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ja nicht in die Tüte!“

      „Aber was dann?“

      „Du mußt ihn zur Rede stellen! Und wenn er nicht eine sehr gute Entschuldigung auf Lager hat, reichst du die Scheidung ein. So wie du gebaut bist, findest du immer noch einen anderen.“ Die Mutter sah Leona mit einem seltsamen Ausdruck an. „Hast du ihn denn gar nicht lieb?“

      „Aber das ist doch kein Grund, mir alles von ihm gefallen zu lassen! Nein, Mutti, irgendwo muß ein Punkt sein.“ Leona machte ein wild entschlossenes Gesicht.

      Irene Heuer ließ sich auf den Küchenstuhl sinken. „Aber wenn Vati und ich uns trennen, dann müßte ich wieder arbeiten gehen … nicht, daß mir davor graut, im Gegenteil… aber was soll dann aus dir werden?“

      „Ich bleibe natürlich bei dir“, erklärte Leona mit schöner Selbstverständlichkeit, „schließlich habe ich ja auch einen Beruf, die Schule. Und wenn du Vati nicht mehr versorgen mußt, schaffen wir beide den Haushalt spielend. Ganz nebenbei.“

      „Ich weiß wirklich nicht…“

      „O Mutti, tu einmal… nur ein einziges Mal, was ich dir sage! Vati ist ja nicht aus der Welt, auch wenn du dich scheiden läßt. Und wir beide werden ein herrliches Leben miteinander führen!“

      An diesem Abend kam Peter Heuer, Leonas Vater, wieder einmal erst nach Hause, als Leona längst im Bett lag – und das, obwohl sie bis zu den 10-Uhr-Nachrichten vor dem Fernseher gesessen hatte. Am Morgen war ihr, als hätte sie in der Nacht Stimmen gehört. Aber sie wußte nicht, ob sie es nicht geträumt hatte. Der kleine Zeiger auf ihrer Nachttischuhr ging schon auf elf Uhr zu.

      Leona beeilte sich aufzustehen, schlüpfte in ihre Pantoffeln und suchte die Mutter. „Morgen, Mutti… lieb, daß du mich so lange hast schlafen lassen!“

      Frau Heuer saß im Wohnzimmer und las Zeitung.

      Leona schlang einen Arm um ihre Schultern und gab ihr einen Kuß. „Das Frühstück kann ich heute mal überspringen, was meinst du?“

      Frau Heuer ließ die Zeitung sinken und sah Leona an; ihre Augen waren rot und leicht verschwollen von vergossenen Tränen. „Dein Vater und ich haben uns ausgesprochen.“

      „Sehr gut.“ Leona setzte sich der Mutter gegenüber. „Und was ist dabei herausgekommen?“

      „Das möchte er dir gern sagen. Er erwartet dich um zwei Uhr im Restaurant zum Essen.“

      „Spitze!“ rief Leona. „Das nenne ich mal eine Idee.“ Sie sprang auf und fragte, mit plötzlich erwachtem Mißtrauen: „Du hast dich doch hoffentlich nicht wieder rumkriegen lassen?“

      „Keine Sorge.“ Ihre Mutter lächelte schwach.

      „Um so besser. Dann werde ich mich jetzt mal in Schale werfen.“

      Das elegante Restaurant in München war zwar nur fünf Minuten von der Holbeinstraße entfernt, und bis zur Verabredung mit dem Vater blieben noch drei Stunden Zeit. Aber wenn Leona sich schön machen wollte, dann tat sie es gründlich. Sie badete sich, wusch ihr Haar und zog sich mit Sorgfalt an. Statt der üblichen Jeans wählte sie ihr bestes Kleid und ihr einziges Paar heiler Strumpfhosen.

      Mit unendlicher Geduld verschönte sie ihr Gesicht mit allen möglichen Farben, und es ging wirklich schon auf zwei Uhr zu, als sie endlich fertig war.

      Aus ihrem Mantel war sie schon etwas herausgewachsen, deshalb verzichtete sie darauf, ihn anzuziehen. Es war ein sonniger, noch sehr frischer Vorfrühlingstag, aber Leona fand es besser, in Schönheit zu frieren.

      „Möchtest du nicht doch wenigstens eine Kleinigkeit essen?“ fragte die Mutter.

      „Kommt nicht in Frage. Heute will ich Vati schädigen!“

      Irene Heuer zog sie zärtlich an sich. „Mach’s gut, Liebling … und halt die Ohren steif!“

      Lachend löste Leona sich aus der Umarmung. „Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Mutti! Ich lasse mich nicht von Vati einschüchtern! Das solltest du doch schon wissen!“

      Leona kämpft mit allen Mitteln

      Als Leona die geschwungene Treppe zu dem Restaurant hinaufstieg, knurrte ihr der Magen, und ihre Wangen glühten von der kalten Luft. Jeder Tisch war besetzt, und sie sah sich suchend um.

      Ein Angestellter in schwarzem Smoking trat auf sie zu. „Sind Sie verabredet?“

      Es tat Leona unendlich wohl, gesiezt zu werden. „Ja, mit Herrn Heuer … Peter Heuer, dem Redakteur“, erklärte sie.

      „Herr Heuer ist schon hier! Er sitzt drüben am Fenster. Darf ich Sie führen?“

      Leona folgte dem Geschäftsführer. Ihr Vater saß allein an einem kleinen Fenstertisch und studierte die Speisekarte. Obwohl Leona im Augenblick sehr schlecht auf ihn zu sprechen war, mußte sie zugeben, daß er gut aussah. Er trug das dunkelblonde, dichte Haar ziemlich lang, hatte ein gepflegtes Bärtchen zwischen der Oberlippe und der Nase und ein Kinn mit einem lustigen Grübchen.

      Allerdings fand Leona, daß er in Jeans und Rollkragenpullover zu sportlich gekleidet war – jedenfalls für diese feine Umgebung und für sein Alter. Er war immerhin schon vierunddreißig Jahre und damit nicht mehr taufrisch.

      Sie begrüßte ihn mit Würde.

      „Nanu, wie siehst du denn aus?“ fragte er. „Bist du in einen Farbtopf gefallen?“

      „Ich habe mich für dich schön gemacht.“ Sie schenkte ihm ein überlegenes Lächeln. „Es tut mir leid, wenn ich deinen Geschmack nicht getroffen habe.“

      Er verzichtete auf eine Antwort und reichte ihr die Speisekarte. Sie wählte einen Crevettencocktail, Artischockenböden mit warmer Soße und zum Nachtisch Maroneneis mit Pflaumen. Ihr Vater entschied sich für ein Steak. Als er die Bestellung aufgegeben hatte, entstand ein lastendes Schweigen zwischen ihnen.

      Leona entschloß sich, den Stier bei den Hörnern zu packen.

      „Wolltest du mir nicht was sagen, Vati?“

      „Ja, ich habe dir etwas zu eröffnen. Aber ich glaube, wir sollten damit bis nach dem Essen warten.“

      „Oh, warum denn? Ich lasse mir so leicht nicht den Appetit verderben.“

      „Na gut, ganz wie du willst. Also: Deine Mutter und ich sind übereingekommen, uns zu trennen.“

      „Habe ich mir gedacht“, sagte Leona mit einer gewissen Befriedigung, weil die Mutter ihren Rat befolgt hatte.

      „Erst mal vorübergehend. Nicht, daß wir böse aufeinander wären. Wir haben einfach zu jung geheiratet, verstehst du. Ich kann mich nicht ein ganzes Leben an die Kette legen, und für deine Mutter ist es kein Zustand, dauernd allein zu Hause zu hocken.“

      „Das habe ich ihr auch schon gesagt.“

      „Wie gut, daß du so einsichtig bist. Sie wird also in ihren Beruf zurückkehren. Nun hör mir mal gut zu, Leona. Wir beide, deine Mutter und ich, finden, daß es nicht gut für dich wäre, mit ihr allein zu leben. Du bist ohnehin schon zu altklug, eine Einzelgängerin … “

      „Das stimmt doch gar nicht!“

      „Leider doch. Du gehörst unter junge Menschen, die … “ Leona fiel ihm ins Wort. „Aber ich bin unter jungen Leuten. Ich habe Freundinnen!“

      „Wen denn?“

      Diese Frage brachte Leona doch ein bißchen in Verlegenheit.

      „Na, Babsi zum Beispiel“, behauptete Sie und spürte selber, daß das nicht sehr überzeugend klang.

      „Babsi von nebenan! Na hör mal!“ Peter Heuer lachte. „Der hast du dich doch von jeher haushoch überlegen gefühlt.“

      „Deshalb kann sie doch trotzdem meine Freundin sein.“

      „Das zeigt

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