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hinaus.

      Wieder erklang das Zischen, jetzt viel näher. Die Springschnecke konnte nur wenige Meter von Seealee entfernt sein – und zwar genau zwischen Gleiter und Zelthaus.

      Vorsichtshalber schlug Seealee einen weiten Bogen, als sie zum Zelthaus zurückging. Sie hatte gerade den Eingang erreicht, als ein drittes Mal das Zischen zu hören war.

      Diesmal erklang es noch näher.

      Hastig schlüpfte Seealee ins Innere und schloss die diamagnetischen Säume. Erst danach fühlte sie sich wieder einigermaßen sicher.

      Dhota hatte einen kleinen stabilen Schrank mit Waffen auf die Hochebene transportiert. Seealee rüstete sich mit einem Handlaser aus – zur Gänze traute sie der Friedfertigkeit der Springschnecke nicht. Einzelgänger, so hieß es, griffen Daila an, wenn auch nur sehr selten.

      Seealees Blick irrte durch den Raum. Sie wusste, dass zur Ausrüstung des Gleiters auch zwei Handfunkgeräte gehört hatten, deren Reichweite sogar groß genug war, um damit die Hauptstadt anfunken zu können.

      Seealee stieß einen Laut der Enttäuschung aus. Beide Geräte lagen noch im Gleiter. Natürlich gab es noch die Möglichkeit, den Interkom zu verwenden, aber dann wurde der Notruf gleichsam offiziell und damit Tagesgespräch in der Stadt. Seealee zögerte daher, von diesem Mittel Gebrauch zu machen. So bedrängt schien ihre Lage nicht zu sein, und in jedem Augenblick konnte ja Dhota zurückkehren. Gegen Laserschüsse waren die Springschnecken machtlos.

      Seealee sah auf die Uhr. Seit Dhota aufgebrochen war, war knapp eine Stunde vergangen. Wenn er Jagdglück gehabt hatte ...

      »Mach dich nicht selbst verrückt«, schalt sich Seealee ärgerlich.

      Sie war nicht zum ersten Mal in der Wildnis, und dies war auch nicht ihre erste Begegnung mit einer Springschnecke.

      Seealee legte den Laser zur Seite. Sie wollte gerade zur Tür gehen, als sie nach oben blickte – was sie dort sah, ließ sie einen Schrei des Entsetzens ausstoßen ...

      2.

      Springschnecken galten als Einzelgänger. Nur in der Paarungszeit traf man Schneckenpaare, ein paar Wochen später kleine Familien, die aber nur für einen Monat Bestand hatten. Von größeren Ansammlungen hatte man auf Rawanor noch nie gehört.

      Was Seealee zu sehen bekam, durfte es nach allen Kenntnissen der Fauna Rawanors gar nicht geben ...

      Ein halbes Dutzend der großen Nacktschnecken lag auf dem Zelthaus und bewegte sich gemächlich vorwärts. Die Ausbuchtungen an den Seitenwänden verrieten Seealee, dass noch mehr Springschnecken in der Nähe des Hauses zu finden waren. Sie machten sich an den Aufstieg.

      Die Kuppel vibrierte heftig. Seealee stieß einen Schrei aus. Mit einem Satz war eine Springschnecke vom Boden auf das Dach des Zelthauses gesprungen. Das Material der Zeltbahn bog sich unter dem Aufprall.

      Seealee spürte, dass ihr Herz wie rasend schlug. Was konnte sie in einer Lage wie dieser unternehmen? Ihr Blick hetzte durch das Innere des Zeltes.

      Ihr Blick blieb auf dem Interkom haften.

      Sie schüttelte den Kopf.

      Bis aus der Stadt Hilfe kam, mussten Stunden vergehen – und bis dahin ...

      »Dhota«, stieß Seealee hervor.

      Irgendwo dort draußen jagte Dhota in der Dunkelheit. Wenn er die Fährten der Schnecken auf dem Weg zum Zelt nicht entdeckte, kleben blieb oder gar ...

      Seealee krampfte sich immer mehr zusammen. Panik stieg in ihr hoch.

      Derweil setzten die Springschnecken ihren langsamen Marsch über das Zelthaus hinweg fort. Es mussten Hunderte sein. Niemals zuvor hatte man von einer solchen Massenwanderung gehört. Es war unglaublich.

      »Ich muss die Stadt warnen«, stieß Seealee hervor.

      Sie erinnerte sich an die Lage des Zelthauses und die Marschrichtung der Springschnecken. Wenn sie sich nicht sehr täuschte, dann schlichen die Mollusken gradlinig auf die Steilkante zu. Ob sie einen Sturz von einem Kilometer überstehen konnten, wusste Seealee nicht – aber jetzt traute sie den Geschöpfen fast alles zu. Eine Springschneckenlegion auf dem Weg zur Hauptstadt – eine Schreckensvision schüttelte Seealee.

      Ein scharfes Geräusch ließ sie zusammenfahren.

      Aus schreckgeweiteten Augen starrte sie in die Höhe.

      Inzwischen hatte sich der Himmel vollkommen zugezogen. Erste Blitze schickten ihr fahles Licht über das Land.

      Entsetzt erkannte Seealee, was das Geräusch hervorgerufen hatte. Eine der Springschnecken hatte mit ihrem Legestachel das Dach durchbohrt. Von der Spitze des Stachels fiel ein Tropfen in die Tiefe und landete auf der Oberfläche des Interkoms.

      Augenblicklich begann es dort zu brodeln und zu zischen. So scharf war die Säure, dass der Tropfen keine Mühe hatte, sich durch den Stahl der Abdeckung bis ins Innere zu fressen.

      Seealee hörte ein Knirschen und Krachen, und sie wusste, dass die Verbindungen zur Außenwelt abgeschnitten waren.

      Zufall? Oder steckte ein Plan dahinter?

      Springschnecken besaßen keine wirkliche Intelligenz, es waren primitive Tiere.

      Aber dieses Verhalten ...?

      Seealee begann zu zittern. Immer stärker wurde die Angst in ihr.

      Unablässig wälzte sich das Heer der Springschnecken über das Zelt hinweg.

      Seealee versuchte sich vorzustellen, wie es draußen aussah.

      Sie schaltete alle Lichter des Zelthauses ein – Dhota musste das schon von weitem sehen können. Vielleicht warnte es ihn.

      Wieder bohrte sich ein Stachel durch das Zeltgewebe, wieder fiel ein Tropfen der fürchterlichen Säure auf den Boden – diesmal dicht neben den Laser, den Seealee zur Seite gelegt hatte. Hastig lief Seealee hinüber und nahm die Waffe an sich.

      Es schien nichts zu geben, was sie zur Verbesserung ihrer Lage tun konnte. Nach draußen zu gehen, war glatter Selbstmord. Im Innern des Hauses war sie allerdings nicht wesentlich sicherer.

      Seealee kauerte sich auf den Boden, in der Nähe der Außenwand des Zelthauses. Dort musste sie zwar mit ansehen, wie eine Springschnecke nach der anderen über ihr Haus hinwegkroch, aber sie war wenigstens außer Reichweite des Säureregens, der nun in immer stärkerem Maß ins Innere tropfte.

      Die Schäden vergrößerten sich. Möbel lösten sich auf, Einrichtungsgegenstände schmorten zusammen, und die Löcher im Dach wurden immer zahlreicher.

      Möglichst tief duckte sich Seealee auf den Boden. Ohnmächtig musste sie miterleben, wie die Invasion der Mollusken das Zelthaus in eine stinkende und qualmende Ruine verwandelte – und in jedem Augenblick konnte sich genau über Seealee ein Legestachel durch das Zelt bohren. Seealee hielt ihre Waffe fest umklammert – für alle Fälle.

      Die Zeit schien sich entsetzlich zu dehnen. Die Marschkolonnen der Mollusken wälzten sich in gleichbleibendem Tempo über das Zelthaus hinweg.

      »Dhota«, seufzte sie laut.

      Wieder setzte eine der Schnecken zum Sprung an. Das Tier landete auf dem Dach, und zwar an einer Stelle, die bereits mehrfach durchbohrt worden war. Mit einem hässlichen Geräusch riss die Bahn auf, die Schnecke stürzte hinunter und prallte auf den Boden.

      Seealee hob den Laser, hielt dann aber inne. Niemand vermochte vorherzusagen, was geschah, wenn sie jetzt auf eine der Schnecken feuerte.

      Ein paar Augenblicke lang blieb die Schnecke wie betäubt liegen, dann setzte sie ihren Weg fort – schnurgerade auf den steilen Abhang zu, der dieses Gebiet von der Ebene trennte. Eine Zeltwand hielt die Schnecke auf, und sie begann daran emporzukriechen.

      Seealee hatte Mühe, die Waffe festzuhalten. Ihre Hände waren schweißnass.

      Längst hatten die Schnecken so viele Löcher in die Zeltwandung

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