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Meyer-Schön.“

      Lotta stanzt Schneeflocken aus weißem Papier und streut sie über die Tannenzweige.

      „Ich würde auch gerne Schmuck für Mama und Tante Josi machen. Joschua, kannst du mal fragen, ob wir alle kommen dürfen?“

      „Ja, und jeder kann ja was von seinem Taschengeld mitbringen, damit dein Opa nicht alles alleine bezahlen muss. Ich möchte auch mitmachen“, schlägt Sophie vor.

      Joschua freut sich.

      „Klar kann ich Opa fragen. Der hat eigentlich immer gern Besuch. Das erlaubt der bestimmt! Morgen sage ich euch Bescheid.“

      Die ganze Schulstunde sind die Freunde mit Schneiden, Kleben und Malen beschäftigt. Alle sind gespannt darauf, ob Joschuas Opa ihnen erlaubt, dass sie ihre Weihnachtsgeschenke bei ihm basteln und bauen dürfen.

      „Das wird dann ’ne richtige Weihnachtswerkstatt!“ Luis hofft, dass das klappt.

      4. Dezember

      Beim Mittagessen will Lotta wissen:

      „Mama, wusstest du eigentlich, dass es in der Bibel Hellseher gibt?“

      Mama verteilt gerade Nachtisch.

      „Ich verstehe jetzt nicht genau, was du meinst, Lotta.“

      „Aylin hat mal gesagt, dass die auf so einem Burgfest waren, wo es einen Hellseher gab. Da konnte man hingehen und Geld bezahlen und dann hat der dir gesagt, was in deiner Zukunft passiert. Aylin ist aber nicht hingegangen, weil ihre Mama gesagt hat, das ist Quatsch und für Quatsch gibt sie kein Geld aus. Und Aylin sagt, die heißen Hellseher. Und Frau Meyer-Schön sagt, dass jemand in der Bibel 700 Jahre alt war und gesagt hat, dass Jesus geboren wird.“

      Luis hält gedankenverloren seinen Löffel vor den Mund.

      „Also ich hab verstanden, dass jemand 700 Jahre vor Jesus’ Geburt schon wusste, dass der geboren wird – nicht, dass der Mann so alt war.“

      Lotta wedelt mit einer Hand durch die Luft.

      „Oder so, jedenfalls konnten die hellsehen.“

      Mama stellt die Nachtischschüssel auf den Tisch.

      „Ach, so meinst du das. Ja, Aylins Mama hat ganz recht. Hellsehen ist nicht nur Quatsch, sondern kann auch gefährlich werden. Die Bibel sagt sogar, dass wir solche Hellseher meiden sollen. Menschen, die in der Bibel etwas über die Zukunft verkünden, nennt man Propheten. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie ‚Sendbote‘. Gott sendet die Propheten zu den Menschen, um ihnen eine Botschaft mitzuteilen. Diese Propheten können etwas in der Zukunft sehen, weil Gott die Zukunft kennt und ihnen einen kleinen Einblick schenkt. Das ist ungefähr so, als wenn ihr durchs Schlüsselloch schaut, wenn wir an Heiligabend das Wohnzimmer verschließen. Dann könnt ihr vielleicht ein kleines bisschen vom Weihnachtsbaum sehen. Aber ihr wisst nicht, welche Geschenke ihr bekommt und wie der ganze Baum aussieht. Ihr könnt nur den kleinen Ausschnitt erkennen. Propheten wie Micha und Jesaja haben Hunderte von Jahren vor Jesus gelebt. Diese Männer haben von Gott einen kleinen Einblick in die Zukunft bekommen. Sie wussten zum Beispiel den Geburtsort des Retters, etwas über Jesus’ Mutter, dass er Wunder tun würde und sie haben seinen Tod und seine Auferstehung vorhergesagt.“

      Luis überlegt.

      „Wenn das alles schon aufgeschrieben war, konnte dann nicht einfach irgendwer das machen, was die vorausgesagt haben? Ich meine, wenn jemand gerne so ein Retter sein wollte?“

      „Es gibt über dreihundert Prophezeiungen über Jesus. Ich habe mal gelesen, dass es unmöglich ist, auch nur acht davon zu erfüllen, nur weil man das gerne möchte“, erklärt Mama.

      Lotta schiebt ihr Nachtischschälchen in die Mitte.

      „Kann ich noch was? – Ist doch logisch. Frau Meyer-Schön hat gesagt, dass die Stadt profitiert wurde, in der Jesus geboren wird. Wie willste das denn machen, die Stadt aussuchen, wenn du noch gar nicht geboren bist?“

      „Prophezeit, meinst du wohl. Aber wenn die Eltern das wollten?“, hält Luis dagegen.

      Mama lächelt.

      „Es ist unmöglich, diese Vorhersagen einzuhalten. Selbst wenn die Eltern und Geschwister dabei helfen würden. Es geht dabei ja auch um Wunder und die Auferstehung. Das kann man nur machen, wenn man Gott ist.“

      Luis nickt.

      „Ich glaub das ja auch. Aber es gibt auch welche in unserer Klasse, die das nicht glauben. Und dann möchte ich die manchmal überzeugen, aber das ist voll schwierig.“

      „Ja, das kenne ich. Ich habe damit aufgehört zu diskutieren. Wenn ich mit jemandem über Jesus spreche, dann erzähle ich, wie er meine Gebete erhört hat oder wie eine Bibelstelle besonders gut in mein Leben gepasst hat. Das habe ich erlebt und das kann man nicht diskutieren.“

      Das will Luis sich merken. Lotta schaut aus dem Fenster.

      „Dürfen wir erst einen Schneemann bauen und dann Hausaufgaben machen?“

      Damit ist Mama einverstanden.

      5. Dezember

      Die Zwillinge ziehen schnell ihre Schneeanzüge, Handschuhe und Mützen an und stürmen in den Garten.

      „Wollen wir nicht lieber ein Iglu bauen?“, schlägt Luis vor.

      „Au ja, da können wir uns dann drin verstecken und Kakao trinken! Vielleicht dürfen wir auch ein paar Plätzchen.“

      Die Kinder schaufeln mit Schneeschippen einen großen Haufen Schnee zusammen.

      „Das reicht nicht. Das ist viel zu wenig Schnee“, findet Lotta.

      „Dann nehmen wir die Bobs und holen noch welchen aus dem Vorgarten und von den Haufen am Bürgersteig.“ Luis läuft schon zum Gartenhaus, um seinen Bob zu holen.

      Der Haufen wird immer größer und die Kinder kommen langsam ins Schwitzen.

      „So, das reicht jetzt“, beschließt Lotta. Ihr Kopf ist schon ganz rot vor Kälte und der Anstrengung. Sie klopfen den Schnee fest und beginnen dann, an einer Stelle einen Eingang zu graben.

      Plötzlich steht Joschua im Garten.

      „Hey, kann ich mitmachen?“

      Luis steckt den Kopf aus dem Iglu.

      „Hey, Joschua. Klar, mach mit!“

      Lotta will sofort wissen: „Hast du schon mit deinem Opa gesprochen, wegen der Weihnachtswerkstatt?“ Joschua grinst breit.

      „Na logisch. Ich habe ihn gleich nach der Schule angerufen. Aber er hat gesagt, dass immer nur einer kommen darf.“

      Lotta bekommt große Augen.

      „Echt jetzt? Das ist aber doof.“

      Joschua lacht.

      „Guck nich so. Das wäre doch megalangweilig, deshalb dürfen wir auch alle kommen!“

      Lotta nimmt eine Handvoll Schnee und wirft Joschua damit ab.

      „Du sollst mich nicht veräppeln!“

      Joschua wirft zurück und die Kinder beginnen eine wilde Schneeballschlacht. Als Luis Lotta voll im Gesicht trifft, findet Lotta das aber gar nicht lustig. Sie reibt sich den Schnee aus den Augen und weint fast.

      Luis entschuldigt sich sofort: „Tut mir leid. Kommt, wir bauen weiter am Iglu.“

      Die drei holen immer mehr Schnee zusammen und klopfen ihn oben auf dem Iglu fest. Joschua berichtet von dem Telefonat mit seinem Opa.

      „Wir dürfen nach Nikolaus kommen. Bis dahin will Opa ganz viel Material besorgen, damit wir alle was bauen können oder Schmuck machen. Mein Opa ist einfach der Beste!“

      „Ja, das ist er.

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