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wie schwer vorauszuahnen.

      Das ist falsch!, dachte Rhodan. Die NEUBEGINN hat das System verlassen! Aber er sah sie mit eigenen, schmerzenden Augen.

      Zu guter Letzt: die SOL. Das goldfarbene, acht Kilometer lange, hantelförmige Raumschiff. Die Legende, die mehr fremde Orte bereist und an mehr kosmischen Brennpunkten agiert hatte als jede andere Einheit der Menschheit.

      Ohne Warnung eröffnete die NEUBEGINN das Feuer. Die mächtigen Schutzschirme der SOL bauten sich gar nicht erst auf. Der Mythos verging in drei gewaltigen Explosionen, erst die beiden Kugelzellen außen, dann der zylinderförmige Mittelteil, der sie verbunden hatte.

      Rund zehntausend Menschen hatten sich an Bord befunden, unter ihnen Roi Danton, Perry Rhodans Sohn. Eben hatten sie gelebt. Nun waren sie tot.

      Es wurde schwarz um Rhodan. Hatte er es doch noch geschafft, die Lider zu schließen? Oder war das einfach die Schwärze des Todes, die sich über ihn senkte?

      *

      Mit einem Schrei stürzte Perry Rhodan auf die Knie. Er kam zu Eroin Blitzers Füßen zur Besinnung, genau dort, wo sie eben noch gestritten hatten. Seine Kleidung war wieder da. Alles war wie vor dem unfreiwilligen Ausflug, nur seine trockenen Augen brannten. Sein Blick war verschwommen und aus dem Fokus, sodass er den Unterkörper des Androiden doppelt sah.

      Ich war nie fort, begriff er. Es war nur eine Vision. Eine Projektion in meine Gedanken. Doch sie hatte eine solche suggestive Macht entfaltet, dass er zitterte. Er spürte die Kälte des Weltraums in allen Gliedern, obwohl er wieder geborgen war, in der Kaverne an Bord der LEUCHTKRAFT.

      »Was war das?«, fragte er entsetzt. »Was habe ich da gesehen?« Er blinzelte ein paarmal, um sich zu vergewissern, dass seine Augen weder vertrocknet noch gefroren waren.

      Sein Blick klärte sich und bereitete Rhodan eine Überraschung: Er hatte nicht doppelt gesehen. Neben Blitzer stand eine identische Kopie des Kunstwesens. Gleiche Größe, gleiches Aussehen: zwei Männer mit gelblicher Haut, von der Größe eines Kindes und mit großen, gleichfalls kindlichen Augen, jedoch mit den Runzeln und Falten eines Greises. Das Gesicht glich dem eines Menschen, jedoch wirkte es ungewöhnlich flach. Auch die Kleidung der beiden Blitzers war identisch, ein dunkelblau glänzender Einteiler mit steifem, hellblauem Kragen.

      Mit welchem von beiden hatte er gesprochen?

      »Das war die Zukunft«, antwortete der linke Blitzer ohne erkennbare Gemütsregung.

      »Die Zukunft?«, verlangte Rhodan zu wissen. »Oder eine mögliche Zukunft?«

      »Eine mögliche«, bekam er zu hören. »Vielleicht sogar die einzig mögliche. Sicher können wir es nur sagen, wenn sie nicht eintritt. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt, wenn du die neue Mission annimmst.«

      Rhodan resignierte. »Also gut«, sagte er bitter. »Ich tue, was ihr wollt – bevor eintrifft, was ich gerade gesehen habe. Bist du dann zufrieden? Oder die LEUCHTKRAFT? Oder die NEUBEGINN, oder wer auch immer sich das ausgedacht hat?«

      »Ja«, antwortete der linke Androide schlicht.

      »Ich weiß nicht, wie man dieses Schiff verlässt«, merkte Rhodan an. »Die Wege führen jedes Mal an andere Orte, wenn man sie geht.«

      Zum ersten Mal regte sich der rechte Eroin Blitzer. »Es gibt Millionen Möglichkeiten!« Er klang ehrlich überrascht. »Das macht es doch so einfach. Folge mir!«

      Der Androide ging voraus. Perry Rhodan blieb dicht hinter ihm, verließ die steinerne Höhle, die sich so merkwürdig deplatziert ausnahm auf einem Raumschiff, das der menschlichen Technik um Jahrzehntausende, vielleicht sogar um Jahrmillionen voraus war. Der Steingang wurde irgendwann zu einem Metallgang, dann zu einem durchscheinenden, stabilen Energiefeld im All.

      Zu Fuß legten sie den Weg durch den freien Raum zurück, zwei winzige Punkte in der Unendlichkeit. Vor ihnen wurde ihr Ziel größer und größer: die goldene Hantel.

      Die Kobaltblaue Walze der LEUCHTKRAFT blieb hinter ihnen zurück. Sie war Vergangenheit, zumindest für den Augenblick. Vor ihnen lag die Zukunft – die einzig mögliche.

      Die SOL.

      2.

      Die Schlachtspitze stand unbemerkt am Rand des Skiwsystems und ortete. Der Tarnschirm des Pyramidenschiffs war undurchdringlich.

      Das galt zumindest für die Truvaud, die als Geißel ins System eingefallen waren. Für die Skiw sowieso. Die Urbevölkerung hatte schon ihren Angreifern technisch nichts entgegenzusetzen. Wie hätten die plumpen Instrumente dieses Volkes da ein getarntes Ritterschiff erfassen sollen?

      A-Kuatond beobachtete den Verlauf des Gefechts. Die kleinen, pfeilförmigen Raumgefährte der Skiw hatten keine Chance gegen die Truvaud. Die Verteidiger kolonisierten erst seit einigen Jahrzehnten die Welten ihres Heimatsystems. Ihre Schiffe dienten dem Transport von Mannschaften und Frachtgut, waren oft Wochen ohne Kursänderung unterwegs. Bordwaffen hatten sie auf diesen Reisen nie gebraucht.

      Dann waren die Truvaud gekommen, angelockt von den Energieemissionen einer knospenden Zivilisation. Sie fielen über das Skiwsystem mit ihren wendigen Sichelraumern, ihren Überlichtantrieben sowie ihren Thermo- und Impulsstrahlern her. Wenn ihnen niemand Einhalt gebot, würden sie die Skiw genauso ausrotten wie zuvor die Marrab, die Kefinga und die Kussu.

      Dazu jedoch würde es nicht kommen. BARIL hatte entschieden, der Aggression ein Ende zu setzen. Die Truvaud waren zur Gefahr für die Harmonie und das Gleichgewicht in diesem Sektor von Yahouna herangewachsen. Die Stimme BARILS hatte unter anderem A-Kuatond beauftragt, das Problem dauerhaft zu lösen.

      Sie studierte die Angriffsmuster der Sichelraumer. Sie spielten ihre Überlegenheit gnadenlos aus und jagten die Skiw, wild und ohne jede Formation, die ihnen bei einer unerwarteten Wendung die Verteidigung erleichtert hätte. Auf den Gedanken, dass eine dritte, stärkere Partei eingreifen könnte, kamen die Raumerbesatzungen überhaupt nicht. A-Kuatond würde leichtes Spiel haben.

      »Du bist unzufrieden, Ritterin«, stellte Kalphatt Udimor neben ihr fest. Ihr Orbiter betrachtete nicht nur die taktischen Holos. Zwei seiner acht Augenfinger waren zu A-Kuatond gedreht und sahen zu ihr empor. Der Körper und die meisten anderen Augen ihres wichtigsten Helfers blieben auf das Taktikholo ausgerichtet.

      So unersetzlich Udimor war, manche Dinge konnte A-Kuatond nicht dulden. »Verschwinde aus meinem Kopf!« Die Krallen ihrer Rechten blitzten kurz im Licht der Hologramme auf.

      Ihr Orbiter ließ sich davon nicht beeindrucken. »Ich muss nicht in deinen Gedanken schnüffeln. Es reicht, deine Körpersprache zu beobachten. Du würdest am liebsten irgendetwas in winzige Splitter zerhäckseln und auf die Überbleibsel eindreschen, bis nur noch Staub übrig ist.«

      »Und kann man es mir verdenken?« Anklagend deutete sie auf das Holo. »Die Truvaud sind die Geißel dieses Raumsektors. Aggressive Expansoren. Gut organisierte Mörder. Man sollte meinen, sie wüssten mehr über Kampfstrategie!«

      »Du willst sie also ohne Vorwarnung vernichten«, folgerte Udimor.

      »Nein, ich will sie bekämpfen«, korrigierte A-Kuatond.

      »Angesichts unserer Überlegenheit läuft das auf dasselbe hinaus.«

      »Und genau das ist das Problem!« A-Kuatond gierte nach einer Schlacht, einer epischen Bataille mit Opfern auf beiden Seiten. Mit Verzweiflungstaten, wechselndem Kampfglück und dem befriedigenden Gefühl eines hart erkämpften Siegs. Das allerdings war nicht zu erwarten, sofern die Truvaud nicht noch etwas Erstaunliches taten.

      Zunächst jedoch waren sie selbst die Überraschten. A-Kuatonds Schlachtspitze flog zwischen die Fronten und enttarnte sich. Statt den kleinen Einheiten der Skiw sahen sich die Truvaud plötzlich einem berggroßen, gleichseitigen Tetraeder gegenüber, umgeben von einer schillernden Energieschale. Unangreifbar. Auch wenn ihnen das noch nicht bewusst sein mochte.

      »Du kannst zu ihnen sprechen«, sagte der Orbiter.

      Gereizt

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