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zu las­sen, dass sein Ge­sichts­kreis sich in­zwi­schen er­wei­tert hat­te. In sei­ner zwei­feln­den Stim­mung be­schloss er, sich am Hofe zu Ber­lin um­zu­se­hen, ob sich etwa dort eine Aus­sicht böte, die ihm Bay­ern ent­behr­lich mach­te. Der Kur­fürst von Bran­den­burg nä­her­te sich dem Plan ei­ner ehe­li­chen Ver­bin­dung sei­ner Toch­ter mit dem Neu­bur­ger be­hut­sam; denn da er sich mit der Ab­sicht trug, öf­fent­lich zum re­for­mier­ten Glau­ben über­zu­tre­ten, wäre ihm eine kal­vi­ni­sche Hei­rat lie­ber ge­we­sen. Im­mer­hin wur­de ein fest­li­ches Es­sen ver­an­stal­tet, wo­bei sich eine en­ge­re Ver­trau­lich­keit ent­fal­ten und die Ver­lo­bung ein­ge­lei­tet wer­den soll­te. Die Prin­zes­sin war ein we­nig schnip­pisch und ki­cher­te, an­statt des Frei­ers An­re­den schick­lieh zu be­ant­wor­ten; dazu kam, dass die Über­heb­lich­keit, der er hier be­geg­ne­te, ihn weit mehr är­ger­te als die am Münch­ner Hofe, wo denn doch weit mehr An­stand, Pracht und fürst­li­ches We­sen herrsch­te. Er gab also zu ver­ste­hen, dass er die bran­den­bur­gi­schen An­sprü­che an Jü­lich-Cle­ve nicht hoch an­schlug und vor­aus­setz­te, der Kur­fürst wer­de es wohl zu­frie­den sein, sie mit der Toch­ter an ihn, als den ei­gent­li­chen Er­ben, ab­zu­tre­ten. Dar­über braus­te der Kur­fürst sei­ner­seits auf und sag­te, dass Wolf­gang Wil­helms Mut­ter sich ei­gent­lich durch einen Ver­zicht ih­res An­teils an der Erb­schaft be­ge­ben habe, nun wol­le er das Gan­ze und sei­ne Toch­ter noch dazu, die von pol­ni­scher, schwe­di­scher und dä­ni­scher Sei­te her An­trä­ge habe und au­ßer­dem gar nicht von Ber­lin fort wol­le. Die Prin­zes­sin, sag­te Wolf­gang Wil­helm, dür­fe es sich bei ihm ge­fal­len las­sen; in Düs­sel­dorf sei gu­ter Wein und in Neu­burg gu­tes Bier, wäh­rend in Ber­lin nicht ein­mal das Was­ser gut sei. Die­se Keck­heit er­zürn­te den Kur­fürs­ten so, dass er, oh­ne­hin vom Trunk er­hitzt, dem neu­bur­gi­schen Prin­zen eine Ohr­fei­ge ver­setz­te, wo­mit das Gast­mahl und die Wer­bung ein plötz­li­ches Ende nah­men.

      Mit dem Ge­fühl der Rach­sucht ver­ließ Wolf­gang Wil­helm Ber­lin und reis­te schnur­stracks nach Mün­chen, ent­schlos­sen, sich nun­mehr Ma­xi­mi­li­an in die Arme zu wer­fen. Der ka­tho­li­schen Glau­bens­leh­re, die ihm na­ment­lich von dem ge­lehr­ten Je­sui­ten Rei­hing ein­leuch­tend un­ter­brei­tet wur­de, lausch­te er be­reit­wil­li­ger als frü­her, und nach­dem er den Un­ter­richt eine Zeit lang ge­nos­sen hat­te, er­klär­te er sich für über­zeugt und von dem Wun­sche be­seelt, in den Schoß der Kir­che zu­rück­zu­keh­ren. Sei­ne den Va­ter be­tref­fen­den Be­den­ken ver­stand Ma­xi­mi­li­an und ver­schmäh­te es, ihn in die­ser Hin­sicht zu drän­gen. Er möch­te, schlug er vor, so schnell wie mög­lich den Über­tritt voll­zie­hen, weil in ei­ner so hoch­wich­ti­gen Heil­san­ge­le­gen­heit auch nicht ein Tag ver­säumt wer­den dür­fe; aber im ge­hei­men, da­mit sein Va­ter es nicht er­fah­re. Die­sen sol­le er zu­nächst mit der Hei­rat zu be­freun­den su­chen, was leich­ter ge­lin­gen wer­de, wenn der Ge­dan­ke an einen et­wai­gen Re­li­gi­ons­wech­sel sei­nes Soh­nes noch gar nicht bei ihm auf­ge­taucht sei.

      Dement­spre­chend ver­fuhr Wolf­gang Wil­helm und mal­te dem al­ten Her­zog aus, wel­che Hil­fe er von dem mäch­ti­gen bay­ri­schen Vet­ter ha­ben wer­de, um sei­nen An­spruch auf Jü­lich durch­zu­set­zen, wozu noch die Aus­sicht kom­me, Mag­da­le­na wer­de sich zum lu­the­ri­schen Glau­ben be­keh­ren las­sen. Er schil­der­te die Prin­zes­sin als ver­stän­dig und tu­gend­haft, so­dass er, wenn sie erst sei­ne Frau sei, sie ge­wiss zur Ein­sicht des Bes­se­ren brin­gen und sie sei­nem Wun­sche sich fü­gen wer­de. Hat­te Phil­ipp Lud­wig ge­schwankt, ob er in die ge­fähr­li­che Hei­rat wil­li­gen soll­te, so wur­de er durch die Aus­sicht auf die­se Mög­lich­keit zu ih­ren Guns­ten be­wegt, und eine vä­ter­li­che Nei­gung für das Mäd­chen, das er und sein treu­er Heil­brun­ner mit der rei­nen Re­li­gi­on be­kannt ma­chen wür­den, er­griff sein Herz; nun erst fing er auch an den ir­di­schen Vor­tei­len der Ver­bin­dung Ge­schmack zu ge­win­nen an. Vor der Hoch­zeit frei­lich, sag­te Wolf­gang Wil­helm, müss­ten die Be­keh­rungs­ver­su­che an­stän­di­ger­wei­se zu­rück­ge­hal­ten wer­den, und es wur­de fest­ge­setzt, dass die Ver­mäh­lung so­wohl nach ka­tho­li­schem wie nach evan­ge­li­schem Ge­brauch voll­zo­gen wer­de, da­mit der Glau­be bei­der Tei­le zur Gel­tung kom­me und kei­nem von bei­den ein Prä­ju­diz ge­sch­ehe.

      Vor­her un­ter­nahm Mag­da­le­na mit ih­rem Va­ter eine Wall­fahrt nach Al­töt­ting, um Gott zu dan­ken, des­sen wei­se Füh­rung sie nun erst recht be­wun­dern lern­te; denn es zeig­te sich ja, was er da­mit bezweckt hat­te, dass er das Op­fer ih­rer Lie­be zu Leo­pold von ihr for­der­te, weil er ihr ein weit schö­ne­res Glück und dazu eine er­ha­be­ne Auf­ga­be vor­be­rei­tet hat­te. Auch der alte Her­zog von Neu­burg wieg­te sich in Hoff­nun­gen, die nur zu­wei­len durch auf­stei­gen­de Sor­gen ge­trübt wur­den. Eine Si­cher­heit hat­te ihm Wolf­gang Wil­helm für die künf­ti­ge Be­keh­rung sei­ner Braut nicht ge­ge­ben; konn­te der jun­ge Mann nicht durch weib­li­che Küns­te und die Ge­brech­lich­keit der mensch­li­chen Na­tur sich ha­ben ver­blen­den las­sen, dass er eine der Ab­göt­te­rei ver­schwo­re­ne Je­sabel für ein from­mes, ver­stän­di­ges Mäd­chen an­sah? Wenn sie sich ihm wi­der­setz­te, wel­che Un­zu­träg­lich­kei­ten wür­den dar­aus ent­ste­hen, na­ment­lich in Be­zug auf die Kin­der, die aus der Ehe er­zielt wer­den wür­den; es war ja lei­der nicht an­ders, als dass die Frau­en, und na­ment­lich sol­che, die mit je­sui­ti­schen Knif­fen um­zu­ge­hen ge­wohnt wa­ren, oft den Mann um­garn­ten, und er wür­de nicht im­mer da sein, um Wolf­gang Wil­helm durch sein vä­ter­li­ches An­se­hen zu stär­ken. In­des­sen such­te er sol­che Ge­dan­ken durch sein Ver­trau­en auf Gott zu be­kämp­fen, der die Wahr­heit nicht zu­schan­den wer­den las­sen wür­de.

      Nach­dem die Hoch­zeit in Mün­chen mit großer Pracht be­gan­gen war, rich­te­te Phil­ipp Lud­wig eine Nach­fei­er in Neu­burg zu, die Kos­ten nicht scheu­end, um dem bay­ri­schen Ge­prän­ge nicht nach­zu­ste­hen, wie denn we­der ein Tur­nier noch ein Feu­er­werk, noch auch eine Sau­hatz fehl­te. In der ers­ten Nacht brach aber nicht weit vom Schlos­se eine große Feu­ers­brunst aus, die sich so ge­fähr­lich an­ließ, dass der alte Her­zog sei­nen Sohn, der sich eben mit sei­ner jun­gen Frau zu Bet­te be­ge­ben woll­te, her­aus­klopf­te, da­mit er sich auch wie die an­de­ren Her­ren am Lösch- und Ret­tungs­werk be­tei­li­ge. Hier tat sich na­ment­lich Prinz Au­gust, Wolf­gang Wil­helms jün­ge­rer Bru­der, rühm­lich her­vor, und man sah mit großer Be­wun­de­rung sei­nen hoch­ge­wach­se­nen Kör­per und sein blon­des Haupt un­er­schro­cken zwi­schen Rauch und Flam­men auf- und un­ter­tau­chen. Phil­ipp Lud­wig und sei­ne zur Schwer­mut nei­gen­de Frau stan­den un­ter­des­sen im Schlos­se am Fens­ter, wo sie durch die kah­len Ge­bü­sche, denn es war No­vem­ber, die schwar­zen Do­nau­wel­len im düs­te­ren Glut­schein auf­blin­ken se­hen konn­ten, und be­te­ten nicht ohne trü­be Vorah­nun­gen.

      Von Neu­burg führ­te Wolf­gang Wil­helm sei­ne Frau nach Düs­sel­dorf und hät­te sich der neu­en Wür­de un­ein­ge­schränkt freu­en kön­nen, wenn sein Beicht­va­ter ihn nicht ge­drängt hät­te, nun­mehr sei­ne Zu­ge­hö­rig­keit zur ka­tho­li­schen Kir­che of­fen zu be­ken­nen, weil dies zum Heil sei­ner Un­ter­ta­nen, die sich ihm an­schlie­ßen wür­den und müss­ten, not­wen­dig sei. Wolf­gang Wil­helm wag­te kei­nen Ge­gen­grund zu äu­ßern und ord­ne­te, da es ein­mal sein muss­te, die Ze­re­mo­nie fest­lich an, da­mit das vor­aus­zu­se­hen­de Mur­ren des Vol­kes durch einen be­deu­ten­den Ein­druck

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