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ersten Gefangenen erhoben sich. Die eigenartige Lethargie, die sie bis dahin befallen zu haben schien, verflüchtigte sich nun. Langsam begriffen sie, dass sie jetzt die Chance hatten, doch noch frei zu kommen.

      "Na los, worauf wartet ihr", rief André Souan. "In Kürze verwandelt sich dieses Raumschiff in einen riesigen, strahlenden Feuerball! Also vorwärts!"

      *

      Sie rannten den Korridor entlang.

      Auf Widerstand trafen sie kaum noch. Der Großteil der Besatzung der 400-m-Doppelkugel war ohnehin nicht an Bord. Kurt und sein Trupp trafen nur vereinzelt auf Kelradan, die sich ihnen entgegenzustellen versuchten. Paralysestrahlen schalteten sie schnell aus. Andere Besatzungsmitglieder des Kelradan-Raumers schienen vollkommen orientierungslos und verwirrt zu sein.

      Kurt und die anderen ignorierten sie.

      Unablässig schrillte die Ansage durch die Korridore, die das Ende ankündigte. Die Selbstzerstörung.

      Über den Antigravschacht gelangten sie hinab ins unterste Deck. Erneut lag ein kahler, gerader Korridor vor den Garde-Soldaten und den befreiten Gefangenen.

      Die Gardisten achteten darauf, das alle mitkamen und niemand zurückblieb.

      Vor ihnen lag schließlich das Zugangsschott zur Hauptschleuse. Es stand offen, ebenso wie das Außenschott.

      Dutzende von zumeist unbewaffneten Kelradan kamen ihnen entgegen.

      Ihre Augen waren glasig und starr.

      Kurt runzelte die Stirn.

      Warum strömen diese Narren zurück ins Schiff?, durchzuckte es ihn. Das war gegen jede Vernunft.

      "Los, weiter, Fähnrich!", hörte er Roy Cabezas' Simme neben sich.

      Er hatte Recht.

      Etwa sieben Minuten hatten sie noch, um sich vor dem Inferno wenigstens einigermaßen in Sicherheit zu bringen. Dass sie alle mit schweren Verstrahlungen rechnen mussten, wenn die Reaktoren des Kelradan-Raumers auseinander barsten, war Kurt durchaus klar.

      Es gab niemanden, der schnell genug zu laufen vermochte, um sich in dieser Situation noch in Sicherheit bringen zu können.

      Sie rannten hinaus ins Freie, während die Kelradan zurück ins Schiff strömten. Es handelte sich wohl vor allem um Techniker, die mit dem Tirifotium-Abbau beschäftigt gewesen waren. Die meisten trugen keine Waffen.

      "Das müssen Fanatiker sein", stellte Cabezas keuchend fest. "Fanatiker, die den Tod suchen."

      Kollektiver Selbstmord bei Scheitern der Operation, ging es Kurt Farmoon durch den Kopf. Das spricht für Karalaitis' Hypothese, wonach es sich um Rebellen und nicht um reguläre oder verdeckt operierende Einheiten des Kelradan-Imperiums handelt.

      Ein Gleiter stieg von einer der Stellen auf, an der Tirifotium gefördert wurde. Er flog in Richtung nach Westen auf die Waldgebiete zu.

      Offenbar waren nicht alle Kelradan zum gemeinschaftlichen Selbstmord entschlossen.

      Von der Hauptschleuse aus feuerte ein Kelradan auf den davonziehenden Gleiter. Er benutzte einen schweren Blaster. Der Gleiter hatte keinerlei Schutzschild aktiviert. Der Energiestrahl bohrte sich durch das Heck, fraß sich in die Triebwerkssektion hinein und ließ die Maschine zerplatzen.

      Kurt Farmoon konnte nirgends im Tal einen weiteren Gleiter ausmachen, den man eventuell hätte an sich reißen und zur Flucht benutzen können. Alles, was den flüchtenden Terranern blieb, war die Kraft ihrer Beine.

      "Dorthin!", schrie Kurt Farmoon und deutete Richtung Osten.

      Dort waren die Hügel am nächsten. Wenn das große Feuerwerk losbrach, bedeuteten diese Anhöhen zumindest eine Möglichkeit, sich in Deckung zu legen.

      Unerbittlich ging die Zeit dahin.

      Minute um Minute.

      Viel zu langsam näherten sie sich der Hügelkette.

      Kurt schätzte die Entfernung auf ungefähr drei Kilometer.

      Zu wenig, um einer Verstrahlung zu entgehen, erkannte der Fähnrich. Wahrscheinlich brauchten sie sogar noch etwas Glück, um dem zu erwartenden Regen aus Trümmerteilen zu entgehen.

      "Ich kann nicht mehr!", rief ein Mann, der zur Besatzung des Vorpostens gehört hatte.

      "Vorwärts!", rief Kurt. "Reißen Sie sich zusammen. Es geht um Ihr Leben!"

      Der Mann strauchelte.

      Zwei Gardisten blieben stehen, stellten ihn auf die Füße und versuchten dann mit ihm zusammen Anschluss zu halten.

      Die Flüchtenden keuchten und versuchten, die letzten Kräfte zu mobilisieren. Jeder Meter, den sie zwischen sich und das unweigerlich ausbrechende Inferno legten, konnte über Leben und Tod entscheiden.

      Für die durchtrainierten Gardisten war dieser Lauf kein Problem. Trotz der Belastungen und Strapazen, die bereits hinter ihnen lagen.

      Für die ehemaligen Besatzungsmitglieder der SPECTRAL und die Männer und Frauen des Vorpostens galt das natürlich nicht. Sie mussten den letzten Rest ihrer Kraftreserven mobilisieren, um durchzuhalten.

      Kurt blickte auf das Chronometer an seinem Handgelenk.

      Wenn die 15 Minuten seit Aktivierung der Selbstzerstörungssequenz vorbei waren, mussten sie sich in Deckung legen gleichgültig, wie weit sie dann waren.

      Eine Minute blieb noch bis zum großen Knall.

      Sie erreichten gerade den Hügel. Der Hang war verhältnismäßig flach. Sie hetzten hinauf. Zeitweilig ging es nur auf allen Vieren vorwärts.

      Kurt Farmoon blieb stehen, blickte zurück.

      "Weiter!", rief er.

      Die Gardisten halfen den befreiten Gefangenen, wo immer es möglich war. Letztere waren am Ende ihrer Kraft. Das war deutlich zu sehen.

      Aber sie hatten es noch keineswegs geschafft. Noch lagen einige Höhenmeter vor ihnen. Wenn sie die Hügelkuppe hinter sich hatten, bedeutete das vielleicht einen notdürftigen Schutz vor umherfliegenden Trümmerteilen. Kurt packte einen der Befreiten, zog ihn ein Stück hinauf.

      Die Sekunden verrannen.

      Eine halbe Minute.

      Zwanzig Sekunden.

      Die ersten Gardisten hatten die Kuppe erreicht.

      Zehn Sekunden.

      "In Deckung gehen!", rief Kurt.

      Das Inferno brach aus. Der Doppelkugelraumer barst in einer gewaltigen Explosion auseinander. Trümmerteile schnellten wie Geschosse durch die Luft. Bis weit über die Hügelkette hinweg wurden diese Teile geschleudert.

      Die Gardisten hatten sich rechtzeitig in Deckung geworfen.

      Einige der Befreiten waren allerdings noch auf den Beinen, versuchten doch noch die Hügelkuppe zu erreichen, um dahinter Deckung zu finden, anstatt sich einfach hinter den nächstbesten Felsbrocken zu werfen.

      Schreie gellten.

      Metallteile trafen mehrere der Flüchtenden und töteten sie. Getroffen sanken sie zu Boden und rutschten den zur Kuppe hin steiler werdenden Hang hinunter.

      Allen anderen blieb nichts weiter übrig, als sich so dicht wie möglich an den Boden zu pressen und abzuwarten.

      Abzuwarten, bis die Explosionshölle verlosch.

      Überall schlugen Trümmerteile auf. Eine gewaltige Staubwolke wurde aufgewirbelt und machte es unmöglich, irgend etwas von dem zu sehen, was unten im Tal geschah.

      Der großen Explosion folgten noch mehrere kleinere Detonationen.

      Irgendwann

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