ТОП просматриваемых книг сайта:
Atlan 445: Der Dschungel von Dorkh. Hans Kneifel
Читать онлайн.Название Atlan 445: Der Dschungel von Dorkh
Год выпуска 0
isbn 9783845343198
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics
Издательство Bookwire
»Ja. Je eher wir das Reich der ausgestoßenen Königinnen erreichen, desto besser für uns alle.«
»Du bist nicht zu sehr erschöpft?«, fragte Atlan und hob sein Beil auf.
»Nicht mehr als ihr. Wir können noch immer rasten, wenn wir nicht mehr weiterkönnen.«
»Ob wir dann noch rasten ›können‹, ist fraglich«, sagte der Arkonide und warf einen Knochen in das hochstiebende Feuer, »aber ich bin ebenfalls dafür, den Weg durch den Dschungel, den dorkhschen Blutdschungel, so schnell wie möglich hinter uns zu bringen.«
Auch er packte seine Waffe und zog sich vorsichtig vom Feuer zurück. Zum zweiten Mal umrundete er vorsichtig die Kuppe des Hügels. Schlangen mit riesigen, feurig leuchtenden Augen bewegten sich raschelnd zwischen den Wurzeln in ihre Verstecke zurück. Büsche wuchsen zwischen den geborstenen Säulen, lange Vorhänge aus Lianen und Ranken hingen über Bögen und Traversen der Ruine. Noch immer zuckten Flächenblitze am Horizont und zeigten die Kulisse der Nachtwolken. Hin und wieder prasselte ein Tropfenschauer auf Atlans Schultern; der Poncho aus dem seltsamen, herangeflogenen Material ließ nur wenig Nässe durch.
»Es wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als in der Nähe des Feuers zu schlafen«, murmelte er und schloss seinen Rundgang ab, als er auf Alzei stieß, die versuchte, etwas Riesiges, Graues genau zu erkennen, das sich am Dschungelrand bewegte.
»Fast alle Bestien scheuen das Feuer!«, sagte Atlan und zog die Leibwache mit sich. Er merkte, dass sie sich nur noch mit Mühe auf den langen, sehnigen Beinen halten konnte.
»Aber ich weiß, dass es auch Tiere gibt, die das Feuer neugierig und angriffslustig macht«, gab sie zurück. Atlan lachte trocken und brummte:
»Hoffen wir, dass es heute Nacht nur solche der ersten Sorte gibt.«
»Ich habe die erste Wache«, beharrte die Jägerin. Atlan schwor sich, sie nach Möglichkeit während dieser Zeit nicht aus den Augen zu lassen.
Als sie wieder den Lichtkreis des Feuers betraten, schleppten Razamon und Grizzard Holzstücke heran. Die Königin suchte zwischen den dicken, annähernd trockenen Wurzeln des Baumes nach Moos und polsterte geschickt einige Lager damit aus.
Alzei blieb am äußersten Rand des Lichtes sitzen und lehnte sich in eine Nische der Ruinenwand, während sich die anderen ein Lager suchten und zusammenrollten. Die Dolche und Beile lagen griffbereit neben ihren Armen.
»Eine ruhige Nacht!«, wünschte Razamon grimmig. Er bekam nur Murmeln und brummige Kommentare zur Antwort.
2.
Diese Bewegung ... Achtung, Arkonide!, flüsterte warnend der Extrasinn und weckte Atlan aus einem flachen Schlaf. Atlan blieb ruhig liegen und öffnete die Augen, nachdem er gesehen hatte, dass das Feuer heruntergebrannt war, aber noch genug Helligkeit verbreitete. Die junge Jägerin war eingeschlafen; ihr Kopf ruhte auf der Schulter, die Waffen waren von ihren muskulösen Knien gerutscht. Rechts neben ihr erkannte Atlan eine undeutliche Masse, eine Art schlangenartiges Wesen, das sich auf die Mavine zubewegte.
Atlan tastete nach Dolch und Beil und wisperte zischend:
»Razamon! Grizzard-Axton!«
Rechts und links von ihm bewies ein leises Scharren, dass die Männer wach wurden. Dann klirrten fast unhörbar die Schneiden der Beile und der Knochendolche gegeneinander. Razamons tiefe Stimme, vor Müdigkeit rau und fast unkenntlich, gab das Flüstern zurück.
»Atlan? Was gibt's?«
Atlan bewegte seinen Oberkörper und griff nach den hölzernen Schäften. Er ließ die auffallend helle Gestalt der Jägerin nicht aus den Augen. Wie groß das Wesen, vermutlich doch eine Schlange, wirklich war, ließ sich nicht erkennen, denn das meiste von seinem nassen Körper verbarg sich in der absoluten Dunkelheit zwischen den Steinen und den Pflanzen. Der Kopf, von der weißroten Glut beleuchtet, warf einen drohenden Schatten auf den Körper der Jägerin. Die Königin schien in einen Schlaf gefallen zu sein, der mehr einer Bewusstlosigkeit glich. Atlan spannte seine Muskeln und kam auf die Knie. Er gab Razamon und Grizzard flüsternd zur Antwort:
»Alzei. Seht hinüber!«
Andere Geräusche sagten ihm, dass seine Kameraden richtig reagierten. Inzwischen hatte sich der Körper der Schlange noch weiter aus der Dunkelheit herausgeschoben und beugte sich vor, dann hoben sich Hals und Schädel und glitten rückwärts. Die Bewegung entsprach der Anspannung einer Schlange, bevor sie zustieß.
»Begriffen!«, kam es von beiden Seiten.
Im selben Moment sprangen die Männer auf. Atlan und Razamon waren mit drei Sprüngen vor der Jägerin. Grizzard griff sich vom Rand des Feuers einen halb glühenden Knüppel und schwang ihn in wilden Kreisen über dem Kopf. Innerhalb unglaublich kurzer Zeit loderten aus dem Holzstück neue Flammen.
Der Angriff des Ungeheuers wurde aufgehalten.
Zwar senkte es wie ein herunterzuckender Hammer den Kopf und riss den Rachen auf. Aber die heiseren Schreie der Männer, die Flammen und die hochgerissenen Beile lenkten die Stoßrichtung ab. Das Biest griff Atlan an.
Atlans Beil sauste schwirrend herunter und bohrte sich in den Schädel. Atlan traf genau zwischen die großen, phosphorartig leuchtenden Augen. Der zweite Schlag spaltete die nasse, schuppige Haut dicht hinter dem Kopf. Das Knirschen bewies, dass Knochen getroffen wurden. Das Tier stieß einen langen, fauchenden Laut aus, eine Mischung zwischen Gurgeln und Kreischen. Es schüttelte sich krampfhaft, als Atlan und Razamon die breiten Schneiden der Beile herauszuzerren versuchten und Grizzard das brennende Ende des Knüppels in ein Auge der Bestie rammte. Die Jägerin wurde schlagartig wach, sprang auf und orientierte sich blitzschnell. Als sie sich bückte, traf sie der zuckende Leib der Schlange. Trotzdem gelang es ihr, nach dem Beil zu greifen.
Die Schlange bäumte sich auf, gab wieder diesen unbeschreiblichen Laut von sich und peitschte ihren Körper hin und her. Zwei Gliedmaßen tauchten auf und griffen nach Razamon und Atlan, deren Beilhiebe unablässig das Vorderteil der Schlange trafen. Das Maul schnappte nach Grizzards Ast, die weißen Zähne zerfetzten das funkensprühende und glühende Holzstück. Elcoy schien noch immer zu schlafen, als der Rest des Körpers, zwei weitere Gliedmaßen und ein langer Schwanz aus der Dunkelheit herausgerissen wurden, der rasend um sich peitschte.
»Verdammt!«, keuchte Atlan und sprang zur Seite, um einem Hieb der langen Reptilienkrallen auszuweichen. »Das Tier wird sich zäh wehren!«
Nun sahen sie die eigentliche Gestalt. Sie ähnelte einem schwarzen Salamander, der sich unaufhörlich zuckend bewegte. Die Schwanzspitze traf aufklatschend das Feuer und schleuderte prasselnde Glut in alle Richtungen. Der nächste Schrei des Tieres ließ Wut, Raserei und Schmerz erkennen. Die Jägerin sprang in die Höhe, schlang ihre Hinterbeine um das erste Gelenk des Körpers und bohrte ihren Dolch immer wieder in eine tiefe, blutende Wunde direkt über dem Rückgrat.
»Das andere Auge, Grizzard!«, donnerte Razamon, bog seinen Körper nach hinten durch und entging einem Schlag der Krallen. Im letzten Licht des Glutkreises und den ersten kleinen Flammen neuentfachter Brände konnten sie erkennen, dass die Krallen lang und vom ständigen Gebrauch förmlich zu feinen Spitzen geschliffen waren. Das heruntersausende Beil Razamons spaltete fast die Klaue des Tieres.
Noch immer schlängelte sich das Tier zwischen dem Feuer und der Ruine hin und her.
Es griff fauchend Razamon, Grizzard, Atlan und die Jägerin an.
Die Verteidiger des Rastplatzes wechselten einander bei den Angriffen und den Versuchen ab, den jeweils Bedrohten zu helfen. Razamon schlug zu und versuchte, einen Muskel oder das Hirn des Wesens zu treffen, und wenn die Schlange ihren blutenden Kopf in seine Richtung vorschnellen ließ, schwang Grizzard einen brennenden Ast und lenkte das Untier ab, das sofort wieder von Atlan oder der Jägerin angegriffen wurde. Zweimal war die schweigend kämpfende Mavine abgeworfen worden, aber noch in der Luft hatte sich ihr Körper gedreht. Ihre Finger ließen den Schaft des