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dich nicht? Es hatte geklingelt und …“

      Frau Müller sah zu den festlich gekleideten Mädchen auf. „Mein Armes“, sagte sie und tastete nach Leonores Hand, „jetzt habe ich dir deine Party verdorben.“

      „Aber Mutti, das ist doch jetzt ganz egal! Bitte, sag mir, hast du Schmerzen?“

      „Wenn ich ruhig liege, nicht.“

      „Ich wollte schon die ganze Zeit die Funkstreife anrufen“, sagte Silvy, „aber Olga und Leonore…“

      Es klingelte an der Wohnungstür.

      „Da sind die Jungen!“ rief Olga und stürzte, ganz erleichtert, hinaus.

      Aber es war Dr. Horn, gefolgt von Katrin und Ruth, der Einlaß begehrte. Der Arzt legte Mantel und Hut ab, während die beiden Mädchen ihm in ihrem Regenzeug in das Wohnzimmer vorausgingen.

      „Sehr vernünftig, daß ihr die Patientin habt liegen lassen“, sagte Dr. Horn, und er kniete sich neben Frau Müller.

      Olga konnte es nicht unterlassen, Silvy hinter seinem Rücken die Zunge herauszustrecken.

      „Haben Sie Schmerzen?“ fragte der Arzt.

      „Wenn ich den Kopf bewege“, erklärte Frau Müller und zwang sich ein Lächeln ab.

      „Wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.“ Er sah das abgewinkelte Bein und tastete es ab. „Und ein Bruch des Unterschenkels. Ich werde Ihnen jetzt eine Spritze geben …“ Er öffnete seine Bereitschaftstasche.

      „Warum?“ fragte Frau Müller.

      „Sie stehen jetzt noch unter dem Einfluß des Schocks, deshalb spüren Sie nichts. Ich gebe Ihnen deshalb ein Medikament, das gegen den Schock wirkt und gleichzeitig die später auftretenden Schmerzen eindämmt.“ Er wandte sich an die Mädchen. „Bitte, laßt mich jetzt mit der Patientin allein.“

      „Aber …“ wollte Leonore protestieren.

      „Hinaus mit euch!“ sagte Frau Müller. „Hört ihr nicht, was der Herr Doktor gesagt hat.“

      Sie verzogen sich in die kleine Diele, wo Ruth und Katrin ihre Regenkleidung ablegten, und so konnten sie Olgas Brüder und ihren Freund Gerd abfangen. Hastig erzählten sie ihnen, einander unterbrechend und sich gegenseitig ins Wort fallend, was passiert war.

      „Kurzum, die Party ist geplatzt“, beendete Katrin den Bericht.

      „Pech“, sagte Hartmut ohne allzu großes Bedauern, „dann können wir wohl wieder schieben. Kommst du mit, Olga?“

      „O ja!“ rasch schlüpfte Olga in ihren Regenmantel und gab Leonore die Hand. „Gute Besserung für deine Mutter!“ Und schon war sie hinter den Jungen her und zur Tür hinaus.

      Die anderen blieben noch, bis der Krankenwagen vorfuhr und zwei Sanitäter Frau Müller, die bis zum Hals mit einem regendichten Tuch bedeckt war, vorsichtig hinaustrugen.

      Leonore lief nebenher und hielt ihrer Mutter einen Regenschirm über den Kopf. „Darf ich mitfahren, Herr Doktor?“ bettelte sie. „Bitte, bitte, ich muß doch unbedingt wissen …“

      „Also gut“, sagte Dr. Horn, „steig ein! Ich hole dich dann später in der Klinik ab. Aber du mußt dann auch aufhören zu weinen.“

      „Ganz bestimmt“, versprach Leonore und kletterte zu ihrer Mutter in den rückwärtigen Teil des Krankenwagens.

      Herr Doktor Horn hatte Mantel und Hut angezogen; jetzt verstaute er seine Bereitschaftstasche in seinem Auto, setzte sich an das Steuer, wendete und fuhr davon.

      „Sieben kleine Negerlein“, sang Katrin, „denen war es einerlei, was nun aus den anderen wurde, so sind wir nur noch drei!“

      „Also, ich muß schon sagen“, meinte Silvy, „daß das selbst in Anbetracht der Umstände eine sehr sonderbare Auffassung von Gastfreundschaft ist.“

      „Ich möchte bloß mal wissen, wie du dich benehmen würdest, wenn deiner Mutter so etwas passieren würde!“ konterte Ruth.

      „Bestimmt würde ich nicht …“

      „Zankt euch nicht, Freunde, haut euch lieber!“ fiel Katrin ihr ins Wort. „Wir haben jetzt drei Möglichkeiten: entweder schauen wir nach, wo die berühmten Kanapees und der hochgelobte italienische Salat stecken …“

      „Ausgeschlossen!“ sagte Silvy sofort.

      Ausnahmsweise war auch Ruth dieser Meinung. „Das geht nicht, Katrin, das wäre gar zu unverschämt.“

      „Na schön. Ich habe zwar Hunger und könnte eine kleine Stärkung brauchen, aber, bitte, wie ihr wollt!“

      „Und dein zweiter Vorschlag?“

      „Wir könnten aufräumen!“

      „Das hieße aber tatsächlich die Menschenliebe auf die Spitze treiben!“ behauptete Silvy. „Müllers sind schließlich fünf. Die können ruhig sehen, wie sie mit der Arbeit fertig werden.“

      „Und außerdem ist die Leiter kaputt“, sagte Ruth, „und ich möchte mir keinesfalls auch noch ein Bein brechen.“

      „Dann gondeln wir eben kurz entschlossen nach Hause.“

      „Das geht nicht“, widersprach Ruth, „weil die beiden Kleinen im Haus sein müssen, die können wir doch nicht einfach allein lassen.“

      „Habe ich total vergessen“, gestand Katrin.

      „Und außerdem wissen Peter und Paul noch gar nicht Bescheid!“ gab Silvy zu bedenken.

      Sie standen immer noch in der Haustür, berieten sich und blickten in den Regen hinaus, als die beiden Jungen endlich aufkreuzten.

      „Hallo“, rief Peter schon von weitem, „was steht ihr da wie bestellt und nicht abgeholt? Ihr wißt wohl ohne uns nichts anzufangen!“

      „Ist die Party schon in vollem Gange?“ fragte Paul, als sie nähergekommen waren.

      „Es gibt keine Party“, erklärte Silvy unumwunden, „eure Mutter ist von der Leiter gefallen, ein Krankenwagen hat sie abgeholt, und Leonore hat sie begleitet.“

      „Hört auf mit dem Quatsch! Solche Witze könnt ihr mit uns nicht machen!“ rief Peter.

      „Da seid ihr schief gewickelt“, erklärte Katrin, „Silvy hat ausnahmsweise mal die Wahrheit gesagt.“

      „Aber ihr braucht euch nicht zu beunruhigen“, fügte Ruth hinzu, „außer einer Gehirnerschütterung und einem Beinbruch ist nichts passiert.“

      Die Brüder waren ziemlich blaß geworden.

      „Ihr habt Nerven!“ knurrte Paul.

      „Können wir euch helfen?“ fragte Katrin höflich. „Aufräumen oder uns um die Kleinen kümmern?“

      „Nicht nötig. Das machen wir schon alleine“, lehnte Peter in einem reichlich patzigen Ton ab.

      „Oh, wir wollten uns keineswegs aufdrängen“, sagte Katrin zuckersüß, „so interessant, wie ihr zu glauben scheint, ist uns eure ehrenwerte Gesellschaft gar nicht!“ Sie wandte sich Ruth und Silvy zu. „Los, zieht euch an. Ihr seht, unsere Typen sind hier nicht erwünscht.“ Sie schlüpfte in ihren Kapuzenmantel, nahm ihren Schuhbeutel, stürmte aus dem Haus und wartete erst nach einigen Metern auf die anderen.

      „So frech hättet ihr zu den Jungen auch nicht zu sein brauchen“, tadelte Ruth.

      „Waren sie denn etwa fein zu uns?“

      „Sie waren sehr erschrocken“, erklärte Ruth, „und da kann man schon mal vergessen, höflich zu sein.“

      „Ruth hat nicht so unrecht“, sagte Silvy hoheitsvoll, „es wird wirklich Zeit, daß du anfängst, dich im Umgang mit Herren zu üben. Wenn du so weiter machst, kriegst du nie einen Mann.“

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