Скачать книгу

gleich!«, zischte der Arkonide. Er schoss, aber der Strahl verfehlte sein Ziel. Etwas hatte seinen Helm getroffen und die Lampe zum Erlöschen gebracht. Nochmals löste Atlan die Waffe aus, und diesmal traf er. Irgendwo krachte es, dann blubberte eine Flüssigkeit hinab zum Boden der Höhlung.

      Atlan richtete die Waffe nach oben. Er schoss erneut. Er achtete nicht darauf, dass irgendwo flüssiges Gestein hinabtropfte. Er wollte sehen, wo Mrothyr sich befand. Die Tentakel des Ungeheuers waren verschwunden, der Zyrpher auch.

      »Ich bin hier!«, hörte Atlan die Stimme hinter sich. Er wandte den Kopf, aber da traf ihn ein Schlag und warf ihn herum. Ein kräftiger Arm griff nach seinem Antigravgürtel und riss den Verschluss auf. Der Gürtel wurde weggezogen, und Atlan stürzte nach unten. Er verlor den Strahler, dann prallte er auch schon auf.

      »Mrothyr, was ist los?«, schrie er. »Was soll das?«

      »Du bist ein Dummkopf«, kam die Antwort aus der Höhe. »Du bist mir in die Falle gegangen. Oder glaubst du, ich hätte mich freiwillig von diesem Ungetüm fangen lassen? Willkommen in der Unterwelt, du Beauftragter der Kosmokraten!«

      Der Arkonide reagierte bereits. Mrothyr war dort oben an der Öffnung, wo matter Lichtschein hereindrang. Unter dem Rücken des Unsterblichen regte sich die Riesenspinne. Etwas tastete an seinem linken Bein, und er zog es hastig an sich. Er war auf den Rücken der Spinne gestürzt.

      Vorsicht! Mrothyr plant etwas!, warnte der Extrasinn. Er hat etwas mit dir vor!

      »Wer bist du?«, schrie Atlan hinauf. »Mrothyr, komm zu dir!«

      »Ich bin bei vollem Bewusstsein«, kam die Antwort. »Du aber wirst bald dein Bewusstsein verlieren. Du Köder!«

      Köder wofür? Mrothyr musste den Verstand verloren haben. Anders war es nicht möglich. Vielleicht hatte die Spinne ihm ein Gift in die Blutbahnen gebracht, das seinen Verstand verwirrte.

      Es konnte keine andere Möglichkeit geben. Oder doch? Hatte Soray gelogen? Waren die Tessaler schuld an dem, was sich hier abspielte? Nein, es war unlogisch. Die Fremden hatten kein Interesse daran, lästige Konkurrenten loszuwerden. Es ging um nichts, denn Cirgro war nicht erreichbar.

      »Mrothyr«, versuchte er es nochmals, aber der Zyrpher gab keine Antwort. Er hing dort oben, und kurz darauf flammte ein Licht auf und leuchtete das Loch aus.

      »Ich will es genießen«, verkündete Mrothyr. Gleichzeitig schüttelte sich die Spinne, und Atlan glitt von ihrem Rücken zum Boden hinab. Er kam auf den Füßen auf und warf sich sofort zur Seite. Seine Augen gewöhnten sich an das Halbdunkel zwischen Licht und Schatten. Die Spinne wuchtete ihren Körper herum, der für die Höhlung fast zu groß war. Atlan entdeckte einen Gang, der aus dem Loch hinausführte, und schob sich hastig hinein. Er sah etwas glitzern und bückte sich hastig. Es war sein Strahler. Er vergewisserte sich, dass die Waffe einsatzbereit war. Er hob den Arm und schoss.

      »Du bist ein Spielverderber«, klang die Stimme Mrothyrs auf. »Warum lässt du sie nicht an dich heran? Ich passe schon auf, dass sie dich nicht tötet. Sie wird dich ein bisschen verwunden, leicht oder schwer, das ist egal. Aber warum willst du, dass ich alles selbst tue?«

      Die Spinne wurde in der Leibesmitte getroffen. Ein Kreischen klang auf, und Atlan hörte dieses Geräusch wieder, das an ein Kichern erinnerte. Und dann schrie die Spinne. Atlan wich alarmiert weiter zurück. Er spürte instinktiv, dass es ein Schrei im Todeskampf war, und er sah auch die Ursache dafür.

      Mrothyr hatte sich herabfallen lassen. Er landete auf dem Kopf der Spinne. Atlan sah, wie er zweimal mit beiden Armen zuschlug. Das Tier brach auseinander, und ein übler Gestank machte sich in der Höhlung breit, dem der Arkonide dadurch entging, dass er die Außenversorgung des Atemluftsystems abschaltete und die interne Versorgung in Anspruch nahm.

      »Du wolltest es so haben!« Mrothyr kam auf Atlan zu. Seine Haltung war drohend.

      »Schieß!«, verlangte der Zyrpher. »Versuche, mich zu töten! Es wird dir nicht gelingen!«

      »Mrothyr, komm zu dir!«, sagte der Arkonide eindringlich. »Ich bin es, Atlan! Wir sind Freunde und Gefährten. Erinnerst du dich nicht?«

      »Und wie ich mich erinnere. An jede Einzelheit erinnere ich mich. Du hast Recht. Ich bin Mrothyr. Du kannst es mir glauben. Aber ich bin ein anderer, seit ich für kurze Zeit von Aklard verschwand. Hast du das Märchen mit Zyrph wirklich geglaubt? Ich bin zu einem wesentlich bedeutenderen Wesen geworden!«

      Spätestens jetzt begriff der Arkonide, dass Mrothyrs Veränderung nichts mit der Spinne zu tun haben konnte. Er musste an jene Ereignisse auf Aklard denken. Und es gab nur eine einzige Erklärung dafür. Aber er wollte sie aus dem Mund des Zyrphers selbst hören.

      »Ich weiß nicht, was sich da abgespielt hat«, antwortete er. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du nicht mehr weißt, dass wir Freunde waren und für die gute Sache eingetreten sind. Hast du vergessen, wie alles anfing? Wie wir uns zum ersten Mal begegneten?«

      »O nein!« Mrothyr lachte hässlich. »Ich habe es nicht vergessen. In mir ist etwas, was sich sehr gut daran erinnert. Es tobt vor Schmerz und ist dem Wahnsinn nahe. Wenn es aufhört zu existieren, ist es nicht schade darum. Es ist das Bewusstsein des Zyrphers Mrothyr, von dem ich spreche. Atlan, es ist mir eine Genugtuung, dir endlich gegenüber zu stehen. Bald werde ich in Manam-Turu keine Gegner mehr haben.«

      »Wer bist du?«, schrie der Arkonide mit sich überschlagender Stimme. »Und was willst du?«

      »Ich will nicht etwas, sondern jemanden. Ich will dich und Anima. Ihr beide werdet gemeinsam sterben. Denn nur euer gemeinsamer Tod kann mich zufriedenstellen!«

      Atlan war es, als hätte ihn jemand zuerst in heißes und dann in eiskaltes Wasser getaucht.

      »Ich bin EVOLO«, sagte Mrothyr und lachte laut. »Ein Teil EVOLOS. Sein bester Teil. Ich habe einen Auftrag, und kein Wesen wird mich hindern, diesen Auftrag auszuführen!«

      Atlan sah die Arme des Zyrphers nach vorn schießen. Er reagierte reflexhaft, aber viel zu langsam. Er duckte sich, und Mrothyrs Hände trafen ihn seitlich am Hals. Der Arkonide stieß die Luft aus und verlor das Bewusstsein.

      *

      Mrothyr ließ den Bewusstlosen liegen. Er nahm lediglich den Antigravgürtel mit hinauf. Er warf ihn irgendwo in den Sand und vergewisserte sich, dass er keine verräterischen Spuren hinterlassen hatte. Er ging ein paar Schritte zu Fuß, dann schaltete er sein Triebwerk ein und flog gemächlich in Richtung der STERNENSEGLER davon. Er hatte Atlan die restliche Ausrüstung gelassen, denn der Bewusstlose konnte nichts mit ihr anfangen.

      Nichts konnte mehr schiefgehen. Der Plan war perfekt.

      Mrothyr entdeckte einen Blutspritzer am rechten Unterarm. Er landete und wischte ihn mit Sand weg. Dann stieg er wieder auf und setzte den Flug mit erhöhter Geschwindigkeit fort. Er arbeitete an dem Funkgerät, und nach einer Weile gab er den ersten Funkspruch durch. Die Verbindung war noch verzerrt, aber sie konnten immerhin verstehen, dass er sich auf dem Weg zum Schiff befand.

      Der Zyrpher schaltete sein Gerät aus. Sollten sie ruhig ein wenig schmoren. Er hatte Atlan mit keinem Wort erwähnt, oder sie hatten den Eindruck erhalten, dass sie seine Worte über Atlan nicht hatten empfangen können, weil der Empfang gestört war.

      Egal wie, sie würden unruhig sein.

      Eine halbe Stunde flog er dahin. Er machte einen weiten Bogen nach Norden. Seine Gedanken beschäftigten sich mit dem Arkoniden. Er würde stundenlang bewusstlos bleiben, denn die beiden Handkantenschläge hatten ihn hart am Hals getroffen.

      Mrothyr korrigierte den Kurs. Es sah nun aus, als käme er direkt von Osten. Er aktivierte den Funk und meldete sich klar und deutlich. Die Verbindung war in Ordnung.

      »Anima muss sofort mit mir kommen«, stieß er hervor. »Hölle über Orgro, dass die Sandstürme jeden Funkverkehr erschweren. Atlan ist von einer der Riesenspinnen erfasst und schwer verletzt worden. Anima muss sofort helfen!«

      »Atlan verletzt?«, schrie Anima auf. »Lasst mich weg. Ich muss sofort zu ihm!«

Скачать книгу