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geboten wurde, klang vielversprechend. Sie hatte sich bald entschieden und träumte vor sich hin, als plötzlich ein Schatten über den Tisch fiel.

      Es war noch nicht lange her, daß sie vor jedem Schatten erschrak, aber das war jetzt auch vorbei, erst recht, als sie aufblickte und Dr. Werling erkannte.

      »Das ist aber eine Überraschung«, sagte er mit dunkler Stimme.

      Ein heller Schein flog über ihr Gesicht, sie war nur leicht verwundert und fragte, wie er sich denn hierher verirrt hätte.

      »Ich habe diesen romantischen Platz schnell entdeckt gehabt«, erwiderte er. »Ich bin gern hier, und das Essen schmeckt sehr gut. Wenn man einen anstrengenden Tag hinter sich hat, ist die Umgebung die richtige Entspannung. Es freut mich, Sie hier zu treffen, Frau Dannenberg.«

      »Ich bin herumgelaufen und nur durch Zufall hier gelandet«, erwiderte sie leicht errötend. »Es gefällt mir aber auch sehr gut. Morgen fahre ich zurück zur Insel.«

      »Schade, aber ich hoffe, daß wir uns doch öfter mal treffen, wenn Sie wieder hier wohnen. Vielleicht hier im Tannenhäusel.«

      »Wie ich Muni kenne, wird sie nicht locker lassen«, lächelte Maxi. »Wenn sie einmal jemand ins Herz geschlossen hat, pflegt sie den Kontakt. – Ich bin sehr froh, daß sie einen Arzt hat, der soviel Verständnis für sie aufbrachte. Sie hat sich mit argen Selbstvorwürfen geplagt.«

      »Am meisten wohl damit, daß Sie ihr Vorwürfe machen würden.«

      »Für meine eigenen Fehler? Ich bin doch nicht ungerecht.«

      »Aber sie meinte, Sie falsch erzogen zu haben, indem sie Sie vor allem Übel bewahren wollte.«

      Maxi sah ihn sinnend an. »In einem gewissen Alter sollte man soviel Verstand haben, in die Menschen hineinzuhorchen, nicht nur die Oberfläche zu sehen. Ich war längst für mich selbst verantwortlich.«

      »Man kann nicht sagen, daß das Alter dabei eine Rolle spielt. Ich kenne Menschen, die doppelt und dreimal so alt sind und kein bißchen klüger wurden. Es ist alles menschlich.«

      Sie unterhielten sich über dies und jenes, und plötzlich begann er über seine Frau Susanne zu sprechen und über Betsy, die jetzt sechs Jahre wäre.

      »Meine Schwiegereltern haben mir zum Vorwurf gemacht, daß ich überlebt habe. Das hat mir fast allen Lebensmut genommen«, sagte er gedankenverloren. »Jetzt weiß ich, daß mir das nicht bestimmt war und ich meinen Platz im Leben gefunden habe.«

      »Und das wird gut sein. Sie können vielen anderen Menschen helfen. Ich freue mich, daß wir uns kennengelernt haben.«

      »Und ich würde mich freuen, wenn wir uns noch besser kennenlernen würden. Ihre Mutter hat mir den Anfang in der Behnisch-Klinik sehr erleichtert.«

      »Und sie wird bestimmt dafür sorgen, daß Sie uns öfter besuchen«, meinte Maxi. »Ich muß jetzt leider gehen, da ich zu Fuß bin, und es wird dunkel.«

      »Und ich bin mit dem Auto da und werde Sie heimbringen, wenn Sie gestatten.«

      Sie tranken noch einen Espresso, dann brachte Torsten sie nach Hause. Er verabschiedete sich herzlich von ihr, und sie hatte das Gefühl, zum ersten Mal in ihrem Leben einen wahren Freund gefunden zu haben.

      *

      Torsten brachte Monika am Sonntag auch zur Insel der Hoffnung. Nicht nur Patrick war neugierig, den ›neuen Freund‹ kennenzulernen, auch Anne und Johannes Cornelius waren gespannt, ihn kennenzulernen, und Patrick teilte seine Aufmerksamkeit auch gleich zwischen seiner Muni und Torsten, mit dem er sich bald zutraulich unterhielt.

      »Er ist ein netter Doktor«, sagte er, als Maxi ihn zu Bett brachte. »Findest du das auch, Mami?«

      »Ja, er ist sehr nett«, erwiderte sie.

      »Dann kann er uns ja öfter mal besuchen.«

      Er war tatsächlich enttäuscht, daß Torsten nicht auf Besuch kam in den drei Wochen, die sie noch mit Muni auf der Insel verbrachten. Monika erholte sich sehr schnell, und es gefiel ihr genauso gut wie Maxi und Patrick. Der Abschied fiel ihnen schwer, aber sie meinte, sie könnten ja öfter mal hier sein, denn es war ja keine große Reise.

      Sie hatten Kraft geschöpft für ein neues Leben, und zu diesem gehörten auch bald Torsten Werlings regelmäßige Besuche, wie auch Maxis Treffen mit Fee Norden und den Zwillingen, mit denen Patrick gern spielte. Er war ein lebhaftes, kontaktfreudiges Kind geworden. Sie konnten einen schönen Sommer genießen, und wann immer Torsten Zeit hatte, machten sie Ausflüge oder verbrachten wenigstens noch ein paar Abendstunden im Tannenhäusel.

      Ganz sanft spannen sich zarte Bande zwischen Maxi und Torsten, die von Patrick durch seine Zuneigung für Torsten gefestigt wurden. Irgendwie schien ein Kind in seinem Alter doch einen Mann als Vorbild zu suchen. Monika meinte, daß er kein besseres als Torsten haben könnte.

      Der Sommer neigte sich dem Ende zu. Patrick war tief enttäuscht, weil er noch nicht zur Schule gehen durfte.

      »Warum muß ich unbedingt sechs Jahre sein, Torsten?« fragte er.

      »Weil es besser ist, wenn du nicht der Kleinste bist«, meinte Torsten tröstend. »Es ist doch schön, wenn du noch zu Hause sein kannst.«

      »Ich will aber mal so gescheit werden wie du.«

      »Als ich so klein war wie du, bin ich nicht gern in die Schule gegangen«, gab Torsten zu, »da wollte ich lieber spielen.«

      »Ich gehe aber lieber mit dir spazieren und rede mit dir.« Er seufzte anhaltend. »Und außerdem wäre es sehr schön, wenn du mein Papi wärest.«

      »Meinst du?« fragte Torsten weich.

      »Meinst du nicht?«

      »Du könntest ja mal deine ­Mami fragen, was sie darüber denkt.«

      Patrick rieb seine Wange an Torstens Hand. »Das werde ich auch mal. Wenn ich dann zur Schule komme, kann ich auch sagen, daß ich einen Papi habe, einen ganz tollen Papi.«

      Torsten lachte leise. »Na, toll bin ich nicht gerade, Patty.«

      »Bist du doch. Du bist immer lieb.«

      Maxi hörte es, aber sie trat lieber nicht in Erscheinung. Sie hatte Herzklopfen bekommen. Es dauerte auch ein bißchen, bis Patrick den Mut fand, seine Mami zu fragen, was sie von Torsten als Papi halten würde.

      »Warum willst du einen Papi haben?« fragte sie. »Du hast doch gesagt, daß wir gut allein zurechtkommen«, meinte sie.

      »Weiß ich nicht mehr, da kannte ich Torsten sicher noch nicht. Muni mag ihn auch, und dich schaut er immer so lieb an, merkst du das nicht?«

      »Vielleicht redet er mal mit mir darüber.«

      »Darauf kannst du dich verlassen.«

      Das Ergebnis dieser Unterredung war höchst befriedigend für ihn, für Maxi und Torsten aber auch, und Munis geheimste Wünsche sollten in Erfüllung gehen. Ein unendliches Glücksgefühl durchströmte Maxi, als Torsten sie zum ersten Mal in die Arme nahm und küßte. Ihr Herz schlug für ihn, und Dankbarkeit erfüllte sie, daß sie solche Gefühle erleben konnte. Die Schatten der Vergangenheit waren verblichen, die Zukunft lag vor ihnen. Bevor Patrick in die Schule kam, trug er den Namen Werling. Er war überglücklich, daß ihn Papi und Mami an diesem Tag begleiteten und das große Ereignis fotografierten und filmten. Muni faltete die Hände und dankte dem Himmel, daß er so gnädig mit ihnen war.

      »Man soll den Glauben nie verlieren«, sagte auch Fee Norden. »Manchmal gibt es doch eine Gerechtigkeit.«

Denn die Liebe kennt keine Zeit

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