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       DAS EISENBETT

       SM-Roman von Ana Contrera

       SCHWARZE SERIE BAND V

      Impressum der Paperback-Ausgabe:

      © MMXX by Marterpfahl Verlag, Nehren; omnia eius editionis iura reservantur;

      Druck: Bookpress, Allenstein

      Cover: Lisa Keskin, mit einem Bild der Verfasserin Ana Contrera

      ISBN 978-3-944145-63-1; 15,99 €.

      Impressum der Ebook-Ausgabe:

      © 2021 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,

      Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren

       https://marterpfahlverlag.wixsite.com/erotikbuch

       [email protected]

      E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net

      Cover: Rüdiger Happ unter Verwendung eines Bilds »Strappado« von Raimond Spekking vom 13.10.2002 aus der Wikipedia

      E-Book ISBN 978-3-944145-81-5

       Inhaltsverzeichnis

       Casa Concordia (Text) …

      Casa Concordia (Skizze) …

      Lucía 06. November 1973 …

      Pedro 06. November 1973 …

      Claudia und Inés 17. Februar 1974 …

      Isabella 28. November 1974 …

      Corinna 10. März 1975 …

      Inés 12. März 1975 …

      Claudia 13. März 1975 …

      Liliana 14. März 1975 …

      Nachbetrachtung …

       Casa Concordia

      Casa Concordia war einst eine prächtige Hacienda in den Bergen vor Santiago de Chile. Bis 1970 gehörte sie einer alteingesessenen Familie von Großgrundbesitzern, die in der Gegend Weinbau betrieben. Im Zentrum des weitläufigen Grundstücks stand eine imposante klassizistische Villa. Gärtner pflegten die grünen Rasenflächen, die weißen Rosenstöcke und die ziegelroten Wege hinüber zum Schwimmbad. Selbst die zwei Meter hohe Umfassungsmauer des Geländes trug liebevoll ausgearbeitete Ornamente.

      Im Zuge von Allendes Bodenreform wurde die Familie enteignet. Die Besitzer flüchteten in die USA. Das Haus gehörte nun den kommunistischen Gewerkschaften. Sie betrieben hier ein Schulungsheim. Reparaturarbeiten wurden immer seltener. Der einstige Glanz verblasste langsam.

      Nach dem Putsch im September 1973 besetzten die Militärs das Gelände. Die Junta schränkte unter dem Deckmantel einer Doktrin der nationalen Sicherheit das öffentliche Recht ein. Es entstand eine Art politisches Niemandsland, in dem Streitkräfte und Geheimdienste jenseits des Gesetzes agieren konnten. In diesem Niemandsland begann im November 1973 der Geheimdienst DINA, Casa Concordia zu einer Dienststelle für seine Unterorganisation Brigada de Inteligencia Metropolitana umzubauen.

      Jeden Abend arbeitet sich ein Militär-LKW die Serpentinen zwischen den verwilderten Obstplantagen herauf. Am großen schmiedeeisernen Haupttor stoppt er. Soldaten kontrollieren die Papiere, scherzen mit den Fahrern.

      Der LKW darf passieren und fährt den Kiesweg weiter nach oben. Vor dem Eingang einer Lagerhalle endet die Fahrt. Ein Dutzend Männer und Frauen in Handschellen steigen von der Ladefläche. Soldaten nehmen sie in Empfang.

      Hier sind ihre Geschichten:

       Skizze der Casa Concordia

       Lucía 06. November 1973

       1 In der Universität

      Lucía Paulina Iriarte stieg an diesem Dienstagmorgen die Treppe des Universitätsgebäudes schneller nach oben als sonst. Sie hatte ein Paket Flyer aus einer kleinen Druckerei abgeholt. Jetzt kam sie zu spät zum Seminar.

      Die illegale Druckerei lag gut getarnt auf einem Industriegelände. Damit die Flyer nicht auffielen, hatte der Kontaktmann sie in Zeitungspapier eingewickelt. Lucía verbarg das Paket tief unten in ihrer braunen Umhängetasche. Studentische Organisationen luden auf den Infozetteln zu einer Versammlung ein, um gegen die Absetzung der gewählten akademischen Leitung durch die Militärs zu protestieren.

      Leise öffnete Lucía die Tür zum Raum 2.023. Auf dem Stundenplan stand Lateinamerikanische Gegenwartsliteratur. Das Seminar hatte bereits begonnen. Während sie durch die Bankreihen zu ihrem Platz schlich, tauschte sie ein kurzes Lächeln mit Carolina aus. In der Militancia war diese unter dem Namen La Diplomatica bekannt, weil sie gelegentlich Briefe in die jugoslawische Botschaft schmuggelte. Dort gab es eine Person mit Kontakten zur russischen Botschaft und von der wiederum wurden Verbindungen zu Exilgruppen in Frankreich, der DDR und anderen Ländern unterhalten. Auf dem selben Weg, nur andersherum, flossen Geldmittel an die Gruppen im Untergrund.

      Lucía kramte ihr Exemplar von Vargas Llosas La Ciudad y los Perros1 aus der Tasche. Sie machte sich klein, um nicht zu Wort gerufen zu werden. Seit letzter Woche hatte sie nicht eine Seite weitergelesen. Zum Glück diskutierten zwei Studentinnen in den vorderen Reihen mit der Seminarleiterin.

      Lucía überlegte derweil, wie sie später die zwei Freistunden bis zur nächsten Vorlesung verbringen könnte. Wahrscheinlich würde sie in der kleinen Cafeteria gegenüber der Fakultät etwas essen gehen. Doch dazu kam sie nicht mehr.

      Es klopfte an der Tür. Die Studenten drehten sich um. In der Tür erschien ein Offizier in Uniform der Carabineros und scannte mit zusammengekniffenen Augen die Sitzreihen. Mit einem Handzeichen winkte er von draußen weitere Carabineros in den Raum. Zwei von ihnen trugen Maschinenpistolen über die Schulter gehängt.

      Solche unangenehmen Zwischenfälle häuften sich seit einigen Wochen. Wahrscheinlich war irgendwo wieder etwas Spektakuläres vorgefallen, und die Militärregierung musste zeigen, dass sie die Lage unter Kontrolle hatte. Meist waren derartige Aktionen nach einer halben Stunde vorbei. Lucía fiel plötzlich das Flugblattpaket wieder ein. Sie wurde blass. Wegen solcher Dinge waren schon Studenten verhaftet worden.

      Der Einsatzleiter bedeutete mit einer arroganten Geste den Anwesenden aufzustehen. Die Studentinnen und die Seminarleiterin mussten sich an der Wand zum Nachbarraum aufstellen. Zwei Carabineros kontrollierten dort die Ausweise. Sie hatten eine Liste mit Namen dabei. Offenbar suchten sie bestimmte Personen. Die anderen Männer durchwühlten derweil die Taschen und Tüten der Anwesenden. Sie wählten die unkomplizierte Variante und schütteten den Inhalt einfach auf den Fußboden. Der Offizier scharrte mit der Stiefelspitze in den Häufchen herum.

      In der Ecke des Raumes wurde es laut. Patricia hatte aus Nachlässigkeit die Hände sinken lassen. Die Männer zerrten sie unter wüsten Beschimpfungen aus der Reihe und bestraften den Verstoß mit Ohrfeigen. Zwei Knöpfe ihrer Bluse rollten über den Fußboden.

      Lucía nahm die Hände freiwillig noch etwas höher. Die Ausweiskontrolle endete schließlich ohne Befund. Der Offizier schloss seine eher oberflächliche Durchsuchung der studentischen Habseligkeiten ab, und alle durften zurück in die Bänke. Lucía inspizierte besorgt ihre auf dem Fußboden verstreuten Sachen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Das Paket mit den Flugblättern fehlte! Mit verstohlenem Blick entdeckte sie es auf einem der hinteren Tische. Der Offizier hatte es zusammen mit verdächtigen Sachen anderer Studenten einkassiert.

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