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      Die Westroute wurde einstimmig angenommen, niemanden gelüstete es, den Weg um Kap Hoorn zu nehmen.

      „Das wäre erledigt“, sagte Hasard. „Allerdings habe ich noch einen Vorschlag, und der hängt mit unserem Südkurs zusammen, den wir bereits segeln. Ich möchte noch hinunter zu den Molukken und von dort aus dann durch die Banda-See in den Indischen Ozean. Die Molukken interessieren mich insofern, als dort der Gewürznelkenanbau intensiv betrieben wird, und zwar von den Portugiesen, das wiederum die Holländer zu ärgern scheint. Ich brauche euch nur an den Mijnheer Beeveren zu erinnern und an das, was wir von Capitán de Figuiera in Davao darüber hörten. Nun denn, mir ging durch den Kopf, Möglichkeiten zu erkunden, die sich auf englische Interessen beziehen. Kapitän Drake hatte bei seiner Weltumsegelung bereits Kontakte zu dem Sultan auf Ternate und brachte auch etwa sechs Tonnen Gewürznelken von dort mit nach Plymouth. Dan sollte euch nachher einmal die betreffende Karte zeigen, damit ihr seht, was das für ein riesiges Inselgebiet ist. Ich bin der Ansicht, daß England dort auch ein Plätzchen finden könnte, um eine Faktorei zu gründen – wohlgemerkt im Einverständnis mit den einheimischen Gentlemen und zu Nutz und Frommen beider Teile. Also Ostindienhandel auf der Basis von Geben und Nehmen. Diesen Gedanken könnte ich bei Hofe oder interessierten englischen Kaufherren in London oder Plymouth vortragen, was bedeuten würde, England anzulaufen, bevor wir in die Karibik zurückkehren. Ich schätze, einige von uns haben nichts dagegen, dort einmal wieder hineinzuschauen, wo sie einst zu Hause waren. Im übrigen ist die Route über Molukken und Banda-See kein Umweg, es bleibt sich gleich, ob wir diesen Kurs wählen oder durch die Sunda-Straße in den Indischen Ozean segeln. Na, was meint ihr?“

      Carberry brachte es auf eine Kurzformel und hatte dabei verzückte Augen: „Molukken, Plymouth, ‚Bloody Mary‘!“

      „Dachte ich mir doch“, murmelte Hasard. „Du möchtest dem feinsten Plymson mal wieder an die Perücke, Ed.“

      „Aber nicht doch, Sir“, sagte der Profos bieder. „Es ist natürlich unerhört wichtig, daß du der Lissy oder den Pfeffersäcken verklarst, wo’s noch Pfeffer und anderen Kram zu holen gibt. Das geht vor, das halte ich auch für gut, damit nicht immer nur einer alleine die Sahne abschöpft und die anderen, die auch mal schlecken wollen, einfach wegboxt. Aye, Sir, ich könnte mir auch vorstellen, daß ich die Lagerverwaltung der Faktorei übernehme, wenn ich mich mal zur Ruhe setze. Da braucht man solche Kerlchen wie mich. Findest du nicht auch?“

      Hasard starrte seinen Profos überrascht an. Das waren ja völlig neue Perspektiven!

      Dafür ergriff Old Donegal wieder die Gelegenheit, dem Profos was zu verpassen. Er hatte ihm die an Altersschwäche eingehenden Mücken noch nicht verziehen.

      „Was denn, du und Lagerverwalter?“ höhnte er. „Dann sind die Rumfässer aber schnell leer!“

      Der Profos winke ab. Er war nicht zu erschüttern.

      „Du bist ja bloß neidisch“, sagte er.

      „Ich hab’ in meiner Rutsche genug Rum!“ zeterte Old Donegal.

      „Ja – und ’ne Bratpfanne, die dir dein Schnuckelmäuschen auf den Schädel donnert, wenn du nach deinem Rum schielst“, sagte der Profos grinsend.

      „Kinder, Kinder, hört doch bloß mal damit auf, ständig aufeinander herumzuhacken“, sagte Hasard.

      „Dieser Mister O’Flynn hat angefangen, Sir“, verteidigte sich Carberry. „Der kann es nicht ertragen, daß ich Lagerverwalter werde und abends einen Rum trinken darf, ohne daß mich jemand deswegen mit der Bratpfanne bedroht.“

      „Noch bist du kein Lagerverwalter“, sagte Hasard, „sondern unser Profos, den wir genauso brauchen wie unseren Old Donegal, von dessen Zähigkeit wir uns alle eine Scheibe abschneiden können. Ich kann mich nicht erinnern, daß er beim Fußmarsch über den Isthmus gejammert hätte – und das bei seiner Gehbehinderung! Darüber solltest du mal nachdenken, Mister Carberry, bevor du auf sein Alter anspielst, was ich unfair finde. Ist das klar?“

      „Aye, Sir“, sagte der Profos, linste zu Old Donegal und fügte hinzu: „Wenn ich dich beleidigt haben sollte, Mister O’Flynn, dann bitte ich hiermit um Entschuldigung. Außerdem bist du wirklich ein zäher Knochen, und ich schätze, wir werden beide noch so manches Faß Rum vernichten und einander in alter Treue zugetan sein.“

      Old Donegal war ein bißchen gewachsen, als Hasard ihn verteidigte. Und jetzt war er versöhnungsbereit und zugleich gerührt über das, was der Profos gesagt hatte.

      „In Treue fest, Mister Carberry“, sagte er und reichte ihm die Hand. „Auf daß der Rum nie alle werde!“

      Sie schüttelten sich die Hände und klopften einander auf die Schultern.

      „Segeln wir über die Molukken?“ fragte Hasard.

      Es gab keinen Einwand. Sie waren sich einig. Und sie fanden auch, daß ihr Kapitän recht hatte. Man mußte den Leuten in England sagen, welche ungeahnten Handelsmöglichkeiten sich hier eröffneten. Sie mußten nur genutzt werden.

      Und sie beugten sich über die Karte, die Dan O’Flynn auf der Kuhl ausbreitete und im einzelnen erklärte.

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