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sanftere Stimme unterbrochen? Hatte er richtig gehört?

      „Segelschiffe voraus!“ meldete Gary Andrews aus dem Ausguck. „Drei Spanier, wenn mich nicht alles täuscht.“

      Der Seewolf griff zum Spektiv.

      Tatsächlich entdeckte er an der Kimm spanische Galeonen, die mit scharf angebraßten Rahen so nahe wie möglich am Wind segelten.

      Je mehr sich die „Isabella“ dem spanischen Verband näherte, deste unangenehmere Einzelheiten wurden deutlich.

      Zunächst stellte Gary Andrews fest, daß die drei Galeonen von zwei Karracken unterstützt wurden. Dann nahmen die Schiffe eine ziemlich ungewohnte Formation ein. Sie bildeten eine Art Treiberkette, weit auseinandergezogen. Die „Isabella“ hätte weit ausholen müssen, um diese Sperre zu umgehen.

      Dann feuerte das Flaggschiff, die „Eusebio“, der „Isabella“ einen Schuß vor den Bug, um sie zum Beidrehen zu zwingen.

      Während die Besatzung längst unter Aufsicht Ben Brightons das Schiff klar zum Gefecht machte, befahl Hasard dem Rudergänger: „Recht so.“ Das bedeutete nichts anderes, als daß Pete Ballie den Kurs beibehalten solle.

      Wenn sich der Seewolf auch nicht der Hoffnung hingab, die überlegenen Spanier würden ihr Vorgehen begründen, lief er doch an das Flaggschiff heran und rief hinüber, warum und mit welcher Berechtigung sein Schiff auf dem freien Meer aufgebracht werden solle.

      „Befehl des Vizekönigs. Wir haben Nachricht erhalten, daß sich in diesen Gewässern britische Freibeuter zeigen. Wir wollen Ihr Schiff durchsuchen.“

      „Das könnte denen so passen, diesen lausigen Dons. Jetzt wollen sie noch die Seewege nach Indien kontrollieren und allen anderen Schiffen die Passage verwehren“, wetterte Al Conroy, zornrot im Gesicht. „Feuer frei, Sir?“

      Die Gefechtsposition, die anlag, sah nicht günstig aus für die „Isabella“. Die Spanier würden sie in die Zange nehmen, wenn sie weiterlief, und ihr aus Luv wie aus Lee eine Breitseite verpassen, während die Karracken in der Mitte ihre Drehbassen sprechen lassen würden.

      „Ruder hart Steuerbord“, befahl Hasard. „Feuer frei, Al!“

      Der ranke Segler schwang mit dem Bug herum und glitt elegant auf Kabellänge am Bugspriet des äußeren Spaniers, einer Galeone, vorbei, brachte sie so in Lee und verpaßte ihr in rauschender Vorbeifahrt eine volle Breitseite, die mit verheerender Wirkung auf dem Mitteldeck einschlug.

      Die spanische Galeone erhielt von Al Conroy noch zum Abschied einen Treffer aus der Drehbasse. Dann war bereits die Karracke heran, die „Infierno“ hieß.

      Ihr Kapitän ließ sich offenbar durch die Überrumpelung des ersten spanischen Schiffes nicht ins Bockshorn jagen. Die Geschütze wummerten los.

      Die Salve lag zu kurz bis auf einen Schuß, der die „Isabella“ erwischte und zwei Löcher in die beiden Schanzkleider an Backbord und Steuerbord stanzte.

      Die Backbordgeschütze der „Isabella“ antworteten.

      Der Schaden auf dem feindlichen Schiff hielt sich in Grenzen. Der Spanier ging über Stag, um die Verfolgung aufzunehmen.

      Natürlich verlor er viel Zeit.

      Vom Flaggschiff wurde wild zu der Karracke signalisiert, die offenbar eigenmächtig handelte. Aber die „Infierno“ scherte sich keinen Deut darum, sondern hielt Kurs.

      Der Seewolf lächelte nur.

      Die Karracke hatte keine Chance gegen die „Isabella“, weder was die Kampfkraft betraf noch die Geschwindigkeit.

      Wenn der spanische Kapitän dennoch nicht aufgab, war er entweder ein Narr oder vom Ehrgeiz zerfressen.

      Der Seewolf befahl, wieder auf den alten Kurs zu gehen.

      Die Culverinen wurden zurückgerollt, die Stückpforten geschlossen und die Brooktaue festgezurrt. Die plumpen Räder der Geschütze rumpelten über die Decksplanken.

      Die Mannschaft nahm ihre alte Arbeit wieder auf. Die Spannung löste sich. Immerhin gab es endlich neuen Gesprächsstoff. Das kurze, aber heftige Scharmützel erregte sicher noch für eine Weile die Gemüter, und jeder betonte, was Hasards geschicktes Segelmanöver zum Sieg beigetragen hatte.

      Der Seewolf aber widmete sich bereits einer neuen Aufgabe.

      Ben Brighton hatte ihn darauf hingewiesen, daß die Wolken sich turmartig aufzubauen begannen, ein sicheres Zeichen für Gewitter und Böen.

      Ben Brighton bestimmte mit dem Astrolabium die Schiffsposition. Ferris Tucker, der Schiffszimmermann, beseitigte die Schäden, die der Spanier angerichtet hatte.

      Hasard ließ die Blinde und die Marssegel bergen und jagte dazu einen Teil der Crew in die Wanten.

      Der Wind frischte auf. Die See wurde kabbelig.

      Carberry war in seinem Element. Er ließ die Luken mit Blenden, Keilen und Latten verschalken. Manntaue wurden gespannt. Dann wurden die Sturmsegel gesetzt.

      Der jetzt steife Nordwestwind pfiff durch Wanten und Pardunen und steigerte sich noch. Die „Isabella“ lag bei halbem Wind auf Südwestkurs. Sie lief nur noch mit der Sturmfock und dem Besan.

      Die Wellenberge erhoben sich immer höher und rollten gischtend über das Vorschiff, daß die „Isabella“ erzitterte.

      Der Wind erhob sich zum Sturm. Der See schien zu kochen. Die Sonne, hinter Wolkenschleiern, wirkte wie aus Kupfer.

      Bei jedem Schlag schien es, als werde die „Isabella“ sich nie wieder erheben und ihre Masten würden unter Wasser gedrückt.

      Die Verständigung an Bord wurde schwierig. Die Männer hatten sich vorsorglich festgelascht und verkrallten sich an den Manntauen, wenn die Brecher über die Decks donnerten.

      Hasard zog sich ins Ruderhaus zurück und sorgte dafür, daß der eisenharte Big Old Shane, Schmied von Arwenack, den erschöpften Pete Ballie ablöste.

      Aber auch dieser gewaltige Kerl mit den riesigen Pranken kriegte Schwierigkeiten. Kopfschüttelnd legte er sich ins Ruder und versuchte Kurs zu halten.

      Mal richtete sich der Bug der „Isabella“ himmelwärts, als wolle die Galeone in die Wolken steigen, dann wieder kippte der Rahsegler ab, eine endlose sausende Talfahrt begann, als wolle er sich geradewegs in das Herz der Erde bohren. Die Masten ächzten und knirschten.

      „Hol’s der Teufel!“ knurrte der Graubart. „Wir sollten vor den Wind gehen.“

      Hasard konnte sich nicht erinnern, jemals Bedenken in den Augen seines treuesten Gefolgsmannes gesehen zu haben, aber diesmal schien es soweit. Wenngleich auch natürlich eine gute Portion Sorge um das Schicksal der anderen, insbesondere das der beiden Söhne des Seewolfes, mitspielte.

      „Ich gebe nicht gern auf“, sagte Hasard. „Aber wenn es sein muß. Wahrscheinlich hast du recht.“

      Der Schmied nickte nur.

      Es wurde ein Alle-Mann-Manöver, um die beiden lächerlichen Segel vorn und achtern auf die Höllenfahrt vor dem Sturm her zu trimmen.

      Die „Isabella“ fiel ab, bis sie vor dem Sturm auf Südostkurs lag. Ein unendlicher Seeraum breitete sich vor ihr aus, was den Vorteil hatte, nicht auf Legerwall zu geraten. Dennoch war Hasard keineswegs zufrieden.

      „Wenn das so weiterbläst“, stöhnte er, „segeln wir über den Rand meiner letzten Roteiro hinaus und geraten in unbekanntes südliches Gebiet. Das ist das letzte, was ich mir wünsche. Ich wollte nur die Südspitze von Afrika runden und dann Kurs auf Südamerika und die Karibik nehmen. Ich habe keine Lust, vorher den Walfischen und Robben einen Besuch abzustatten.“

      „Das Wetter wird sich beruhigen, und wir holen alles wieder herein“, beschwichtigte ihn Big Old Shane.

      Die Sturzseen begruben immer wieder das Achterdeck unter sich, und die Brecher nahmen sich das Ruderhaus vor. Sie rüttelten wie wild an Zapfen und Bolzen, und manchmal

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