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Perry Rhodan 747: Die Körperlosen von Grosocht. Harvey Patton
Читать онлайн.Название Perry Rhodan 747: Die Körperlosen von Grosocht
Год выпуска 0
isbn 9783845307466
Автор произведения Harvey Patton
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Bookwire
»Und ob ich mich entsinne, Freund! Eine solche Begebenheit kann man nicht so leicht vergessen. Wir beide hatten Wache, während alle anderen an Land gegangen waren, um sich zu vergnügen. Er musste Schwerarbeit leisten, um das Boot zu rudern, doch die Habgier ließ ihn alles andere vergessen. Nun, wir sind umgängliche Leute, und so ließen wir ihn an Bord kommen, zumal er reichliche Geschenke mitgebracht hatte. Er bekam seinen Tipp, und seine Freude war so groß, dass er alle Vorsicht vergaß, als er wieder von Bord ging. In der Dunkelheit verfehlte er die Strickleiter, und plumps ...!«
Preschtan stieß ein glucksendes Lachen aus, das tief aus seiner Kehle kam.
»Wirklich, es war ein Bild für die Götter. Wenn er wenigstens noch still geblieben wäre – aber nein, er musste so laut um Hilfe schreien, dass der halbe Hafen rebellisch wurde! So erntete er soviel Spott, dass er freiwillig darauf verzichtete, das beabsichtigte Geschäft mit dem Kapitän zu machen.«
Erwisch nickte tiefsinnig.
»Er hätte beizeiten schwimmen lernen sollen, der Gute, dann wäre ihm das erspart geblieben. Doch damit sind wir wieder beim Ausgangspunkt angelangt: In allen anderen Häfen werden wir freudig begrüßt, nur hier in Knosaur nicht! Man braucht unsere Waren, deshalb gestattet man uns gnädig das Einlaufen, aber das ist auch schon alles. Ansonsten behandelt man uns, als hätten wir eine ansteckende Krankheit – wir müssen im freien Wasser Anker werfen, statt am Ufer festzumachen, und die ganze Nacht über haben Posten darüber gewacht, dass niemand von uns das Schiff verließ.«
Preschtan öffnete die Augen und deutete dann zur Ufermauer hinüber, die nun schon deutlich zu erkennen war.
»Sie sind auch jetzt noch da, wenn auch nicht mehr so zahlreich. Aus irgendeinem Grund scheint man uns zu misstrauen, aber warum nur? Selbst in Knosaur sollte man doch wissen, wonach einem Seemann nach fünfzig Tagen und zweitausend Meilen Fahrt der Sinn steht.«
Der Freund seufzte entsagend.
»Du sagst es, Preschtan! Endlich wieder einmal Land unter den Füßen zu spüren, einen Bummel durch das Vergnügungsviertel zu machen, um schließlich auf dem Lager eines Mädchens zu landen, das vielleicht teuer, dafür aber auch willig ist ... Hier gibt es jedoch nichts von alledem.«
»Nicht einmal ein Vergnügungsviertel, soviel ich weiß«, bestätigte der andere. »Es soll schon Seeleute gegeben haben, die hier trotz der Posten heimlich an Land gelangt sind, aber sie wurden bitter enttäuscht. Ein Teil von ihnen kehrte nie zurück, niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist. Diejenigen, die wieder auf ihre Schiffe gelangten, berichteten anschließend, dass Knosaur ihnen einfach unheimlich vorkam. Niemand scheint hier etwas für Freude und Vergnügen übrig zu haben, alle Leute sind so ernst und bedrückt, als stände ein übermächtiger Feind direkt vor den Toren der Stadt. Doch nicht nur hier soll es so sein, auch von den anderen Häfen dieses Landes wird ähnliches berichtet.«
»Es soll aber nicht immer so gewesen sein«, spann Erwisch den Faden weiter. »Aus alten Überlieferungen geht hervor, dass sich hier früher das Leben von dem unseren nicht wesentlich unterschied. Irgendwann muss sich das plötzlich geändert haben, und seitdem sind Fremde hier nicht mehr gut gelitten. Es soll irgendwie mit geheimnisvollen Gebäuden zusammenhängen, die damals in allen Städten errichtet worden sind.«
»Vielleicht hat man sich hier einen neuen Gott zugelegt?«, überlegte Preschtan träge. »Das wäre wohl die einleuchtendste Erklärung; Priester sind oft recht merkwürdige Gesellen, die alles mögliche tun, um ihre Gläubigen auf dem Weg zu halten, der ihrer Meinung nach der richtige ist. Was hältst du denn von Göttern und Priestern?«
Erwisch grinste abfällig und verscheuchte einen Seevogel, der sich auf der Reling niederlassen wollte.
»Ungefähr die Hälfte von nichts, wenn du es genau wissen willst. Die sind noch schlimmer als die Kaufleute – sie predigen auf der einen Seite die Furcht vor ihren Göttern, und auf der anderen halten sie eifrig die Hände auf, um sich an den Gaben zu bereichern, die für diesen oder jenen Gott bestimmt sind! Sicher mag es da auch Ausnahmen geben, aber viele sind es bestimmt nicht.«
»Man müsste dem einmal auf den Grund gehen«, meinte Preschtan, der plötzlich ungewöhnlich ernst geworden war. Der Freund sah ihn argwöhnisch an.
»Was willst du damit sagen?«, forschte er beunruhigt. Nun war es Preschtan, der zu grinsen begann.
»Seit wann bist du so schwer von Begriff?«, spottete er provozierend. »Du hältst nichts von Göttern und Priestern, genauso wie ich. Müsste es dir da nicht direkt Vergnügen bereiten, den Vorgängen hier in Knosaur auf die Spur zu kommen? Vielleicht könnten wir dadurch sogar erreichen, dass man uns beim nächsten Besuch in diesem Hafen weit freundlicher empfängt, wer weiß?«
»Das wäre schon einige Mühe wert«, räumte Erwisch nach kurzem Überlegen ein. »Doch dazu müssten wir erst einmal an Land gelangen, und dabei dürfte es erhebliche Schwierigkeiten geben. Vergiss nicht die Posten, die Tag und Nacht aufpassen, um eben das zu verhindern!«
Preschtan schüttelte geringschätzig den Kopf.
»Die bereiten mir nicht allzu viele Sorgen«, erklärte er. »Sie bewachen nur die Hafenbucht, das kannst du an den Fackeln sehen, die nachts entzündet werden. Weiter draußen passt aber niemand mehr auf, und das gibt uns eine Chance! Wir brauchen nur abzuwarten, bis am Abend die Ebbe eintritt – dann gehen wir heimlich über Bord und lassen uns von ihr bis außerhalb der Bucht tragen. Dort gehen wir dann irgendwo an Land. Bis zum Morgen sind unsere Sachen wieder trocken, und nichts kann uns mehr daran hindern, heimlich in die Stadt zu gelangen!«
»Man könnte uns als Fremde erkennen«, gab Erwisch zu bedenken, aber der andere winkte ab.
»Wenn wir uns nicht gar zu ungeschickt benehmen, auf keinen Fall. Knosaur hat ungefähr vierzigtausend Einwohner, und da kann nicht jeder jeden kennen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis das Boot der Hafenaufsicht zur GRAGAN kommt, und anschließend beginnt das Ausladen, das von Leuten aus Knosaur vorgenommen wird. Dabei haben wir ausreichend Gelegenheit, ihr Verhalten zu studieren, damit wir es später überzeugend nachahmen können. Das sollte uns doch wohl gelingen – oder traust du dir das nicht zu?«
Erwisch antwortete nicht sofort, sondern überlegte noch eine Weile. Dann erhellte sich sein Gesicht, und er schlug seinem Gefährten auf die Schulter.
»Die Sache reizt mich – ich bin dabei! Doch jetzt müssen wir wohl oder übel den Kapitän wecken, eben stößt das Boot der Hafenaufsicht drüben von der Ufermauer ab. Wir reden dann später noch über die Sache.«
*
»Ersäufen sollte man sie alle!«, knurrte Kapitän Firnak aufgebracht, und der neben ihm an der Reling stehende Steuermann sah ihn verwundert an. Von dieser Seite kannte er den Schiffsherrn noch gar nicht.
Firnak war ein ruhiger, ausgeglichener Mann im besten Alter. Als Seefahrer war er ein Könner, und doch konnte er den Kaufmann nie ganz verleugnen. Im Verlauf unzähliger Verkaufsverhandlungen hatte er sich jenes Maß von Verbindlichkeit zugelegt, das ihm zur zweiten Natur geworden und ihm in allen Lagen von Nutzen war. Sie bestimmte auch sein Verhalten gegenüber der Schiffsbesatzung, und damit war er immer gut gefahren.
Wo andere Befehle brüllten, weil sie glaubten, ihren Status herausstreichen zu müssen, sprach er ruhig und gelassen, und trotzdem setzte er sich durch. Mehr noch, seine Männer achteten ihn weit mehr als andere Kapitäne, weil sie erkannten, dass hinter seiner Gelassenheit eine gehörige Portion Klugheit steckte. Er hatte es nicht nötig, den starken Mann zu spielen, man gehorchte ihm auch so.
Um so mehr verblüffte dieser unverhoffte Ausbruch nun den Steuermann. Sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen, aber Firnak sprach bereits weiter.
»Ich möchte nur wissen, was sich die Leute von Knosaur eigentlich denken!«, meinte er erbittert. »Als der Hafenkapitän gestern abends an Bord kam, hat er mich behandelt, als wäre ich der letzte Straßenfeger. Meinen guten Wein hat er kurzerhand abgelehnt, und nicht ein einziges freundliches Wort ist über seine Lippen gekommen. Statt dessen hagelte es Verbote und Befehle – geht man