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werden, wenn er meint: „Dividing history into periods is never […] a neutral or innocent act. The changeable reputation of the Middle Ages over the past two hundred years proves my point. Not only is the image of a historical period liable to vary over time; it always represents a judgement of value with regard to sequences of events that are grouped together in one way rather than another.“2 Daher stellt sich umso mehr die Frage nach einer regionalhistorischen Betrachtung nicht nur von Raum, sondern auch von Zeit. Mit einer regionalspezifischen Periodisierung wird der Konnex zwischen dem Raum (der Region) und „seiner“ Zeit hergestellt. Damit löst sich die Regionalgeschichte von nationalhistorisch tradierten Erzählungen und kann sich mit, neben und unabhängig von diesen darstellen lassen sowie in einem supranationalen und globalen Kontext einbetten. Die Problematik der Übertragung westlicher/ eurozentrischer Periodisierungen auf den Rest der Welt kann parallel zur Problematik der Übertragung nationalhistorischer Periodisierungen auf Regionen betrachtet werden. Solche Übertragungen führen automatisch zu einer Einschränkung und Verneinung spezifischer Periodisierungen.

      Regionale Perspektiven haben aber auch ihre Tücken, denn sie reproduzieren im Kleinen oft dieselben Mechanismen, die den nationalen Identitäten zugrunde liegen. Das Erbe des 19. Jahrhunderts sind nicht nur Nationalismen, sondern auch die vielen lokalen „Mikronationalismen“, die Historiker häufig mehr oder weniger bewusst dazu veranlassten, in anachronistischer Weise die regionalen Identitäten der Gegenwart in die Vergangenheit zu projizieren, sie im genealogischen Sinne als „Abstammungsgemeinschaften“ zu verstehen, die aus biologischer, kultureller, sprachlicher und territorialer Sicht definiert sind.

      Den Anfang macht der Aufsatz von Manuel Fauliri, der das beneficium als Instrument der Beziehungen im hochmittelalterlichen Italien analysiert. Im Zentrum von Fauliris Forschung steht daher ein klassisches Thema des Mittelalters – das beneficium, das lange als Vorläufer des Lehens galt –, das er auf innovative Weise untersucht. Es handelt sich um eine historisch-anthropologische Perspektive, die Anregungen aus der Theorie von Marcel Mauss und vor allem aus dem Paradoxon keeping-while-giving aufgreift und neu bearbeitet, das die amerikanische Anthropologin Annette Weiner für die Gesellschaften Ozeaniens untersucht hat. Aber aus unserer Sicht ist Fauliris Aufsatz vor allem wichtig für die Art und Weise, wie er dieses Thema in Zusammenhang mit Zeit und Raum stellt. Eine Zeit, die sich im Vergleich zu dem untersuchten Phänomen nicht in die kanonischen Daten des Beginns und des Endes der karolingischen Herrschaft in Italien (774–888) einordnen lässt. Ein Raum, der eine anachronistische Analyse ausgehend von den Regionen, wie sie heute verstanden werden, ablehnt, der aber auf der Grundlage der untersuchten Einzelfälle und der mit ihnen verbundenen sozialen, wirtschaftlichen und politischen „kleinen Welten“ aufgebaut ist.

      Einen wirtschaftshistorischen Aspekt betrachtet der Artikel von Lien-hard Thaler, der eine umfassende Darstellung des Wertes von Geld zwischen 1290 und 1500 präsentiert. Die Langzeitstudie bietet damit die Möglichkeit, auf verschiedene Entwicklungen einer Region einzugehen und diese in einem größeren Kontext einzubetten, sowie über den Wert des Geldes zu verstehen, welche ökonomischen Verhältnisse vorherrschten und welche Schlüsse daraus gezogen werden können. Damit verortet der Artikel die Tiroler Preisentwicklungen in einem europäischen Kontext und bietet eine Grundlage für weitere Forschungen zur mittelalterlichen Währungs-, Preis- und Lohngeschichte.

      Im Beitrag von Stefano Mangullo

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