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      Caroline Sendele

      Chiemsee-Komplott

      Kriminalroman

      Zum Buch

      Star in der Krise Am Tag, als Fernsehstar Robert Adelhofer in München seine Biografie vorstellt, wird sein Bruder Lukas tot in der elterlichen Scheune in Breitbrunn am Chiemsee gefunden. Hat sein Tod etwas mit der Challenge zu tun, durch die „beautiful Robert“ berühmt wurde? Der Moderator der wöchentlichen Talkshow „Krise“ hatte sich vor Jahren zum Ziel gesetzt, allein einen Winter in den Bergen zu überleben. Fünf Monate später war er wiederaufgetaucht – abgemagert, zerlumpt und mit einem fehlenden Mittelfinger. Bruder Lukas hatte inzwischen dafür gesorgt, dass die Nation mitfieberte mit dem verschwundenen „Bua vom Chiemsee“. Star-Reporterin Katharina Langenfels soll über Adelhofer schreiben. Gemeinsam mit dem hypochondrischen Anwalt Oliver und der begnadeten Hackerin Birgit stößt Katharina auf dunkle Geheimnisse – und wird auch mit dem schwärzesten Kapitel ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert …

      Caroline Sendele wurde 1965 in Heidelberg geboren. Aufgewachsen in München, verbrachte sie viel Zeit am Chiemsee. Während des Studiums verließ sie Bayern und machte nach einem Abstecher nach Sevilla ihren Magister in Germanistik, Romanistik und Geschichte in Freiburg. Ein Volontariat beim Privatradio eröffnete ihr den Weg Richtung Journalismus. Die nächste Station war SWF3 in Baden-Baden, wo sie als Moderatorin und Redakteurin arbeitete. Auch im SWF/SWR Fernsehen hat sie einige Jahre moderiert. Heute ist sie Teamchefin der Nachmittagssendung „Kaffee oder Tee“ im SWR Fernsehen. Ihre Herzensgegend ist der Chiemgau geblieben. Auszeiten dort, vor allem auf der Fraueninsel, stehen fest im Terminkalender.

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      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Teresa Storkenmaier

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © marsj / photocase.de

      ISBN 978-3-8392-6702-8

      Prolog

      Sie kamen vom Friedhof nach Hause. Beide hängten die Trachtenjanker an die Garderobe und zogen die Schuhe aus. Den Kaffeetisch hatte sie vorher gedeckt. Heute würden sie die Frau kennenlernen, mit der sie irgendwie verbunden waren. Zwei Stunden Fahrt nahm sie dafür auf sich – eine Idee der netten Journalistin.

      Hier würden sie sie empfangen, hier in ihrem neuen Leben. Eine Zweizimmerwohnung hatten sie gefunden – mit Blick auf den See, wie früher. Das alte Leben rückte weiter von ihnen weg. Sie setzte sich neben ihn und streichelte ihm kurz über die Hand: »Schee, dass d’ mit aufm Friedhof warst.«

      Er brummte freundlich: »Hast den guadn Käskuchn gmacht, den mags bestimmt.«

      Es klingelte an der Tür.

      Juli 2019

      Dienstagmorgen, Redaktion »Fakten« München

      »Und zur Vorstellung der Biografie von Robert Adelhofer um 14 Uhr gehen Sie, Frau Langenfels.« Redaktionsleiter Bernd Riesche-Geppenhorst hatte dies nicht als Frage formuliert. Katharina wusste seit zwei Wochen, dass sie über den »bayerischen Bub aus den Bergen« – wie Adelhofer sich selbst nannte – schreiben würde. Dass Adelhofer ihr nicht direkt sympathisch war, hatte sie bereits hinlänglich geäußert. Klar, dass RG – Katharinas Kürzel für ihren Chef – dies für die ideale Voraussetzung hielt, um die Adelhofer-Serie zu schreiben.

      »Es muss polarisieren, polarisieren, Frau Langenfels«, hörte sie bei eigentlich jedem Thema.

      »Mit der Biografie werden natürlich die ganze Bergwinter-Challenge und die Folgen noch richtig hochkochen. Nehmen Sie sich Zeit dafür. Ein Vierteiler über Adelhofer sollte es mindestens werden.«

      »Hm«, brummte Katharina, obwohl ihr Chef nicht auf eine Antwort wartete. Sie war auf den allerletzten Drücker in die Redaktionskonferenz gerast. 9 Uhr war eigentlich spätester Dienstbeginn, RG bestand darauf, dass jedes Redaktionsmitglied vor der Konferenz um 9.30 Uhr mindestens drei Zeitungen durchgeschaut hatte. »Konkurrenzbeobachtung und Themenfindung«, nannte er das. Svenja hatte getrödelt, es herrschte Stau auf dem Weg zu ihrer Schule und Stau auf dem Weg in die Redaktion, der alltägliche Münchner Morgenwahnsinn. Katharina war um 9.28 Uhr in den Konferenzraum gestürzt und hatte sich unter dem vorwurfsvollen Blick ihres Chefs auf ihren Platz gesetzt. Sie war nicht zum ersten Mal die Einzige, vor der keine Zeitungen oder ausgeschnittene Artikel lagen. Es gab von manchen Kollegen genervte, von manchen – vor allem Kolleginnen – mitleidige Blicke. Wie sie es hasste. Jedenfalls lauschte sie schweigend der Diskussion über Themen, Längen und Erscheinungsdatum der vorgeschlagenen Artikel.

      Ihr Blick fiel auf das Foto an der Wand gegenüber: Bob Woodward und Carl Bernstein, die beiden Journalisten, die einst Präsident Nixon zu Fall gebracht hatten. Nach der Amtseinführung von Donald Trump hatte es eines Morgens im Konferenzraum von »Fakten« gehangen, schön gerahmt und ohne jeglichen Kommentar. Wer es aufgehängt hatte, wusste niemand. RG ließ es hängen. Er, der ansonsten darauf bestand, dass der Konferenzraum völlig schmucklos blieb, weil er nur zum Arbeiten diente. Bilder oder Pflanzen hielt er für unangebracht. Als Katharina die beiden amerikanischen Helden in diesem Moment ins Gespräch vertieft an ihren Schreibtischen sah, dachte sie voller Neid: Euch haben bestimmt eure Frauen schön den Rücken freigehalten. So könnte ich auch pünktlich und bestens vorbereitet in jede Sitzung kommen.

      »Frohes Schaffen.« Dieser Satz, mit dem RG jeden Tag die Konferenz beendete, holte Katharina zurück in die Realität. 14 Uhr Pressekonferenz Adelhofer. Wie sie den Termin wahrnehmen sollte, war ihr ein Rätsel. Sie hatte völlig vergessen, für den Nachmittag eine Betreuung für Svenja zu organisieren. Ehrlich gesagt hatte sie den Adelhofer-Termin insgesamt verdrängt, wie sie beschämt feststellte. In Gedanken begann sie, den Tag umzuorganisieren. Eigentlich sollte dieser Dienstag nämlich, zumindest ab mittags, Svenja gehören. Sie hatte ihrer Tochter versprochen, sie von der Schule abzuholen, mit ihr Burger zu essen und danach ins Kino zu gehen. In wenigen Wochen hatte Svenja die erste Klasse geschafft und Katharina war in dieser für ihre Tochter so wichtigen Phase zu selten für sie da gewesen.

      Die Schuld dafür gab sie dem grünen Landtagsabgeordneten Michael Medell beziehungsweise seinen Kontrahenten der rechtskonservativen »Anderen Partei« AP. Sie hatten Medell unterstellt, bei der illegalen Verhinderung von Abschiebungen mitgeholfen zu haben. Katharina hatte nachweisen

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