brüdern und Schwestern. Und doch mußte auch ein Fremder auf den ersten Blick erkennen, daß er der Anführer war: Er war der von der Statur her größte Mann dieses Stammes, und von seiner Persönlichkeit ging eine spürbare Würde und Autorität aus.

      Chaqui zog die Augenbrauen etwas zusammen und betrachtete die grauen Wolken, die sich am Himmel zusammenballten.

      Bevor der Tag zu Ende ist, wird der Sand naß, dachte er, und der Dschungel wird vor Feuchtigkeit dampfen.

      Er vernahm ein Geräusch hinter seinem Rücken und wandte den Kopf. Antola, einer seiner Unterhäuptlinge, trat auf ihn zu und verharrte neben ihm.

      „Was siehst du?“ fragte er. „Ein Zeichen?“

      Chaqui spähte nach Osten. „Nein. Nur Regen wird es geben.“

      „Ist das kein Zeichen?“

      „Nein. Es hat keinerlei Bedeutung.“

      „Der Schamane hat gesagt, daß wir an diesem Nachmittag ein Zeichen erhalten“, sagte Antola.

      Chaqui sah ihn an. „Der Schamane irrt sich.“

      „Laß ihn das nur nicht hören.“

      „Wir warten auf Boten, die nie erscheinen“, sagte Chaqui. Er war ein nüchterner Denker, der von Wettermacherei und ähnlichem Zauber nicht viel hielt. „Es wird sich allenfalls ein Schiff zeigen, und wie immer wird es ein Schiff der Viracocha sein, der dunkelbärtigen Männer, die unsere Feinde sind.“

      „Dann überfallen und töten wir sie“, sagte Antola. Seine Miene hatte sich verfinstert. Unwillkürlich griff er nach seinem Hartholzmesser.

      Er haßte die Spanier wie die Pest, denn sie hatten bei einem Überfall auf das Dorf der Cunas, das sich seinerzeit noch an einem anderen Platz im Dschungel befunden hatte, seine Frau getötet. Sein Haß pulsierte in seinem Blut, und seine Rache würde nie ein Ende finden.

      „Ja“, sagte Chaqui mit einem bestätigenden Nicken. „Wir lassen es nicht zu, daß sie sich annähern.“

      „Wenn sie landen und unser Dorf entdecken, töten sie die Kinder und vergewaltigen unsere Frauen.“

      „Und alle Männer werden in Silberminen verschleppt“, sagte Chaqui.

      „Niemals“, sagte Antola. „Eher sterbe ich selbst.“

      „Auch das dürfte wenig nutzen, denn die Überlebenden würden als Sklaven Zwangsarbeit verrichten müssen“, sagte Chaqui. Dann blickte er Antola offen an. „Aber warum haben wir so düstere Gedanken?“

      „Weil es noch ein düsterer Tag wird.“

      „Der Regen kommt und geht. Wie ist die Stimmung im Dorf?“

      „Wie üblich fröhlich“, erwiderte Antola und mußte lächeln. „Unbeschwert. Es glauben eben doch alle an das, was der Schamane gesagt hat – daß die göttliche Erleuchtung nicht fern ist.“

      „Es hat leider schon viele Männer unserer Rasse gegeben, die die Viracocha für Götter gehalten haben.“

      Antola seufzte. „Nun gut, du hast ja recht. Aber bist du ganz sicher, daß heute noch ein Schiff auftaucht?“

      „Sicher nicht, aber ich spüre es.“

      „Also gibst auch du etwas auf deine Gefühle.“

      „Habe ich jemals das Gegenteil behauptet?“ Chaqui lachte. „Oh, ich weiß, du hältst mich für undurchschaubar. Aber du irrst dich in mir. Mein Denken ist so klar wie das Licht der Sonne, meine Worte sind wie das Wasser der Quelle und haben keinen zweiten Sinn.“

      „Das weiß ich“, sagte Antola. „Trotzdem behaupte ich, daß auf den Regen das Wunder folgt.“

      „Das Wunder?“

      „Die Göttin des Lichts“, sagte Antola beharrlich. „Sie wird uns heimsuchen. So hat der Schamane es gesagt, und daran halte auch ich fest.“

      „Wie du meinst“, sagte Chaqui, dann richtete er seinen Blick wieder nach Osten. Plötzlich versteifte sich seine Haltung, und er hob den Kopf. „Aber siehst du – vorerst hat es den Anschein, als ob ich recht behalte.“

      Antola spähte in dieselbe Richtung, und jetzt entdeckte auch er die Mastspitzen, die sich über die östliche Kimm geschoben hatten.

      „Es ist wahr“, sagte er, und seine Stimme klang nun beinahe ehrfürchtig.

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