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vorliegende Buch befasst sich größtenteils mit Situationen, die einer Therapie zugänglich sind. In diesem Sinne ist es zu verstehen, wenn wir sagen, dass Sie lernen werden, das Wissen über unsere natürlichen Rhythmen und Zyklen auf die schwierigsten Fälle anzuwenden. In Kapitel 9 (»Neugier und der Elefant im Raum«) werden Sie möglicherweise umfassendere Anwendungsmöglichkeiten entdecken, wenn wir erforschen, was Neugier weckt und was sie versiegen lässt. In Kapitel 5 (»Die Rhythmen und Zyklen des Lebens in der Therapie«) wird erklärt, was wir unter natürlichen Rhythmen und Zyklen verstehen. Nach unserer Auffassung versetzt dies die psychotherapeutische Praxis in den Kontext dessen, was an uns natürlich ist, wie die uns umgebende Welt funktioniert und wie wir selbst in der Welt aktiv werden.

       Was noch?

      Jeder, der Mirroring Hands in der Praxis kennengelernt hat, hat in den eigenen Händen eine energetische Veränderung und ein verändertes Empfinden gespürt. Ist Mirroring Hands nur eine kognitive Intervention? Oder geschieht dabei tatsächlich etwas? In Kapitel 14 (»Untersuchungen und Experimente«) befassen wir uns mit den Untersuchungen von Leonard Ravitz und mit unseren entsprechenden aktuellen Ergänzungen. Die faszinierende Arbeit dieses Forschers ermöglichte die grafische Aufzeichnung elektrodynamischer Vorgänge in Echtzeit, wobei elektrische Veränderungen in der linken und rechten Hand im Millivoltbereich erfasst werden. Die Aufzeichnungen dokumentieren nicht nur energetische Veränderungen, sondern auch unterschiedliche Resultate zwischen linker und rechter Körperseite. Durch den Nachweis, dass es sich um energetische Prozesse im Mikropartikelbereich handelt, haben wir die Tür zur Quantenfeldtheorie geöffnet. Wir fühlen uns verpflichtet, diese faszinierende Thematik zumindest zu skizzieren, um Ihnen bestimmte Grundlagen zu vermitteln und Ihre Neugier zu wecken und Sie so dazu anzuregen, andernorts ausführlichere Informationen zu suchen. In Kapitel 15 (»Hinab in das Kaninchenloch«) erforschen wir die Welt der Quanten und spekulieren außerdem darüber, was die Zukunft uns bringen könnte. Die »harte Wissenschaft« (u. a. auch Ausflüge in die Quantentheorie bzw. Quantenfeldtheorie) präsentieren wir hauptsächlich in Kapitel 15, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, ein wenig in sie einzutauchen, sofern Sie möchten.

       Der kreative Randbereich, in dem die Weiterentwicklung stattfindet

      Wir beenden diese Einleitung, wie wir sie begonnen haben: mit einer persönlichen Betrachtung von Richard Hill:

      »Obwohl ich mich glücklich schätze, das Privileg genossen zu haben, von Ernest Rossi als Mentor betreut zu werden, ging es für mich immer darum, wohin das Erleben mich führt – wie ich mich verändere, wo ich mich weiterentwickle.

      Das vorliegende Buch ist ein Ausdruck dessen, was im Laufe des letzten Jahrzehnts im Rahmen meiner Zusammenarbeit mit Ernest Rossi bei der Erforschung neuer Ideen und Techniken entstanden ist. An jenem verheißungsvollen Tag im Dezember 2005 wurde definitiv etwas initiiert; aber die Last der Verantwortung für meine Entwicklung lag immer ausschließlich bei mir. Es war meine Aufgabe, mich im aufregendsten Bereich meines Seins effektiv und produktiv zu entwickeln – in jenem growing edge genannten Randbereich, in dem wir uns weiterentwickeln« (Rossi 1992, S. 216–238).

      Als growing edge wird der Randbereich des Ihnen bekannten Raumes, Ihrer bekannten Fähigkeiten, Ihrer bekannten Behaglichkeit bezeichnet. Von diesem Randbereich aus begeben Sie sich in einen kreativen Raum, in dem alles neu und unbekannt ist. Das Hinaustreten aus dem Randbereich ist kein Bruch mit dem und keine Trennung von dem, wer und was Sie sind, sondern nur das, was der Begriff nahelegt: das Erreichen eines Punktes, an dem Entwicklung möglich ist. Vergessen Sie nie, dass Sie mit allem verbunden bleiben, was Sie sind. Das Abenteuer besteht darin, in einen Raum hineinzuwachsen, in dem Sie zu mehr werden, als Sie momentan sind. Ich (RH) bin immer noch dabei, meinen Randbereich der Entwicklung zu erweitern, und Ernest Rossi hat mir gesagt, dass auch er, obwohl er schon Mitte 80 ist, seinen kreativen Randbereich immer noch ausdehnt.

      Sich im kreativen Randbereich der Entwicklung aufzuhalten kann schwierig sein, denn Sie sind dort allein. Sie mögen zwar in vielerlei Hinsicht unterstützt und ermutigt werden, doch ist und bleibt dies ein unbekannter Raum. Unser einzigartiger Ausdruck dessen, was wir lernen, und die Art, wie wir das Gelernte in unser Alltagsleben integrieren, ist die Erweiterung, die wir in unserem Randbereich realisieren. Jede therapeutische Technik und jeder Prozess ist Ausdruck der Bewegung eines Menschen nach außen in seinen kreativen Randbereich der Entwicklung und des Wachstums. In diesem Kontext betrachtet, gibt es keine Therapie, keine Behandlungstechnik und keine therapeutische Vorgehensweise, die perfekt für Ihre persönliche Situation geeignet ist, weil alle diese Dinge im Randbereich der Entwicklung eines anderen Menschen entstanden sind. Einige mögen Ihrer Situation und Ihren Bedürfnissen recht nahekommen, aber dies ist der Grund, aus dem ericksonsche Psychotherapie so schwer genau nachzuahmen ist: Der einzige perfekte ericksonsche Therapeut war Erickson selbst. Wir alle müssen unsere persönliche beste Form der Behandlung und unseren besten Ausdruck selbst finden, um uns bei unserer therapeutischen Arbeit natürlich, wohl und unbelastet fühlen zu können.

      Als Autoren dieses Buches fragen wir uns wirklich, wohin Sie all dies führen wird und was Sie mit unseren Worten und Ideen anfangen werden. Wie könnte dieses Buch Sie dazu befähigen, ermutigen oder inspirieren, Ihren Randbereich der Entwicklung zu erforschen? Was werden Sie selbst neu entwickeln? Vielleicht ist es nur etwas sehr Kleines. Vielleicht ist es aber auch eine radikale Veränderung. Kapitel 9 (»Neugier und der Elefant im Raum«) ist aus der jahrelangen Arbeit Richard Hills mit Ernest Rossi entstanden, aber auch aus seinem eigenen Leben. Was sagt das Ihnen? Was befindet sich in Ihrem Geist, das über Ihren Randbereich der Entwicklung hinüberschwappen könnte? Ziel dieses Buches ist, Ihnen zu zeigen, wie wir es gemacht haben, damit Sie erforschen können, wie Sie es machen könnten.

       »Man kann kein Neuland entdecken, ohne zuzulassen, dass man sehr lange die Küste aus den Augen verliert.«

      André Gide: Die Falschmünzer

      Damit wir an den Punkt kommen, an dem wir uns jetzt befinden, muss schon eine Reise stattgefunden haben. Es ist völlig normal, sich Fragen nach der Vorgeschichte zu stellen, danach, wie sich Dinge verändert und weiterentwickelt haben. Deshalb ist es auch völlig normal, wenn wir dieses Buch mit einem historischen Rückblick beginnen. Und dazu können wir in unserem Fall die Quelle selbst nutzen: Ernest Rossi. Deshalb werden wir ihn fragen, wie alles anfing.

      6In diesem Buch wird bei allgemeinen Aussagen der besseren Lesbarkeit wegen in der Regel die männliche grammatische Form verwendet. Die weibliche sowie alle anderen Formen sind stets mitgemeint.

      7Siehe https://www.braininitiative.nih.gov/ [22.12.2020].

       1Die Geschichte von »Mirroring Hands«

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       Abb. 1.1: Richard Hill und Ernest Rossi im Gespräch (Juni 2016)

      Im Juni 2016 begegnete ich Ernest Rossi und seiner Frau Kathryn in ihrem Haus in Kalifornien. Der Hauptgrund für diesen Besuch war die Vorbereitung auf die Arbeit am vorliegenden Buch. Wir trafen uns sieben Tage lang und zeichneten Interviews und Gespräche von insgesamt über 25 Stunden Dauer auf. In der zweiten Sitzung des

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