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doch wahrhaftig ein Affe auf der Großrah entlang. Ein Affe! Oder war das kein Affe? Doch, das mußte einer sein, wie der die Zähne fletschte.

      Und da holt dieses Vieh doch weit aus – mit der Rechten. Die hält eine Kugel. O heiliger Gottseibeiuns! Eine Wurfgranate! Im hohen Bogen fliegt sie aufs Achterdeck – und zerplatzt! Da fließt was Milchiges heraus, und innen ist die Wurfgranate weiß.

      „Arwenack!“ brüllte eine Stimme auf der ranken Galeone, eine Stimme wie Donnergrollen. „Dir zieh ich doch gleich die Haut streifenweise von deinem verdammten Affenarsch! Enter sofort ab, du Rübenschwein, du dreimal verlauste Kombüsenwanze …“

      Und über dem Kerl auf der Kuhl, der da brüllte, schaukelte im Hauptluvwant ein roter Papagei und krächzte: „Scheißkerl! Scheißkerl! Streich die Flagge, Bastard …“

      Schon brauste die wilde Jagd vorbei. Der Blick erhaschte noch wilde, braungebrannte, grinsende Gesichter, Kerle, mit Muskeln aus Eisen, strotzend vor Gesundheit, und jetzt grinsten sie nicht mehr, sie lachten sich halbtot.

      Etwas später begriffen die Männer auf den drei Kriegsgaleonen, daß ihnen diese ranke Dreimast-Galeone mit den überlangen Masten an Wendigkeit und Schnelligkeit haushoch überlegen war. Aber nicht nur das. Sie hatte wieder so blitzartig wie zuvor gewendet und lief jetzt über Steuerbordbug eine Höhe am Wind, die keine der drei Kriegsgaleonen mithalten konnte, es sei denn mit verlangsamter Fahrt und killenden Segeln.

      Jetzt hatte dieses Teufelsschiff eindeutig die Luvposition.

      Auf dem Flaggschiff wurde ein Warnschuß abgefeuert, und eine Stimme brüllte: „Stoppen Sie sofort, oder Sie erhalten eine Breitseite!“

      Auf der „Isabella“ sagte Big Old Shane: „Da haben wir den Mist.“

      Hasard lächelte nur und rief: „Ben, geht in den Wind und geit die Segel auf! Wir haben unseren Spaß gehabt. Die Wenden waren übrigens bestens, Petes Ruderführung auch.“

      „Danke, Sir.“ Ben Brighton lächelte zurück.

      Minuten später lief die „Isabella“ aus und dümpelte im Wind.

      Das Flaggschiff schob sich heran, schwer und drohend. Die Kanonen waren immer noch ausgefahren. Die Geschützbedienungen standen bereit und klar bei Lunten. Der sehr ehrenwerte Lordadmiral war offensichtlich eingeschnappt, wie Hasard durchs Spektiv feststellte. Er geruhte, intensiv nach Lee zu starren, als ginge ihn die „Isabella“ nichts an.

      Von der Luvseite her rief ein Offizier: „Ihr Schiff muß untersucht werden! Lassen Sie eine Jakobsleiter ausbringen!“

      Hasard zeigte klar und murmelte: „Das sind ja ganz neue Sitten, sind das.“

      „Tun wir ihnen den Gefallen?“ fragte Ben Brighton.

      „Zunächst mal ja.“ Hasard kaute auf seiner Unterlippe. „Aber keiner tritt uns auf die Füße.“ Er hob die Stimme. „Ed! Laß die Jakobsleiter auf der Backbordseite ausbringen!“

      „Aye, aye!“ rief der Profos zurück.

      Das Flaggschiff lief an der „Isabella“ vorbei, setzte sich vor sie und ging mit aufgegeiten Segeln in den Wind. Die beiden anderen Kriegsgaleonen fächerten auseinander. Der schwere Brocken, hinter dem die „Isabella“ durch die Kiellinie gebrochen war und den der Schimpanse Arwenack mit einer Kokosnuß bombardiert hatte, ging auf der Steuerbordseite der „Isabella“ auf Warteposition, das letzte Schiff des Dreier-Verbandes blieb an Backbord der Seewölfe.

      Jetzt waren die Namen der drei Kriegsschiffe lesbar. Der Lordadmiral hatte sich auf der „Arc Royal“ eingeschifft. Die schwimmende Festung mit den insgesamt vierundvierzig Kanonen hieß „Triumph“ und das letzte Schiff des Verbandes „Victory“.

      Das waren stolze Namen – ein bißchen zu protzig, fand Hasard, denn die „Triumph“ zum Beispiel mit ihren schweren Krachern hätte wohl kaum noch triumphiert, wenn ihr statt einer Kokusnuß ein paar von Ferris Tuckers „Höllenflaschen“ aufs Achterdeck gefallen wären. Außerdem hätte die „Isabella“, als sie achtern, nahezu auf Spuckweite, an der „Triumph“ vorbeirauschte, die acht 17pfünder der Steuerbordseite ins Heckkastell jagen können, und da wäre jeder Schuß ein Volltreffer gewesen. Es hatte auf die kurze Entfernung das Format eines vierfachen Scheunentors gehabt. Da hätte ein Blinder getroffen. Die Ruderanlage wäre bestimmt beim Teufel gewesen.

      Hasard blickte voraus zur „Arc Royal“. Dort tat sich gar nichts. Offensichtlich überließ es der sehr ehrenwerte Lordadmiral seinen Trabanten, sich um den Frechling zu kümmern, der es gewagt hatte, ihre Linie zu durchkreuzen.

      Die Gefechtsbereitschaft war auch noch nicht aufgehoben. Von drei schweren Kriegsschiffen umstellt und in die Zange genommen – da war nicht mehr viel drin für die „Isabella“. Allerdings, wenn sie das dort auf den drei Schiffen dachten, dann kannten sie Philip Hasard Killigrew nicht. Der hatte immer noch einen Trumpf im Ärmel.

      „Galeone an Backbord fiert Beiboot ab!“ meldete Bill vom Hauptmars.

      Aha, das war die „Victory“. Hasard schaute durchs Spektiv hinüber. Der Kapitän dort drüben, das war ihm schon vorher bereits aufgefallen, hatte das Spektiv ständig vorm Auge gehabt und die „Isabella“ von vorn bis achtern und von achtern bis vorn immer wieder gemustert. Wahrscheinlich sah er ein Schiff wie die „Isabella“ zum ersten Male.

      Jetzt stand er am Steuerbordschanzkleid der Kuhl und wartete auf das Aussetzen des Beibootes. Er hatte ein Raubvogelgesicht, das durch den grauen Spitz- und Knebelbart noch schärfer wirkte. Der Jüngste war er bestimmt nicht mehr, Mitte Sechzig mochte er sein. Hier gaben wohl die alten Herren den Ton an. Immerhin hielt er sich ziemlich straff.

      Bei ihm befanden sich acht Seesoldaten – bis an die Zähne bewaffnet. Dann gesellte sich noch ein Offizier dazu.

      Das Beiboot klatschte aufs Wasser, mit dem Bug zuerst, weil der Achterläufer vertörnt war. Hasards Männer begannen zu grinsen. Das hatten sie schon besser gesehen, vor allem, sie konnten es besser. Die da drüben sollten das mal exerziermäßig üben, diese Anfänger!

      Der Kapitän sagte barsch etwas zu dem Offizier, und der Offizier pfiff einen Bootsmann an.

      Das Beiboot hing mit dem Bug im Wasser und dem Heck in der Luft. Die Seewölfe amüsierten sich köstlich. Ein Mann klarierte den Achterläufer und mußte auf der schweren Spiere entlangturnen, mit der sie das Beiboot achtern nach außen geschwenkt hatten.

      „He, Paddy!“ brüllte Carberry hinüber. „Nimm ’s Messer, dann geht’s besser und vor allem schneller. Wir wollen nämlich heute noch nach London und die gute Bess besuchen, verstehst du? Wir haben ihr nämlich was mitgebracht!“ Er schwieg einen Moment. Dann schrie er: „Na, was ist? Du fummelst zuviel, Junge! Hast du noch nie einen Achterläufer klariert, was, wie? Und so was fährt zur See …“

      „Ed! Ich bitte mir Ruhe aus!“ rief Hasard zur Kuhl hinunter und unterbrach damit Carberrys Ergüsse, von denen er wußte, zu welchen Steigerungen der Profos fähig war.

      „Aye, aye, Sir!“ rief Carberry zurück. „Aber ich tu’s, um den alten Sklaventreiber zu ärgern! Was meinst du, was der jetzt für eine Wut im Bauch hat, der alte Knacker!“

      „Von wem sprichst du?“

      „Von dem Knebelbart, Sir! Das ist John Hawkins! Bei dem bin ich als Moses gefahren! Wußtest du das nicht?“

      „Hawkins“, murmelte Hasard, „Admiral Sir John Hawkins. So ist das also. Na, auf das Tänzchen bin ich gespannt!“ In seinen eisblauen Augen begann es zu funkeln. Er drehte sich zu Ben Brighton um. „Hörten wir nicht in Plymouth, Hawkins sei jetzt Schatzmeister und Inspekteur der Marine Ihrer Majestät, Ben?“

      „Genau das,“ Ben Brighton nickte und lächelte schwach. „Aber angefangen hat er als Pirat. Drake ist damals unter ihm gefahren. Da handelten die beiden noch mit Sklaven – mit Schwarzen, die sie an die Spanier verkauften, bis die Dons sie drüben in San Juan de Ulua aufs Kreuz legten. Dabei soll Hawkins mit seiner ‚Minion‘ am meisten Zunder gekriegt haben, während Drake mit der ‚Judith‘

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