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machen, und lacht buchstäblich über jeden Dreck auf dem Boden. Tiere wie Menschen haben es gut hier. Sie genießen die Aussicht auf Brixen und auf all das, was Anna und Sepp ihnen bieten. „Man muss gerne Bäuerin sein, sonst geht das nicht“, sagt Anna. Und man muss einen Mann wie Sepp haben, der alles mit einer Leichtigkeit erledigt, die ansteckend ist.

      Das Ehepaar bewirtschaftet den jahrhundertealten Bauernhof auf einer Anhöhe bei Mellaun. Sie haben trotz der harten Arbeit auf dem Hof eine wunderbare Art, miteinander umzugehen, erfüllen den Raum mit Freundlichkeit, begegnen ihren Gästen warmherzig. All das überträgt sich auf uns, und spätestens dann, wenn Onkel Hans zum Hüttenabend samt Zither, Akkordeon und allerhand wilden Instrumenten lädt, fühlt man sich fernab aller E-Mails und Probleme. Mia schläft, während wir Gäste des Hauses Tiroler Liedern und Geschichten zuhören. Das abendliche Sprachengewirr mit deutschen Dialekten endet mit einem freundschaftlichen „Du“ und mit etwas zu viel Südtiroler Rotwein nach Lagreiner Art.

      „Geht doch mal auf die Plose“, rät uns Anna schließlich und schickt uns damit prompt am kommenden Tag auf ihren Hausberg, nur zehn Minuten vom Hof entfernt, wo uns die Kabinenbahn in luftige Höhen bringt. Ein Abenteuerweg samt Holzkunst, Rutschbahn und Barfuß-Erlebnispfad führt hinauf zur Jause auf die Rossalm, wo köstliches Essen, eine prächtige Aussicht, Liegestühle und ein kleinkindtauglicher Abenteuerspielplatz warten. Für den Weg brauchen wir nicht einmal die Kraxe – mit dem geländegängigen Kinderwagen sind wir hier gut unterwegs, auch wenn wir ab und an kopfschüttelnde Blicke ernten, die uns zu verstehen geben, dass wir das dem „armen“ Kind doch nicht antun müssen. Aber: Von wegen antun. Mia fühlt sich pudelwohl, Kühe kreuzen unsere Wege, an den Spielgeräten sucht sie trittunsicher nach der Balance. Die Dolomiten-Gipfel in der Ferne schauen freundlich und still auf uns herab. Und die Eltern? Die haben ihr Pensum Sport für heute gehabt.

      Zurück im Tal ruft dann aber doch wieder die Zivilisation, denn Brixen ist eine kulturell ansprechende, historisch bedeutende Stadt. Davon hat unsere Tochter zwar nichts, wir Erwachsene dafür umso mehr. Denn wo es schön ist, lassen sich auch Boutiquen und Sportgeschäfte nieder. Und wer sagt, dass man Wandern und Shoppen nicht verbinden kann? Also geht’s mit Tüten bepackt zurück zum Auto – Wanderschuhe für Mia sind auch mit dabei. Das mit dem Laufen dauert ja nicht mehr lange, und zum Schlittenfahren im Winter sind die Treter sicher praktisch. Zurück auf dem Hof treffen wir Anna beim Apfelpflücken. Mit frischen Tipps für den nächsten Tag verziehen wir uns am Abend in unser Appartement. Mia fällt erschöpft ins Bett. Umso mehr bleibt auch mal Zeit zu zweit.

      Für den kommenden Nachmittag haben wir uns zu einer ganz besonderen Führung angemeldet: Einblicke in die Klöster der Stadt bieten uns die achtundachtzigjährige Klarissen-Schwester Elfriede, die lange mit den Tertianerinnen in Kamerun war, bevor sie sich hier zurückgezogen hat, und der siebenundsiebzigjährige Abt Cassian, der uns durch die beeindruckende, jahrhundertealte Bibliothek des Kapuzinerklosters führt. Zu den Highlights der Klosterführung gehören handschriftliche Predigten „aus der Zeit der Türkenkriege“, Atlanten aus dem 15. Jahrhundert und prachtvoll geschmückte Bibeln aus allen Jahrhunderten, die für jedermann zugänglich sind. Nix für Mia, aber Pustekuchen: Sie sitzt vergnügt auf dem Arm, krabbelt bei Gesprächsbedarf während der Führung munter durch die Bibliothek und verhält sich so ruhig, dass sogar die zunächst naserümpfenden Mitgänger anerkennend nicken, anstatt – wie zu Beginn – den „Was müssen die jetzt auch noch ihr Kind hierher schleppen“-Blick aufzusetzen. Als Belohnung fürs Bravsein gibt’s für Mia einen Spaziergang durch den Klostergarten, in dem Blumen blühen und Kräuter wachsen.

      Der nächste Tag gehört dann wieder ganz den Bergen – rund um Brixen gibt es viele Almen, die auf gerodeten Anhöhen Kühe, Ziegen und Gasthäuser beherbergen. Ein guter Tipp unserer Gastgeber war hier die Villander-Alm, die bequem mit dem Auto und über einen kurzen Fußweg erreichbar ist und von wo aus man einen wunderbaren Blick auf die Sella-Gruppe und die Dolomiten hat. Mia schaukelt auf der Terrasse, während Mama und Papa einen Kaffee schlürfen – was braucht der Mensch sonst?

      Fehlt nur noch ein Abstecher nach Bruneck ins Messner Mountain Museum. Der Extrem-Bergsteiger setzt sein Geld und viel Energie in Projekte, die uns zum Nachdenken anregen sollen. Mitdenken kann Mia noch nicht, aber mit muss sie trotzdem. Wie das geht? Ganz einfach: Hinfahren, sich in der Burgschenke erst mal kräftig stärken und dann mit großem „Hui, schau mal!“ und „Guck mal, was da ist!“ durch die Gänge huschen. Auch das macht Mia prima mit. Geplättet ob der vielen Eindrücke sinkt sie noch während der Tour in einen sanften Mittagsschlaf. Das ist nicht die ungünstigste Situation, wenn Eltern mit Kleinkind ein Museum für Erwachsene besichtigen wollen.

      Nach dem Blick auf das, was der Mensch in den vergangenen Jahrhunderten den Bergen angetan hat, sehen wir das, was die Landwirte mit dem Konzept „Roter Hahn“ erreichen wollen, mit anderen Augen. „Es geht darum, die bäuerliche Landwirtschaft in ihrer jetzigen Form zu erhalten“, zitiert Anna aus den Statuten, als wir nach unserer Rückkehr nach Mellaun darauf zu sprechen kommen. Nicht „mehr Kühe sollen immer mehr Ertrag bringen“ soll das Ziel aller Bemühungen sein, sondern das, was man gemeinhin „Auskommen“ nennt, „auskommen mit dem, was man hat“, sagt Anna. Also: Landwirtschaft und Tourismus in einem positiven, naturnahen Miteinander. Damit alles so bleiben kann, wie es ist.

      Als krönenden Abschluss unserer Reise ins Land der Schüttelbrote, Almen und Museen führt uns Annas Tipp in einen der vielen Buschenschanken, die nicht nur Landwirtschaft und Tourismus, sondern auch bäuerliche Lebensart und hoch anspruchsvolle Küche miteinander verbinden. „Da gehen sogar die Italiener zum Essen hin“, sagt Anna, „und das will was heißen.“ Bei in Butter gezogenen Teigtaschen, die man Schlutzkrapfen nennt, und anderen Südtiroler Spezialitäten klingt die Reise in unsere Vergangenheit aus, der Duft von Ingwer und Anis bleibt uns anschließend aber noch wochenlang in der Nase.

      Vorteile dieser Reiseform:

       Auf einem Bauernhof gehören die Gäste mit dazu, sie nehmen am Leben der Familie teil, werden zur Hofarbeit eingeladen und lernen viel über Landwirtschaft.

       Höfe liegen häufig in einer exponierten Lage und nicht mitten in der Stadt. Es ist also meistens sehr ruhig und man ist sozusagen für sich.

       Das Konzept „Roter Hahn“ verfolgt ein nachhaltiges Tourismuskonzept. Hinter der Marke, die versucht, Produktion, Handel und Tourismus zu vereinen, steht der Südtiroler Bauernbund. Die Höfe werden regelmäßig geprüft und müssen sich an strenge Vorgaben halten. Zum Beispiel muss eine bestimmte Anzahl von Produkten vom Hof selbst stammen, der Rest der den Gästen servierten Produkte sollte – wenn möglich – aus Südtirol sein. Der Urlaub eignet sich für Kinder jeden Alters.Kinder kommen mit Tieren in Berührung, sind den ganzen Tag draußen, erleben eine gute Mischung aus Spiel, Bergerlebnis und Stadt. Da die Höfe meist nur wenige Appartements anbieten, kommen Besucher schnell mit den Gastgebern ins Gespräch.

      Nachteile dieser Reiseform:

       Komfort und Ausstattung der Höfe lassen sich nicht mit einem Familienhotel vergleichen. Man muss sich und sein Kind selbst beschäftigen. Kinderbetreuung usw. gibt es keine.

       Höfe liegen immer außerhalb von Städten. Ohne Auto ist der Urlaub also nicht empfehlenswert.

      Erholung oder Abenteuer?

      Eher Erholung. Der Urlaub ist dazu geeignet, städtisch geprägten Kindern oder Erwachsenen das Leben auf dem Land näherzubringen und das Bewusstsein für die Arbeits- und Lebensweise der Bauern zu schärfen. Wer „Action“ und Abenteuer sucht, sollte eine andere Reiseform wählen.

      Das würden wir beim nächsten Mal anders machen:

      Wir sind davon ausgegangen, dass wir mehrmals abends essen gehen. Das ist utopisch, denn die Restaurants liegen zu weit entfernt und mit Kleinkind isst man entspannter in den eigenen vier Wänden. Dafür packt man idealerweise eine Grundausstattung an Lebensmitteln wie Salz, Öl, Essig ein.

      Der ultimative Reisetipp für den Urlaub auf dem Südtiroler Bauernhof:

      Die Region rund um Brixen ist bekannt für ihre Almen. Schön sind die Villander Alm oder auch die Plose. Die Städte darf man gerade

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