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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-911-6

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Der Teufel ist los

       Es fehlte die harte Hand – und der Mob übernahm das Regiment

       Die Letzten der „San Jacinto“ hatten die Flagge gestrichen, und Old Donegal O’Flynn gewährte ihnen großzügig freien Abzug. Elf Mann waren es noch unter Julio Acosta, die sich nunmehr auf zwei Flößen nach Süden absetzten – je sechs Mann auf einem Floß. Das eine Floß steuerte Acosta, das andere Prado, aber Prado und seine fünf Kerle hatten die Nase voll von Acostas Führungskünsten, und darum kündigten sie ihm die Gefolgschaft auf. So meinte jede Gruppe, ihr eigenes Süppchen kochen zu können, denn alle zwölf Kerle waren scharf auf die Goldbarren der „Viento Este“, die von Old Donegal und seiner Crew eingesackt und versteckt worden waren. In der Nacht versuchte die Acosta-Gruppe, die „Empress“ zu überfallen. Sie erlitt tödlichen Schiffbruch. Und gleiches passierte der Prado-Gruppe in der folgenden Nacht …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Alonzo de Escobedo – wittert Morgenluft, als er aus dem Gefängnis von Havanna fliehen kann.

      Corda – der füchsische Gouverneurssekretär meint, ein eigenes Süppchen kochen zu können.

      Don Luis Marcelo – der Capitán der Stadtgarde wird unvermutet aus seinem Trott gerissen.

      Arne von Manteuffel – schickt eine Brieftaube zum Stützpunkt des Bundes der Korsaren.

      Philip Hasard Killigrew – der Seewolf geht mit drei Schiffen in See und stößt auf die „Empress“.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Es war eine sonderbare Stimmung, die die ganze Stadt erfaßt zu haben schien. Etliche Einwohner Havannas schoben es auf das Wetter, das für sie, die sie in einer Hafenstadt lebten, besondere Bedeutung hatte. Da sie ausnahmslos ziemlich abergläubisch waren, werteten sie das Aussehen des Himmels als ein eindeutiges Zeichen.

      Der Himmel über Havanna wollte nicht mehr aufklaren. Diesen Anschein hatte es jedenfalls. Dabei gab es nicht das winzigste Zeichen, das auf einen bevorstehenden Sturm hingedeutet hätte. Im Gegenteil, es wehte fortwährend ein derart laues Lüftchen durch die Gassen der kubanischen Hauptstadt, daß ältere Leute über Schweißausbrüche und Herzjagen klagten.

      Die Hafendirnen stellten hingegen fest, daß ihre Dienste häufiger in Anspruch genommen wurden als gewöhnlich. Die Vergnügungssucht der männlichen Schenkenbesucher steigerte sich von Tag zu Tag. Das war beileibe nicht nur auf die längere Liegezeit der Schiffe zurückzuführen, die aus den ungünstigen Winden resultierte.

      Es waren keineswegs nur Seeleute, die in diesen warmen Nächten dafür sorgten, daß viel Geld den Besitzer wechselte und Rum und Wein faßweise flossen. Auch jener Teil der Bevölkerung Havannas, der bei Tageslicht seltener anzutreffen war, ging verschwenderisch mit jenen Münzen um, die meist auf nicht ganz saubere Weise erworben worden waren.

      Wüste Gelage in Bodegas und Cantinas, aber auch in Gassen und Hinterhöfen, waren die Folge.

      Die Nächte in Havanna gehörten dem zwielichtigen Teil der Einwohner und den Seeleuten, die zu eben jener Kategorie paßten.

      Den ehrbaren Bürgern der großen Stadt bereiteten all die absonderlichen Umstände dieser letzten Junitage des Jahres 1595 Unbehagen.

      Sie registrierten eine gewisse aufmüpfige Stimmung unter dem gemeinen Volk, wie sie es zu nennen pflegten. Das mochte einerseits vom Alkohol herrühren, der ja bekanntlich in ungewöhnlichen Mengen genossen wurde. Hochwohlgeborenen Señoras geschah es, daß sie aus Hauseingängen oder Torwegen mit unflätigen Bemerkungen bedacht wurden, sofern sie sich in offenen Kutschen zur Schneiderin oder zu einem Nachmittagskränzchen fahren ließen.

      Nach Einbruch der Dunkelheit wagten sich die Señoras nicht mehr aus dem Haus. Und in den Gesprächsrunden der Señores wurde immer häufiger der Ruf nach einer eisernen Hand laut, die in Havanna einmal gründlich aufräumen müsse.

      Zusammengefaßt hatte die Stimmung des Pöbels etwas von einer frechen bis unverschämten Aufgekratztheit.

      Der Alkohol mochte vordergründig dafür verantwortlich sein, und das Wetter mochte als Ursache herangezogen werden. Den Bürgern lief dennoch mancher Schauer über den Rücken. Denn deutlicher als sonst wurde ihnen in diesen Tagen bewußt, daß sie auf einem Pulverfaß lebten.

      Das Pulverfaß war besagter Pöbel.

      Die Lunte glomm nur nachts.

      Doch wann würde diese Lunte auch bei Tage nicht mehr erlöschen?

      Das Verhängnis für Havanna nahm seinen Anfang in den späten Vormittagsstunden des 20. Juni 1595.

      Auf dem weiten Platz vor der Residenz herrschte die gewohnte Geschäftigkeit. Bauern aus der Umgebung und Händler aus der Stadt hatten schon früh ihre Plätze bezogen. Auf Tischen und Bänken boten sie ihre Waren an, die sie mit Handkarren, Pferdefuhrwerken oder auch nur auf dem gebeugten Rücken herbeigeschafft hatten.

      Die Fruchtbarkeit des Landes zeigte sich in dem vielfältigen Angebot an frischen Früchten und köstlichem Gemüse. Welch gute Verbindungen eine Hafenstadt wie Havanna zu den übrigen Teilen der Welt hatte, bewiesen die Kleinhändler mit einer üppigen Pracht an Waren. Da dufteten Gewürze aus der Karibik und aus dem Fernen Osten. Da ließ Seide aus China die Augen der Señoras vor Entzücken leuchten, und kräftiges Leinen von den Webstühlen Spaniens mußte den eher sachlich prüfenden Handgriffen standhalten.

      Von der Haarspange bis zum eleganten Schuhwerk, von den grünen Bohnen bis zu den Passionsfrüchten und von der fangfrischen Garnele bis zum soeben geschlachteten Ochsen gab es buchstäblich alles, was das Alltagsleben in den Bürger- und Adelshäusern angenehm machte.

      Wie an jedem Markttag begannen Cisca Duarte und Graciela Bonardo um zehn Uhr mit ihren Vorbereitungen. Ihr mit Segeltuch überdachter Stand war von den Gehilfen der Señora Zinguala bereits aufgebaut worden. Señora Zinguala betrieb ein Speisehaus in der Nähe des Hafens. Mit ihrer Küche versorgte sie sowohl die Angestellten der Handelshäuser, Lagereien und Schiffsausrüster als auch jene Seeleute, die vom Essen aus der Kombüse genug hatten und einmal abwechslungsreiche spanische Kost an Land genießen wollten.

      Der Stand auf dem Platz vor der Residenz war gewissermaßen ein Zweigbetrieb der

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