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Cockpit und des Obmanns befanden. In der Zwischenzeit hatte man diese hervorgeholt und begutachtet, aber das Resultat gab keinen Anlass zu großem Optimismus.

      Drei Vibromesser mit nur spannenlangen Klingen, zwei elektronische Feuerzeuge und ein Universalwerkzeugbesteck, das Derlag nach dem Abschluss der langwierigen Reparaturen am Linearraumtaster in der Beintasche seiner Uniform vergessen hatte. Dies war alles, mit dem sich im Notfall etwas anfangen ließ, alles übrige konnte man getrost vergessen.

      Soray saß auf der Kante seines Muldenbetts, betrachtete diese spärliche Ausbeute und sah überlegend vor sich hin.

      Er hatte seinen spontan gefassten Entschluss, ins Blaue hinein auf die Suche nach seinem Schiff zu gehen, inzwischen revidiert. Die Logik sagte ihm, dass die Entführer – ganz gleich, wer immer sie auch sein mochten – die YOI I bestimmt nicht in unmittelbarer Nähe des Raumes untergebracht hatten, in dem er sich nun befand.

      Zwar war der Aufklärer mit seinen nur zwanzig Mannshöhen Länge nicht besonders groß. In der Breite maß er jedoch reichlich sechs Höhen und in der Vertikalen immerhin fast vier davon. Damit stand fest, dass er nur durch einen geräumigen Schacht hier nach unten gebracht worden sein konnte, vermutlich in einen Hangar.

      Wenn überhaupt!, resümierte der Obmann skeptisch. Es kann auch sein, dass die YOI I noch irgendwo auf der Oberfläche dieser Welt steht und man nur uns hier unten gefangen hält. Verdammt, wenn sich nur endlich einer dieser Entführer sehen ließe! Dann wüssten wir wenigstens, mit wem wir es zu tun haben, und vielleicht ließe sich durch Verhandlungen etwas zu unseren Gunsten erreichen.

      Diesen Gefallen hatten sie ihm jedoch bisher nicht getan, obwohl nun schon mehr als drei große Zeiteinheiten vergangen waren.

      Noch litten die tessalischen Raumfahrer keine Not. Doch es konnte nicht mehr lange dauern, dann mussten sich Hunger und Durst bemerkbar machen, und was dann ...?

      In diesem düsteren Raum gab es nichts weiter als die Muldenbetten, jede Menge Staub und abgeplatzte Steinfladen. Ein Zustand also, der für tessalische Raumfahrer absolut unwürdig war, und die absolute Missachtung durch die Entführer kam noch dazu.

      Ein gerechter Zorn erfasste den Obmann, er schnellte hoch und sah die abwartend herumstehenden Männer an.

      »Ganz egal, was dabei herauskommt – wir brechen aus!«, knurrte er aufgebracht. »Natürlich gehe ich dabei voran, ich nehme einen der drei Strahler, Hauptmann Derlag und Adjutant Grablyn die beiden anderen. Wir bilden die Vorhut, und uns folgen drei Männer mit den Vibromessern. Wer meldet sich freiwillig dafür?«

      Wie bei allen guten Soldaten hielt sich die Begeisterung für die freiwillige Teilnahme an einem Risikoeinsatz in engen Grenzen. Nur wenige Hände gingen zögernd hoch, Soray verteilte die Messer an die Nächststehenden und bedachte den Rest mit einem kühlen Blick.

      »Ich werde mir jene merken, die gekniffen haben, beim Heiligen Stein!«, erklärte er streng. »Und gerade ihr werdet nun mitkommen, allerdings ohne eine Waffe ... Nur zwei bleiben zurück, um sich um die Verletzten zu kümmern.«

      In weiser Voraussicht bestimmte er dazu den Piloten und den Navigator. Diese beiden waren die wichtigsten Leute, sofern es gelang, den Aufklärer zu entdecken und wieder in Besitz zu nehmen. Dann setzte sich der Obmann in Bewegung und ging mit energischen Schritten auf den einzigen Ausgang zu.

      Die große Tür bestand aus einem stumpfgrauen Metall, das aber deutliche Spuren von Korrosion aufwies. Das bestätigte Sorays Auffassung über das Alter der subplanetaren Anlage, aber immerhin war die Tür verschlossen. Allerdings nur mit einem mechanischen Schloss, Soray stellte das mit einem raschen Blick fest und wandte sich an den Hauptmann.

      »Nun bist du dran, Derlag, mit deinem Universalbesteck. Du wirst es doch wohl schaffen?«

      »Kein Problem, Obmann«, versicherte sein Stellvertreter, und damit behielt er auch Recht.

      Es dauerte nur knapp zwanzig Sekunden, dann gaben die Halterungen der primitiven Verriegelung nach. Leise knirschend schnappten sie zur Seite, der Hauptmann lächelte stolz und trat zurück.

      »Der Weg ist frei, Obmann!«, bemerkte er lakonisch. »Jetzt hast du die Ehre, uns aus der Gefangenschaft zu führen, wie es einem hohen tessalischen Offizier gebührt.«

      Das war natürlich gewaltig übertrieben, denn noch wusste niemand, was sich jenseits dieser Tür befand. Diese Ungewissheit bereitete auch Soray einiges Unbehagen, aber er spürte förmlich die Blicke seiner Untergebenen im Rücken. Er hatte erklärt, dass er ihnen vorausgehen würde, und so musste er es nun auch tun.

      »Mir nach!«, stieß er betont energisch hervor, hob den Strahler mit der rechten Hand und drückte mit der linken die mit rötlicher Patina überzogene Klinke nieder.

      Dann gab er dem Portal einen Stoß, es schwang knarrend auf und gab den ersten Abschnitt eines langen Weges frei.

      *

      Die STERNENSEGLER hatte, da die Kursdaten vorlagen, die Strecke ohne Unterbrechung zurückgelegt. Schon nach wenigen Stunden lief das Überlichttriebwerk aus, das Singen der Linearkonverter hörte auf. Das Schiff glitt in den Normalraum zurück, das kalte Funkeln der Sterne erschien auf den Bildschirmen, und POSIMOL verkündete:

      »Linearflug beendet, der Zielpunkt wurde ohne eine merkliche Abweichung erreicht. Ich kann weder das Schiff der Tessaler noch andere Raumfahrzeuge orten und ersuche um neue Anweisungen.«

      Goman-Largo hatte den ganzen Flug verschlafen und wurde erst durch die Stimme des Bordgehirns geweckt. Er fuhr zusammen, rieb sich kurz die Augen und schüttelte verwundert den Kopf.

      »Wie, wir sind schon da? Habe ich wirklich so lange gepennt – und weshalb hast du mich nicht früher geweckt, Neithadl-Off?«

      »Warum sollte ich?«, fragte die Vigpanderin spitz zurück. »Das Schiff kommt schließlich auch ohne deine meist unnötigen Anweisungen aus, und ich habe Wache gehalten. Ein reines Vergnügen war das jedoch nicht, du hast Geräusche von dir gegeben wie ein hungriger Saurier.«

      »Willst du etwa behaupten, ich hätte geschnarcht? So etwas tue ich nie«, entrüstete sich ihr Gefährte.

      »Wirklich nicht?«, pfiff Neithadl-Off amüsiert. »Nun, ich kann dir leicht das Gegenteil beweisen, denn ich habe ein Tonaufnahme davon gemacht. Willst du sie hören?«

      »Keine Zeit, wir haben jetzt anderes zu tun«, wehrte der Modulmann ab. »Du kannst wirklich nichts feststellen, auch nicht eine Restenergiespur, POSIMOL?«

      »Du verlangst Unmögliches von mir«, sagte die Positronik. »Wie sollen die Taster etwas hereinbringen, das schon vor Monaten nicht vorhanden war? Es gibt keine Spur von der YOI I.«

      »Trotzdem werden wir jetzt intensiv nach ihr suchen«, bestimmte Goman-Largo. »Der fremde Einfluss, der sie erfasst hat, war längst nicht so stark wie der vorhergehende Sextadim-Schock, er kann sie unmöglich vernichtet haben. Schon gar nicht, ohne dass etwas von ihr zurückgeblieben ist, das ist doch klar.«

      »Mir nicht«, kam es von der Vigpanderin, und Goman grinste kurz.

      »Kein Wunder, Sternenprinzessinnen werden schließlich in ganz anderen Dingen unterrichtet, nicht wahr? Nun, die Dinge liegen so: Der Aufklärer wurde zwar von übergeordneten Energien erfasst, aber er bestand nach wie vor aus normaler Materie. Diese kann in einer höheren Dimension nicht länger als wenige Mikrosekunden existieren, weil sie dort ein Fremdkörper ist. Deshalb wird sie dann sofort wieder ausgestoßen, so wie ich etwas ausspucke, das einen üblen Geschmack hat. Kannst du mir geistig folgen?«

      »Natürlich, obwohl dieser Vergleich nicht besonders ästhetisch war«, konterte Neithadl-Off. »Du willst damit ausdrücken, dass das Schiff der Tessaler vorübergehend aus unserem Normalraum entfernt, aber gleich darauf wieder in ihn zurückversetzt wurde. Nur nicht an der gleichen Stelle, weil das Universum in steter Bewegung ist, nicht wahr?«

      »Du bist wirklich ein kluges Mädchen«, lächelte der Modulmann. »So muss es gewesen sein, und das Phänomen wurde bestimmt durch den Schwarzen Ritter verursacht, dessen bin ich sicher. Er hat uns ja nach

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