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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-785-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

Kämpft sie nieder

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Das Morgengrauen des 6. April Anno 1594 kroch mit blassen Nebelschleiern auf die Küste der Bahamainsel Mariguana zu. Das Dickicht des tropischen Pflanzenwuchses schien die Dunstschwaden von See her in sich aufzusaugen, um die Feuchtigkeit zu speichern und damit für die Sonnenglut des bevorstehenden Tages gewappnet zu sein.

      Die grüne Wand des Inselwaldes begann hinter einem schmalen Streifen weißen Sandstrands, auf den sich flache Wogen mit dünnen Schaumkronen nur wie zaghaft vorwagten. Unsichtbar, doch unüberhörbar erwachte das Leben in der üppigen Vegetation. Eine meist gefiederte Tierwelt begrüßte den Morgen in vielstimmig lärmender Freude. Da schrie und trällerte, keckerte und trompetete es, als hätte ein Wettstreit um die größte Lautstärke begonnen.

      Nichts schien den Frieden zu trüben. Denn von menschlichen Bewohnern gab es auf diesem paradiesischen Eiland keine Anzeichen.

      Doch aus den Nebelschwaden vor der Küste tauchten Konturen auf, die nichts Friedliches hatten. Ein mächtiger Bugspriet stach durch das milchige Grau, und die feuchten Schleier umwaberten die Beplankung des Schiffsrumpfes, der mit langsamer Fahrt auf Ostkurs dahinglitt. Nur Fock- und Großsegel der Galeone waren gesetzt. Das lohfarbene Tuch wurde von der mäßigen Brise aus Ostnordost nur scheinbar widerwillig gefüllt. Es schien, als sträube sich die Natur, dem drohend anmutenden Schiff den Vortrieb für seine Schleichfahrt zu gewähren.

      Das trübe Licht des beginnenden Tages ließ die Bronzeleiber der ausgerannten Kanonen matt schimmern, die Männer, die kampfbereit hinter den Geschützen kauerten, wagten vor Anspannung nicht, sich zu bewegen.

      Mit einer Distanz von nur vier Kabellängen tastete sich das dreimastige Kriegsschiff an der Inselküste entlang. Doch dort, im Dickicht, gab es offenbar niemanden, den die gefechtsbereiten Kanonen der beiden Geschützdecks hätten einschüchtern können.

      Manchmal klangen Vogelstimmen durch den morgendlichen Lärm, die sich wie Hohngelächter anhörten.

      Don Pedro de Harana, Capitán der dreimastigen Kriegs-Galeone „Granada“, wippte auf den Zehenspitzen. Seine Offiziere kannten das, und unter normalen Umständen hätten sie darüber gegrinst. Aber an diesem frühen Morgen mußte man damit rechnen, daß Don Pedro sogar Augen im Hinterkopf hatte. Wie er so dastand, an der Querbalustrade des Achterdecks, strahlten Wut, Gereiztheit und Aggressivität in geballter Form von ihm aus.

      Ja, sie kannten ihn in solchen Momenten. Und sie hüteten sich, ihn anzusprechen. Denn er war wie ein Pulverfaß. Ein einziges falsches Wort konnte die Lunte sein, die ihn hochgehen ließ. Dann scherte er sich den Teufel darum, ob es korrekt war, einen Offizier in Anwesenheit von unteren Dienstgraden abzukanzeln. Dann vergaß er diesen wichtigen Punkt der militärischen Etikette, die er sonst so sehr schätzte.

      Wippend und kerzengerade stand er dort, als hätte er einen Rohrwischer verschluckt. Geradlinig hingen die Arme nach unten, die Hände, die er über dem verlängerten Rückgrat zusammengelegt hatte, symbolisierten eine mühsam selbst auferzwungene Geduld. Don Pedros Uniform saß makellos wie stets. Der blinkende Helm und der Degen mit der kostbar ziselierten Griffschale verdeutlichten, daß er in aller Kürze mit einer kriegerischen Auseinandersetzung rechnete.

      Auch in diesem Punkt wären die Offiziere zu einem Grinsen geneigt gewesen, rechneten sie nicht damit, daß ihr Vorgesetzter jegliche Art von Zweifel an seinen Entscheidungen sofort wittern würde. Doch sie teilten insgeheim die Meinung des Ersten, daß es auf dieser verträumten Insel keine Menschenseele gab, die auch nur daran dachte, so etwas wie Piraterie zu betreiben.

      Don Pedro de Harana war allerdings von seinem Auftrag besessen. Das wußte jeder an Bord der „Granada“, vom Decksmann bis hinauf zum Ersten Offizier. Am liebsten hätte Don Pedro reihenweise Piratenschiffe aufgestöbert und auf den Meeresgrund geschickt. Seit sie den Stützpunkt Cartagena verlassen hatten, fieberte de Harana darauf, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

      Denn er wußte, daß er dem Generalkapitän Don Alonso de López y Marqués damit einen großen Gefallen tun würde. Letzterer kochte noch immer vor Wut, seit er einer Auseinandersetzung mit rätselhaft kampfstarken Korsarenschiffen westlich von Hispaniola mit knapper Mühe entronnen war. Mit dem Piratenunwesen in der östlichen Karibik sollte nun endgültig aufgeräumt werden. Don Pedro war stolz darauf, in dieser Angelegenheit gewissermaßen als Vorreiter auftreten zu dürfen. Als Kundschafter, der einen Schlupfwinkel nach dem anderen entdecken und für die Vernichtung bloßlegen würde.

      Beide Marse waren mit Ausguckposten besetzt. Jede Bucht, und wenn sie noch so winzig war, wurde gründlich ausgespäht. Marodeure und Galgenstricke pflegten die unmöglichsten Orte als Verstecke zu benutzen. Letzten Endes war es gut möglich, daß das von dem „Franzmann“ bezeichnete Piratenschiff schon in eine andere Bucht verholt hatte.

      Don Pedro de Harana zweifelte nicht im mindesten daran, daß seine Entscheidung richtig gewesen war. Nach der Flucht dieses Kerls, der sich Ernest Fabien nannte, hatte er zwei Landetrupps Seesoldaten ausgesetzt und mit der „Granada“ die Ankerbucht an der Südseite von Mariguana verlassen. Die Soldaten hatten den Auftrag, die Insel nach Norden zu durchqueren, um auf dem Landweg zu jener Bucht vorzustoßen, die der „Franzmann“ auf der Seekarte benannt hatte.

      Die „Granada“ hatte unterdessen die Ostspitze der Insel gerundet und pirschte sich nun an der Nordküste auf westlichem Kurs voran. Etwa in der Mitte der Insel befand sich die Piratenbucht.

      Aber welche Rolle spielte das schon! Don Pedro wippte bei diesem Gedanken heftiger auf den Zehenspitzen. Ha, er würde diese Hunde so oder so aufspüren, wohin auch immer sie sich verholt haben mochten. Denn daran, daß er durch den „Franzmann“ einer üblen Bande von Halsabschneidern auf der Spur war, gab es für ihn nicht den geringsten Zweifel.

      Beweis dafür war die ungeheure Frechheit dieses Kerls.

      Die Frechheit nämlich, einfach zu entwischen. Natürlich bewies das seine Gefährlichkeit. Und wenn einer von dieser Sorte war, dann konnte auch die ganze Bande nicht viel anders sein. Don Pedro bereute nachträglich, daß er diesen Fabien nicht in Eisen gelegt hatte. Seine Wut darüber, daß die Posten sich überrumpeln ließen, war noch immer nicht verraucht. Doch sein Jagdfieber hatte bereits die Oberhand gewonnen. Dieses Piratenschiff würde er unangespitzt in den Grund bohren. Mit einem Eisengewitter, das wie ein Höllengericht über die Galgenstricke hereinbrechen sollte.

      Nach und nach lichteten sich mittlerweile die Nebelschwaden, zunehmende Helligkeit erfaßte den Küstenbereich. Unbändige Freude erfüllte den Capitán

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