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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
Читать онлайн.Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Год выпуска 0
isbn 9783845347400
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Bookwire
Man hatte sie offenbar in aller Eile, ohne zureichendes Werkzeug und mit wenig Sachkenntnis errichtet, aus rohen Baumstämmen und einfachen luftgetrockneten Lehmziegeln. Die flachen Dächer waren mit einem Geflecht aus Ästen bedeckt, und darüber lagen breite Bündel aus schilfartigem Gras. Mehr war von oben her nicht zu erkennen, aber mir reichte es vollauf.
Was hatten die Krelquotten nur mit den Daila gemacht!
Ich bedachte die beiden neben mir mit einem wenig freundlichen Blick, doch der beeindruckte sie kaum. Im Gegenteil, sie zeigten offensichtliche Anzeichen von Ungeduld, also holte ich die Waffe aus dem Fach, schob sie in die Tasche und machte mich auf den Weg.
*
Draußen war es recht warm, aber nicht schwül, die Luft war vom würzigen Duft fremder Pflanzen und Blüten erfüllt. Langsam ging ich auf die Barackensiedlung zu, und aus der Nähe wirkte sie noch trostloser als zuvor.
Die Bohlentüren an den Eingängen hingen nur an Lederstreifen und dementsprechend schief, vor den kleinen Fenstern hatte man Bastgeflechte angebracht. Sie sollten wohl die hier reichlich vorhandenen Insekten aller Art abhalten, erfüllten diesen Zweck vermutlich aber kaum. Wie es drinnen aussah, konnte ich mir ohne große Mühe vorstellen, ich fluchte leise, aber grimmig vor mich hin.
Die meisten der hierher verschleppten Leute hatten früher in den Städten gewohnt, waren also an einen gewissen Komfort gewöhnt. Sie hatten alle gängigen zivilisatorischen Güter besessen, vom Infrawellenherd bis zum Telekom, von der Frostertruhe bis zum Gleiter oder wenigstens einem kybernetisch gesteuerten Fahrzeug für den Bodenverkehr. Das hatte ich in Raybon gesehen, trotz der vielen Zerstörungen in der Stadt.
Jetzt aber hausten sie hier in diesen primitiven Hütten wie die letzten Hinterwäldler! Oder wie die Pseudobären selbst vermutlich.
Die hygienischen Verhältnisse mussten hier geradezu haarsträubend sein, es gab weder Wasserleitungen noch Energie. Ebenso fehlte bestimmt eine vernünftige ärztliche Betreuung, die Mediziner – falls überhaupt vorhanden – besaßen mit Sicherheit nicht einmal die notwendigsten Medikamente!
Jetzt war hier Sommer, da mochten die Verhältnisse immer noch halbwegs erträglich sein. Doch was sollte aus den Daila werden, wenn erst einmal der Winter kam? Schon die Regenfälle im Herbst mussten sich verheerend auswirken, das Schilf auf den Dächern war kein Schutz gegen die Nässe.
Einem Naturvolk hätte dies alles nicht viel ausgemacht, seine Mitglieder waren abgehärtet und kannten viele Methoden, sich den Unbilden der Natur zu erwehren. Die verweichlichten Leute aus den Städten dagegen waren ihnen hilflos preisgegeben – sie mussten in Massen sterben, das war sozusagen vorprogrammiert!
Hatten die Krelquotten dies alles wirklich nicht bedacht, als sie die Daila hier in die halbe Wildnis verschleppten? Und so wie hier sah es jetzt vermutlich überall auf dem Planeten aus, dessen war ich sicher.
Du denkst wieder einmal zuviel!, rügte mich der Extrasinn mit der üblichen Emotionslosigkeit. Kümmere dich statt dessen besser um die Leute selbst, da kommen sie schon.
Natürlich war die Landung der STERNSCHNUPPE nicht unbemerkt geblieben, die Ankunft eines Raumschiffs musste für die gewaltsam zur Primitivität verdammten Daila eine regelrechte Sensation sein. Eigentlich hätten sie nun in hellen Scharen herbeiströmen müssen, doch zu meiner großen Verwunderung war dies nicht der Fall.
Die Feldarbeiter draußen in den Pflanzungen schienen gar nicht zu reagieren, aus dieser Richtung zeigte sich niemand. Nur in den Hütten war es lebendig geworden, die Eingänge öffneten sich, und die darin verbliebenen Bewohner erschienen im Freien.
Es waren nicht sonderlich viele, und die meisten davon waren Kinder bis zu etwa vierzehn Jahren. Sie blieben jedoch vor den Behausungen stehen, starrten zu mir herüber und tuschelten leise. Nur eine Gruppe von etwa zwei Dutzend Männern und Frauen bewegte sich ruhig und ohne große Eile auf mich zu.
Die meisten waren schon alt und nicht mehr zur schweren Arbeit auf den Feldern fähig. Es waren aber auch jüngere Frauen dabei, deren Formen leicht erkennen ließen, dass sie schwanger waren. Ich musterte alle eingehend und stellte dabei fest, dass sie nicht so verwahrlost aussahen, wie es eigentlich nach mehreren Monaten Aufenthalt in dieser Umgebung zu erwarten gewesen wäre.
Sicher, ihre Bekleidung hatte gelitten, war jedoch ordentlich und vor allem sauber. Und auch ihre Gesichter wirkten keineswegs ausgemergelt.
Was mir an ihnen am meisten auffiel, war der ruhige Ausdruck in ihren Zügen.
Darin waren weder Anzeichen von Verstörtheit noch von Freude zu entdecken, und eines von beiden hatte ich erwartet. Statt dessen zeigte sich in den meisten Gesichtern nun ein leichtes Lächeln, sie blieben einige Meter vor mir stehen, und dann nickte mir der älteste aus dieser Schar gemessen zu.
»Du bist uns zwar ähnlich, aber kein Daila«, stellte er sachlich fest. »Ein Besucher von einem fremden Planeten also, der erste, den wir seit dem großen Chaos zu sehen bekommen. Das freut uns, und ich heiße dich im Namen aller anderen hier willkommen. Mein Name ist Verlago, ich bin der Älteste und Vorsteher der Siedlung.«
»Meine Name ist Atlan«, entgegnete ich, aber mein Misstrauen war noch immer nicht ganz beseitigt. Die Krelquotten hatten mir mehr Proben ihrer Psi-Fähigkeiten gegeben, als mir lieb gewesen war. Vielleicht waren auch diese Leute nur wieder psionische Projektionen, um mir etwas vorzutäuschen, das es in Wirklichkeit gar nicht gab?
Blanker Unsinn!, sagte mein Logiksektor kategorisch. Richte dich zur Abwechslung jetzt einmal nur nach ganz normalen Kriterien und benutze anstatt deines Intellekts deine Nase!
Das war schon wieder eine Rüge, und sie behagte mir gar nicht, doch ich richtete mich trotzdem danach. Ich sog prüfend die Luft ein und wusste dann, dass mein »Mentor« wieder einmal Recht hatte ...
Projektionen jeder Art, und mochten sie auch noch so echt auf den Betrachter wirken, konnten immer nur die Augen täuschen. Die anderen Sinne wurden dadurch nicht betroffen, und deshalb hatte ich mir auch vorgenommen, Körperkontakt zu den Wesen aufzunehmen, denen ich hier begegnen würde.
Das war jedoch nicht so einfach wie gedacht, ich befand mich eben nicht unter Menschen! Jedem beliebigen Terraner hätte ich nun zur Begrüßung die Hand schütteln können, diese Sitte hatte sich über die Jahrtausende hinweg gehalten. Die Daila kannten sie aber natürlich nicht – der Umweg über meine Nase erfüllte allerdings nun denselben Zweck.
Ich »schmeckte« den unverkennbaren Geruch von Körperschweiß, bedingt durch das Fehlen von Deoseife oder Spray. Der Alte und seine Begleiter waren so echt und lebendig wie ich – eine psionische Projektion schwitzte mit Sicherheit nicht!
Darauf hätte ich aber auch ohne Nachhilfe durch mein zweites Ich kommen können; offenbar war ich nach meinem Blackout wohl noch nicht wieder so gut in Form, wie ich glaubte. Doch das war jetzt schon nebensächlich, und niemand von den Daila hatte mein kurzes Zögern bemerkt.
*
»Ihr werdet euch vermutlich fragen, was ich hier will«, redete ich nun weiter. »Ich komme von Aklard, eurer Heimatwelt, auf der Suche nach Helfern gegen die Hyptons, die hier in Manam-Turu ein Neues Konzil errichten wollen ...«
»Von Aklard?«, fiel mir einer der anderen Männer ins Wort, und seine Augen leuchteten auf. »Entschuldige, dass ich dich einfach unterbrochen habe, uns interessiert natürlich alles, was mit dem Planeten zusammenhängt, und wir haben lange nichts davon erfahren. Wie steht es dort jetzt?«
Ich gab den Leuten einen kurzen Bericht, der sie mit sichtlicher Erleichterung erfüllte. Dann kam ich wieder auf mein Thema zurück.
»Ich war schon einmal in eurem System, geriet damals aber in die große Fluchtbewegung aller Fremden hinein. Das veranlasste mich und meine Begleiter, wieder umzukehren und uns einem anderen Ziel zuzuwenden. Doch nun gibt es außer den Hyptons und ihren Helfern noch eine zweite, vermutlich noch größere Gefahr.