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      Die generalistische Pflegeausbildung hat begonnen und es wird heftig diskutiert, ob dies Vor- oder Nachteile für die Altenpflege mit sich bringt.

      Kann es funktionieren, drei unterschiedliche Pflegeberufsausbildungen 2 Jahre lang zusammenzulegen und eine darauffolgende Spezialisierung nur 1 Jahr zu lehren?

      Wie attraktiv ist die Altenpflege gegenüber der Kinder- oder Krankenpflege? Dies sind offene Fragen, die erst durch die Zukunft beantwortet werden können.

      In den Medien wird viel über einen gesetzlich vorgegebenen Personalschlüssel diskutiert. Die Festsetzung einer Personaluntergrenze ist aktuell ein Ansatz, den es jedoch noch zu überdenken gilt, da es zu viele Schlupflöcher gibt.

      In den Krankenhäusern z. B. wird Personal spontan bei Krankheit und Urlaub o. ä. umgeschichtet, damit die Untergrenze erreicht wird.

      Dies bedeutet aber auch, dass in den Abteilungen, in denen es die Personaluntergrenze nicht gibt, Personal fehlt.

      Und auch diese Frage stellt sich: Ist im Arbeitsvertrag eine Art

      „Springerposition“ vereinbart worden? Sehr wahrscheinlich nicht!

      Ein anderer Ansatz der Politik ist, dass Pflegekräfte mit 55 Jahren in Rente gehen sollten. (Dies wird diskutiert, als wenn es ein Geschenk sei.) Was ist das bitte für eine Idee?

      Dies bedeutet doch nichts anderes, als das diese Menschen im Alter von 55 Jahren keinen Mehrwert mehr für den Arbeitsmarkt darstellen.

      Und warum nicht?

       Weil sie körperlich und psychisch am Ende sind!?

      Es gibt allerdings weder einen finanziellen Anreiz noch eine Dankesgeste und warum auch, die geringe Rente, die diesen Menschen zusteht, fällt bei der allgemeinen Lage weniger ins Gewicht als das sich der Krankenstand in der Altersklasse erhöhen würde.

      (Und die viel diskutierte Grundrente ist von ihrem Betrag her ja nun auch nicht wirklich erstrebenswert.)

      Dem Beruf angemessene Löhne sind zudem zwingend gefordert und „Verdi“ spricht sich für einen flächendeckenden Tarifvertrag für die Altenpflege aus.

      Auch das liest sich sehr verlockend, die Frage ist die Finanzierung der Umsetzung. Sollte dies über Pflegeversicherungsbeiträge refinanziert werden, beißt sich die Katze in den Schwanz.

      Der Bruttolohn steigt, und der Nettolohn könnte sinken!

      Gute Pflege ist abhängig von sehr vielen Faktoren, jedoch in erster Linie von gut ausgebildetem Pflegepersonal und auch allen anderen Menschen, die an diesem Prozess beteiligt sind.

      Die Zusammenarbeit muss stimmen, sonst ist die tägliche Arbeit unbefriedigend und dies macht auf Dauer krank.

      Grundvoraussetzung um andere Menschen zu pflegen und zum Wohl der Arbeitskollegen agieren zu können, sollte zunächst einmal ein guter und gesunder Umgang mit der eigenen Person und dem eigenen Leben sein. Hier appelliere ich an mehr Selbstverantwortung.

      Auch die Politik und die Firmeninhaber müssen verstehen, dass gute Pflege nur in einem gesunden und kollegialen Umfeld geleistet werden kann.

      Fachseminare und Pflegeschulen sollten den Themen wie z.

      B. Persönlichkeitsentwicklung, Psychologie, Menschenkenntnis, Körpersprache, Kompetenzen und Kommunikation der angehenden Fachkräfte viel mehr Beachtung schenken. Auch Kniggeregeln, Umgangssprache und soziales Verhalten ist bei den meisten Schülern, Pflegehelfern und auch Fachkräften unbedingt verbesserungswürdig.

      Auswirkungen psychischer Erkrankungen im Alter und der Umgang mit diesen müssten regelmäßig nach dem aktuellsten Stand geschult werden. Dies sollte unbedingt bei allen in der Pflege beteiligten Abteilungen stattfinden.

      Zu Beginn der Ausbildung dieses für mich wunderschönen Berufes,

      „Menschen zu unterstützen, wenn sie es am dringendsten benötigen“ war ich voller Begeisterung und sehr glücklich eine „Sinn“ gebende Tätigkeit ausführen zu dürfen. Im Laufe der Zeit wurde ich jedoch mit der nicht mehr positiven Realität konfrontiert.

      Ein Beruf, der leider nicht so ausgeübt werden kann, wie es in der Ausbildung gelehrt wird und den Pflegeempfängern zusteht.

      Durch den jetzigen Personalmangel wird die Pflege unter sehr schlechten Bedingungen von vielen Menschen ausgeführt, denen es zudem an sozialer Kompetenz, Fachwissen und Empathie fehlt.

      Dies geht in erster Linie zu Lasten alternder, kranker Menschen, zu denen wir auch einmal gehören werden, in zweiter Linie zu Lasten der gesamten Arbeitnehmer und in dritter Linie auch zu Lasten der Arbeitgeber.

      Diese oft vorhandene soziale Inkompetenz zieht sich durch alle anteiligen Fachbereiche, beginnend mit Heimleitern, Pflegedienstleitern, Wohnbereichsleitern, Praxisanleitern und allen anderen Beteiligten, bis hin zu den Hausmeistern, dem Küchenpersonal und den Reinigungskräften etc.

      Mir macht dies große Angst vor dem Älter werden!

      Ich hoffe, dass ich niemals abhängig sein werde von Menschen, die nicht zu mir passen, die ich mir nicht selber aussuchen kann oder die vielleicht sogar nicht gut mit mir umgehen werden.

      Mit diesem Buch möchte ich aufrütteln und fordere von allen, die auch nur im Entferntesten etwas mit Pflegeempfängern zu tun haben mehr Verantwortung zu übernehmen.

      Verantwortung für sich selbst, die Pflegeempfänger und die eigenen Teamkollegen.

      Die reinste Form des Wahnsinns ist es,

      alles beim Alten zu lassen

      und gleichzeitig zu hoffen,

      dass sich etwas ändert!

      Albert Einstein

      Einleitung

      Als mein Vater vor vielen Jahren an einem irreparablen Gehirntumor erkrankte, kam er direkt nach der Diagnose in ein Krankenhaus.

      Dort wurde er an diverse Apparate angeschlossen, funktional lebenserhaltend und der Kontrolle der inneren Organe dienend.

      Trotz sedierender und schmerzstillender Medikamente, er befand sich somit in einem komatösen Zustand, schaffte es mein Vater sich in der Nacht die Schläuche aus dem Körper zu reißen und aus dem Bett zu fallen. (Viele Jahre später erst begriff ich, dass dies wohlmöglich sein unterbewusster Wille war, nicht an Apparate angeschlossen zu sein, der ihn antrieb.)

      Am nächsten Tag legte meine Mutter die Patientenverfügung vor, in welcher mein Vater seinerzeit Zeit klar und deutlich und mit notarieller Unterschrift beglaubigen lies, dass er keinen lebenserhaltenden Maßnahmen zustimmen würde.

      Er wurde also seinem Wunsch entsprechend sofort in ein Sterbehospiz an seinem Heimatort verlegt.

      Dort verbrachte er sehr liebevoll umsorgte und durch eine sehr gut eingestellte Schmerztherapie schmerzfreie letzte 10 Lebenswochen.

      Ich war sehr dankbar für die Fürsorge die mein Vater von vielen Menschen wie Ärzten, Palliativmedizinern und Sterbebegleitern, Pflegenden und Betreuungskräften erfahren hat, da wir alle 3 erwachsenen Kinder nicht vor Ort wohnten und familiär- und berufsbedingt leider nur die Wochenenden mit ihm verbringen konnten.

      Durch dieses Erlebnis ging ich seinerzeit „völlig naiv“, davon aus, dass wir in Deutschland ein Gesundheitssystem haben, welches jedem Menschen eine sichere und menschenwürdige Versorgung bis zum Lebensende garantieren würde.

      Dass dem nicht immer so ist, habe ich in den Jahren meiner Arbeit in der Altenpflege

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