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      Florence Brokowski-Shekete

       Mist, die versteht mich ja!

      Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen

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       Über die Autorin

      Florence Brokowski-Shekete ist Schulamtsdirektorin in Baden-Württemberg, als erste Schwarze in Deutschland. Sie ist Gründerin der Agentur FBS intercultural communication, bei der sie seit 1997 als freie Beraterin, Coach und Trainerin tätig ist. Sie arbeitete als Lehrerin, Schulleiterin und Schulrätin. Und sie mischt sich ein und setzt Grenzen, wenn sie auf Alltagsrassismus stößt.

       Über das Buch

      Die kleine Florence, geboren in Hamburg als Kind nigerianischer Eltern, wird Ende der 60er-Jahre in Buxtehude von einer alleinstehenden Frau in Pflege genommen. Mit neun Jahren nehmen die Eltern sie mit nach Lagos, in ein Land, dessen Sprache sie nicht spricht, dessen Kultur ihr fremd ist, zu einer Familie, die sie nicht kennt. Durch das beherzte Eingreifen einer Lehrerin schafft sie es zurück nach Deutschland und macht dort ihren Weg …

      Inhalt

       Vorwort

       Wie alles begann

       Meine Eltern

       Immer wieder Freitag

       Nigeria – wo liegt das überhaupt?

       Das überlebe ich hier nicht!

       Eine andere Welt – meine deutsche Enklave

       Täglich Transit und zurück

       Zurück in die Ferne

       Mein schönster Traum

       Eine normale Jugend

       Das Ende meiner Ankunft?

       Keine ganz normale Jugend

       Abitur, und dann?

       Willkommen im richtigen Leben

       Throwback

       Wachsende Flügel

       Tragende Schwingen

       Abflug!

       Angekommen?

       Zurück in die Zukunft

       »Sowas wie Sie hatten wir hier noch nicht!«

       Und jetzt?

       Die Sache mit der Not und der Tugend

       Abschied

       Heimatlos

       Back to the roots

       Die Schwarze Hexe

       Und heute?

       Epilog

       Danksagung

       Bildanhang

      Für meine Mama und mein Kind

      Vorwort

      »Wo kommen Sie eigentlich her?«

      Das ist wohl die am häufigsten gestellte Frage in meinem Leben – gefühlte mehrere Millionen Mal – in Wirklichkeit dann doch nur ein paar Tausend Mal. Dennoch, oft genug – in Cafés, bei Bewerbungsgesprächen, am Rande von Sitzungen, auf Feiern, beim Einkaufen – auf diese Frage ist Verlass – bis heute. Sie ist stets der Garant für amüsante Begegnungen, zumindest für mich.

      Woher ich komme? Meist antworte ich damit, meinen aktuellen Wohnort zu nennen. Mein Gegenüber, sichtlich unzufrieden mit dieser Auskunft, setzt dann an, die Frage zu präzisieren. »Nein, wo Sie wirklich herkommen.« Ah ja, ich verstehe und nenne meine Heimatstadt – Buxtehude – die kenne er doch, oder? Mein Gegenüber, merklich nervös, fast schon peinlich berührt, jedoch entschlossen, nicht aufzugeben, setzt nochmals an: »Nein, ursprünglich.« Nun nenne ich meine Geburtsstadt – Hamburg – und bringe ihn vollends aus der Fassung. Nur die Wenigsten nennen das Kind beim Namen, trauen sich das zu fragen, was sie doch so brennend interessiert, nämlich, wo meine Vorfahren herkommen, warum meine Aussprache so gar nicht mit meinem Äußeren harmoniert, kurz: warum ich Schwarz bin, warum ich Deutsch spreche. Warum fällt es den Menschen nur so schwer, warum ist es ihnen geradezu peinlich, genau das zu fragen, was sie doch so dringend wissen möchten? Bei vielen von ihnen habe ich den Eindruck, als kämpften sie mit einem selbst auferlegten Benimmkodex, der ihnen verbietet, solche Fragen zu stellen. Gleichzeitig wollen sie jedoch die Antwort wissen, verspüren eine Neugierde und versuchen diese zu tarnen, indem sie ungelenk, fast schon verschämt, diese Frage in ein wissenschaftliches Forschungsmäntelchen hüllen. Entweder erzählen sie mir von Auslandssemestern, die sie in Afrika verbracht haben, berichten begeistert, dass Afrikanisch ohnehin eine sehr schöne Sprache sei oder fragen mich übertrieben interessiert, ob ich afrikanisch kochen könne. Dass Afrika kein Land ist, Afrikanisch keine Sprache und man ebenso wenig afrikanisch wie europäisch kocht, behalte ich zunächst für mich. Dann ertappt, verstricken sie sich in Erklärungen, die die Situation für mich nur noch amüsanter, für sie jedoch noch unbehaglicher werden lässt.

      Ich habe den Eindruck, dass das, was man in Deutschland auch im 21. Jahrhundert als normal

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