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an.

      „Seht ihr, was er um den Hals trägt?“ raunte Morris.

      „Natürlich“, gab Davenport ebenso leise zurück. „Ich wußte es doch gleich.“

      „Wir – Freunde“, sagte Sir Godfrey zu dem Jungen und unterstrich seine Behauptung mit einer entsprechenden Geste. Trotzdem wurde er nicht verstanden.

      „Freunde“, wiederholte er betont langsam und versuchte es anschließend auf französisch und spanisch.

      „Der Bursche kapiert nicht“, sagte Davenport. „Aber irgendwie müssen wir an seinen Schmuck rankommen.“

      Godfrey trat einen vorsichtigen Schritt auf den Indianer zu. Er nestelte seinen Kugelbeutel vom Gürtel und wog ihn abschätzend in der Hand.

      „Für dich“, sagte er. „Ein Geschenk.“

      Der Junge erwiderte etwas in einer seltsam klingenden Sprache.

      „Wenigstens bist du nicht taub“, sagte Godfrey. „Hier, fang!“

      Er warf den Kugelbeutel. Der Indianer reagierte blitzschnell. Ohne die drei aus den Augen zu lassen oder gar den Pfeil von der Sehne zu nehmen, öffnete er den Beutel. Natürlich wußte er mit den runden Bleikugeln wenig anzufangen. Hastig steckte er eine zwischen die Zähne und kaute eine Weile darauf herum. Angewidert spie er dann aus.

      William Godfrey lächelte, denn Lächeln schafft Vertrauen. Mit beiden Händen hob er seine Pistole.

      „Das hier, siehst du, großes Geschenk. Bummbumm und Feind tot.“

      Der Indianer verzog keine Miene. Allerdings hing sein Blick jetzt mehr an dem Feuerrohr als an den Fremden. Und die drei wiederum taxierten begehrlich seinen kunstvoll gearbeiteten, aus Goldplättchen bestehenden Halsschmuck.

      „Paß auf“, sagte Godfrey. „Ich zeig’s dir.“

      Er ging auf den nächsten Baum zu und legte auf einen dürren Ast an. Dann drückte er ab. Eingehüllt in Pulverdampf, splitterte der Ast.

      Der Indianerjunge ließ einen Laut der Überraschung vernehmen. Als Godfrey ihm die Pistole hinhielt, griff er blitzschnell zu.

      „Bist zu verrückt?“ stieß Davenport hervor. „Was soll das?“

      „Tauschgeschäft.“ Godfrey grinste. „Was glaubst du, was der Schmuck wert ist?“

      „Und wenn uns die Wilden auf den Pelz rücken?“

      „Ohne Pulver?“

      Sie lachten spöttisch. Vor allem weil der Indianerjunge angewidert das Gesicht verzog, als er die Laufmündung unter die Nase hielt. Trotzdem hatte er den Sinn des Mordwerkzeugs begriffen, denn er legte auf die Fremden an und sagte: „Bumm!“

      „Nimm ihm den Schmuck ab“, drängte Davenport ungeduldig. „Auf was wartest du?“

      Unbeholfen verdeutlichte Godfrey dem Indianerjungen, daß er die Pistole behalten könne, daß er aber seinerseits etwas dafür hergeben müsse. In einer Geste, die überall verstanden wurde, breitete der Wilde die Arme aus.

      „Dein Schmuck.“ Alec Morris deutete auf die Kette.

      Der Indianer stieß eine Reihe von Lauten aus, die wie eine Beschimpfung klangen. Zugleich versteifte er sich, seine Haltung wurde abweisend.

      „Zier dich nicht, du Bastard.“ Morris warf sich auf den Jungen und versuchte, ihm die Kette abzureißen.

      Im nächsten Moment stürzte er rücklings ins Moos. Zwei kräftige Fäuste schlossen sich um seine Kehle. Er fand keine Gelegenheit, sich zur Wehr zu setzen, denn der Indianer kniete auf seinem Brustkorb.

      Ein Schuß fiel.

      Morris schnappte ächzend nach Luft und stand wieder auf. Aus allernächster Nähe hatte Davenport die Kugel abgefeuert und dem Wilden nicht den Hauch einer Chance gelassen. Den fünfundzwanzigjährigen Schnösel Alec Morris störte ein solcher Mord keineswegs. Mit dem Fuß drehte er den Toten auf den Rücken und bückte sich, um dessen Schmuck an sich zu nehmen.

      Ein heftiger Stoß in die Seite hinderte ihn jedoch daran. Frank Davenport funkelte ihn zornig an.

      „Ich habe dir den Kerl vom Hals geschafft, also steht mir das Gold zu.“

      „Wir teilen“, entschied Godfrey. „Das ist gerecht.“

      Weder Morris noch Davenport hielten es für nötig, ihm zu antworten. Letzterer kniete bereits neben dem Indianerjungen und zerrte ihm die Kette über den Kopf.

      Sie war in der Tat ein Meisterwerk. Eine Vielzahl kleiner, dünn ausgewalzter Plättchen waren miteinander verbunden, und jedes trug eingravierte Symbole.

      „Heidnisches Zeug“, erklärte Sir Godfrey geringschätzig. Wie seine Kumpane wüßte auch er die vielfältigen Zeichen nicht zu deuten.

      Lediglich die stilisierte Sonne, halb so groß wie eine Handfläche, und der darunter befindliche Adlerkopf waren eindeutig.

      „Davon kriegen wir noch mehr“, Davenport und ließ die Kette unter seinem Wams verschwinden.

      „Was fangen wir mit dem da an?“ Godfrey deutete auf den toten Indianerjungen.

      „Liegenlassen“, sagte Morris. „Oder hast du neuerdings Skrupel?“

      Der grauhaarige Abenteurer mit der Säufernase, der in seinen Kreisen stets als Spinner gegolten hatte, ließ sich nicht provozieren. „Wenn andere Indianer den Jungen finden, kann es Ärger geben.“

      „Willst du ihn mit bloßen Händen verscharren?“

      „Ins Unterholz und Moos und Rindenstücke drüber.“

      Alec Morris zögerte nur kurz. „Wenn du meinst“, stimmte er dann zu.

      Als Davenport sich nach dem Toten bückte, hatte er das Gefühl, daß irgend etwas seine linke Schulter streifte. Fast gleichzeitig erklang hinter ihm dumpfes, trockenes Knacken. Sich umwendend, sah er den gefiederten Pfeil, der in borkiger Rinde steckte. Instinktiv warf er sich zur Seite und entging um Haaresbreite einem zweiten Pfeil.

      Godfrey und Morris lagen bereits der Länge nach im Moos. Während Godfrey hastig und mit zitternden Fingern die Pistole nachzuladen versuchte, visierte Morris bäuchlings und mit ausgestreckten Armen. Er drückte ab, als eine flüchtige Bewegung im Buschwerk erkennbar wurde.

      Ein erstickter Aufschrei bewies den Treffer. Ein Indianer torkelte aus der Deckung hervor und stürzte sich mit Todesverachtung auf die drei Kerle. In der Linken schwang er eine Art Keule, einen an einem Griffstück befestigten kantigen Stein, sein rechter Arm hing schwer nach unten, Morris’ Kugel steckte vermutlich im Schulterknochen.

      Frank Davenport unterlief den kraftlos wirkenden Angriff und stieß mit dem Dolch zu. Der Indianer brach lautlos zusammen.

      Morris und Sir Godfrey hatten inzwischen ihre Pistolen nachgeladen und sicherten nach allen Seiten. Doch kein neuer Angriff erfolgte. Langsam dämmerte ihnen, in welcher Gefahr sie sich tatsächlich befanden. Die Wilden waren wie Schemen, die man erst sah und hörte, wenn es vielleicht schon zu spät war. Gegen sie nahmen sich englische Wegelagerer und Schnapphähne wie Stümper aus.

      Auch dieser Indianer trug Schmuck, wenngleich seine Kette überwiegend aus bunten Steinen und Fellstreifen bestand und nur wenig Gold enthalten war. Davenport durchtrennte sie mit dem Dolch und warf jedem seiner Begleiter eine Hälfte zu.

      „Das ist erst der Anfang“, sagte er. „Wenn wir eines Tages nach England zurückkehren, sind wir reiche Leute.“

      „Oder so tot, wie die da, falls wir sie nicht bald verschwinden lassen.“ Sir Godfrey zeigte auf die beiden Eingeborenen.

      Kurz darauf lagen die Toten im nächsten Gebüsch und unter einem Berg aus Moos und Rindenstücken verborgen. Wenn kein aasfressendes Tier sie ausscharrte, würden sie für immer verschwunden bleiben.

      Erst jetzt fand Frank Davenport Zeit, seine

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