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und bestellet Männer gegen Naboth, die da lügen sollten, daß er Gott und den König gesegnet, d. h. gelästert habe. O ein Fasten voll der gewaltigsten Bosheit! Sie rufen ein Fasten aus, um einen Mord zu begehen. Was geschah nun? Naboth wurde gesteinigt und starb. Als Jezabel dieses erfuhr, sprach sie zu Achab: „Stehe auf; nun können wir den Weinberg in Besitz nehmen; denn Naboth ist todt.“ Achab, der bisher traurig gewesen, stand auf, ging in den Weinberg und nahm ihn in Besitz. Gott sendet nun den Propheten Elias zu ihm; „Gehe hin,“ spricht er, „und sage dem Ahab: Weil du einen Mord begangen und ein Erbgut genommen, so soll auch dein Blut vergossen werden; und die Hunde werden dein Blut lecken, und die Huren werden sich in deinem Blute baden.“ Der Zorn Gottes ist entbrannt, der Ausspruch gethan, das Urtheil der Verdammung gefällt. Und siehe, wohin er ihn entsendet: in den Weinberg. Dort wo das Verbrechen verübt worden, dort soll auch die Strafe erfolgen. Und was spricht er? Als ihn Achab erblickte, sagt er: „Du, mein Feind, hast mich gefunden,“ als wollte er sagen: „Du hast mich schuldig erfunden, weil ich gesündiget habe; nun hast du Gelegenheit, mir Vorwürfe zu machen; du, mein Feind, hast mich gefunden.“ Weil Elias dem Achab immer Vorwürfe machte, und Achab einsah, daß er gesündiget habe, so sagt er: „Du hast mich immer getadelt: jetzt aber machst du mir den Vorwurf mit Recht;“ denn er wußte, daß er gesündiget habe. Der Prophet Hinwider kündigt ihm das Urtheil an: „So spricht der Herr: Weil du einen Mord begangen und (fremdes Eigenthum) in Besitz genommen und das Blut eines Gerechten vergossen, so soll auch dein Blut vergossen werden, und die Hunde werden dasselbe lecken, und die Huren werden sich in deinem Blute baden.“ Als Achab dieses hörte, wurde er traurig und weinte ob seiner Sünde. Er erkannte seine Missethat, und Gott widerrief das gegen ihn gesprochene Urtheil. Allein zuerst rechtfertigte sich Gott bei Elias, damit er nicht als Lügner erschiene, und ihm nicht das gleiche Loos, wie dem Jonas, begegnete.45 Gott sagte zu Jonas: „Gehe hin und predige in Ninive, einer Stadt, in welcher 120,000 Menschen wohnen, ohne Weiber und Kinder: Noch drei Tage, und Ninive wird untergehen.“ Jonas wollte nicht gehen; er erkannte die Güte Gottes. Allein was thut er? Er flieht; denn er spricht: „Ich gehe hin und predige; du aber, weil barmherzig, wirst dein Urtheil ändern; und ich werde als ein Lügenprophet ermordet werden.“ Jedoch das Meer, das ihn aufnahm, verbarg ihn nicht, sondern gab ihn an’s Land und rettete ihn für Ninive wieder und erhielt als treue Mitmagd den Mitknecht unversehrt. „Denn Jonas,“ heißt es,46 „begab sich in die Flucht und traf ein Schiff, das nach Tarsis ging und gab sein Fahrgeld und bestieg dasselbe.“ Wohin fliehst du, o Jonas? Reisest du in ein anderes Land? „Dem Herrn gehört ja die Erde und ihre Fülle.“47 Oder gehst du aufs Meer? Weißt du nicht, daß das Meer sein ist, und daß er es gemacht hat? Oder in den Himmel? Hast du nicht David gehört, der da spricht: „Ich werde die Himmel anschauen, die Werke deiner Finger.“48 Doch dessen ungeachtet wähnte Jonas in seiner Angst entfliehen zu können: denn in Wahrheit kann Gott Keiner entfliehen. Nachdem ihn aber das Meer dem Lande wiedergegeben, ging er nach Ninive, predigte und sprach: „Noch drei Tage, und Ninive wird untergehen.”49 Damit du aber erkennest, daß er aus diesem Grunde sich flüchtete, daß nämlich der barmherzige Gott über das Unglück, das er über sie aussprach, Reue empfinden, und er selbst dann als ein Lügenprophet angesehen würde, so zeigt er das selbst deutlich an. Denn nachdem er in Ninive geprediget hatte, verließ er die Stadt und wollte sehen, was nun geschehen würde. Als er nun nach Verlauf der drei Tage sah, daß Nichts von all Dem, was er gedroht hatte, geschah, erinnerte er sich seines ersten Gedankens und sprach: „Sind Dieß nicht meine Worte, die ich sagte, daß Gott barmherzig und langmüthig sei und über das Unglück der Menschen Reue empfinde?“50 Damit nun Elias nicht dasselbe erfahre, was Jonas erfuhr, so verkündet Gott die Ursache, warum er dem Achab vergab. Und was spricht Gott zu Elias? „Siehst du, wie Achab trauernd und weinend vor mir wandelt? Ich werde ihm nicht nach seiner Bosheit vergelten.“51 Erstaunlich! Der Herr des Knechtes wird sein Fürsprecher, und Gott vertheidigt einen Menschen vor einem Menschen. „Glaube nicht,“ spricht er, „daß ich ohne Grund ihm verzeihe; er hat sein Leben geändert, und ich habe meinen Zorn umgewandelt und ihn verbannt. Möge man dich nicht für einen Lügenpropheten ansehen! Denn du hast Wahrheit gesprochen: hätte Achab seinen Sinn nicht geändert, so wäre das Urtheil an ihm vollzogen worden: aber er hat sein Leben geändert, und ich habe meinen Zorn verbannt.“ Und Gott sprach zu Elias: „Siehst du, wie Achab trauernd und weinend vor mir wandelt? Ich werde nicht nach meinem Zorne handeln.“ Siehst du, wie die Thränen Sünden auslöschen?

      4.

      Du hast noch einen dritten Weg zur Buße. Ich nenne aber vielerlei Wege der Buße, um dir durch die Verschiedenheit der Wege das Heil zu erleichtern. Welches ist nun dieser dritte Weg? Die Demuth. Sei demüthig, und du lösest die Fesseln der Sünde. Du hast auch dafür wieder den Beleg in der göttlichen Schrift an der Erzählung vom Zöllner und Pharisäer. „Es gingen,“ heißt es,52 „der Pharisäer und der Zöllner hinauf in den Tempel, um zu beten;“ und der Pharisäer fing an, seine Tugenden herzuzählen: „Ich bin nicht,“ spricht er, „ein Sünder, wie alle andern Leute, auch nicht, wie dieser Zöllner hier.“ Du elende und unglückliche Seele! Du verurtheilst die ganze Welt; warum kränkst du auch noch deinen Nachbar? Die Welt genügte dir nicht; mußtest du auch noch den Zöllner verdammen? Alle hast du auf diese Weise verurtheilt und nicht Eines Menschen geschont: „Ich bin nicht, wie alle andern Leute, noch wie dieser Zöllner da. Zweimal in der Woche faste ich, gebe den Zehnten von Allem, was ich besitze, den Armen.“ Wie prahlerisch redet er! Unglückseliger Mann! Es sei, du hast die ganze Welt verurtheilt, was verdammst du auch noch den Zöllner an deiner Seite? Du begnügtest dich nicht mit der Anklage der ganzen Welt, mußtest du auch deinen Nachbar verdammen? Was sprach nun der Zöllner? Nachdem er Dieses gehört, sagte er nicht: „Wer bist denn du, daß du mir diese Vorwürfe machst? Woher kennst du mein Leben? Du bist nicht mit mir umgegangen, hast nicht bei mir gewohnt, hast deine Zeit nicht mit mir verlebt. Warum bist du also so stolz? Wer gibt denn Zeugniß von deinen guten Werken? Warum lobst du dich selbst? Was schmeichelst du dir?“ Aber Nichts von all dem sagte der Zöllner, sondern betete gesenkten Hauptes und sprach: „Gott sei mir Sünder gnädig!“ Und der Zöllner, der sich demüthigte, wurde gerechtfertigt; der Pharisäer aber verließ den Tempel mit dem Verluste der Gerechtigkeit; der Zöllner aber hatte sie erlangt, als er hinwegging, und Worte waren hier besser, als Thaten; denn Jener verlor bei seinen Werken die Gerechtigkeit, dieser erwarb sich dieselbe durch sein demüthiges Bekenntniß. Ja, das war noch nicht einmal Demuth; denn Demuth ist es, wenn ein Hoher sich erniedrigt; die Handlung des Zöllners war also nicht Demuth, sondern Wahrheit; denn wahr lauteten seine Worte; denn er war ein Sünder. Denn sage mir, was ist schlechter als ein Zöllner? Aus fremder Noth zieht er seinen Gewinn, bei fremden Arbeiten nimmt er Antheil am Nutzen; er kümmert sich nicht um die Arbeit, am Nutzen betheiligt er sich, so daß die Sünde des Zöllners eine sehr große ist. Denn Zöllner sein heißt nichts anderes, als offene Gewalt brauchen, gesetzlich Unrecht begehen und nehmen unter dem Scheine des Rechtes. Denn was ist schlechter, als ein Zöllner, der am Wege sitzt und die Früchte fremder Arbeiten erntet, und der, wo es Arbeit gibt, sich darum nicht im Mindesten kümmert, wo aber Gewinn ist, seinen Antheil von Dem nimmt, was er nicht durch Arbeit errungen? Da nun der Zöllner ein Sünder ist und eine so große Gnade erhielt, weil er demüthig war; wie viel mehr Gnade wird der Tugendhafte finden, wenn er demüthig ist? Wenn du also deine Sünden bekennest und demüthig bist, so wirst du dadurch gerecht. Willst du aber wissen, wer demüthig ist? Sieh auf Paulus, den wahrhaft Demüthigen, auf Paulus, diesen Lehrer der Welt, diesen geistlichen Redner, dieses auserwählte Rüstzeug, diesen ruhigen Hafen, diesen unerschütterlichen Thurm, auf ihn, der mit schwachem Körper alle Welt durchzog und wie mit Flügeln von einem Orte zum andern eilte. Siehe, wie demüthig er ist; sieh’ diesen Thoren und Weisen, diesen Armen und Reichen. Ihn nenne ich wahrhaft demüthig, ihn, der so viel gearbeitet hat, ihn, der tausend Siege wider den Satan davon trug, ihn, der da ausruft und sagt: „Seine Gnade ist an mir nicht vergeblich gewesen; allein ich habe mehr als sie alle gearbeitet“53: welcher Gefängniß, Streiche und Schläge ertrug, welcher die ganze Welt mit seinen Briefen bekehrte, welcher durch eine himmlische Stimme berufen wurde; der war demüthig, da er sagte: „Ich bin der Geringste unter den Aposteln, der ich nicht werth bin, ein Apostel zu heissen.“54 Siehst du die Größe der Demuth? Siehst du, wie Paulus sich erniedrigt, indem er sich selbst den Geringsten nennt?

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