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      »Und du die lebende Legende.«

      Das brachte auch ihn zum Grinsen. »Einverstanden.«

      »Ich habe Verbindung«, meldete Franko Tueran, der Kommunikationsoffizier. »Die Echsen bieten ein Bildgespräch an.«

      »Schalt durch – nimm mich und Perry in die Übertragung.« Bei diesen Worten stand Ghizlane auf, stellte sich neben Rhodan. Nein, ein klein wenig vor ihn. Er akzeptierte die Bildsprache. Gerade für die hiesigen Topsider, bei denen Frauen alle relevanten Posten besetzten und Männer nur einfache Arbeiten leisteten, konnte es ein wichtiges Zeichen sein, das intuitiv Vertrauen schaffte.

      Das Bild einer Topsiderin formte sich vor ihnen. Grelles Licht glänzte auf der Schuppenhaut. Über die vorgewölbte Schnauze zog sich ein tiefer, hornig vernarbter Schnitt. Eines der Augen war kräftig rot, das andere trüb und schmutzig verwaschen. Davor saß eine kleine Apparatur, die Rhodan unwillkürlich an ein altertümliches Monokel erinnerte.

      Sie erschien als Ganzkörperholo. Sie trug eine militärische Uniform, aus der der Stützschwanz ragte, dessen Spitze zu kurz und offenbar amputiert worden war. Vielleicht eine Folge desselben Kampfes, aus dem die Narbe im Gesicht rührte. Hinter ihr kreuzten sich zwei Metallstangen, die von einem Schlinggewächs mit dickfleischigen, grünen Blättern überwuchert wurden.

      »Ich bin Kechkut-Shei«, stellte sie sich vor. »Militärische Anführerin des Verbandes des Sternengeleges im Wegasystem. Und der Schiffe, die in Kürze hier eintreffen werden.« Die letzten Worte sprach sie ruhig, beinahe säuselnd, aber die Drohung darin war nicht zu überhören.

      »Mein Name ist Ghizlane Madouni, Kommandantin der ORATIO ANDOLFI, des Flaggschiffs der Liga Freier Galaktiker. Ich danke dir, dass du auf unseren Funkanruf reagiert hast.«

      Es erleichterte Rhodan, dass sie nicht auf die Provokation einging, sondern mit Freundlichkeit konterte. Genauso hätte er auch gehandelt.

      »Neben mir steht Perry Rhodan«, fuhr Ghizlane fort. »Du wirst von ihm gehört haben. Er ist der Mann, den die Gelegemutter Bun-Akkbo zu einem persönlichen Treffen gebeten hat. Sie möchte ihn kennenlernen.«

      Der Satz, den sie nicht aussprach, der aber absolut auf der Hand lag, lautete: Nun ein Gefecht zu führen, in dessen Verlauf mein Gast sterben könnte, ist keine gute Idee.

      »Rhodan, ja«, sagte Kechkut-Shei, gefährlich ruhig. »Solltest du dich nicht auf dem Weg zu den erwähnten diplomatischen Gesprächen befinden? Oder ist dir die Ehre einer Zusammenkunft mit der Gelegemutter nichts wert?« Sie beugte sich vor. Das Techno-Monokel verrutschte leicht.

      »Wir wurden ... aufgehalten«, sagte der Terraner. »Aber sei versichert, ich werde rechtzeitig dort sein. Und ja, es ist mir eine Ehre, die ich mir von nichts und niemandem rauben lasse.«

      »Dann will ich euch nicht im Weg stehen«, konterte die Topsiderin.

      »Ich bin überzeugt, dass wir alles schnell klären können«, meinte Kommandantin Madouni. »Wir möchten keinen Konflikt. Warum seid ihr ins Wegasystem eingeflogen?«

      »Ihr seid in unser System gekommen«, zischte Kechkut-Shei. »Die Patronatssonde des Sternengeleges hat schon lange vor eurer Ankunft in diesem Universum den Anspruch des Sternengeleges deutlich gemacht! Aber wir haben euch damals die Gnade erwiesen, dass ihr den Planeten besiedeln dürft, den ihr Ferrol nennt! Deshalb sage mir nicht, Menschenfrau, dass ich Rechenschaft darüber ablegen soll, unsere Festung auf Rofus zu besuchen!«

      »Wir verstehen deine Botschaft«, versicherte Rhodan. »Auch, dass du dich darum sorgst, was in der Festung geschehen sein mag. Oder irre ich mich?«

      »Sorge ist ein allzu terranisches Konzept«, sagte die Topsiderin. »Keine Topsiderin wird damit viel Zeit verschwenden.«

      »Wie würdest du es bezeichnen?«

      »Die Festung zu besuchen, ist eine Notwendigkeit. Das Sternengelege muss wissen, was dort vorgefallen ist.«

      »Die Liga bietet ihre Unterstützung an«, sagte Rhodan, und in diesem Augenblick war es ihm völlig gleichgültig, dass er nicht über die Kompetenz verfügte, dieses Angebot zu unterbreiten. Immerhin widersprach Ghizlane nicht.

      Mehr noch, sie hieb in dieselbe Kerbe: »Wir schlagen dir ein gemeinsames Unternehmen vor. Ein Team aus Topsidern und Terranern landet auf Rofus, betritt die Oase und sieht in der Festung nach dem Rechten.«

      Die lange Zunge schoss aus der Schnauze, bog sich nach oben und strich kurz über das Ende der verhornten Narbe, ehe sie sich zurückzog. »Ein gewagter Gedanke.«

      »Das einzig Sinnvolle, um das Risiko zu minimieren«, sagte Rhodan.

      »Wieso gehst du von einer Gefahr aus?«

      Er lächelte, ruhig und zuversichtlich. »Du etwa nicht?«

      Ein Krächzen folgte, wohl ein amüsierter Laut. »Es wäre Narrheit, vom Guten auszugehen, wenn man in das Unbekannte blickt!«

      »Lingero-Dsorch«, sagte Ghizlane.

      »Du überraschst mich. Nicht viele Terraner wären in der Lage, ein Zitat einer topsidischen Dichterin zu erkennen.«

      »Sie hat bedeutende Gedanken fixiert.«

      »In der Tat.« Kechkut-Shei hob unvermittelt die Hände und führte sie dichter zusammen. Gleichzeitig verengte sich der Aufnahmewinkel, bis nur noch ihr Gesicht zu sehen war. Einen Augenblick lang war es überblendet, die Narbe ein greller Blitzstrahl inmitten der Schuppen, bis sich die Wiedergabe regulierte. »Ich bin bereit, euch auf meinem Schiff zu empfangen. Besprechen wir die Zusammensetzung der beiden Teams.«

      *

      Wenig später saßen Perry Rhodan und Ghizlane Madouni in einem Beiboot, das sie zur CROTTHIR brachte, dem Schiff von Kommandantin Kechkut-Shei.

      Sie hatten das Risiko abgewägt – sollten sich zwei derart wichtige Persönlichkeiten freiwillig in die Höhle des Löwen begeben? Andererseits würden die Topsider in dieser Situation keinen diplomatischen Zwischenfall riskieren; noch immer glaubten sie, dass die Liga seit Rhodans Auftauchen über Transformbomben verfügte. Ein gewagter Bluff hatte sie davon überzeugt und schließlich zum raschen Ende der Kampfhandlungen im Solsystem geführt, woraufhin das Treffen mit der Gelegemutter überhaupt erst angesetzt worden war.

      Also flogen sie zur CROTTHIR ... aber nicht ohne einen Joker.

      Denn Iwán/Iwa Mulholland begleitete sie, und die Topsider kannten seine Mutantengabe nicht. Rhodan hatte ihn als ein Mitglied in Nevio Torwestens Diplomatengruppe angekündigt, der aktuell nur die Rolle eines Beobachters einnehmen wollte.

      »Was ich dich fragen wollte, Ghizlane ...«, sagte Rhodan.

      »Hm?«

      »Das Zitat der topsidischen Dichterin ...«

      »Pures Glück, dass ich es erkannt habe. Es gehört zu der militärischen Schulung über Taktiken und Charakter der Topsider.«

      »Jedenfalls hat es Kechkut-Shei sehr beeindruckt und sie für dich eingenommen.«

      »Wozu Literatur doch fähig ist«, sagte sie schmunzelnd.

      Dem wollte Rhodan nicht widersprechen, der einen guten Roman seit jeher zu schätzen wusste.

      »Ist dir aufgefallen, dass Kechkut-Shei von zwei Teams gesprochen hat?«, fragte Iwán, der vor dem Abflug die Holoaufzeichnung des Gesprächs studiert hatte. »Bei allem Entgegenkommen will sie sich mit dem Gedanken eines einzigen gemischten Teams wohl nicht anfreunden.«

      »Damit kann ich leben, Iwa.« Ghizlane nahm Mulholland unwillkürlich als weiblich wahr, wie jede Frau, und sprach ihn deshalb mit seinem weiblichen Vornamen an. »Auf einen gemeinsamen Anführer könnten wir uns sowieso nicht einigen, egal wie optimistisch wir an die Sache herangehen. Sie würden sich niemals einem Terraner unterstellen und ... nun ja, wir uns keiner Topsiderin.«

      »Zwei Teams mit nur einem Ziel klingt für mich gut genug«, sagte Rhodan. »Auch in dieser Zusammenstellung

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