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konnten. Thomas hatte in letzter Zeit häufig Schwierigkeiten gehabt mit seinen Direktoren. Aber er war auch schneller erregbar und aufbrausender als Constantin.

      Da hörte sie draußen Stimmen.

      Dann ging die Tür auf. Ulrich kam an ihr Bett getrippelt. Er bekam schon einen Schrecken, als er seine Mami sah, obgleich er auf ihren Anblick vorbereitet war. Aber das merkte Cordula ja nicht. Sie sah nur ihr Kind.

      »Mein Liebling, mein alles«, kam es bebend über ihre Lippen.

      »Mami, mein Mamilein«, schluchzte Ulrich auf, »ich wollte immer zu dir. Es hat so lange gedauert.«

      »Jetzt bist du bei mir.« Tränen rannen über ihre Wangen, ihre Hand tastete sich zu seiner Wange. Sie konnte ihn berühren. Er war da, er lebte! Immer noch hatte sie insgeheim gefürchtet, daß man sie nur täuschen wollte. Sie ahnte nicht, was am Vormittag geschehen war. Zum Glück ahnte sie es nicht, denn schon die Freude, das Glück des Wiedersehens war fast zuviel für sie.

      »Constantin hat mich geholt, Mami«, erzählte Ulrich, »und nun bleibe ich bei dir. Ich brauche nicht mehr zurück.«

      »Aber ich muß doch in der Klinik bleiben, Ulrich, mein Schatz.«

      »Er wird auch hierbleiben, Cordula«, sagte Constantin, der nun auch an ihr Bett getreten war. »Er wird bei dir sein, wann immer du wach bist und ihn sehen willst.«

      »Man kann das doch einem so kleinen Kind nicht zumuten, Constantin.«

      »Ich bin nicht klein, und Benny liegt auch in der Klinik. Ihn kann ich auch besuchen, Mami, das ist alles schon klar. Ich bin sehr vernünftig, hat Constantin gesagt.«

      »Und sehr lieb«, fügte der Mann hinzu.

      »Ja, sehr lieb«, wiederholte Cordula. »Ich bin so dankbar, so unendlich dankbar!«

      Constantin hob den Jungen empor. »So kannst du der Mami einen Kuß geben, Ulli«, sagte er.

      »Tu ich ihr auch nicht weh?«

      »O nein«, flüsterte Cordula, und ganz gelöst wirkte nun ihr Gesicht, als die weichen Kinderlippen ihren Mund berührt hatten. Sie lächelte, aber Ulrich blieb ernst und sehr nachdenklich. Seine Lippen zuckten. Er unterdrückte das Weinen, das ihm in die Kehle stieg. Cordulas Lider sanken wieder herab.

      »Mami ist müde«, flüsterte Ulrich. »Wir müssen ganz leise sein.«

      Er griff nach Constantins Hand. Es war eine Geste der Hilflosigkeit, denn für diesen kleinen Jungen war doch alles sehr schwer zu begreifen… vor allem, daß seine schöne, lebhafte Mami so blaß und schmal in dem großen Bett lag.

      »Komm bald wieder, Ulli«, murmelte Cordula, und ihre Hand tastete über die Bettdecke. Ulrich legte sein Gesichtchen darauf und flüsterte: »Liebe Mami.«

      Dann sah er Constantin an mit einem Ausdruck, der alles verriet, was in seinem Innern und in seinem Kopf vor sich ging. Seine Lippen waren aufeinandergepreßt, und Tränen stiegen in seine Augen.

      »Komm jetzt, Ulli, Mami schläft«, sagte Constantin zärtlich. »Ich bleibe jetzt noch eine Weile bei dir.«

      »Es ist doch schlimm«, murmelte Ulrich leise. »Mami ist ganz dünn. Es wird wohl noch lange dauern, bis sie wieder ganz gesund ist.«

      Es ging Constantin zu Herzen, wie viele Gedanken sich das Kind machte.

      »Wir müssen noch Geduld haben, aber es wird jetzt von Tag zu Tag bessergehen, wenn Mami dich immer sehen kann.«

      »Du kommst aber auch, Constantin, nicht wahr?«

      »Natürlich komme ich. Jeden

      Tag, darauf kannst du dich verlassen.«

      Auf dem Flur trafen sie André Riedmann. Der blieb überrascht stehen. »Ja, wen sehe ich denn da!« rief er erfreut aus. »Ulrich ist da! Willst du Benny besuchen?«

      »Morgen, heute nicht«, erwiderte Ulrich. »Ich muß wieder ins Bett.«

      André sah Constantin erschrocken an, aber der bedeutete ihm mit einer leicht verneinenden Kopfbewegung, daß er keine Fragen stellen solle.

      »Sehen wir uns nachher vielleicht noch, Constantin?« fragte André.

      »In einer Viertelstunde.«

      »Okay. Und wir sehen uns morgen, Ulli?«

      Der Junge nickte. »Schönen Gruß an Benny.«

      Man spürte, daß Ulrich mit seinen Gedanken woanders war… Im Zimmer umarmte er Constantin. Er klammerte sich förmlich an ihn. »Du läßt uns nicht allein, Constantin, gell?«

      »Wie kommst du denn auf solche Gedanken?«

      »Ich weiß nicht, mir ist nur so bange.«

      »Das ist noch der Schock von heute morgen, Ulli. Wenn du erst eine Nacht darüber geschlafen hast, ist alles besser.«

      »Es hat so doll gekracht! Mir tut der Kopf auch wieder weh. Ich bin so traurig, daß es Mami noch so schlecht geht.«

      »Es geht ihr nicht mehr schlecht, sie ist nur noch blaß. Und das kommt auch daher, weil sie so lange nicht mehr an der frischen Luft war. Wenn es ihr noch ein bißchen bessergeht, bringe ich euch beide in ein schönes Sanatorium, und da erholt ihr euch gründlich.«

      »Kommst du dann auch mit?«

      »Nicht die ganze Zeit, aber bestimmt ein paar Tage. Und natürlich besuche ich euch oft. Deshalb suchen wir auch eines aus, das nicht so weit weg liegt. Vielleicht nehmen wir eins am Tegernsee. Den kennst du doch, nicht wahr?«

      »Ja, da ist es schön, da wollte Mami ein Haus kaufen, das weiß ich noch. Aber wie kommt es, daß ich so viel vergessen habe, Constantin?«

      »Weil du noch ein Kind bist. Kinder vergessen manches schnell, was ihnen nicht so gut gefallen hat.«

      Schwester Nora kam und fragte, ob sie helfen könnte.

      »Wir kommen schon klar«, erwiderte Constantin freundlich. »Aber vielleicht können sie Ulrich noch ein Glas Milch bringen.«

      »Er soll lieber Saft trinken, hat der Chef gesagt«, erklärte Nora. »Was für Saft möchtest du haben?«

      »Orangensaft. Aber nicht so dicken.«

      »Möchtest du noch etwas essen?«

      Er schüttelte leicht den Kopf. »Höchstens Butterkeks.«

      Er lag schon im Bett, als Nora mit dem Gewünschten kam. Er trank den Saft und aß einen Keks, aber ihm fielen gleich darauf die Augen zu. Es war ein anstrengender Tag in seinem jungen Leben gewesen.

      Constantin erinnerte sich an seine Kindheit. Er war als Dreijähriger mal von einem Radfahrer angefahren worden und schwer gestürzt. Später hatte ihn seine Mutter immer wieder daran erinnert, wenn er zur Schule ging, aber er hatte keine Erinnerung mehr daran gehabt. Sie war nur immer wieder von seiner Mutter geweckt worden.

      Ulrich aber sollte nie mehr an jene Geschehnisse erinnert werden, die sein junges Leben schon so einschneidend verändert hatten, das schwor sich Constantin. Er war überzeugt, daß Cordula mit ihm einer Meinung sein würde.

      Es war noch keine Viertelstunde vergangen, aber André wartete schon im Gang auf ihn.

      »Ich möchte mich doch mit Ihnen absprechen, Constantin«, sagte er. »Wir wollen keine Fehler machen, die Ulrich erschrecken könnten. Ich habe eben erfahren, was heute vormittag passiert ist. Das ist ja schrecklich! Das arme Kind hat zum zweiten Mal in Todesgefahr geschwebt. Hoffentlich war das kein Schock für Cordula.«

      »Sie weiß es nicht… und soll es auch so bald nicht erfahren.«

      »Das wird besser sein«, nickte André. »Joana soll ja schwer verletzt sein, wie mir gesagt wurde. Nun muß sie es am eigenen Leib erleben, wie das ist. Soll man das als ausgleichende Gerechtigkeit bezeichnen, oder ist das zu frivol?«

      »Mir sind auch solche Gedanken

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