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oder in komplette Anarchie verfallen. Lassen Sie sich davon nicht beeindrucken. Wer Neues wagt, muss mit Widerstand rechnen. Ich versichere Ihnen, erstens steigert die Übung die Denkleistung, zweitens die Kreativität und drittens schafft sie auf einmal – wenn sich die Aufregung gelegt hat – eine ganz andere, positive Atmosphäre.

      Menschen mit Humor sind also intelligent. Und intelligente Menschen haben eine besondere Beobachtungsgabe und eine feinere Wahrnehmung. Vor allem aber macht es ihnen Spaß, wahrzunehmen und zu beobachten. Sie sind neugierig. Und Neugier ist eine Grundvoraussetzung für Kreativität, Fantasie und Veränderungen. Die meisten Menschen nehmen die Dinge, die zu ihrem Alltag gehören, nicht deutlich wahr. Und manchmal auch nicht die Menschen um sie herum. Wir schenken dem wenig Aufmerksamkeit, was wir als gewohnt, als alltäglich betrachten. Genau das sollten wir aber tun. Dann erschließt sich uns das Überraschende im Alltag. Das Selbstverständliche wird angenehm fremd und damit aufregend.

      Hier ein kleines Beispiel: Können Sie genau sagen, wie Ihr Küchenhandtuch aussieht? (Ich weiß, so ein Küchenhandtuch ist nun wirklich nicht wahnsinnig aufregend. Aber mit irgendetwas müssen wir anfangen.) Welche Farbe hat es? Welches Muster? Wie fühlt es sich an? Wo haben Sie es gekauft? Schenken Sie Ihrem alten Küchenhandtuch ein bisschen Zeit und denken Sie darüber nach!

      Ich muss jedes Mal über mich selbst lachen, wenn ich mit dem Flugzeug beruflich verreise. Meistens benutze ich dann einen kleinen Koffer, den man hinter sich herziehen kann. Er ist dunkelblau. Wie gefühlte 98 Prozent aller anderen Koffer, die mir dann auf dem Laufband entgegenrollen. Jedes, aber wirklich jedes Mal stehe ich dann verzweifelt davor und versuche mich daran zu erinnern, was das Besondere an meinem Koffer ist. Ob er ein Muster hat. Wie die Marke heißt. Ich weiß es nicht. (Auch jetzt nicht!) Noch viel weniger weiß ich es am Flughafen. Meistens gelingt es mir, den richtigen Koffer vom Band zu ziehen. Einmal allerdings war ich schon fast bei den Taxis, als mir auffiel, dass ich den falschen erwischt hatte.

      Deshalb jetzt eine imaginative Wahrnehmungsübung.

       Übung 12

      Stellen Sie sich ein Zebra vor. Es steht ganz still vor Ihnen, wehrt sich nicht und guckt freundlich. Imaginieren Sie das Zebra, wohin Sie es wollen. In Ihr Wohnzimmer, in die Steppe Afrikas, es ist egal. In letzterem Fall sollten Sie sich möglichst kein Löwenrudel dazudenken. Sonst läuft es weg, das Zebra.

      Nun schauen Sie sich genau an, wie Ihr Zebra gezeichnet ist. Ist es schwarz mit weißen Streifen oder weiß mit schwarzen Streifen? Welche Streifen sind kräftiger? Verlaufen die Streifen alle in eine Richtung? Stellen Sie sich vor, das Zebra wüchse und Sie könnten problemlos unter seinem Bauch spazieren gehen. Hat ein Zebra Streifen am Bauch? Ich habe keine Ahnung. Das sind äußerst spannende Fragen! Bitte zählen Sie jetzt die Streifen am rechten Vorderhuf. Aber nur, wenn welche da sind. Zum Schluss geben Sie dem Zebra einen Klaps und lassen es von dannen traben.

      Sie fragen sich, warum um alles in der Welt Sie diese Übung durchführen sollten? Um sowohl Ihr Erinnerungsvermögen als auch Ihre Fantasie zu aktivieren! Sie können das selbstverständlich auch an einer Giraffe, einem Löwen oder Ihrem Hund ausprobieren. Letzterer darf sich nur nicht im gleichen Zimmer wie Sie befinden. Bei der Giraffe und dem Löwen habe ich da weniger Sorge.

       Übung 13

      Als nächste Übung versuchen Sie bitte, zu einem Begriff Assoziationen zu finden. Fangen wir ganz einfach an, und zwar mit dem Wort »Apfel«. Was fällt Ihnen zu Apfel ein? Klar, Apfelpfannekuchen, Apfelkuchen, Apfelkompott, Apfelbaum. Gut. Das ist jetzt noch nicht sehr komisch, weil die Begriffe in engem, logischem Zusammenhang stehen.

      Versuchen Sie nun Zusammenhänge zu finden, in denen Apfel auf irgendeine Art eine Rolle spielt. Das können Personen sein, Metaphern, Bücher, Theaterstücke, Bücher, Mythologisches, Sprichwörter, Zitate und so weiter – zum Beispiel für Apfel die folgenden.

      

Rotbäckchensaft (ein Getränk – musste ich früher auch trinken –, das mit einem Kind mit sehr roten Wangen wirbt, die an das Rot eines knackigen, reifen Apfels erinnern)

      

New York (wird Big Apple genannt)

      

Wilhelm Tell (Tell trifft mit seiner Armbrust einen Apfel auf dem Kopf seines Sohnes)

      

Adam und Eva (ohne Kommentar)

      

Computermarke (Apple)

      Noch ein Beispiel: Pudel

      

Goethes Faust I (»Das ist des Pudels Kern«)

      

die Jacob Sisters (sehr viele Pudel)

      

pudelnackt

      

wie ein begossener Pudel aussehen

      Assoziieren Sie einfach wild vor sich hin. Es dürfen auch Zusammenhänge sein, die nur Sie mit dem Begriff »Pudel« in Verbindung bringen. Bei mir sind es die Minipli-Frisuren der Männer aus den 1980er-Jahren. Ich finde, sie sahen alle aus wie Pudel.

      Nun suchen wir Assoziationen zu abstrakten Begriffen, wie zum Beispiel »Freiheit«:

      

das Lied »Über den Wolken« von Reinhard Mey

      

das Lied »Freiheit« von Marius Müller-Westernhagen

      

Losung der französischen Revolution »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«

      

Fall der Berliner Mauer

      

das Meer

      Welche Assoziationen haben Sie zu »Macht«? Welche zu »Liebe«? Derartige Verbindungen herstellen zu können, ist die Basis für eine schnelle Kommunikation wie zum Beispiel den Small Talk. Ich werde darauf im Kapitel »Humor lässt Sie erfolgreich netzwerken« (S. 108) eingehen. Nur so viel vorweg: In einer Welt voller Netzwerke und übergreifender Teams kann Small Talk erfolgsentscheidend sein.

      Die nächste Übung wird Sie vermutlich an Rudi Carrells »Das laufende Band« erinnern (sofern Sie in meinem Alter sind, für die anderen gilt: googeln!).

       Übung 14

      Bitte schreiben Sie sich zehn Gegenstände auf ein Stück Papier, zum Beispiel: Blumenstrauß, Käse, Sekretär, Hering, Krokodil, Vertrag, Alpenveilchen, Gurken, Schlange, Chef, Toast, Zahnpasta, Klarsichtfolie, Limonade. Nun versuchen Sie sich diese Gegenstände in dieser Reihenfolge zu merken. Und zwar indem Sie sie zueinander in Verbindung setzen, also eine Geschichte erfinden. Die Geschichte sollte möglichst abstrus, nicht realistisch sein, sonst denkt sich Ihr Gehirn: »Kenn ich schon, merke ich mir nicht.«

      Hier ein Beispiel aus einem meiner Trainings: Der Blumenstrauß steckte in einem der Löcher des Schweizer Käses. Der Sekretär nickte zufrieden und dekorierte ihn mit einem Hering. Daraufhin legte das firmeneigene Krokodil sein Veto ein. In seinem Vertrag stand, dass es als Entschädigung Alpenveilchen beanspruchen

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