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zu.

      Sie drehte langsam den Kopf zu ihm. »Ach Marc«, flüsterte sie. »Du bist ein Träumer.«

      »Lass mich ruhig ein bisschen träumen. Ohne Träumer wäre die Menschheit bestimmt längst vergessen. Sogar Rhodan …«, er deutete vage nach oben in den Himmel, »… wird oft als Träumer bezeichnet, obwohl viele seiner Träume bereits wahr geworden sind.«

      Er blickte zu der strahlenden Kugel hinüber, die ihm merkwürdig verändert vorkam. Er versuchte sich gegen die Vorstellung zu wehren, dass die »richtige« Fawn sich dort befand, immateriell, leuchtend, zwischen anderen versunken, eine von 34.000 … Bewusstseinsfunken? Geistern? Seelen? Er konnte es nicht, obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte. Er spürte sie in seinem Arm, ihren warmen, weichen Körper, und es gab ihm einen schmerzenden Stich, daran zu denken, dass sie nicht aus Fleisch und Blut sein sollte wie er.

      Sie war echt, er fühlte es doch.

      Sie war stark, vielleicht mächtig, und zugleich so schwach, zart und zerbrechlich. Sie war nah und fern in einem. Ebenso hier wie unerreichbar. Verdammt, sie war die Frau, die er liebte! Er wusste es. Dies waren keine Träumereien oder jugendliche Schwärmerei. Er hatte solche Gefühle noch nie für einen Menschen gehabt, und jetzt sollte es nicht sein, durfte nicht sein?

      »Was geschieht dort?«, fragte er, um sich von den quälenden Gedanken abzulenken. Vor allem durfte er nicht daran denken, dass er als Psi-Korresponder, der psionische Aktivitäten anderer reflektieren und gegebenenfalls verstärken konnte, hier nur gebraucht wurde, um Fawn zu »stabilisieren«. »Irgendetwas ist anders mit dem Nukleus.«

      »Marc, du träumst immer noch …«

      »Nein!« Er schüttelte heftig den Kopf. »Es kommt mir vor, als würde die Kugel pulsieren wie …«, er suchte nach Worten, »… wie ein lebendes Herz. Etwas tut sich dort, Fawn, ich weiß es genau.«

      »Ich müsste das besser wissen als du, findest du nicht?«

      »Du bist womöglich befangen«, erwiderte er. »Ich …«

      »Was sagt Mondra dazu? Du hast es ihr doch wohl bereits gesagt, oder?«

      Er druckste herum. »Ja, schon, aber was …«

      »Und?«

      »Sie behauptet, dass ihre Messgeräte keinen Unterschied feststellen können.«

      »Siehst du? Kein Grund zur Beunruhigung.«

      »Messgeräte sind nicht alles!«, ereiferte er sich. »Fawn, ich weiß es! Etwas stimmt nicht mit dem Nukleus. Etwas beginnt dort. Etwas …«

      Die Botin lehnte wieder ihren Kopf an seine Schulter. »Oh, Marc, mach es dir nicht so schwer. Es gibt keine Veränderung im Nukleus.«

      Und wenn es eine gäbe, würdest du es mir sagen?

      Er dachte es nur, sprach es nicht laut aus. Die Angst davor, dass sie gezwungen sein könnte – aus welchen Gründen auch immer –, ihn anzulügen, war zu groß.

      Wieder saßen sie stumm beieinander und blickten hinaus auf das blutrote Meer. Die Nacht war lau, hinter ihnen zirpten Zikaden. Ein sanftes Lüftchen ging und kräuselte die kleinen Wellen. Es war eine Nacht zum Träumen.

      In der Träume in Erfüllung gehen konnten …

      Für andere Menschen, dachte Marc London bitter. Er war der Erfüllung seiner Wünsche und Sehnsüchte ganz nahe. Er fühlte eine Zärtlichkeit und Hingezogenheit zu Fawn, die aber … Er schluckte.

      Vielleicht fehlte ihm nur ein Wort, das richtige, das den Bann brach und die Schleusen öffnete. Ein Zauberwort, eine magische Formel – weshalb war es so unglaublich schwer!

      »Marc«, sagte Fawn, als habe sie seine Gedanken gelesen, »ich mag dich, sogar sehr. Aber ich bin kein Mensch, nicht körperlich im menschlichen Sinn. Mit uns … das kann nie gut enden. Du bist mir zu teuer, um so etwas zu riskieren.«

      Sie nahm seine Hand. Sie sahen einander an, tief in die Augen, und er entdeckte eine kleine Träne. Die Leidenschaft überkam ihn, er wollte sie in seinem Arm halten und nie mehr loslassen. Egal, was sie sagte oder war, für ihn war sie eine Frau, die schönste auf der ganzen Welt. Und er saß hier bei ihr und … und er sah ihre Augen … sah, dass sie genauso empfand.

      Warum kämpfte sie also dagegen?

      »Und wenn es nur für einen Augenblick wäre«, flüsterte er und näherte sich ihren Lippen. Sein Arm zitterte leicht. Sein Herz schlug wie ein Dampfhammer, das Blut pochte heiß in seinen Schläfen.

      Fawn drehte sich weg und stand auf. Er zuckte zurück, war wie vor den Kopf geschlagen. Er war unfähig, sich zu rühren, sah zu ihr auf, der schlanken Gestalt vor dem Hintergrund des rot glitzernden Meeres, und versuchte verzweifelt, seine verrückt spielenden Gefühle unter Kontrolle zu bringen.

      »Fawn …« Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Er wusste nicht, was er falsch gemacht hatte. Er wusste nicht, ob er sich entschuldigen oder einfach gehen sollte. Er richtete sich ebenfalls auf und wollte zu ihr treten, als plötzlich die Nacht von einem Blitz erhellt wurde, der ihn für einen kurzen Moment blendete.

      Als er wieder klar sehen konnte, stand Fawn an der gleichen Stelle wie vorher. Nur hatte sie sich gedreht und sah hinüber zum Pinnacle Rock, zum Nukleus …

      Und Marc London wusste in diesem Augenblick, dass er sich nicht geirrt hatte. Etwas ging vor bei der weiß-gelben Kugel. Etwas begann, und Fawn wusste es.

      Sie hatte ihn angelogen.

      *

      Name: Jaspar D. Benedikt

      Alter: 84 Jahre

      Derzeitiger Aufenthalt: QUEEN JANE

      Reiseziel: Terra

      Jaspar D. Benedikt ist Generalagent einer großen terranischen Gesellschaft, die mit Antiquitäten, Raritäten und Kunstgegenständen handelt.

      Er stammt von Amabia, dem vierten Planeten einer 17 Lichtjahre von Boscyks Stern entfernten gelben Sonne. Amabia wurde im Jahr 441 NGZ von plophosischen Aussiedlern kolonisiert und brachte es durch die reichlich vorhandenen Bodenschätze in kürzester Zeit zu Blüte und Wohlstand, selbst die Dunklen Jahrhunderte vermochten daran wenig zu ändern. Benedikts Ahnenreihe lässt sich jedoch bis nach Terra zurückverfolgen.

      Und nun möchte er heim auf die Welt seiner Vorfahren.

      Er ist nicht gerade reich, doch es reichte für eine gute Passage auf der QUEEN JANE, einem der ursprünglich zehn Schiffe eines Handelskonvois, der von der Erde kam und über Olymp, Tyronis und zwei andere Sonnensysteme nun wieder zurück ins Solsystem fliegt. In sieben Tagen wird er dort sein, allerdings dezimiert um zwei seiner Schiffe, die Opfer eines Hypersturms wurden.

      Jaspar D. Benedikt ist ein großer, etwas korpulenter Mann mit Stirnglatze und Doppelkinn. Er ist gutmütig, verwitwet und Vater zweier Töchter, die auf Amabia verheiratet sind. Von ihnen hat er drei Enkelkinder.

      Sein einziger Sohn, Ogan C. Benedikt, ist bereits vor vier Jahren vorausgeflogen und hat in Bombay ein Geschäft eröffnet, das unter anderem von Jaspars Gesellschaft beliefert wird. Er kauft und verkauft Kunstgegenstände und Schmuck.

      Jaspar D. Benedikt hat gute Geschäfte gemacht. Die Antiquitäten, echte Arbeiten der legendären, ausgestorbenen Ureinwohner von Amabia, werden ihm genug Geld einbringen, um bei der Gesellschaft aufhören und sich seinen Vertrag auszahlen lassen zu können. Er will sich dann seinen Traum erfüllen und mit Ogan zusammen dessen Laden groß aufziehen. Er hat in den Jahren seines Vagabundierens im Kosmos genügend gute Kontakte geknüpft, um ohne die großen Zulieferer und deren Profite existieren zu können.

      Jaspar freut sich auf die Erde, Ogan hat vor zwei Jahren geheiratet und einen kleinen Sohn, gerade mal 14 Monate alt. Weder Schwiegertochter noch Enkel kennt Jaspar, aber er hat viele schöne Geschenke für sie im Gepäck.

      Jaspar freut sich darauf, auf Terra alt zu werden und zu sterben, dort, woher seine Familie stammt. Er kann es kaum erwarten,

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