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Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
Читать онлайн.Название Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)
Год выпуска 0
isbn 9783845347400
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan classics Paket
Издательство Bookwire
Viren sind in der Lage, Zellen als Produktionsstätte zu missbrauchen, indem sie ihre Erbmasse in die Zelle einbringen und sie so zwingen, die fremde DNS zu reproduzieren. Auf den ersten Blick sah es so aus, als würde sich eine Virusepidemie von ungeheurem Ausmaß auf dem gesamten Planeten ausbreiten, doch das schien nur so. Diese sich anbahnende Katastrophe musste etwas anderes sein, etwas, dem mit herkömmlichen Mitteln nicht beizukommen war. Unbegreiflich war, dass diejenigen, die später befallen wurden, sich schneller verwandelten.
Obwohl ich meinen kranken Freunden nicht helfen konnte, ließ ich den Kontakt nicht abreißen und besuchte sie, so oft es ging. Auch jetzt hatte ich wieder zahlreiche infizierte Kaytaber besucht. Mehr als zu versuchen, sie moralisch aufzurüsten, konnte ich nicht für sie tun, dennoch waren sie dankbar, wenn ich auftauchte. Sie lebten so isoliert wie nie zuvor in ihrem Leben, waren allein mit ihrer Furcht und ihrer Not. Und ich, von dem sie medizinische Hilfe erwartet hatten, musste tatenlos zusehen, wie sich die liebenswerten Planetarier in fremdartige Geschöpfe von fast durchsichtigem Aussehen verwandelten. Ich wusste nicht einmal, ob das so etwas wie eine Endstufe war oder ob Siechtum und Tod folgten.
Deprimiert betrat ich das Labor. Linque und Restjue waren damit beschäftigt, die letzten Teile einer Versuchsanordnung abzubauen und wegzuräumen, die – das war schon die traurige Regel – keine neuen Erkenntnisse gebracht hatte, Perlmutt schrotete Mannanna für eine Mahlzeit. Als ich die Tür hinter mir schloss, hielt sie inne und blickte mich mit ihren ausdrucksvollen Augen erwartungsvoll an.
»Hast du Maronx und Tranoque aufgesucht?«
»Auch«, sagte ich einsilbig.
»Du klingst niedergeschlagen«, stellte sie mitfühlend fest. »Geht es den beiden schlechter?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Ihre Körper sind fast durchsichtig, nun zeigen sich Auswirkungen auf die Psyche.« Rastlos wanderte ich auf und ab. »Dass der Verstand sich in die Apathie flüchtete, als feststand, dass es keine Hoffnung auf Heilung gibt, ist eine normale Reaktion, eine Schutzmaßnahme, die natürlich ist, um den denkenden Geist davor zu bewahren, in den Wahnsinn abzugleiten. Das Gehirn kann in diesem Zustand der Abschottung verharren, es kann auch zur Amnesie kommen, wenn es ein Schock war, das Erlebte kann allerdings auch verarbeitet werden, langsam und behutsam, bis die Realität kein Trauma mehr ist und wieder akzeptiert wird als das, was sie ist.« Ich blieb vor meiner kleinen Freundin stehen. »Hältst du den Zustand von Tranoque und Maronx für erstrebenswert?«
»Um Himmels willen – nein!«
Das klang wie ein Aufschrei, Perlmutts Fell sträubte sich. Entsetzt blickte sie mich an.
»Traykon, was hast du vor?«
»Nichts, meine Kleine, du brauchst dich nicht zu fürchten.« Beruhigend strich ich ihr über den samtigen Pelz und spürte, dass sie zitterte. »Beruhige dich, dir geschieht nichts. Meine Frage war rein rhetorischer Natur.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Mein Eindruck ist, dass Tranoque, Maronx und die anderen Kranken im gleichen Stadium beginnen, sich als Glasige wohl zu fühlen.«
»Nie und nimmer«, gab Perlmutt im Brustton der Überzeugung zurück. »Oder haben sie entsprechende Äußerungen gemacht?«
»Nicht direkt«, antwortete ich ausweichend. »Sie haben neuen Lebensmut gewonnen, aber das ist nicht so ungewöhnlich wie es aussieht. Viele Kranke, die aufgrund einer ungünstigen Diagnose schon mit dem Leben eigentlich abgeschlossen haben, bäumen sich nach einer Phase der Resignation gegen das scheinbar unabänderliche Schicksal auf, und es sind nicht unbedingt die so genannten Kämpfernaturen, die sich mit unbändigem Willen und Lebensmut gegen das drohende Ende stemmen. Was mich irritiert, ist vielmehr der Umstand, dass sie versuchen, ihrem Zustand positive Seiten abzugewinnen, dass sie beinahe froh sind über ihre Umwandlung. Das passt in kein Schema.«
Ich wollte in meinen Ausführungen fortfahren, als Perlmutt plötzlich aufschrie.
»Was ist denn?«
»Mich hat etwas gestochen.«
Verdammt, nun hatte es auch die Kleine erwischt. Das war mein erster Gedanke, doch der nachfolgende Impuls war schon logisch-nüchtern und weit weniger von Emotionen geprägt, wenngleich sie noch mitschwangen: Ich musste Perlmutt retten, und das konnte ich nur, wenn ich sogleich aktiv wurde. Gleichzeitig bot sich mir die Gelegenheit, den Erreger oder was immer es auch sein mochte, nicht nur zu lokalisieren, sondern auch zu isolieren. Eingedenk dessen, dass in eine Zelle eingedrungene Viren diese regelrecht zwingen, schon nach zehn Minuten neue Viren auszubilden und es nach zwanzig Minuten bereits hundert davon sind, war Eile geboten.
»Links, Rechts, ich brauche meine Einsatzausrüstung – chirurgisches Besteck, Betäubungsmittel und so weiter – ihr wisst schon. Macht schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Die Forscher ließen alles stehen und liegen und rannten los, um herbeizuschaffen, was ich benötigte. Sie hatten sofort begriffen, um was es ging, doch auch Perlmutt war nicht auf den Kopf gefallen und erkannte auf Anhieb die für sie schreckliche Wahrheit.
»Durch diesen Stich bin ich infiziert worden, nicht wahr?« Tapfer bemühte sie sich, ihre Furcht zu unterdrücken, doch ihre Stimme vibrierte. »Traykon, kannst du mich retten?«
»Vermutlich. Mach dir keine Sorgen, ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen. Und diesmal stehen die Chancen gut, weil ich gleich eingreifen kann.« Zärtlich fuhr ich meinem zierlichen Liebling über den Kopf. »Keine Angst, es wird alles gut.« Fürsorglich zog ich eine Matte heran. »Bitte leg dich hin, aber sei vorsichtig.«
»Mein Vertrauen in dich ist immer noch sehr groß«, hauchte Perlmutt und ließ sich auf die einfache Unterlage sinken.
»Wo hat dich etwas gestochen? Zeige mir die Stelle.«
Sie tat es und deutete auf einen Punkt oberhalb des linken Hinterbeins. Als ich den Pelz auseinander strich, erkannte ich eine winzige Hautveränderung. Sie war so minimal, dass sie ein Lebewesen bestimmt übersehen hätte, doch mir als Roboter fiel sie dank meiner ausgeprägten Fähigkeiten auf. Also hatten die Betroffenen nicht nur einen Phantomschmerz gespürt – von außen war tatsächlich etwas in den Körper eingedrungen. Etwas, das so klein war, konnte sich leicht verbergen, aber es konnte im Organismus keine großen Strecken zurücklegen, wenn es nicht gerade von den Körperflüssigkeiten transportiert wurde. Für das, was sich dem menschlichen Auge entzog, waren Millimeter oft eine kaum zu überbrückende Entfernung. Und darauf baute ich.
»Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen, aber ich denke, diesmal könnte ich es schaffen.« Überzeugt von dem, was ich sagte, fuhr ich fort: »Allerdings will ich kein Risiko eingehen. Das bedeutet, dass ich ein nussgroßes Stück Gewebe entfernen muss, um sicherzugehen, dass in deinem Körper nichts zurückbleibt. Du wirst davon nichts spüren, denn ich werde dir eine Vollnarkose geben. Bist du damit einverstanden?«
»Warum fragst du noch? Du wirst es schon richtig machen, also fang endlich an.«
Mein Optimismus schien auf Perlmutt abgefärbt zu haben, sie wirkte entspannt, fast gelöst. Abrupt wandte ich mich ab und nahm die Spritze und das Betäubungsmittel entgegen, die ich von Linque gereicht bekam. Sorgfältig dosierte ich das Anästhetikum und verabreichte der Kleinen die Injektion. Sie wirkte fast augenblicklich.
Ihre Mimik ließ erkennen, dass die Forscher ziemlich betroffen waren. In ihrem Eifer zu helfen, hatten sie ein paar Kilogramm Instrumente herangeschleppt, von denen die meisten überflüssig waren. Ich verlor kein Wort darüber, schließlich meinten sie es nur gut. Diesmal musste ich es schaffen, und hier und jetzt hatte ich die Möglichkeit dazu.
Voller Selbstvertrauen machte ich mich an die Arbeit. Zugegeben, es war ein blutiges Werk, was ich da tat, aber diese Operation musste sein. Links und