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ihn durch die Halle, in der ihr Fartuloon den Planeten Sandy Dala zeigte und die ungefähre Lage des Kristalls.

      »Wird es Nacht sein, wenn du dort ... erscheinst wie ein Geist?«

      »Das weiß ich wirklich nicht«, antwortete Fartuloon und fing an, sein Zögern zu bedauern – ein Hinweis, dass er schnell gehen musste. Er war mehr als anfällig für Artamays Charme. »Hoffentlich ist es hell. Mehr Chancen.«

      Sie durchquerten die Halle, öffneten die Schleuse, und Artamay blieb am Anfang des Kiesstreifens stehen. Der breite Pfad führte zu einer Konstruktion, die wie ein Tor aus weißen, mächtigen Holzbalken aussah, mit überstehenden, hochgeschwungenen Enden des oberen Querbalkens.

      Fartuloon ging mit schnellen, entschlossenen Schritten über den Nullzeit-Pfad auf das Tor zu. Unter seinen Stiefelsohlen spritzte der Kies zur Seite. Dicht vor dem Tor drehte sich Fartuloon um, winkte lange und ging dann über die Schnittlinie, die beide wuchtigen Pfeiler verband.

      Fartuloon war ganz plötzlich verschwunden.

      *

      Er blinzelte, als er sich im Zentrum eines intensiven, bernsteinfarbenen Leuchtens wiederfand.

      Der große, unregelmäßig geformte Omirgos-Kristall glühte leicht pulsierend. Als sich Fartuloon bewegte, glitt er durch die Struktur dieses Minerals wie durch Wasser. Er hob die Arme und streckte die Hände vor, ging weiter, senkte Kopf und Schultern, bis seine Fingerspitzen eine harte und raue Fläche berührten.

      »Sandy Dala?«, murmelte er.

      Noch zwei Schritte, dann hatte er die äußere Schale des Kristalls durchstoßen. Er holte tief Atem und roch dumpfe, feuchte Luft. Der Kristall beleuchtete das Innere einer Höhle aus schwarzem Gestein. Er blickte sich rasch um und sah unter einer Staubschicht einige Kisten. Mit einem Sprung war er dort, wischte mehr als fünfzehn Zentimeter Staub vom Deckel herunter und riss einen wuchtigen Verschluss auf.

      In einem Fach, versiegelt mit transparenter Folie, fand er wie erwartet drei kurze, dicke Röhren mit einem ausgeformten Handgriff. Er riss die Folie der ersten Röhre auf, fuhr kräftig mit dem oberen Ende über die Felswand und erzeugte lange Funken.

      Dann entzündete sich am Oberteil der Fackel ein grelles, zuckendes Licht. Es bildete eine etwa kopfgroße Kugel. Fartuloon hob sie hoch und drehte sich herum. Langsam verlor der Kristall sein intensives Glühen. Die riesigen Einzelkristalle, die, miteinander verwoben und vernetzt, ein Muster bildeten, waren deutlicher zu sehen, als das Glimmen nachließ. Länger als zwei Minuten stand Fartuloon da und sah zu, wie der Glanz wich, und in dieser Zeit wünschte er sich wieder zurück in die Geborgenheit des Zeitverstecks.

      Er schüttelte sich und lachte verlegen.

      »Es scheint alles reichlich einsam gewesen zu sein«, sagte er sich und suchte nach dem Ausgang der Höhle. Er war seinerzeit noch sehr viel systematischer vorgegangen als heute in seinen alten Tagen.

      Dieser Gedanke zog einen anderen mit sich: Er kicherte fröhlich, als er dem Metallband an der Höhlenwand folgte.

      »Wenn Atlan mich sieht, erschrickt er. Ich sehe aus wie ein junger Springinsfeld.«

      Das Metallband beschrieb einen Knick nach oben. Er tastete herum und fand ein Loch, größer als seine Hand. Es war verschlossen. Er holte aus und rammte seine Faust durch die Öffnung. Er hörte ein leichtes Poltern und stellte sich auf die Zehenspitzen.

      Helles Licht drang durch die Öffnung, zuckte schräg nach unten, und in dem dicken Balken aus Sonnenlicht sah er die Staubteilchen tanzen.

      »Unter den steinernen Götzen ist der Einäugige König«, sinnierte er und blickte nach draußen.

      Vor ihm lag die Landschaft von Sandy Dala.

      Aber weit und breit sah er keinen Sand, keine geriffelten Dünen, keine flirrenden Hitzewellen über der Wüste. Gras, mannshoch, Büsche und seltsame Bäume. Dem Sonnenstand nach zu urteilen, war es später Vormittag oder früher Nachmittag.

      Fartuloon stand schweigend da, atmete die staubige Luft, hustete ab und zu und sah sich um. Er konnte keine Spuren von fremden Wesen erkennen. In der langen Zeit zwischen seinem ersten Besuch und heute hatte sich die Vegetation um mehr als zwei Kilometer weiter vorangeschoben.

      »Ziemlich leer hier!«, brummte er, dann wechselte er mit der Fackel in die linke Hand. Mit der Rechten packte er einen übertrieben langen Hebel aus Metall und bewegte ihn in Pfeilrichtung.

      Der Hebel beschrieb einen Viertelkreis. Mühsam war es, den Ausschnitt des Steines aufzustemmen; Erdreich und Gräser hatten sich festgesetzt. Fartuloon fluchte und stöhnte und bewegte die wuchtige Platte zentimeterweise nach draußen.

      Er schalt sich einen Amateur, weil er damals diesen Umstand nicht berücksichtigt hatte.

      Endlich war der Spalt so groß, dass er sich hinauszwängen konnte. Wieder lauschte er, sah sich um, versuchte, völlig lautlos zu sein.

      »Hoffentlich ist es nicht zu leer«, murmelte er und ging einen leichten Abhang hinunter. Er drehte sich um und schaute den Felsblock an. Der tiefschwarze Stein, über und über mit farbigem Moos bedeckt, sah ohne viel Phantasie wie ein Dämonenschädel aus, wie das böse Antlitz eines Wesens aus einer schrecklichen Legende.

      Fartuloon grinste sein Phantasiegeschöpf fröhlich an, legte die Hand an den Griff des Skarg und ging weiter, bis er einen Tierpfad entdeckte, der in Windungen weiter in einen Wald aus Büschen und mittelhohen Bäumen hineinführte.

      »Schlimmstenfalls gehe ich zurück und versuch's auf einem anderen Planeten!«, brummte er.

      Schließlich brauchte er, um von Sandy Dala wegzukommen und mit seiner neuerlichen Suche anzufangen, ein Raumschiff. Auch wenn es nur ein ganz kleines war.

      Er folgte dem Pfad vielleicht eine halbe Stunde lang, dann kam er aus dem Wald hervor. Er kletterte auf den höchsten Baum am Waldrand und sah weit voraus die Zeichen einer Besiedlung.

      Er meinte, Türme zu erkennen, seltsam geformt. Daneben standen hohe, schlanke Konstruktionen, von denen er annehmen konnte, es wären Sendemasten oder ähnliche Einrichtungen.

      Er war zufrieden und kehrte um. Die Fackel, die er neben dem Felsspalt abgestellt hatte, brannte noch immer. Schnell stellte er eine Notausrüstung zusammen: Eines der Ferngläser aus der nächsten Kiste, ein winziges Zelt, mehr ein Schlafsack mit einigen Versteifungen und Falttricks, einen Plastikblock, auf dem er: »Fartuloons Reise-Allround-Gewürzmischung« las ... er entsann sich nicht mehr aller Ausrüstungsgegenstände und nahm an, dass diese Gewürze, bis auf das Salz, wohl nicht mehr viel taugen würden.

      In die Taschen der Hose und der Jacke schob er andere, nützliche Kleinigkeiten; das meiste hatte er aus dem Zeitversteck mitgebracht. Er hängte sich eine Feldflasche um die Schultern, dachte lange nach und wühlte in der Ausrüstung. Er nickte und packte ein paar Dinge ein, die er möglicherweise als Tauschartikel brauchen konnte ...

      »Schließlich habe ich keine Ahnung, wer dort vorn wohnt.«

      Zum Schluss griff er noch einmal zu, schob ein gebraucht aussehendes Messer in das Innenfutteral des rechten Stiefels und zwängte eine altertümliche Schusswaffe mit längerem Lauf in den breiten Gürtel.

      Eine halbe Schachtel Patronen schüttete er in die Jackentasche, dann wartete er geduldig, bis die Fackel ausgebrannt war, ehe er sie umgedreht in den schwarzen Sand und Staub rammte, der den Boden der Höhle bedeckte. Er schloss mit weniger Schwierigkeiten den Spalt im Götzengesicht und schob mit großer Sorgfalt Gras und Erde wieder zurück.

      Er verwischte seine Spuren, bis er auf den Pfad kam, und ging entschlossen weiter. Der Sonnenstand bewies ihm, dass er die ganze zweite Hälfte des Tages noch vor sich hatte.

      »So, Fartuloon«, meinte er zu sich selbst, als er den harzigen Baumstamm wieder hochkletterte, »jetzt gibt's schwerlich ein Zurück. Wo bin ich gelandet?«

      Eine Sendeanlage konnte bedeuten, dass diese Wesen dort Hyperfunk benutzten. Es konnte aber auch ein lokaler Sender sein. Er hob das Fernglas, nachdem er es mit einem großen,

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