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II

      Als ich den Speisesaal verließ, begegnete ich Leo und Leila. Nach dem üblichen „Gut-tag“ warfen die beiden einen Blick in den Speisesaal, wo ein junger Mann, den ich noch nicht kannte, allein in einer Ecke saß.

      — Super, sagte Leila. Er ist zur Versammlung zurückgekommen.

      Leo beobachtete ihn weiter. Seine Faust zitterte leicht.

      — Ich kann nicht glauben, dass dieser Vollidiot befördert worden ist.

      — Wer ist das?, fragte ich.

      — Ched. Der beste Kundschafter der Legion, naja, gleichauf mit Kai.

      Als Leo seinen Satz beendet hatte, setzten sich Kobalt und Rubinia, die gerade ihr Essen an der Theke bestellt hatten, zu Ched an den Tisch.

      — Er hat ein eigenes Team innerhalb der Legion, erklärte Leila. Kurzum, Ched mag vielleicht ein guter Bogenschütze sein, ein guter Mensch ist er aber nicht. Er sollte wirklich nicht zu diesem Clan gehören. Halte dich von ihm fern, Billy.

      — Das mache ich.

      Ich habe auch vor, mich daran halten. Ich bin ihm schon mehrmals über den Weg gelaufen und er sah immer übellaunig aus.

      Nachdem Ched zu Ende gegessen und sich von seinen Freunden verabschiedet hatte, verließ auch er den Speisesaal und ging an uns vorbei. Dabei fiel mir sein T-Shirt auf.

      — Warum trägst du nicht die Uniform des Clans?, fragte Leo.

      — Ich war zwei Tage draußen, antwortete er. Ich bin von Skelettpfeilen durchlöchert worden, dann ist ein Eulentroll über mich hergefallen, und während ich versucht habe, mich zu heilen, hat mich eine Armee von Schleimtörtchen belagert. Du glaubst doch nicht wirklich, dass mich da noch die Uniform des Clans interessiert. Ich versuche jetzt nur, mich ein wenig auszuruhen.

      — Schon gut, naja …

      — Lass mich bloß in Ruhe, Noob!

      Er ging davon.

      — Auf seinem T-Shirt stand ..., stotterte ich, „I hate Zombies“, was so viel bedeutet wie „Ich hasse Zombies“. Warum?

      — Das Gesicht auf seinem Hemd steht für alle Monster, erklärte Leila. Das ist eine alte Geschichte. Aber ich habe jetzt wirklich keine Lust mehr, über ihn zu reden.

      Ich auch nicht, sagte Leo.

      Immerhin habe ich gelernt, dass die Legion ihre eigene Version des grässlichen Augenbrauenkerls hat!

      Außerdem hasste Ched alle Monster, oder? Ich konnte sehr gut in seinem Gesicht lesen, dass er auch mich für eines hielt.

       Oh Mist, ich habe ja völlig vergessen zu fragen, was ein Eulentroll ist!

      TAG 15 - TEIL I

      Steff kam in mein Zimmer, um mir mitzuteilen, dass der Clan eine Versammlung abhalte und er mich jetzt dorthin mitnehmen würde.

      Ich habe noch nie einem Clan angehört und kapierte auch nicht, warum ich dort hingehen und mich an einen Tisch setzen sollte! Ich! An einen Tisch! Auf einen Stuhl!

      Als ehemaliges Tier bin ich nicht gerade ein Fan von Tischen und Stühlen. Wenn sie wenigstens aus einem kuscheligen Material wie etwa Wolle wären, könnte ich mich vielleicht überwinden. Das wäre ja eigentlich nicht so schwer. Aber Stühle sind aus Holz. Immer. Warum bloß? Sie sind steinhart.

      Ich habe wirklich versucht, diese fremdartigen Leute zu verstehen, aber ich schwöre euch ...

      Auf der Tagesordnung der Versammlung heute Abend standen mehrere Themen. Ich versuche einmal, sie euch nacheinander vorzustellen. Der erste Tagesordnungspunkt befasste sich natürlich mit der Prophezeiung und dem komischen blauen „Ding“ namens Billy.

      Steff hatte unglaublich viel zu essen mitgebracht. Diese hellbraunen Dinger waren „Kakaoröllchen“. Sogar als Katzenfeinschmecker fand ich sie fantastisch.

      Nur noch übertroffen wurden sie von einer anderen Art Gerolltem: den Zuckerrohrrollen.

      Eine großartige, verzauberte und zart gekochte Köstlichkeit! Ich muss sagen, diese Zuckerrohrrollen waren schlicht und ergreifend das Beste, was ich je gegessen habe. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich es euch beschreiben soll. Jedes dieser Leckerchen erhöhte meine Fähigkeiten um 25 (für eine Stunde).

      Gewöhnlich benötigt man 750 in Crafting und eine „Äonenschmiede“ für diese Zuckerrohrrollen. Aber die Küchenprofis schaffen das allein mit der Fähigkeit „Glücksmuffin“.

      Was das bedeutet? Keine Ahnung! Ist mir auch egal. Hauptsache, ich konnte sehr sehr viel davon verputzen.

      — Das erste Thema, das wir heute Abend besprechen werden … kündigte Karl an und legte eine kleine Pause ein, um in seine Zuckerrohrrolle zu beißen. Wow. Also, das erste, was wir heute besprechen, ist, wie genial diese Dinger schmecken!

      — Schon, aber das ist eigentlich ungerecht, sagte Kai. Diese Profiköche mit ihren „Glücksmuffins“ sind wirklich OP.

      Steff lachte mich an.

      — Und, Billy, was meinst du?

      Ich blickte gierig auf den Tisch, auf dem zuvor noch meine Rolle gestanden hatte, und spürte, dass ich durchaus noch eine vertragen könnte.

      — Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Fisch ab jetzt nicht länger meine Lieblingsspeise ist.

      TAG 15 - TEIL II

       PROPHEZEIUNG

      Hier brauche ich nicht viel zu erklären.

      Kurz gesagt, die Prophezeiung ist eine Quest, die vom Unsterblichen namens Entity erfunden wurde.

      Allerdings bin ich nicht der einzige, der dort erwähnt wird. Ganz im Gegenteil. Wäre diese Quest ein Baum, so wäre ich nur einer seiner vielen Zweige. Die meisten Legionäre wären noch kleinere Zweige. Karls Schwert aber wäre ein großer Ast, wahrscheinlich sogar der Stamm.

      Karl hielt sein Schwert hoch, damit alle es sehen

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