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Perry Rhodan 1088: Der ewige Krieger. Ernst Vlcek
Читать онлайн.Название Perry Rhodan 1088: Der ewige Krieger
Год выпуска 0
isbn 9783845310879
Автор произведения Ernst Vlcek
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Bookwire
Radaut schloss den Zugang sofort hinter ihm und sorgte, auf Belkus' ängstliches Drängen, durch Knopfdruck dafür, dass der Tisch wieder über die sich schließende Öffnung schwenkte.
»Der Zugang zum Gewölbe ist wieder versiegelt«, sagte Radaut zu den drei erschöpft wirkenden Expeditionsteilnehmern und verspürte darüber selbst Erleichterung. »Was immer euch bedroht hat, es bedeutet keine Gefahr mehr für euch.«
»Es war schrecklich«, sagte Belkus durch die halbgeschlossene Rüsselöffnung. Die Muskelwulst um sein Sprechorgan war zerschürft und geschwollen. »Ich bin tausend Tode gestorben. Niemand kann ermessen, was wir durchgemacht haben.«
Er rollte den Rüssel ein und barg das darüberliegende Gesicht in Falten. Sein stämmiger Körper erbebte in Erinnerung an das hinter ihm liegende Grauen.
»War es wirklich so schlimm?«, fragte Radaut besorgt und blickte auf Belkus, der sich zu einer Kugel zusammengerollt hatte und damit zeigte, dass er sich von seiner Umwelt völlig abgekapselt hatte. Es war eine der Eigenheiten der Sassoner, sich auf diese Weise allen äußeren Einflüssen zu entziehen und sich vor Ungemach zu schützen.
»So hat sich dieser Schwächling in Momenten der Gefahr immer verhalten«, sagte Scarviar zornig. »Damit hat er unser Unternehmen gefährdet. Nicht nur, dass wir den Kubus zu transportieren hatten, mussten wir uns auch seiner annehmen. Wenn es nach mir gegangen wäre, so hätte ich ihn in der Tiefe zurückgelassen. Belkus ist eine Schande für uns Domwarte.«
»Dein Verhalten ist eines Domwarts auch nicht würdig«, wies Radaut den Doldonen zurecht, der von allen drei Expeditionsteilnehmern noch den frischesten Eindruck machte, obwohl er physisch der Schwächste war. Sein in Form und Gestalt wandelbarer Körper besaß kein Knochengerüst. Ein schneckenartig gedrehter Rückenpanzer verlieh ihm den nötigen Halt, das obere Ende war gleichzeitig Sitz des Kopfes, in dessen Knorpelmaske die Sinnesorgane eingebettet waren. Für die Fortbewegung und für manuelle Tätigkeiten konnte der Doldone bis zu zwölf Pseudopodien ausfahren.
Scarviar stützte sich auf seinen Rückenpanzer, so dass er alle Pseudopodien frei hatte und sie Radaut entgegenstrecken konnte.
»Gut, dann sprechen wir nicht mehr darüber«, sagte er fest und ließ sein sonst so ausdrucksstarkes Gesicht zu einer Maske eisiger Ablehnung erstarren. »Ich will mich mit keinem Wort mehr darüber äußern, was in der Tiefe vorgefallen ist. Belkus hat recht, wenn er sagt, dass wir nur knapp dem Tode entronnen sind. Aber das ist kein Grund, sich so gehen zu lassen. Wir haben es überlebt und unseren Auftrag ausgeführt. Nur das zählt.«
»Ich bezweifle noch immer, dass sich unser Einsatz gelohnt hat«, erklärte Ranor, der Vallier, mit halbgeschlossenen Mundwerkzeugen. Er war größer als Radaut und von graziler Gestalt, aber da er einem Volk angehörte, dass wie die Schcoiden von Insekten abstammte, konnte Radaut den Ausdruck seiner Physiognomie besser deuten. Ranor wirkte unentschlossen, seine beiden Augenballungen drückten Verwirrung und innere Unsicherheit aus.
»Ich kann es mir selbst nicht erklären, was mich so denken lässt«, fuhr er fort. »Als wir in die Tiefe hinabstiegen, da war ich trotz aller Gefahren, denen wir begegneten, noch voll des Mutes. Aber kaum waren wir am Ziel und bargen den Kubus ... da begannen mich die Zweifel über Sinn und Wert dieses Unternehmens zu plagen. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Ich schweige lieber.«
»Auch du bist ein Schwächling, Ranor«, sagte Scarviar abfällig. Der Vallier schwieg zu diesem Vorwurf.
»Dann werden wir wohl nie erfahren, wie es euch in der Tiefe ergangen ist?«, fragte Radaut. Die Antwort war Schweigen.
Der Zeremonienmeister wurde daraufhin noch nachdenklicher. Er fragte sich, was die Veränderung der drei Domwarte verursacht haben mochte. Als er sie in das Gewölbe unter dem Dom Kesdschan schickte, waren sie in etwa gleichwertig gewesen. Sie hatten einander prächtig ergänzt und bildeten ein gutes Team. Nach diesem Gesichtspunkt hatte Radaut sie ausgewählt, eine solche Mischung erschien ihm als bester Garant für einen Erfolg.
Und nun kamen sie völlig verändert zurück. Scarviar war erstarkt und strotzte vor Mut und Tatendrang. Belkus dagegen war zu einem Schwächling geworden, als hätte irgend etwas seinen Geist zerbrochen. Ranor stand zwischen diesen beiden Extremen, war wankelmütig und verwirrt, wurde von Zweifeln geplagt.
Hatte die Ausstrahlung des Kubus sie derart beeinflusst und verändert?
Radaut schauderte unwillkürlich.
»Willst du uns nun verraten, welchen Schatz wir aus der Tiefe geborgen haben?«, fragte Ranor.
»Es ist wohl besser, wenn ihr es nicht wisst«, antwortete Radaut und wandte sich dem Kubus zu, dessen silbrige Flächen das Licht widerspiegelten. Irgendwie entsprach er nicht ganz seinen Vorstellungen, ohne dass er hätte sagen können, warum.
»Du hast uns einen Namen genannt – Cosino«, hörte der Zeremonienmeister Scarviar hinter sich sagen. »Was bezeichnet dieser Begriff? Den Würfel oder seinen Inhalt?«
»Ja, Cosino«, wiederholte Radaut. »Ihn galt es zu bergen.«
Plötzlich wusste er, was an dem Kubus nicht stimmte. Er war kein exakter Würfel mehr. Keine Fläche und keine Kante stand parallel zu der gegenüberliegenden. Die Flächen waren nicht mehr im Winkel, die Seiten waren unterschiedlich lang. Der Kubus besaß sechs Flächen, aber keine von ihnen war quadratisch.
Und das silbrige Metall hatte seinen Glanz verloren, sein Widerschein war stumpf und matt.
In diesem Moment materialisierte Lethos-Terakdschan in der Mitte des Podests.
Radaut zuckte unwillkürlich zusammen, denn er hielt die Materialisation für eine Aktivität des Würfels.
Erst als er den schlanken Humanoiden in seiner bernsteinfarbenen Kombination, die von einem Netzwerk silbriger Fäden durchzogen war, erkannte, beruhigte er sich wieder.
»Ich befürchtete schon, Cosino ...«, begann Radaut und ließ den Rest unausgesprochen. Er war erleichtert darüber, dass Lethos-Terakdschan aus der Domkuppel zu ihnen herabgestiegen war. Es war für den Zeremonienmeister unerheblich, dass es sich bei dem Humanoiden nur um eine Materieprojektion handelte. Er war so real wie ein Wesen aus Fleisch und Blut – und als Träger des Geistes von Terak Terakdschan, dem Gründer des Wächterordens und Ersten Ritters der Tiefe, war er die oberste Instanz auf Khrat.
»Ich sehe, ihr habt meinen Auftrag ausgeführt«, sagte Lethos-Terakdschan und schritt um den Kubus herum. Er hatte die Arme dabei in die Hüften gestemmt, sein Gesicht wirkte feierlich und ernst. »Dafür möchte ich allen Begleitern danken. Auch im Namen der Menschheit.«
»Das ehrt uns«, sagte Radaut geschmeichelt. Er war dem Humanoiden gefolgt und richtete sich auf dem hinteren Beinpaar auf, um ihm an Körpergröße nachzueifern. Mit gesenkter Stimme fügte Radaut hinzu: »Doch erscheint mir der Erfolg des Unternehmens in Frage gestellt. Der Kubus ist beschädigt und völlig aus dem Winkel. Alles weist darauf hin, dass sich jemand an ihm zu schaffen gemacht hat. Und das war gewiss keiner der Domwarte.«
»Das ist mir nicht entgangen«, meinte Tengri Lethos. Er war stehen geblieben, stützte das Kinn in eine Hand und betrachtete den wie aus den Fugen geratenen Kubus nachdenklich.
In dieser Haltung erweckte er den Eindruck, als höre er auf eine innere Stimme, auf die Einflüsterungen des Geistes von Terak Terakdschan, von dessen schier unbegrenztem Wissen er partizipierte.
Eine Weile herrschte Schweigen, das Radaut schließlich brach, als ihm die Stille unerträglich wurde.
»Ist es möglich, dass ein Unbekannter mit dem Kubus hantiert hat?«, fragte Radaut. »Jemand, der an ihn herankommen wollte. Jemand, der beabsichtige, seine Fähigkeiten für seine Zwecke zu missbrauchen?« Radaut sprach es nicht aus, dass er diesen »Jemand« für Seth-Apophis hielt, die einst in dem Gewölbe unter dem Dom Kesdschan manifestiert gewesen war und dort schrecklich gewütet hatte. Radaut brauchte nicht extra darauf hinzuweisen, Lethos-Terakdschan kannte die Zusammenhänge besser